Journal Jahrgang 2021, Ausgabe 04

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NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL

A

nlässlich der World Conference on Lung Cancer (WCLC) wurden aktuelle Daten zu Amivantamab, einem gegen den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) und den mesenchymalen epithelialen Transitionsfaktor (MET) gerichteten, bispezifischen Antikörper mit gezielter Immunzellaktivierung, präsentiert*, der von Janssen Pharmaceutical Companies of Johnson & Johnson zur Therapie des vorbehandelten, fortgeschrittenen/metastasierten oder nicht resezierbaren nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) mit Exon-20-Insertions(Ex20ins)-Mutationen im EGFR-Gen entwickelt wurde. EGFR-Mutationen, die zu unkontrolliertem Wachstum und Teilung von Krebszellen führen, zählen zu den häufigsten Mutationen beim NSCLC. EGFR-Ex20ins-Mutationen sind die dritthäufigste primäre EGFR-Mutation und für 3,7 – 10 % aller EGFR-Mutationen verantwortlich. Da ein durch EGFR-Exon-20-Insertionsmutationen verursachtes Karzinom im Allgemeinen unempfindlich gegenüber zugelassenen Therapien mit EGFR-Tyrosin­ kinase-Inhibitoren und überdies mit einer schlechteren Prognose verbunden ist als ein durch häu­ figere EGFR-Mutationen ausgelöstes Karzinom, ist der Bedarf an einer zielgerichteten Therapie sehr hoch. Robuste Aktivität und anhaltendes Ansprechen

Wie die Ergebnisse der offenen Phase-Ib-Studie CHRYSALIS belegen, zeigt Amivantamab bei Patienten mit NSCLC und EGFR-Ex20ins-Mutationen, deren

Amivantamab – eine vielversprechende Option zur Behandlung des NSCLC mit EGFR-Exon-20Insertionsmutationen Erkrankung nach einer platinbasierten Chemotherapie fortgeschritten war, eine beachtliche Wirksamkeit: Nach einem medianen Follow-up von 9,7 Monaten, in denen die Patienten mit 1050 mg Amivantamab i.v. (ab Zyklus alle 2 Wochen; 1400 mg bei einem Patientengewicht ≥80 kg) behandelt wurden, betrug die verblindet und unabhängig bewertete Gesamtansprechrate (primärer Endpunkt) unter Amivantamab in der Post-Platin-Kohorte (n = 81) 40 % (95%-KI: 29 – 51). Von den 32 Patienten, die auf die Therapie ansprachen, erzielten 3 (4 %) eine Komplettremission und 29 ein partielles Ansprechen. Die mediane Ansprechdauer lag bei 11,1 Monaten (95%-KI: 6,9 – nicht erreicht), 20 Patienten (63 %) sprachen 6 Monate und länger an. Die Studienteilnehmer hatten im Median ein progressionsfreies Überleben (mPFS) von 8,3 Monaten (95%KI: 6,5 – 10,9), das mediane Gesamtüberleben (mOS) betrug 22,8 Monate (95%-KI: 14,6 – nicht erreicht). Die klinische Nutzenrate, definiert als Ansprechen oder stabile Erkrankung über einen Zeitraum von wenigstens 11 Wochen, lag bei 74 % (95%-KI: 63 – 83).

JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 4/2021 · 30. JAHRGANG

Tolerables und kontrollierbares Sicherheitsprofil

Bei den mit Amivantamab als Monotherapie behandelten Patienten waren die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Reaktionen Hautausschlag (86 %), infusionsbezogene Reaktionen (66 %) und Paronychie (45 %). Nebenwirkungen mit einem Grad ≥3 wurden von 35 % der Patienten berichtet, bei 16 % wurden sie als behandlungsbedingt betrachtet; dabei traten Hautausschlag (4 %) und infusionsbezogene Reaktionen (3 %) am häufigsten auf. Es kam zu keinen behandlungsbedingten Todesfällen. Basierend auf den Daten der CHRYSALIS-Studie hat Janssen im Dezember 2020 die Zulassung für das mit Platin-haltiger Chemotherapie vorbehandelte, fortgeschrittene/metastasierte oder nicht resezierbare NSCLC mit EGFREx20ins-Mutation bei der European Medicines Agency (EMA) beantragt. Brigitte Söllner, Erlangen * S abari J et al. Amivantamab in post-platinum EGFR exon 20 insertion mutant nonsmall cell lung cancer. Mündliche Präsentation #3031 auf der WCLC, Januar 2021 © VERLAG PERFUSION GMBH


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