Immobilien 36
IMMOBILIEN INNOVATION_10/2021
Noch Handlungsbedarf ESG – Gemäss dem neuen RICS Sustainability Report steigt die Nachfrage von Investoren und Nutzern nach grünen oder nachhaltigen Immobilien, insbesondere in Europa. Doch steht der Bausektor erst am Anfang der Messung von CO2 bei Projekten und Materialien, monieren die RICS-Experten. Von Birgitt Wüst – Fotos: Ingo Hoehn/dphoto.ch
«Die Aktivitäten rund um grüne und nachhaltige Gebäude gehen in die richtige Richtung» – zu diesem Schluss kommen die Autoren des RICS Sustainability Report 2021. Für die aktuelle Ausgabe des jährlich von der RICS Royal Institution of Chartered Surveyours und dem World Built Environment Forum erstellten Nachhaltigkeitsbericht haben die Experten die Meiungen von mehr als 4.000 Teilnehmern aus 30 Ländern des RICS Global Commercial Property Monitor sowie des RICS Global Construction Monitor zusammengefasst. «Die Branche muss nachlegen» Das Ergebnis der RICS-Umfrage: Das Interesse von Immobilien-Professionnels an umweltfreundlicheren Gebäuden und an nachhaltigeren Projekten wächst. Allerdings wachse es nicht schnell genug, um die globalen Netto«Wenn die null-Ziele zu erreichen. «Die Branche CO2-Reduktion nicht muss nachlegen», konstatieren die Massstab für die RICS-Autoren. Auswahl von Materi- Die Studie untersuchte insbesondere, ob und wie sich die Präferenzen für «grüne» alien, Systemen und Gebäude verändert haben und welche Komponenten bei Faktoren das wachsende Interesse an Baumassnahmen ist, ökologischen, sozialen und Governancewie sollen dann grüne (ESG-)Investitionen bestimmen. Über 40 und nachhaltige Prozent der Befragten gaben an, dass die Nachfrage von Kunden, Stakeholdern Produkte entstehen?» und Auftraggebern eine der Hauptantriebskräfte für den Boom bei Investitionen in Umwelt, Soziales und Governance (ESG) ist. In der Tat bestätigten per Saldo 55 Prozent der Befragten einen Anstieg des Interesses von Nutzern und Investoren an umweltfreundlichen und nachhaltigen Gebäuden, und nur sechs Prozent berichteten von einem Rückgang der Nachfrage nach solchen Anlagen, trotz der Herausforderungen durch die Covid-19-Pandemie.
Vorbildcharakter in Sachen Nachhaltigkeit wird dem HSLU Campus auf dem Suurstoffi-Areal in RischRotkreuz attestiert. Im Bild: Das 60 Meter hohe Holzhochhaus, in dem die HSLU neun Etagen belegt.
Mehr Miete für nachhaltige Gewerbeimmobilien Weitere Faktoren, die den Wandel beeinflussen, sind das gestiegene Bewusstsein für ESG-Risiken und -Chancen sowie das Markenimage und der Ruf. Die Erwartung höherer Renditen spielte nur bei circa 15 Prozent der Befragten eine treibende Rolle. Doch weil die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Immobilien steigt, kann die Verbesserung der Nachhaltigkeitsattribute eines Gebäudes einen Mietaufschlag bewirken. Gemäss der RICS-Umfrage geht etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer davon aus, dass «grüne» Gebäude einen Miet- und Preisaufschlag gegenüber nicht nachhaltigen Gebäuden erzielen. Dabei glaubt mehr als ein Drittel, dass der Miet- und Preisaufschlag bei bis zu 10 Prozent liegt; etwa 15 Prozent schätzen ihn noch höher ein. Darüber hinaus geben über 30 Prozent an, dass nicht als nachhaltig eingestufte Gebäude, selbst wenn es keinen Miet- oder Preisaufschlag gibt, einem «braunen Discount» unterliegen. Nur rund 20 Prozent sind der Ansicht, dass es weder einen Mietoder Preisaufschlag noch Discount gibt.