JOURNAL FÜR PHARMAKOLOGIE UND THERAPIE Ausgabe 1-2022

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NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL / KONGRESSE

im Alter über 80 Jahre waren die altersspezifischen Erkrankungsraten noch hoch [3]. Wie die Ergebnisse der Post-hocAnalyse zeigen, war der Abfall des PSA-Wertes unabhängig vom Alter: In den Altersgruppen <65 Jahre, 65 – 79 Jahre und ≥80 Jahre erzielten 89 %, 90 % bzw. 94 % der Patienten ein PSA50-Ansprechen und 60 %, 71 % bzw. 67 % einen PSA-Wert unter der Nachweisgrenze [2]. Beim Gesamtüberleben weisen die Hazard Ratios bei allen 3 Altersgruppen auf eine Überlegenheit von Apalutamid/ADT versus Placebo/ADT hin, wobei sich der Benefit im Alter von <65 sowie 65 – 79 Jahren besonders deutlich zeigte [2]. Die therapiebedingten Nebenwirkungen nahmen mit steigendem Alter zu; dies galt für die Verumebenso wie für die Kontrollgruppe [2]. Hautausschläge traten mit zunehmendem Alter in der VerumGruppe vermehrt auf [2]. Die selbst empfundene Beeinträchtigung durch Nebenwirkungen, ermittelt anhand der Frage GP5 des FACT-P-Fragebogens (The Functional Assessment of Cancer Therapy – Prostate), war nach Angaben der Teilnehmer jedoch in allen 3 Altersgruppen unter Apalutamid/ADT und Placebo/ADT konstant und auf vergleichbarem Niveau. Dies galt ebenfalls für die gesundheitsbezogene Lebensqualität, gemessen mit dem FACT-PGesamtscore [2]. Fazit für die Praxis

Die beiden aktuellen Post-hocAnalysen der TITAN-Studien liefern Hinweise auf ein schnelles, starkes PSA-Ansprechen unter Apalutamid/ADT in der Therapie des mHSPC und auch auf eine

gute Wirksamkeit, bei zugleich guter Lebensqualität unabhängig vom Alter [1, 2]. Sie wurden parallel auch mit Daten der SPARTANStudie vorgenommen, auf deren Basis Apalutamid/ADT 2019 für die Behandlung von Männern mit nicht metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (M0CRPC) zugelassen worden war, die eine PSA-Verdopplungszeit von ≤10 Monaten und daher ein hohes Metastasierungsrisiko haben [4]. Die Analysen schlossen zusammengenommen mehr als 2.200 Patienten ein und kamen studien- und indikationsübergreifend zu ähnlichen Resultaten [1, 2]. Elisabeth Wilhelmi, München

Multiple Sklerose: Mit Teriflunomid den Rückgang des Hirnvolumens bremsen Noch oftmals unterschätzt wird die Bedeutung der Hirnatrophie bei Menschen mit einer schubförmigremittierenden Multiplen Sklerose (Relapsing Remitting Multiple Sclerosis, RRMS). Der Rückgang des Hirnvolumens ist direkt assoziiert mit einer forcierten Krankheits- und Behinderungsprogression und zudem von Relevanz für die Kognition. „Therapeutisch sollte deshalb unbedingt versucht werden, die Entwicklung der Hirnatrophie bei Patienten mit RRMS so weit wie möglich abzuschwächen“, betonte Professor Mike P. Wattjes, Hannover, auf einem Symposium von Sanofi Genzyme im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Literatur 1 Chi KN et al. Prostate-specific antigen kinetics in patients with advanced prostate cancer treated with apalutamide: results from the TITAN and SPARTAN studies. J Urol 2021;206(3S_suppl; PD34-11 & Oral Abstract Session). AUA Annual Meeting 2021. https://www.auajournals. org/doi/abs/10.1097/JU.000000000000 2038.11 2 Shen J et al. Apalutamide for advanced prostate cancer in older patients: combined analysis of TITAN & SPARTAN. Ann Oncol 2021;32(suppl_5; abstract no. 618P & ePoster). ESMO Congress 2021. https://oncologypro.esmo.org/meeting-resources/esmo-congress-2021/apalutamide-apa-for-advanced-prostate-cancer-inolder-patients-pts-combined-analysis-oftitan-spartan 3 Robert Koch-Institut (Hrsg.) und Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg.). Krebs in Deutschland für 2015/2016. Berlin; 2019. https://www.krebsdaten.de 4 Fachinformation Erleada®; Stand: Februar 2021

JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 1/2022 · 31. JAHRGANG

Die Hirnatrophie ist von entscheidender Bedeutung für Kognition und Krankheitsprogression

Zu Hirnvolumenverlust kommt es nach Wattjes auch bei gesunden Menschen. Er liegt in der Größenordnung von 0,2 – 0,4 % jährlich. Deutlich forciert ist der Prozess bei Patienten mit MS, bei denen im Durchschnitt eine jährliche Hirn­ atrophie von 0,5 – 1 % zu beobachten ist. Der Hirnvolumenverlust ist bereits früh im Krankheitsprozess nachweisbar und vollzieht sich zum Teil unabhängig von der inflammatorischen Krankheitsaktivität. Für die Patienten ist er von hoher Relevanz. „Das Ausmaß der © VERLAG PERFUSION GMBH


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