KOLUMNE
Mag. Eva-Maria von Schilgen
SIMPLY THE BEST „I’m a man of simple tastes. I’m always satisfied with the best.“ („Ich habe einen ganz einfachen Geschmack – ich bin stets mit dem Besten zufrieden.“) Oscar Wilde (1854–1900)
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er irische Schriftsteller Oscar Wilde hatte sich bereits während der Studienzeit dem Ästhetizismus verschrieben, einer Kunstanschauung, welche in dem Schönen den höchsten Wert des Lebens sieht, dem sich alles andere unterzuordnen hat. Wild war ein Dandy, ein Mann mit formvollendeten Manieren, kultiviertem Auftreten und jederzeit passender, eleganter Kleidung, bekannt für sein extravagantes Auftreten, seinen ausgezeichneten Geschmack und seinen Perfektionismus. Als einer der ersten Vertreter dieses Typs Mann gilt der Engländer Beau Brummell (1778–1840), der mehr als fünf Stunden täglich darauf verwendete, sich umzuziehen. Ein weiteres prominentes Bespiel ist der im Jahr 1972 verstorbene Duke of Windsor, der abgedankte britische König Edward VIII. Neben seiner Liebe zu der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson kümmerte er sich ausgiebig um sein Äußeres. Seinem überaus gut gefüllten Kleiderschrank widmete das englische Auktionshaus Sotheby’s einen mehrbändigen Katalog und eine ganze Auktion. Auch schenkte der Duke der schönen Amerikanerin nicht nur sein Herz, sondern er ließ für Wallis Simpson einzigartige Juwelen bei den bedeutendsten Juwelieren anfertigen. Diese erzielen heute in den Auktionen Höchstpreise. Sie besitzen nicht nur einen historischen Wert, sondern wurden mit ausgezeichneten Steinen verarbeitet und haben daher eine enorme Preissteigerung erfahren. In Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit werden beständige Werte auch heute wieder nachgefragt. So ist der Trend zu hochwertigen Juwelen und Uhren in den letzten Jahren wieder spürbar stärker geworden.
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SCHLOSSSEITEN
Wer jemals weiches Kaschmir oder sanfte Seide auf der Haut gespürt hat, kennt den Unterschied zu billigen – wenn auch vielleicht modischeren Teilen – aus Kunstfasern. In der Anschaffung sind hochwertige, elegante Kleidungsstücke zwar teurer, aber letztendlich brieftaschenschonender, da sie länger tragbar sind. Wenn auch mancher Lederschuhe tragende Tierschützer anderer Meinung ist – Pelz als Bekleidung ist ökologisch unbedenklicher als eine wattierte Daunenjacke. Pelze, die im Fachhandel angeboten werden, sind in der Regel mehr als 50 Jahre lang tragbar, sofern man den „besten“ Kürschner findet, der die Modelle nach den neuesten modischen Ansprüchen umarbeitet. Tierschützer können auf jene Pelzsorten ausweichen, die als Nebenprodukt der Nutztierhaltung anfallen oder bei der Jagd erlegt werden (müssen). Auch Taschen guter Designer haben ein langes Leben. Kelly Bags der Marke Hermès aus den vergangenen Jahrzehnten erleben auf den internationalen Auktionen derzeit einen wahren Boom. Im Jahr 1935 erstmals erzeugt, wurde die Tasche 1956 nach der Schauspielerin und späteren monegassischen Fürstin Grace Kelly benannt, deren Noblesse und guter Geschmack eine ganze Generation prägte. Eine Investition, die sich auszahlte. Nun ist Wildes Lebensphilosophie nicht nur auf die Mode bezogen. Das „Beste“ ist für jeden Menschen individuell. Der eine wünscht sich den besten Lebenspartner, der andere die beste Bildung, die Dritte die beste Schönheitsoperation. Tatsache ist, dass zwar