FREUDE Magazin Ausgabe 20 "Wilde Sache"

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in alten »Ich stöbere gerne ntdecke de Kräuterbüchern untaunliches« dabei ­Ers VALERIE JAROLI

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Kräuterpädagogin, Agrarwissenschaftlerin, Autorin BLATT & DORN Die Welt der Pflanzen und Kräuter eröffneten mir: Meine Großeltern. Mein Opa wusste über jede Blume Geschichten zu erzählen. Meine Oma setzte sich künstlerisch mit Pflanzen auseinander, malte und fotografierte sie und besaß viele alte Heilkräuterbücher. Dieses Geheimnis gebe ich gerne preis: Dass die Menge an Vitalstoffen in Wildkräutern erstaunlich hoch ist. Die ­Brennnessel z.B. enthält 71 mg Magnesium, 630 mg Kalzium und 7,8 mg Eisen pro 100 g essbaren Anteil. Normaler Kopfsalat kann im Vergleich nur mit 11 mg Magnesium, 37 mg Kalzium und 1,1 mg Eisen punkten. Mein Lieblingskraut: Die immergrünen Nadelbäume. Ihre ätherischen Öle sorgen für einen würzigen Waldduft, sie speichern klimaschädliches CO2 und produzieren Sauerstoff. Ihr Harz lässt sich zu feinen Salben verarbeiten und ihre Nadeln ergeben einen tollen Tee.

Buchtipp In „Rebel Plants“ erklärt Valerie Jarolim, wie Pflanzen unser Überleben sichern können. Löwenzahn Verlag, 240 Seiten, 26,90 Euro

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Schattenstunde der gefeierten Kräuterfrauen stellt die Hexenverfolgung ab dem 15. Jahrhundert dar. Von nun an mussten sie als Sündenböcke für jegliches Leid und Unheil herhalten. Das hatte zur Folge, dass ihr Wissen zunehmend in Vergessenheit geriet. Im 19. Jahrhundert wurde zudem mit dem synthetischen Nachbau pflanzlicher Inhaltsstoffe experimentiert. 1884 kam schließlich eines der bekanntesten Schmerzmittel in den Handel: Aspirin. Als Vorbild für dessen Herstellung diente die Weidenrinde. Waren Arzneimittel zuvor in Apotheken individuell angefertigt worden, traten zu Beginn des 20. Jahrhunderts industrielle Fertigpräparate ihren Siegeszug an. Doch schon kurze Zeit später wurde diese Entwicklung unterbrochen. Die Folgen des Ersten Weltkriegs wie der allgemeine Gütermangel führten dazu, dass man sich schon bald wieder auf den heimischen Heilpf lanzenschatz besinnen musste. Hier trat Maria Treben auf den Plan. Als Vorreiterin der österreichischen Naturheilkunde und Autorin mehrerer Bücher erlangte sie weltweit große Bekanntheit. Bis 1987 hielt Maria Treben regelmäßig Vorträge vor Tausenden von Zuhörer:innen im In- und Ausland. RÜCKBESINNUNG Heute ist die Anwendung von Heilpflanzen wieder anerkannter Teil der Medizin. Ob Phytotherapie oder Kräuterpädagogik: Seit einigen Jahren werden die vielfältigen Möglichkeiten, die die Natur bereithält, wieder neu entdeckt. Interessanterweise sind es vor allem junge Menschen, die diesen Trend befeuern. „Wir haben uns bisher darauf verlassen, dass Dinge jederzeit verfügbar sind. Die Krisen der letzten Jahre haben verdeutlicht, wie bequem, aber auch fremdbestimmt wir gelebt haben“, sagt Maria Schmidt, die zusammen mit ihrem Mann seit 35 Jahren den Biohof Schmidt führt. Inzwischen sind auch ihre beiden Kinder mit eingestiegen. „Die junge Generation besinnt sich mehr denn je auf die Natur und sucht nach Alternativen“, stellt die Landwirtin aus Neudorf fest. Dazu gehöre auch ein gesteigertes Ernährungsbewusstsein. Nº 20


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