Interview
Bandleader und Saxophonist Pepe Lienhard begleitete Udo Jürgens 37 Jahre lang mit seinem Orchester auf Tournee. Ob er bei seinen Konzerten einen Phantomschmerz verspürt, warum die Blockflöte kein Folterinstrument ist und das Musical „Ich war noch niemals in New York“ so glücklich macht, verriet er uns im Gespräch.
Ich war noch niemals in New York Das Musical mit den Liedern von Udo Jürgens
„Das hat
mich
wahnsinnig
berührt“
36
980 gründeten Sie das Pepe Lienhard Orchester und begleiteten Udo Jürgens 37 Jahre lang. Verspüren Sie, wenn Sie heute - ohne ihn - auf der Bühne stehen, eine Art „Phantomschmerz“? Nein, es ist jetzt ja auch schon fünf Jahre her. Aber am Anfang waren wir geschockt, weil Udo wirklich fit war. Ich war am Abend vor seinem Tod mit ihm zusammen essen, alles war locker, wir machten Pläne für die Zukunft. Man war nicht vorbereitet. Ich meine, Udo war doch auch schon 80 Jahre alt, hat ein intensives Leben gehabt, aber auf der Tour, die wir vorher gespielt haben, war er super drauf. Man hätte nie erwartet, dass er stirbt. Das konnte ich anfangs nicht richtig akzeptieren, aber jetzt, nach fünf Jahren, ist es einfach eine Realität. Und das Leben geht weiter. Das ist halt einfach so. Aber im ersten Moment konnte ich keine Udo Show im Fernsehen gucken, ich konnte keine Udo-Songs hören die ersten Monate. Das war einfach zu präsent. Das war so unglaublich, dass er plötzlich nicht mehr da sein soll. Aber jeden Tag reden wir von Udo, nach wie vor. Er ist so präsent, wir spielen seine Musik und wir werden so oft angesprochen auf ihn. 37 Jahre ist schon eine lange Zeit, wo man so viel gemeinsam erlebt hat. Das brennt sich natürlich ein. Das ist ganz klar. Sie konzertieren auch mit eigenen Konzertprogrammen. Es gehört aber auch bei jedem Konzert dazu, dass Sie eine Hommage an Udo Jürgens spielen... Auf jeden Fall. Früher haben wir das ja nie gemacht. So lange Udo gelebt hat, habe ich - trotz sehr häufigem Wunsch - nie Udos Lieder gespielt, ich hab immer gesagt: Ich bin mit dem Original unterwegs, und wir machen keine Kopie von ihm. Jetzt, wo er nicht mehr lebt, ist es natürlich selbstverständlich, das wir auch musikalisch bei jeder Tournee an ihn zurückdenken. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit und das machen wir sehr gerne. ABBA arbeiten zur Zeit an einer Hologramm-Tour. Wenn man Sie fragen würde: „Pepe, wir haben da eine Idee, wir machen es wie ABBA und gehen auf HologrammTournee, performt von Udos digitalen Avatar und live begleitet vom Pepe Lienhard Orchester.” Wären Sie dabei? Ja, wär’ ich. Technisch wäre es auch möglich. Udos letztes Konzert in Zürich wurde mit sieben Kameras aufgenommen, wovon drei Kameras nur Udo im Bild haben. Also, man hätte die Möglichkeit mit einer großen LED-Wand, mit der Originalband. Man könnte live dazu spielen, mit einem Click Track, und Udo vorne auf der großen Leinwand. Technisch ist das möglich, das Material ist da, das ganze Konzert ist vorhanden, die ganzen Arrangements sind da, die UdoSpuren. Man könnte dieses Konzert definitiv als Hologramm spielen. Aber im Moment ist das kein Thema.
Udo Jürgens und Bandleader Pepe Lienhard spielten zusammen Hunderte von Konzerten. Auch privat waren die beiden enge Freunde.