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ACR CONVERGENCE 2021
Rheuma MANAGEMENT | Nov/Dez 2021
RHEUMATOIDE ARTHRITIS
Neuer Interleukin-6-Inhibitor überzeugt in Phase-III-Studien Aus der Vielzahl der auf dem ACR Convergence 2021 zur rheumatoiden Arthritis (RA) vorgestellten Daten seien hier nur einige Highlights herausgegriffen. Dazu zählt sicher die ARIAA-Studie, die zeigte, dass eine Therapie mit einem bDMARD, hier Abatacept, bei Patienten mit subklinischer Arthritis und hohem RA-Risiko deren Manifestation verhütet oder zumindest verzögert. Nachdem Sirukumab in letzter Minute gestoppt wurde, scheint jetzt mit Olokizumab der erste direkte Interleukin (IL)-6-Inhibitor nach nunmehr drei positiven Phase-III-Studien, zuletzt CREDO2 und CREDO3, auf dem Weg zur Zulassung. Nach dem Versagen eines Januskinase (JAK)-Inhibitors scheint der Wechsel auf einen zweiten JAK-Hemmer oder ein bDMARD nach Ergebnissen der JAK-pot-Studie ähnlich effektiv zu sein, Rituximab könnte auch in niedrigeren Dosierungen eine Option sein. Bei älteren RAPatienten konnte in der GLORIA-Studie eine Low-Dose-Glukokortikoid (GK)-Therapie nur bedingt überzeugen.
Frühe Intervention bei präklinischer RA sinnvoll? Die präklinische Phase der RA ist durch das Vorliegen von ACPA, subklinischer Arthritis und Schmerzen gekennzeichnet. ACPA-positive Personen mit entzündlichen oder strukturellen Läsionen in der Bildgebung haben ein hohes Risiko für den Übergang zur manifesten RA. Ob bereits zu diesem Zeitpunkt interveniert werden soll, ist strittig. Da die T-Zell-vermittelte BZell-Aktivierung ein wichtiger Trigger für die Entwicklung einer RA ist, wäre Abatacept eine interessante frühe Therapieoption zum Aufhalten dieses Prozesses, da es die Aktivierung von TZellen unterbricht und recht gut verträglich ist. Eine internationale Gruppe um Jürgen Rech, Erlangen, prüfte daher in der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten ARIAAStudie, ob der T-Zell-Costimulationsmodulator Abatacept bei ACPA-positiven Patienten ohne RA, aber mit Entzündung im MRT (und hohem Risiko für RA) die subklinische Arthritis zurückfahren kann. Zwischen 2014 und 2019 wurden in 14, vorwiegend deutschen Zentren 100 Patienten für 6 Monate auf wö-
Olokizumab q2w (n=464) Olokizumab q4w (n=479) Adalimumab q2w (n=462) Placebo (n=243)
80
Anteil von Patienten (%)
70
70,3 71,4
66,9
60 50
44,4
45,3 45,7 38,3
40 30 20
12,8
10 0
ACR20
DAS28-CRP
Abb.: CREDO2-Studie: ACR20-Ansprechen (primärer Endpunkt) und DAS-CRP <3,2 unter Olokizumab (q2w bzw. q4w), Adalimumab und Placebo in Woche 12 (2)
chentlich s.c. Abatacept s.c. 125 mg oder Placebo randomisiert mit nachfolgendem 12-monatigen Follow-up ohne Therapie. Primärer Endpunkt (in der ITT-Population; n=98) war eine Verbesserung in mindestens einem MRT-Entzündungsparameter ( jede Veränderung ab Baseline >0 bei Synovitis, Tenosynovitis und Osteitis) gemäß dem RAMRIS-Score. Der primäre Endpunkt wurde erreicht: Zu einer Verbesserung von mindestens einem der genannten Kriterien kam es bei 61 % der Patienten unter Abatacept und 31 % unter Placebo (p=0,0043). Wohl noch wichtiger: Eine manifeste Arthritis entwickelten 17 Patienten in der Placebogruppe, aber nur 4 im Abatacept-Arm (34,7 vs. 8,2 %; p=0,0025). Somit verbessert Abatacept signifikant die subklinische Arthritis bei Patienten mit hohem RA-Risiko, was die Hypothese stützt, dass eine frühe medikamentöse Intervention der Entwicklung einer RA entgegenwirken oder diese wenigstens verzögern kann. (1) Dennoch bleibt zu konstatieren, dass auch im Placeboarm nur eine Minderheit der Teilnehmer eine RA entwickelte, sodass eine Übertherapie nicht auszuschließen ist – die Diskussion wird also sicher weitergehen.
Olokizumab: Gute Wirksamkeit und Sicherheit in Phase-III Nach den positiven Daten einer ersten Phase-III-Studie, CREDO1, bei Patienten mit Versagen auf Methotrexat (MTX), die den IL-6-Inhibitor vorwiegend im osteuropäischen Raum getestet hatte, wurden jetzt auf dem ACR die beiden globalen PhaseIII-Studien CREDO2 und CREDO3 nachgelegt. Zunächst zu der randomisierten, doppelblinden, aktiv- und placebokontrollierten CREDO2-Studie, die von Eugen Feist, Vogelsang-Gommern, und Kollegen präsentiert wurde. In dieser wurden 1.648 Patienten (im Mittel 45 Jahre, 78 % Frauen, Krankheitsdauer >7 Jahre, DAS28-CRP 5,8) mit aktiver RA trotz Methotrexat (MTX) im Verhältnis 2:2:2:1 für 24 Wochen auf s.c. Olokizumab 64 mg alle 2 (q2w) bzw. alle 4 Wochen (q4w), Adalimumab 40 mg q2w oder Placebo randomisiert ( jeweils plus MTX), danach folgte ein 20-wöchiges Follow-up. Primärer Endpunkt war das