FREUDE Magazin Ausgabe 20 "Wilde Sache"

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Text: JASMIN SHAMSI

eise Frauen, so wurden früher geachtete Kräuterkundige genannt, waren über Jahrhunderte unersetzlich in Dorfgemeinschaften. Für ihre Tätigkeiten als Ratgeberinnen, Hebammen oder Apothekerinnen eigneten sie sich umfassende Kenntnisse über die Natur an. Sie prüften Pflanzen und deren Wirkung systematisch und kannten die besten Sammelplätze. Ihr Wissen um die Verwendung von Heilgewächsen bei Krankheiten oder anderen Wehwehchen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. „Jedes Tal, jedes Dorf oder sogar jede Familie hatte unzählige Rezepte und es entstand das große Gebiet der Volksmedizin“, erfährt man aus dem Buch „Rebel Plants“ der Kräuterpädagogin Valerie Jarolim. Wie kam es, dass die Weitergabe von Kräuterwissen vor allem Frauensache war? Helga Bauer von der Kräuter-

Anbaupartnerin von SONNENTOR – KRÄUTERHOF ZACH Die Welt der Pflanzen und Kräuter eröffnete mir: Mein Papa. Der kannte sich mit Kräutern sehr gut aus. Dadurch, dass er mir von klein auf alles über ihre Anwendung und Wirkung erklärt hat, ist mein Interesse schon früh geweckt worden. Mein Profi-Tipp für Kräuterfans: Die Blätter von losen Tees brechen, bevor man sie aufgießt. So wird das Aroma freigesetzt. Dieses Geheimnis gebe ich gerne preis: Die Blätter des Spitzwegerichs kann man anstelle eines Pflasters verwenden. Wenn wir früher draußen auf den Wiesen waren, hatten wir nicht immer eines zur Hand. Den Spitzwegerich hingegen findet man überall in der Natur. Er wirkt wundheilend und desinfizierend. Mein Lieblingskraut: Die Melisse, weil man mit ihr am Abend wunderbar zur Ruhe kommt.

Anbaupartnerin von SONNENTOR – KRÄUTERFARM BAUER Ich glaube an die Kraft der Natur: Weil ich von ihr seit der Kindheit leben musste. Meine Mutter war Kriegswitwe und hatte nur wenig Geld zur Verfügung. Wir waren von morgens bis abends auf dem Feld. Mein Profi-Tipp für Kräuterfans: Kräuter am besten immer bei zunehmendem Mond setzen. Außerdem darauf achten, dass man gut beisammen ist. Wenn ich z.B. Kopfschmerzen habe oder mich nicht gut fühle, setzte ich auch keine Pflanzen. Dieses Geheimnis gebe ich gerne preis: Ich stelle meine Baldriantropfen aus ­Baldrianwurzel und Hopfenblüten selbst her. Das Rezept habe ich von einer Krankenschwester aus Wels. Aber Achtung bei der Dosierung! Einmal habe ich am Abend zu viel genommen und bis zum nächsten Vormittag durchgeschlafen. Mein Lieblingskraut: Die Zitronenverbene, weil sie so toll duftet. Zusammen mit Melisse und Pfefferminze schmeckt sie in einem Tee besonders gut.

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