12 minute read

GARTEN IM WANDEL

Der Kachelofen im Salon kommt aus dem Landschloss Orth. war nicht die einzige große Wendung in ihrem Leben. Damals, Anfang der Neunziger, war sie noch Geschäftsführerin eines mittelständischen Textilproduzenten. In sechster Generation und unter strenger Beobachtung ihrer Onkel, ihres Vaters und des Cousins leitete sie die Firma M. Faber & Co. Eine zierliche Frau in einem Männerhaus. Mit viel Ehrgeiz erarbeitete sie sich Ansehen und Vertrauen im Unternehmen. Doch dann, 1999, wurde die Firma insolvent. Damals ging es vielen Textilproduzenten in Österreich ähnlich. Außerdem war ihr Produkt, der Spitzenvorhang, aus der Mode gekommen. Mit einem Ausgleich konnten der Standort und die Firma erhalten bleiben, und ein komplett neues Familienunternehmen startete durch. Diesmal im Team: Theresas Schwester und zwei Mitarbeiterinnen. Gemeinsam verkauften sie die großen Lagerbestände von Spitzenvorhängen. Viel Staub, Einsatz und Demut waren der neue Alltag. Die Marke Texx Factory Outlet wurde geschaffen, um gemeinsam mit dem Fabriksverkauf der Firma Backhausen einen Standort für textilen Abverkauf zu etablieren. Aber auch dabei sollte es nicht bleiben.

Die Nachfrage nach Dekorstoffen war groß, und so wurde schrittweise neue Lagerware zugekauft. Die erste Charge war sogar noch ein Gegengeschäft für die Ausrüstungsstraße der Textilproduktion. Als meine Mutter

Theresas größte Freude im Haus ist das Blumenstecken.

dann zum ersten Mal als Einkäuferin auf eine Stoffmesse fuhr und nicht mehr als Ausstellerin ihrer eigenen Firma, nahm sie mich mit (und ein paar Tage aus der Schule). Seitdem bin ich mit dem Unternehmen mitgewachsen. Genauso lief es bei meiner Schwester Anna, die das Beraten ihrer Kundinnen und Kunden zur Kunst erhoben hat. Mit unserem Einstieg veränderte sich das Geschäft zusehends. Die Stoffauswahl wurde über die Jahre größer und einer strengeren Geschmackskontrolle unterzogen. Wir haben viel technische Expertise angesammelt, fast schon nebenbei wurde der Geschäftsraum immer schöner und – worauf wir besonders stolz sind – unser großartiges Team ist gewachsen. Das alles geschah nicht von allein. Mit der Hilfe einer systemischen Unternehmensberaterin setzen wir uns seit vier Jahren mit unserer Arbeitsumwelt auseinander. Dabei erarbeiten wir unsere Vision und die bevorstehende Übergabe –eine wertvolle Erfahrung mit viel Mehrwert. Vor allem haben wir das Glück, dass wir uns als Familie auch beruflich mit einer gemeinsamen Leidenschaft befassen: dem Gestalten und Einrichten von Räumen.

Das Wohnen ist der gemeinsame Nenner in unserer Familie. Da gibt es zwar auch das Kochen, Essen und Feste-Feiern, aber viel leidenschaftlicher wird umgestellt (Möbel), umgehängt (Bilder) und neu gedacht (Wände). Schon früh wurde dieses Interesse sichtbar: Die Kinderzimmer wurden regelmäßig umgestellt und unsere Wohnwünsche erfüllt. Dann haben sich alle Möbel einmal im Kreis gedreht, Wände wurden umgestrichen, Betten an die Decke gehängt. Heute ist es nicht anders: Wir verbringen ganze Sonntage damit, Möbel von einer Ecke des Hauses in eine andere zu tragen, zu schieben, zu rollen – um dann am Ende doch alles wieder rückgängig zu machen. Aber wir versichern uns gegenseitig, dass es sich trotzdem gelohnt hat. Für das eine Stück, das jetzt an einer besseren Stelle steht als vorher. Natürlich kann es passieren, dass dabei etwas übrig bleibt, dass sich der eine oder die andere aus der Umstellerei herausnehmen muss, denn es gibt ja noch die Küche und die Wäsche, die kleinen Kinder, irgendeine andere wichtige Beschäftigung, und die Umgestaltung bleibt stehen. Dieser Zustand ist für manch eine (Theresa) besonders schwierig auszuhalten, allerdings weiß auch sie seit der Lektüre von Marie Kondo: So muss es sein. Vor der Ordnung kommt das Chaos. Und natürlich wird zwischendurch oft innegehalten, viel diskutiert, was, wie und warum besser wäre. Und viel Probe gesessen: „Der Blick von hier ist super!“ Oder auch aufgegeben: „Ich fahr’ jetzt nach Wien.“ Was dann als Letztes kommt, ist ganz besonders wichtig. Da wird begutachtet und gelobt: „Warum sind wir nicht schon früher daraufgekommen?“ Oder: „Ihr seid großartig!“ Ja, das kann man ohne Übertreibung sagen.

Bei jeder Umräumaktion gibt es viel Freiheit und (bei allen Ansprüchen) wenig Perfektionismus. „Lieber prompt selber machen als perfekt“, so lautet die Devise. Es sind vergnügliche Familienmomente, wenn wir dann den Tee in der neu geschaffenen Sitzecke trinken. Die alten Nägel bleiben sicherheitshalber noch eine Zeit lang in der Wand ... vielleicht brauchen wir sie ja noch für die nächste Runde.

„Mein Wohnen hat sich über die Jahre verändert – genauso wie unsere Bedürfnisse. Vor allem will ich mich zu Hause wohlfühlen.“

INFOBOX

M. FABER & CO Stoffe und Maßvorhänge Himberger Str. 2, 1100 Wien Tel. +43 1 6881537 www.mfaber.at

Öffnungszeiten: Montag–Samstag, 10–17 Uhr

GIAMPIERO CELANI

EIN RASTLOS KREATIVER AUF REISEN

Wunderschöne Illustrationen von Landschaften, Tieren und auch Menschen zaubert der italienisch-österreichische Künstler Giampiero Celani wie mit einem Zauberstab auf Papier. Um mehr über den Kreativen und dessen Arbeit zu erfahren, verabrede ich mich mit ihm im berühmten Café „Zum Schwarzen Kameel“ in Österreichs Hauptstadt Wien. In Gedanken versunken, in dunkelgrüner Trachtenjacke, Jeanshemd, grauer Flanellhose und polierten braunen CollegeSchuhen, entdecke ich den attraktiven blonden Mann mit hellblauen Augen sofort. Er blickt abwesend aus dem Fenster, in den Händen hält er einen zerfledderten Roman. Das lebendige Caféhaustreiben scheint er gar nicht wahrzunehmen und seine Gedanken schweifen in weiter Ferne. Als ich ihn vorsichtig an der Schulter berühre, zuckt er leicht zusammen. Sofort hat er sich wieder gefasst und steht freudig auf, begrüßt mich mit einem dezenten Lächeln und rückt mir höflich den Stuhl zurecht. Bei einer Wiener Melange zeigt er auf sein Buch, einen Roman seines Lieblingsautors Patrick Leigh Fermor. In England ist der 2011 verstorbene britische Schriftsteller und ehemalige SOE-Agent bis heute ein verehrter Autor. Sein Reisebuch „Eine Zeit der Stille“ beschreibt den Aufenthalt Fermors als Gast in französischen Klöstern, wo er Ruhe und Gelassenheit fand. In weiteren Romanen nimmt er seine Leserschaft mit auf seine spartanischen Reisen und beschreibt, wie er beispielsweise zu Fuß von England nach Istanbul reiste. Entweder übernachtete er spontan bei Freunden oder in der freien Natur.

Giampiero erzählt, dass er den Reisestil des Autors, zu Fuß zu reisen, bewundert und ebenso öffentliche Transportmittel bevorzugt: „Nachdem ich einige Bücher von Fermor gelesen hatte, verstand ich den Unterschied zwischen einem Touristen und einem Reisenden. Während Ersterer bereits glücklich ist, die Welt

„Die Welt von gestern“ „Schnee von gestern“ – Schloss Emslieb, Salzburg „Museo Pietro Canonica“ – Villa Borghese, Rom

auf eine oberflächliche Weise zu erkunden, möchte Letzterer ein tiefes Verständnis für die Kultur und die Menschen vor Ort gewinnen. Bei beiden herrscht eine unterschiedliche Neugier für die Dinge.“ Inspiration für seine Illustrationen findet Giampiero am besten, wenn er unterwegs ist und sich einfach treiben lässt. „Wenn ich zu Fuß gehe, kann ich die unterschiedlichen Landschaften viel besser genießen und wahrnehmen.“ Häufig übernachtet er, nur mit Rucksack, Papier und Stiften ausgestattet, in Wäldern unter freiem Himmel. Sobald die Dämmerung hereinbricht, beginnt im Wald ein beruhigendes Konzert der Tiere. Seine Beobachtungen und Erfahrungen, die er unterwegs sammelt, verewigt er mit seinen Illustrationen. Am liebsten wandert er quer durch Mitteleuropa, aber auch in Afrika war er schon, um seine Eindrücke dort zu kalligraphieren und zu illustrieren. Sein nächstes Ziel wird definitiv Siebenbürgen in Rumänien sein, denn „die Natur dort muss faszinierend sein“, schwärmt er. Wenn es zu kalt ist oder regnet, gibt es auch viele Freunde und Bekannte, die Giampiero herzlich willkommen heißen. „Meine Zeichnungen entstehen häufig durch die Inspirationen von warmherzigen und großzügigen Menschen und Freunden, die immer eine offene Türe für mich haben. Ich bin kein Mensch vieler Worte“, meint Giampiero, „da ich eher schüchtern bin. Aber ich versuche, meine Dankbarkeit mit meiner Kunst auszudrücken.“

Irritiert beobachte ich, wie er plötzlich den Löffel nimmt und etwas von dem hellbraunen Kaffee über das Buch tropfen lässt. „Kaffee ist eine super Farbe, um sowohl Büchern als auch meinen Illustrationen eine gewisse Patina zu verleihen“, erklärt Giampiero. Er verwendet in fast allen Illustrationen neben Tinte, Bleistift und Wasserfarben auch Kaffee, erläutert er. Ich bin beeindruckt und möchte natürlich sofort einige seiner Lieblingskunstwerke sehen, die er mir stolz auf seinem iPhone zeigt. Besonders gefallen mir mit schwarzer Tinte und leuchtenden Farben gezeichnete Illustrationen aus Italien. Sie zeigen die Villa Discopoli in Capri vor einem flammenden Sonnenuntergang mit Palmen sowie Details der Schönheit Venedigs, umrahmt von Kalligrafie. Neben vielen weiteren Naturschauspielen zeigt er mir auch Zeichnungen von exotischen Vögeln mit aufwendigen Bommeln auf eleganten Schuhen. „Das ist meine aktuelle Kooperation mit dem französischen Schuh-Label Chatelles“, erzählt Giampiero. Seine Papagei-Designs sind seit Mitte April auf den Loafers in knalligen Farben zu kaufen. Das sei aber nicht die einzige Kooperation mit einem Fashion-Label, auch für die Brillenmarke L.G.R entwirft er kreative Designs mit Kakadus und Leoparden. Auf Tapeten sind Giampieros Illustrationen ebenso zu bewundern. Am liebsten würde er berühmte Hotels mit seinen Illustrationen auf Tapeten bereichern: „Passend zu den jeweiligen Örtlichkeiten möchte ich die Natur und lokale Wahrzeichen für die Hotelgäste als einzigartige und maßgeschneiderte Handarbeit auf Wände zeichnen.“

Hotels faszinieren Giampiero. So hat er zum Beispiel auf seinem Weg zu unserem Treffen im „Zum Schwarzen Kameel“ einen Blick auf das mittelalterliche Hotel Orient geworfen, dessen Architektur und Design ihn faszinierte. Wie ich später recherchiere, stammt der Name des Hotels daher, dass hier Beiboote von Donauschiffen, die mit Waren aus dem Orient beladen waren, Halt machten. Spontan entscheiden wir, das Café zu verlassen, und auf einem Spaziergang zum Palais Schwarzenberg zeigt mir Giampiero auch gleich das Hotel Orient. Neugierig betrete ich die Eingangshalle, die burlesk im üppigen Makart-Stil eingerichtet ist. Eine Dame am Empfang fragt mich, für wie viele Stunden sie mir ein Zimmer anbieten darf. Mit knallrotem Gesicht verlasse ich fluchtartig das Hotel. Ein sogenanntes „Hotel für romantische Stunden zu zweit“, das schon in einigen

„Le Grand Chalet“ – Rossinière, Schweiz

bekannten Filmen zu sehen war, darunter in „Der dritte Mann“ mit Orson Welles, recherchiere ich auf meinem Handy. Das Interior Design des Hotels hat allerdings auch mich sehr beeindruckt.

Seine Kindheit verbrachte er in Rom. In der Großstadt fehlte ihm einfach die Nähe zur Natur. „In der Natur, speziell in Wäldern, bekomme ich das unglaubliche Gefühl von Freiheit“, schwärmt Giampiero. Erst als seine Familie nach Friaul zog – Friaul-Julisch Venetien ist eine Region im Nordosten Italiens, die an Österreich, Slowenien und das Adriatische Meer grenzt –, fühlte er sich vom stickigen Großstadtleben befreit. Bekannt ist diese Region für die gezackten Gipfel der Dolomiten und für die Weingüter, auf denen Weißweine hergestellt werden. Plötzlich bleibt Giampiero vor einem gewaltigen Tor stehen. Er sperrt es auf und erklärt, dass er von Freunden eingeladen wurde, um hier in Ruhe seiner Arbeit nachgehen zu können. Hinter dem Tor erblicke ich einen prachtvollen Park, der zu einem antiken Palais inmitten von Wiens Zentrum gehört. Spontan zeigt mir Giampiero bei einem Kaffee in der Gästewohnung seine aktuellen

Projekte. Auf einem Tisch liegen Stifte und unzählige seiner wunderschönen Illustrationen von verschiedenen Städten, Ländern und Tieren. Beim Anblick der Bilder verspüre ich sehnsüchtiges Fernweh. Ich verabschiede mich und bedanke mich für ein interessantes Treffen mit einem beeindruckenden Künstler.

Bild links oben: Pinie vor dem „Schloss Miramare“, Triest, Italien Bild links unten: „African Memories“ – Safari in Kenia Bild rechts oben: Slippers von Chatelles (Kooperation)

Text: Cécile von Fürstenberg

INFOBOX

Kontakt: www.instagram.com/giampiero_cp

Foto: @peachesandmint

Dr. Martina Toifl, CEO Heym Collections

VILLA ALMA BOUTIQUE-HOTEL

Sommerfrische und „Lakeside Stories“ am Wolfgangsee

Nicht nur den Kaiser, sondern auch die feine Gesellschaft zog es im 19. Jahrhundert in den Sommermonaten zur Erholung von Wien in das Salzkammergut – die Sommerfrische war geboren. Heym Collections legt diesen Kult neu auf und zelebriert mit der Villa Alma in St. Gilgen am Wolfgangsee ein modernes Comeback. Das mit viel moderner Kunst ausgestattete feine Boutique-Hotel bietet einen individuellen und diskreten Rahmen, lädt aber jeden Gast ein, seine eigene „Lakeside Story“ zu schreiben.

Foto: @gregorhofbauer Foto: @gregorhofbauer

Sitzecke mit Seeblick in der Junior Suite Nr. 9

Die Villa mit 8 Zimmern und Suiten, davon alle mit Terrasse oder Balkon samt Seeblick, mutet mehr wie ein privates Refugium denn ein Hotel an. Stilvolles Interior Design, großzügige Aufenthaltsräume im EG, ein fantastisches Frühstück, ein großer Garten mit eigenem Seezugang und beste regionale Kulinarik in Alma’s Deli machen die frisch renovierte Jugendstilvilla zur traumhaften Kulisse für den Urlaub im malerischen Salzburger Seenland.

Welcome to your Lakeside Story!

Nach The Mozart, The Maximilian und der Villa Ivy in Salzburg gelingt Heym Collections ein weiterer Coup: In die außergewöhnliche Boutique Hotel Collection reiht sich ab sofort die neue Villa Alma. Das stilvolle Hideaway liegt knappe 30 Autominuten von Salzburg entfernt und führt in das Herz des Salzkammerguts, in das beliebte Seenland mit seiner einzigartigen Landschaft, nach St. Gilgen am Wolfgangsee.

Heym Collections CEO Martina Toifl zu ihrem jüngsten Projekt: „Mit Familie und Freunden zusammen jausnen und sich zum Nachtmahl treffen, unkompliziert und easy going – das wollen wir als moderne Sommerfrische weiter pflegen. Das Ganze in Kombi mit modernem Design, urbaner Optik und einer gewissen Lässigkeit bei höchstem Servicelevel. Und die alten Mauern geben Raum für Inspiration. Wir stellen den Gästen keine iPads oder E-Bikes, sondern Brettspiele und Vintage-Radios zur Verfügung. Natürlich gibt es auch Fahrräder – ohne E-Motor – und Paddle Boards zum kostenlosen Verleih für Hotelgäste. In der kleinen integrierten Greißlerei Alma’s Deli gibt es Produkte von regionalen Produzenten. Der Sommerfrischler unterstützt wie damals die regionale Wirtschaft und wird für ein paar Tage ein wichtiger Teil des Ortes.“

Zur Ruhe kommen, Erdung finden und back to the roots: „Das gelingt an schönen Orten wie an einem See und in der Natur besonders gut. Das wusste auch schon der Kaiser“, so Toifl.

Vintage-Vibes mit Seeblick

Villa Alma trägt die Handschrift von Heym Collections und hat dennoch einen ganz eigenen Charme. Auch bei diesem Projekt zeichnet die Salzburger Interior-Muse Pia Clodi für das Innendesign verantwortlich. Fischgrätparkett, helle Rattanmöbel, frisches Mint und Petrol an den Wänden und Akzente in Rosa und Sonnengelb verleihen den Räumen ein aufgeräumtes und einladendes Ambiente. Die Jugendstil

Deluxe Lakeside-Zimmer

Foto: @gregorhofbauer Alma’s Deli

This article is from: