Theater
Alles in strengster Ordnung
© Katja Kämmerer, Profikollektion
Volksbühne im Hirschgraben zeigt Samuel Becketts »Spiel« Zeitgemäßer geht es nicht. In Becketts Dreiecks-Geschichte »Spiel« ist der Handlungsspielraum der teilnehmenden Personen streng formal fixiert. Zwar befinden sie sich in einer Situation zwischen Leben und Tod, doch ist ihr Verhältnis zueinander im korrekten Abstand von 1,50 m auf der Bühne wie festgenagelt. Nicht anders ergeht es den Zuschauern: Fröhliches Miteinander sei da ausgeschlossen, kündigt die Volksbühne zu ihrer nunmehr schon zweiten Wiedereröffnung im ersten Jahr »virtuoses Endzeittheater mit archaischen theatralischen Elementen: Mimik Sprache, Licht. Und Witz« an. Unter der Regie von Michael Quast fügen sich Barbara Englert, Lucie Mackert und Sebastian Klein ihrem Rollenschicksal. gt Termine: 17., 19., 25. September, 19.30 Uhr; 27. September, 18 Uhr www.volksbuehne.net
24
|
Strandgut 09/2020
Gegen das Vergessen Michael Quast © Dominik Reichenbach
StudioNaxos & Theater Willy Praml: Themenwoche zur NS-Geschichte der Naxoshalle Von der jüdischen Familie Pfungst 1906/07 für die Produktion von Schleifmaschinen erbaut spiegelt die Geschichte der Frankfurter Naxoshalle das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts wider: enteignet und arisiert wurde die als »kriegswichtiger Betrieb« fungierende Fabrik durch Zwangsarbeit von mehrheitlich weiblichen Gefangenen aus Osteuropa betrieben. Ursprünglich für Mai anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz (8. Mai) sowie der 40-jährigen Städtepartnerschaft von Frankfurt und Tel Aviv geplant, richten die beiden die Naxoshalle heute bespielenden Theatergruppen stiudioNAXOS und Theater Willy Praml jetzt vom 26. September bis 1. Oktober die Themenwoche »Gegen das Vergessen« aus. Über Symposien, Vorträge. Malte Rauchs Film »Rollbahn«, Konzerte, eine Ausstellung und Stadtrundgänge hinaus werden in der Naxoshalle auch Theaterstücke gezeigt. Die Neuproduktion »P« des Theaters Willy Praml versteht sich als szenisches Denkmal, das den mit einem für polnisch stehenden P sichtbar stigmatisierten Zwangsarbeiter*innen in Deutschland gewidmet ist. Unter der Regie von Michael Weber mit Hannah Bröder, Birgit Heuser und Anna Staab.
Die Theaterperformance »Widerhall« gilt dem Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963/64. Von heutigen Sichtweisen und Fragen ausgehend steht unter der Verwendung von originalen Tonbandmitschnitten die Konfrontation von Angeklagten und Zeugen im Zentrum der von Marie Schwesinger inszenierten Arbeit. Mit dabei: Loriana Casagrade (Kostüme, Bühne), Camilo Bornstein (Komposition/Sound) und Marlene-Sophie Haagen (Performance). Die performative Installation »Gespenster der Arbeit« der Gruppe profikollektion setzt mit Klang und Licht sowie zehn Darsteller*innen die begehbaren Orte aus den Erinnerungen der Zeitzeugin Naxoshalle in Szene. gt
Termine: »P«: 26. September–1. Oktober, jeweils 18 Uhr »Widerhall«: 26.–30. September, jeweils 19 Uhr »Gespenster der Arbeit«: 26. September–1. Oktober + 3. Oktober, jeweils ab 21 Uhr Das komplette Programm: www.studionaxos.de