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Testen, Testen, Testen! Ausbrüche von viralen Infektionskrankheiten haben in den letzten 100 Jahren mehr als zehn Gesundheitskrisen von epi- oder pandemischer GröSSenordnung ausgelöst1. Die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte COVID-19-Pandemie ist neben der Spanischen Grippe von 1918 die bisher tödlichste respiratorische Viruserkrankung der modernen Zeit. Neben mehr als 3.000.000 Todesfällen und über 130.000.000 nachweislich infizierten Personen sind enorme wirtschaftliche Schäden entstanden, wobei allein in Österreich ein BIP-Minus von 7.5 % im Jahr 2020 verzeichnet wurde2. Max J. Kellner
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in Hauptgrund für die rasante Verbrei tung von SARSCoV-2 findet sich unter anderem in der stark unterschiedlichen klinischen Ausprägung von COVID-19, wobei mehr als 60 % aller nachweislich infizierten Per sonen keine oder nur milde Krankheitssymptome aufwei sen3. Dabei sind gemessene Viruslasten in asymptomati schen Personen oftmals in der derselben Größenordnung wie bei symptomatisch er krankten Individuen4. Asym ptomatische Verbreitung von SARS-CoV-2 ist demnach als zentrale Triebfeder der COVID-19-Pandemie anzu sehen5. Neben medizinischen Vorsorgemaßnahmen, wie dem Tragen von Masken und der Immunisierung durch Impfungen, steht vor allem das Testen im Vordergrund der Pandemiebekämpfung. Nur ein erfolgreicher Nach
weis des Virus, gefolgt von der Isolation der infizierten Person, erlaubt die Unterbre chung von Infektionsketten, und demnach die Verbreitung der Krankheit.
Strukturproteine versus Genom, Unterschiede im Testprinzip Zugelassene Testverfahren für SARS-CoV-2 basieren auf zwei unterschiedli chen Testprinzipien6. Beim Antigentest wird mittels Antikörper und chromato graphischem Trennprinzip der Nachweis von viralen Strukturproteinen erzielt. Unter Strukturproteinen versteht man im allgemei nen Proteine, aus denen der Virus zusammengesetzt ist, wie etwa der Hülle oder dem Nukleokaspid, einem
ERNÄHRUNG | Nutrition volume 45 | 03/04. 2021
Trägerprotein, in dem das virale Genome eingewickelt ist. Molekularbiologische Testverfahren wie die Po lymerase-Kettenreaktion (PCR) basieren hingegen auf dem gezielten Nach weis des viralen Genoms7. Hierbei wird zunächst ein kurzer Abschnitt der vira len RNA in DNA umge schrieben, und anschlie ßend durch den Einsatz von Enzymen milliardenfach vervielfältigt. Das verviel fältigte Produkt wird üb licherweise mittels einer virusspezifischen Sonde in Echtzeit detektiert, wo durch eine genaue Bestim mung der ursprünglichen Virusmenge ermöglicht wird. In der Praxis ergibt sich ein wesentlicher Unterschied in der Handhabung und Aus sagekraft zwischen Antigenund dem PCR-Test. Der Antigentest benötigt keine
aufwändige Laborausrüs tung, da sich die benötigten Komponenten für den Test einfach auf Teststreifen auf tragen lassen. Somit ist der Teststreifen selbst das La bor, weshalb Systeme dieser Art vor allem in der Pointof-Care (POC) Diagnostik Anwendung finden. Wei tere Vorteile des Antigen tests liegen in der einfachen Handhabung und Testdauer von weniger als 20 Minu ten. Eine Vergleichsstudie der Berliner Charité hat allerdings erhebliche Un terschiede in der diagnosti schen Sensitivität, also die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnisses bei vorliegender Virusprobe, bei kommerziellen Antigen tests festgestellt7. Die diagnostische PCR be nötigt in der Regel eine Laborausstattung und kost spielige Geräte für die Echt zeitauswertung. Dennoch