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Filmschmankerl

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DER SALZBURGER BEZIEHUNGSMARKT IN ZEITEN VON CORONA

Dating ist in Zeiten von Corona nicht gerade einfacher geworden. Eine Idee des Wahl-Salzburgers Hendrik Stoltenberg mischt seit geraumer Zeit die Salzburger Datingszene auf.

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Die Fragen stellte Carolina Forstner

u:p: Zum Einstieg ein bisschen Auflockerung: Wie kamst du zur Podcast-Idee und für alle Unwissenden: Was ist „Salz im Herz“?

Hendrik: Die Idee kam mir einfach so. Ich bin selbst Single und höre sehr gerne Interviewpodcasts – das Equipment habe ich schon lange, das ist aber aus Zeitgründen nie in eine Umsetzung gegangen. Durch Corona habe viel mehr Zeit und dann ging es Anfang Dezember mit der ersten Folge los. Salz im Herz ist ein Podcast, in dem ich einmal pro Woche ein Interview mit einem Single führe. Abwechselnd Frau Mann ist aktuell der Turnus. Alter, Beruf und sexuelle Orientierung werden erst von mir am Ende erwähnt. Es gibt keine Infos über das Äußere. Ich möchte ein kleines Gegenkonzept zu der Oberflächlichkeit von Tinder bieten. Wenn man als Zuhörer*in den Gast spannend findet, kann man eine Nachricht schreiben. Ich leite diese dann an meinen Gast weiter und vielleicht entsteht ein Kontakt.

Skizziere für uns mal den Ablauf einer typischen Podcast-Episode?

Typisch – Na ja, ich habe immer eine ähnliche Struktur, aber es kommt natürlich sehr auf meinen Gast an, was ein Thema wird. Wir sprechen über Dating, Hobbys, Gedanken, Ängste und ganz allgemeine Dinge. Es ist eigentlich mehr normales Gespräch als ein reines Dating Format. Ich versuche irgendwie herauszubekommen, was die Person ist und nicht was, sie macht.

Im Podcast kommst du auch gerne die guten alten Datingapps wie Tinder und Co. zu sprechen und befragst deine Podcast-Gäste zu ihren Erfahrungen mit dem Onlinedating – Was wird dir hierzu berichtet?

Das ist natürlich sehr individuell, aber im Grundsatz stellt sich heraus, dass die meisten Tinder irgendwie doof finden. Zu oberflächlich, zu schnell, zu spielerisch, es aber dennoch immer wieder nutzen. Ich glaube das liegt auch daran, dass es kostenlos ist und eine gute Möglichkeit, gerade jetzt zu Corona neue Menschen kennenzulernen. Es geht uns ja doch allen ab! Ich verteufle diese Apps nicht, aber ich glaube, man muss einfach für sich selbst das Beste damit machen.

Was unterscheidet deinen Podcast von besagten Datingplattformen (den offensichtlichen Punkt. Es ist ein Podcast und keine Datingapp-Punkt aside ;)“)?

Dass das Aussehen keine Rolle spielt. Diese Standard-Attribute fehlen in dem Podcast. Man hört einer Stimme für 30–40 Minuten zu. Und wenn man die Person spannend findet, kann man mir eine Nachricht schreiben, die ich dann weiterleite. Gerne auch kreativ. Ich habe schon Briefe bekommen und auch Sprachnachrichten.

Die meisten Podcast-Gäste können aufgrund ihres Alters als sogenannte Millennials eingestuft werden? Hat diese Generation ein Dating-Problem?

Ja, das liegt aber daran, dass ich selbst Mitte 30 bin. Ich versuche da schon eine gewisse Vielfalt beim Alter reinzubringen, das ist aber gar nicht so einfach. Ein Dating Problem – das glaube ich nicht. Ich glaube aber, dass wir alle auf was Besseres warten, ohne zu wissen, was das ist. Liebe und Vertrauen braucht Zeit und ergibt sich nicht in vier Wochen. Aber dann suchen wir bei dem kleinesten Problem oder Unstimmigkeit schon nach jemand Neuem – sicher auch, weil Tinder das so einfach möglich macht. Ich bespreche das in Folge 1 mit Sebastian ganz gut.

Du stellst in deinem Podcast immer sogenannte A/B-Fragen, also Entweder/ Oder Fragen, nach welchem Prinzip hast du dir die Fragen ausgedacht?

Ach, da gibts gar kein Prinzip. Ich kenne das aus anderen Podcasts und finde es extrem spannend, da man da selbst mit-

denkt. Was sagt der Gast? Was denke ich selbst? Passt das nun? Und dann vergleicht man. Konzepte wie soziale Erwünschtheit spielen da eine riesige Rolle und das finde ich extrem spannend. Sich „coole“ Fragenpaare auszudenken ist nur leider alles andere als einfach.

Wie viele ernsthaft interessierte Menschen melden sich um die in deinem Podcast porträtierten Personen kennenzulernen?

Das ist ganz unterschiedlich. Die Reichweite des Podcasts ist noch nicht so groß und das Konzept lebt halt nur von der Reichweite. Die Männer bekommen deutlich mehr Anfragen als Frauen, da die Hörerschaft sehr weiblich geprägt ist. Das finde ich noch etwas schade, da ich wirklich tolle Gäste hatte bisher.

Was denkst du: Warum melden sich eigentlich viel mehr Frauen als Männer, um sich in deinem Podcast vorzustellen?

Es liegt sicher an der medialen Verbreitung wie „Fräulein Flora“ oder „Woman“. Die haben eine sehr weibliche Leserschaft. Davon ab glaube ich, dass Frauen bei so einem Format einfach mutiger sind und offener Mal was auszuprobieren. Männer sind da vielleicht doch eher oberflächlich geprägt. Das ist jetzt natürlich sehr plakativ und pauschal. Die genauen Gründe werde ich vielleicht nie erfahren.

Eine Frage von mir als Kennerin deines Podcast und deiner Fragen: Warum stellst du die Frage: „Freiheit oder Hoffnung und warum antworten alle Podcast-Teilnehmer*innen immer mit „Freiheit?“

Die Frage hat sehr viele Aspekte und kann sehr komplex gedacht werden. In der Kürze der AB-Fragen, glaube ich aber wird Freiheit positiver empfunden als Hoffnung. Letzteres hat ja doch oft einen negativen Beigeschmack. Man braucht Hoffnung, wenn etwas negativ ist. Das ist aber nur eine Vermutung. Ob es so ist - ich weiß es nicht.

Welche Frage würdest du den Gästen deines Podcasts gerne stellen, traust dich aber nicht?

(lacht) Das ist gar nicht so einfach. Mich etwas nicht zu fragen trauen habe ich nicht wirklich außer in negativen Aspekten nachbohren – daran habe ich kein Interesse. Es soll ja positiv bleiben. Ich glaube, alle Themen, die das Sexuelle betreffen, wären schon irgendwie spannend, aber da finde ich, dass es nicht ins Format passt.

Was konntest du aus diesem Projekt bisher für dich selbst mitnehmen?

Es ist wunderbar, Menschen dadurch kennenzulernen und offen über allerlei Themen zu sprechen. Das Feedback ist wahnsinnig positiv und ich lerne aktuell sehr viel. Das macht sehr viel Spaß und wer weiß wo das noch hinführt.

Würdest du selbst gerne Gast in einem Single-Podcast sein?

Die Frage bekomme ich oft gestellt - das wird aber eher nicht passieren.

Wie kann ich Teilnehmer*in in deinem Podcast-Format werden?

Man schreibt mir eine Nachricht, dass man gerne mitmachen will. Am besten gleich mit Alter, Herkunft, Wohnort und sexueller Orientierung. Da ich ein Fan von Vielfalt bin, versuche ich das in dem Podcast, soweit es machbar ist abzubilden. Bei vier Folgen pro Monat kann man aber nur wenigen Menschen diesen Raum zur Verfügung stellen. Ich habe schon viele Gäste Anfragen und bin gut ausgelastet. An Männern fehlt es ein bisschen. Aber es gibt ja nun schon einige Folgen und Vergeben sind erst zwei Personen.

Was möchtest du unbedingt noch gesagt wissen?

Ich freue mich grundsätzlich über jede Weiterempfehlung. Das Format ergibt einfach nur Sinn mit mehr Reichweite. Und es wäre schön, wenn mehr Männer sich bei den Frauen melden. Da ist noch Luft nach oben :)

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