IMMOBILIEN INNOVATION

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Projektentwicklung 16

IMMOBILIEN INNOVATION_10/2021

«Ohne BIM keinen Auftrag» Projektentwicklung – Building Information Modeling revolutioniert Planungs- und Bauprozesse. Doch fordert die neue Bau­ methode auch von allen Beteiligten ein konsequentes Umdenken, solidarisches Miteinander und kontinuierliches Lernen. Eine Herkulesaufgabe für Bauherren, ­Projektentwickler und Architekten. Von Susanne Osadnik – Fotos: zVg

Für die Schweiz war es ein Pilotprojekt – ein wegweisendes, wie sich bald herausstellen sollte. Ohne die deutlichen Worte von Jean Luc Perrin wäre seine Realisierung vermutlich aber gar nicht möglich gewesen wäre. Denn als Mitglied der Spitaldirektion fand Perrin von Anfang an deutliche Worte, als es um den Neubau des Felix-PlatterSpitals in Basel und die Ausschreibung des Wettbewerbs für diesen Grossauftrag ging. Die schlichte und eindrückliche Botschaft «Man setzt vor des Diplom-Ingenieurs, der als interner allem während des Projektleiter verantwortlich für das Bauvorhaben zeichnete, lautete: «Ohne BIM ­Planungsprozesses keinen Auftrag.»

auf das Know-how aus Vergleichsprojekten und auf enge Zusammenarbeit der Beteiligten.»

Gelungenes Pilotprojekt

Das Kürzel BIM steht für Building Information Modeling, eine Arbeitsmethode für vernetzte Planung sowie Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe Tamara Bott, Drees & von Software – und der inzwischen verSommer Schweiz storbene Spitalmanager war überzeugt, dass man mit dieser Vorgehensweise Kosten und Zeit bei Bau und Planung sparen und später auch den Gebäudebetrieb besser steuern kann. Jean Luc Perrin sollte recht behalten: Denn BIM erlaubt nicht nur die Integration und Nutzung aller notwendigen Daten über alle Projektphasen hinweg – die Informationen können nach der Fertigstellung auch ins Facility Management überführt und kontinuierlich abgeglichen und fortgeschrieben werden. Der Entwurf, der dafür den besten Ansatz lieferte, war bezeichnenderweise das «Hand in Hand»Projekt der Architekturbüros Wörner Traxler Richter Planungsgesellschaft mbH aus Frankfurt am

Main und Holzer Kobler Architekturen aus Zürich, die im Dezember 2014 den Auftrag für den Bau des neuen Spitals erhielten. Damals war das Votum des Beurteilungsgremiums einstimmig: «Das Projekt überzeugt mit einer subtilen städtebaulichen Haltung sowie der geforderten Wirtschaftlichkeit in der Erstellung wie auch im Betrieb. Es weist das beste Preis-Leistungs-Verhältnis auf.» Inzwischen sind immer mehr Spitäler dem Beispiel von Felix Platter gefolgt. Denn der Kostenund der Wettbewerbsdruck sind erheblich und setzen das Gesundheitswesen sowie die Kliniken unter Sparzwang. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Bauökologie, Ästhetik und Architektur. Alle Projektbeteiligten sind gefordert Besser, schöner, nachhaltiger und trotzdem kostengünstiger? Um der Quadratur des Kreises gerecht zu werden, bedarf es immer häufiger der Fachleute, die sich nicht nur mit traditionellen Bauprozessen auskennen, sondern auch mit zeitgemässen Techniken und Technologien. Am Universitätsspital Basel (USB), das zurzeit mehrere Neubau- und Ausbauprojekte plant, kommt daher auch BIM zum Einsatz. Die Entwicklung des Areals gilt zurzeit als wichtigstes Infrastrukturvorhaben des USB – vor allem deshalb, weil es die Vernetzung der benachbarten Areale Schällenmätteli und Universität mit dem Campus entsprechend dem Masterplan Campus Gesundheit vorsieht. Das übergeordnete Ziel: Forschung, Lehre und medizinische Dienstleistung besser miteinander zu verbinden. «Um das zu gewährleisten, setzt man vor allem während des Planungsprozesses auf das Know-how aus Vergleichs­projekten und auf enge Zusammenarbeit der Beteiligten», erklärt Tamara Bott, Projektmanagerin bei Drees & Sommer Schweiz. Das international aufgestellte Beratungsunternehmen im Bau- und Immobiliensektor begleitet derzeit mehrere Spitalprojekte in Zürich, Basel und Bern. Jedoch sei jedes Bauprojekt ein individuelles Unterfangen, sagt Bott: «Man kann die Erkenntnisse und Erfahrungen aus einem Projekt nicht eins zu eins auf neue Bauvorhaben übertragen», so Bott.


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