Musik / Musikgeschichte Anfang und Ende in der Musik
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Stellen Sie sich vor, Sie wären Komponistin oder Komponist und hätten ein leeres Blatt vor sich mit Notenlinien darauf und im Kopf eine Melodie und Vorstellungen darüber, wie sich diese Melodie entfalten soll. Jetzt stellt sich Ihnen die Frage: Wie anfangen? Ganz laut, damit das Publikum weiss, dass jetzt etwas geschieht oder ganz leise, damit sich das Publikum einstimmen kann auf das, was folgt? Und soll die Melodie, die im Kopf schon da ist, gerade am Anfang erklingen oder erst später? Und wie soll das Stück zu Ende gehen? Mit Pauken und Trompeten oder zart verstummend oder gar so, dass man gleich wieder den Anfang spielen kann und ein perpetuum mobile entsteht? Das sind zentrale Fragen für jedes Werk. Auf ein Lebenswerk umgemünzt heisst das: Wie werde ich Komponist und wie geht mein Schaffen als Komponist zu Ende? Aufs Detail bezogen heisst das: Wie bilde ich eine Melodie, wie fängt sie an und wie hört sie auf? Dazwischen liegt alles Denkbare von einer Miniatur mit weniger als einer Minute Spieldauer und bis zu einer Monumentaloper, die fast einen halben Tag in Anspruch nimmt. Anfang und Ende eines Musikstücks sind aber immer auch mit Hörerwartungen verbunden, die der Komponist willentlich oder unwillentlich erfüllen oder enttäuschen kann. Aber das ist ein Gedanke, mit dem sich erst Komponistinnen und Komponisten des 20. Jahrhunderts beschäftigen. Die Vorlesungsreihe widmet sich diesen Fragen und stellt dabei Werke von Bach, Mozart, Beethoven, Brahms, Tschaikowsky und Igor Strawinski in den Mittelpunkt.
Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Online-Übertragung (Anmeldung erforderlich, siehe S. 4) 14. April
21. April
28. April
Dozent | Dr. Peter Keller, Artistic Consultant, Basel
5. Mai
12. Mai