KUNSTSTOFF XTRA
Fokus
Deutsche Kunststoffverarbeiter ziehen gemischte Bilanz
Trotz weniger Umsatz Stimmung zuversichtlich
Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Unterbrechung von Lieferketten und Produktionsprozessen. Die LockdownPhasen liessen parallel dazu etliche Abnahme-Märkte einbrechen. Dazu kommt eine allmähliche Verknappung von einigen wichtigen Rohstoffen. «Dies zusammen hat dazu geführt, dass die wirtschaftlichen Ergebnisse unserer Industrie im Jahr 2020 stark eingebrochen sind», erläuterte GKVPräsident Roland Roth. Der Umsatz der Kunststoff verarbeitenden Industrie in Deutschland ging im vergangenen Jahr gegenüber 2019 um 5,6 Prozent auf 61,5 Mrd. Euro zurück. Die im Inland getätigten Umsätze büssten dabei mit einem Minus von 5,5 Prozent weniger ein als die Exporte, die um 6,1 Prozent sanken. Gründe sind eingeschränkte Flugverbindungen, erschwerter Grenzverkehr und Lieferpro bleme aufgrund des Lockdowns sowie eine gesunkene Nachfrage bei bestimmten Konsumprodukten. Die Verarbeitungsmenge lag 2020 bei 14,2 Mio. Tonnen (–2,8 Prozent) und damit unter der des Jahres 2019. Der Beschäftigtenstand in der Branche lag zum Jahresende 2020 bei 322 000 Personen und damit um 4,1 Prozent niedriger als im Jahr davor. Gleiches gilt für die Anzahl der Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten, die gemäss der amtlichen Statistik im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent gesunken ist.
Entwicklung der Branchensegmente Die Branchensegmente haben sich unterschiedlich entwickelt. Während für die Verpackungsindustrie und im Fahrzeug- und Transportsektor die Nachfrage im letzten Quartal 2020 wieder anzog, sorgen in die4
Grafiken: GKV
Wie nicht anders zu erwarten, mussten die deutschen Kunststoffverarbeiter im vergangenen ‘Corona’-Jahr markante Umsatzeinbussen einstecken. Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV) zog in seiner virtuell durchgeführten Jahreswirtschaftspressekonferenz am Aschermittwoch Bilanz.
Menge und Umsatz der Kunststoff verarbeitenden Industrie nach Branchen 2018/2019/2020
sen Bereichen mangelnde Rohstoffverfügbarkeit und gestiegene Rohstoffpreise dafür, dass die Entwicklung in den nächsten Monaten fragil bleibt. Kunststoffverpackungen Bei den Kunststoffverpackungen hatten noch im Herbst 80 Prozent der Hersteller mit einer stabilen Versorgung gerechnet. Die Hälfte der Unternehmen hat jedoch derzeit Probleme, genügend Rohstoffe zu bekommen und mit dieser Verknappung haben nun viele Unternehmen zu kämpfen. «Hintergrund der angespannten Versorgungslage sind ausbleibende Importe, die vor allem nach China umgelenkt werden, sowie Anlagenausfälle und ForceMajeure-Erklärungen bei den RohstoffLieferanten. Diese Verknappung trifft auf eine gestiegene Verpackungsnachfrage im Lebensmittelbereich sowie bei der Automobil-, Möbel- und Bauindustrie», erklärt GKV-Geschäftsführerin Julia Grosse-Wilde die Situation.
Trotz dieser Engpässe erwarteten zu Beginn des Jahres zwei von drei Kunststoffverpackungsherstellern, dass sich die allgemeine Wirtschaftslage gut oder zumindest befriedigend entwickelt und rechnen mit einer besseren oder zumindest gleichbleibenden Umsatzentwicklung im 1. Quartal 2021. Technische Kunststoff-Produkte Für den Bereich der Technischen Kunststoff-Produkte war das Pandemiejahr 2020 eines der schlechtesten Jahre seit der Finanzkrise 2009. Durch den Produktionsstillstand der Automobilindustrie im April wurden die Hersteller von technischen Kunststoffprodukten sowie der Maschinenbau und die E+E Branche stark strapaziert. Dies führte zu einem Umsatzrückgang von rund 12 Prozent. Im letzten Quartal 2020 konnte jedoch durch einen deutlichen Anstieg der Nachfrage insbesondere im Automobilbereich das Ergebnis des Jahres 2020 noch ver3/2021