Begegnungen 40 Jahre Kultur in der Region Initiative Kunst & Kultur Northeim

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BEGEGNUNGEN 40 Jahre Kultur in der Region Initiative Kunst & Kultur Northeim e.V.


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Die Kunst kann uns Brücke sein, vom Vorurteil sich befrei’n. Lässt uns den Wert in and’ren seh’n, hilft so, die Vielfalt zu versteh’n. Hannes Beckmann, „Canto Migrando“

Zielsetzung und Aufgaben des Vereins, Mitgliedschaft: Vereinszweck ist die Förderung der Kunst & Kultur und der kulturellen Jugendbildung, insbesondere im Landkreis Northeim. In diesem Sinne übernimmt der Verein u.a. die Organisation und Durchführung von Konzerten, Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen aus den genannten Bereichen bzw. fördert diese in geeigneter Form. Der Verein ist ausschließlich und unmittelbar gemeinnützig und selbstlos tätig im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. Er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Ziele. Mitglieder des Vereins können natürliche und juristische Personen werden, die neben kulturellem Interesse die Bereitschaft zu kontinuierlicher und aktiver Arbeit entsprechend dem Vereinszweck mitbringen. Aus der Satzung der Initiative Kunst & Kultur Northeim e.V.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-95954-121-3 © Initiative Kunst & Kultur Northeim e.V. www.kunst-kultur-northeim.de Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und der Autoren reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden Holzminden, 2021 · www.mitzkat.de

Das für den Bucheinband verwandte Bildmotiv stammt von unserem Freund Peter Thoel (1950 - 2016). Der gebürtige Hamburger lebte bis zu seinem viel zu frühen Tod viele Jahrzehnte in Fredelsloh. Er war ein großer Freund der Kunst und Kultur und selbst Künstler. Im Café Klett im Töpferdorf Fredelsloh stand Peter gern hinter dem Café-Tresen, servierte Kaffee, Tee und Kuchen und erfüllte auf seine unnachahmliche freundliche und ruhige Art die Wünsche der Gäste. Viele werden ihn aus dem Café Klett kennen und sich gern an ihn erinnern.


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BEGEGNUNGEN 40 Jahre Kultur in der Region Initiative Kunst & Kultur Northeim e.V.

Verlag Jörg Mitzkat, 2021


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INTRO 7 Vorwort 8 Klaus Hoheisel

Vorweg – Ein Blick zurück

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Über Kunst, Kultur, Veranstaltungen und Künstler Klaus Hoheisel Carrie Newcomer Zusammenarbeit mit Partnern und Veranstaltungsstätten

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Mit Ausdauer und Engagement | Über Ehrenamt, Planung, Finanzierung und Organisation

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Uwe Kropinski Kultur in der Fläche fördern | Wie und mit wem geht das?

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Verlässliche Kulturförderung auf neuen Wegen

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Klaus Hoheisel

Klaus Hoheisel Klaus Hoheisel

Olaf Martin / Landschaftsverband Südniedersachsen e.V.

Ute Assmann / Vorstandsvorsitzende der Kreis-Sparkasse Northeim

GRENZENLOSE VIELFALT 23 Mit Gitarre fing es an | Ein Streifzug durch 40 Jahre 24 Klaus Hoheisel

Klangwelten | Grenzenlose Vielfalt

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Lydie Auvray Allan Taylor Goin‘ up the Country | 40 Jahre regionale Projekte

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Pit Budde Kultur ist nicht nur Unterhaltung | Lesungen, Ausstellungen, Projekte

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Auseinandersetzung mit deutscher Vergangenheit

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Statt vieler Worte | Drei Aphorismen mit anekdotischen Bezügen und ein Postskriptum

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Das Lauschen nach dem Eigentlichen

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Franco Morone In den Achtzigern | Musiktage im Landkreis Northeim

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Klaus Hoheisel

Klaus Hoheisel

Andreas Kohrs Andreas Kohrs

Dr. Michael Krawczak Katya Schroeder

Jürgen Stierand

Ralf Illenberger 51 GESCHICHTEN 53 Peter Finger | Eine Hommage 54 Klaus Hoheisel

Klaus Weiland und das Loch in der Banane

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Nordische Klänge | Von Anfang an dabei

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Jens Kommnick Ohren auf für die Live-Musik in der Region | Die A-Seite

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Thommie Bayer Ich habe den Blues – 35 Jahre als Konzert(mit)veranstalter | Die B-Seite

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Klaus Hoheisel

Jens-Peter Müller

Armin Koch

Armin Koch

Christina Lux Wie alles begann | Und der Herbergsvater zog den Stecker

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Ulli Bögershausen Emotionales und Rationales | Jugendzentrum und Alte Brauerei Northeim

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Naked Raven Naked Raven | Schmerzhaft schöne Folk-Pop-Songs aus Down Under

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Der gute Ton | St. Blasien, Günter Pauler und Stockfisch

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Kulturbühne Bürgersaal

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Harald März

Friedhelm Petri, Leiter des Jugend- und Kulturzentrums Alte Brauerei 1980-2017

Klaus Hoheisel Klaus Hoheisel Klaus Hoheisel


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Klingen muss es auch | Technik, Beschallung und Raum

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Sarah Allen Claus Boesser Ferrari Inside Dances – Büdi Siebert

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Klaus Hoheisel

Klaus Hoheisel

DER LANDKREIS UND KOMMUNEN 91 Landkreis Northeim 92 Astrid Klinkert-Kittel / Landrätin des Landkreises Northeim

Lutz Gerlach Muriel Anderson Stadt Bad Gandersheim

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Gemeinde Katlenburg-Lindau

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Helmut „Joe“ Sachse Flecken Bodenfelde

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Franziska Schwarz / Bürgermeisterin Uwe Ahrens / Bürgermeister

Mirko von Pietrowsk / Bürgermeister

Stadt Uslar

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Stadt Hardegsen

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Flecken Nörten-Hardenberg

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Falk Zenker Stadt Moringen

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Stadt Northeim

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Torsten Bauer / Bürgermeister Michael Kaiser / Bürgermeister

Susanne Glombitza / Bürgermeisterin

Heike Müller-Otte / Bürgermeisterin Simon Hartmann / Bürgermeister

KULTUR PARTNER 107 Kultur im Esel e.V. 110 Birgit Berger und Jörg Bachmann

Kultur-Initiative Hardegsen e.V.

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Literatur- und Kunstkreis Uslar

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Kulturbahnhof Uslar

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Konzert- und Kulturhaus Tango Brücke Einbeck

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Weltbühne Heckenbeck

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Christoph Reuter / Cristin Claas Trio Theater der Nacht

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The Tiptons Die Klosterkirche Fredelsloh als KulturKirche

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Gerlinde Willms Ralf Jasper

Ina Bartram

Patricia Magdalene Keil Reinhard Kretzer

Ruth Brockhausen

Peter Büttner

AUSKLANG 125 Musik und Masken | Die Corona Zwangspause 126 Klaus Hoheisel

Daniel Stelter & Tommy Baldu 127 Trans//Formation 127 Uli Balß 129 Ein musikalisches Leben 130 Klaus Hoheisel

Veranstaltungsplakate 1979 – 2021 | Eine Auswahl Alle Veranstaltungen | 08.12.1979 – 01.10.2021 Die Veranstaltungsorte | A bis Z Künstlerinnen, Künstler, Bands | Eine Auswahl Soziokultur | Regionalberatung Christiane Mielke

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Danke! 157 Klaus Hoheisel

Literatur-Tipps 158 Förderer, Spenderinnen und Spender 160


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„Man sollte alle Tage wenigstens ein Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“ Johann Wolfgang von Goethe, „Wilhelm Meisters Lehrjahre“


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Intro


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Vorwort KLAUS HOHEISEL

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Jahre Initiative Kunst & Kultur Northeim e.V. – das sind 40 Jahre Kultur in der Region. Im Februar 2020 haben wir mit einem Konzert im Muthaussaal in Hardegsen unser Jubiläum feiern können, dort wo alles am 9.12.1979 begann. Wir haben uns damals nicht vorstellen können, dass wir vierzig Jahre später in diesem historischen Gemäuer nach rund 600 Veranstaltungen an über 55 Orten im ganzen Landkreis Northeim ein Jubiläum feiern würden. In diesem Buch blicken wir zurück auf 40 Jahre ehrenamtlicher Kulturarbeit. Die Erinnerungen rufen intensive Erlebnisse wach und machen deutlich, wie wichtig Kultur und Begegnungen für uns alle sind. Wir wollen beschreiben, wie die Kulturszene Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in unserer Region aussah. Was hat uns damals dazu gebracht, Veranstaltungen zu organisieren und welche Entwicklung hat es seitdem gegeben bis zur heute so vielfältigen und lebendigen Kulturszene? Es geht uns dabei nicht nur um unsere Sicht der Dinge. Ohne einen eigenen Spielort stehen wir wie kein anderer Veranstalter für beständige Kooperationen mit den Kommunen und Kultureinrichtungen. Wir haben uns daher bemüht, von allen Kommunen des Landkreises Northeim eigene Darstellungen der Kultur in ihrem Bereich zu bekommen. Der Landkreis und die meisten Städte und Gemeinden haben sich beteiligt. Dafür sind wir dankbar, denn so ergibt sich ein komplexes und aufschlussreiches Bild über die kulturelle Szene und deren Entwicklung in unserer Region. Wichtig war uns außerdem, dass auch die anderen Kulturanbieter, die sich über all die Jahre hier entwickelt haben und mit denen uns eine lange Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung verbindet, sich und ihre Einrichtungen im Buch selbst vorstellen. Wir beschreiben unsere Geschichte nicht nur mit eigenen Beiträgen, sondern lassen auch einige Gastautoren zu Wort kommen. Auch viele Künstlerinnen und Künstler haben uns Texte mit sehr persönlichen Erinnerungen geliefert. Das hat uns besonders gefreut. So ist dies nicht nur ein Buch über unser Engagement in der Region, sondern vor allem auch eines über das Zusammenwirken von Kultur, Menschen und Musik. Eine erfreuliche Perspektive ist, dass derzeit mit einem zum Jahreswechsel geplanten Start ein neuer Bereich in unserem Verein entsteht: Der „Kunst.Raum. Northeim“. Ziel ist die Förderung der bildenden Kunst. Schon in den vergangenen Jahrzehnten wurden von uns meist in Verbindung mit Musik vereinzelt auch Ausstellungen angeboten. Die in unserem Buch veröffentlichten künstlerischen Arbeiten, teilweise von Kunstschaffenden unseres Vereins, mögen dazu beitragen, den Blick darauf zu lenken. Eine weitere Verknüpfung mit bildender Kunst sind die zur Illustrierung des Buches durchgängig ausgewählten Instrumenten-Fotos. Sie zeigen teilweise seltene, exotische Instrumente, oft aus ungewöhnlicher Perspektive aufgenommen. Die Betrachtung soll ebenso die Phantasie anregen, wie viele unserer Veranstaltungen das hoffentlich musikalisch getan haben. Northeim, im Herbst 2021


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Vorweg Ein Blick zurück KLAUS HOHEISEL

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ls wir, Andreas Kohrs und Klaus Hoheisel, im Herbst 1979 unser erstes Konzert planten, konnten wir nicht ahnen, was daraus einmal werden würde. Die Initiative Kunst & Kultur Northeim gab es damals noch nicht. Nach den ersten, noch in privater Eigeninitiative durchgeführten Veranstaltungen kam es in den folgenden Jahren zur Vereinsgründung und zur Anerkennung der Gemeinnützigkeit und der Eintragung im Vereinsregister. Nun, im Sommer 2021, blicken wir auf nahezu 600 Veranstaltungen in über 55 Spielstätten zurück. Alles wurde ehrenamtlich bewältigt. Das zeugt von einem beharrlichen und beständigen Engagement für die Kultur in der Region. Vereinszweck der ‚Initiative Kunst & Kultur Northeim e.V.‘ ist die Förderung der Kunst und Kultur, insbesondere durch die Organisation und Durchführung von Konzerten, Ausstellungen und sonstigen Veranstaltungen. In den sechziger und siebziger Jahren passierte eine Menge im kulturellen Bereich. Es war eine extrem anregende und aktive Phase mit viel Kreativität und Innovation. Nur nicht in unserer Region, so empfanden wir das. Wir fuhren daher dorthin, wo das über die Bühne ging, was uns interessierte: Gitarrenmusik, Rock, Blues, Folk und Jazz. Angeboten wurden derartige Konzerte bei den Berliner Jazztagen und dem Total Music Meeting in Berlin, beim Moers-Festival, beim Jazz auf der Burg Altena und in der Balver Höhle, auf Festivals und in einschlägigen Clubs in meist größeren Städten, wie z.B. der Röhre in Moers, dem Bunker Ulmenwall in Bielefeld, der Unterfahrt in München sowie der Fabrik und Onkel Pö in Hamburg und dem Jazzclub in Hannover-Linden. Naheliegend war für uns das kulturelle Geschehen in Göttingen. Dort gab es einige Live-Clubs wie das Blue Note, den Theaterkeller, das Podium, die Musa, die Alraune und vereinzelt Konzerte im Deutschen Garten. Es gab von 1970 bis 1985 den innovativen Kunstmarkt an der Stadthalle mit Kulturprogramm im angrenzenden Cheltenham-Park, kulturelle Angebote des Studentenwerks in der Zentralmensa und die „Umsonst & Draußen“ Festivals im Kaiser-Wilhelm-Park. 1978 entstand das Jazzfestival Göttingen. Aber Northeim? Weitgehend Fehlanzeige. Bei einer nächtlichen Rückfahrt von einem Jazz-Festival im Sauerland entstand die Idee: Wir planen selbst. Da wir damals auch die Gitarrenmusik entdeckten und kurz zuvor Peter Finger und Martin Kolbe & Ralf Illenberger beim Klangbüchsen-Festival in Hannover-Langenhagen gehört hatten, legten wir mit Peter Finger los. Sein Konzert am 9. Dezember 1979 im Muthaussaal Hardegsen war sozusagen die musikalische Geburtsstunde für uns als Veranstalter. Nach diesem erfolgreichen Start wurde noch am selben Abend das nächste Konzert mit dem damals sehr angesagten Duo „Kolbe & Illenberger“ geplant. Der Anfang war also gelungen – und es machte Spaß! So sollte es weitergehen und daher ein Verein gegründet werden, um unsere weiteren Vorhaben auf eine rechtlich ordentliche Grundlage zu stellen. Mit der Vereinsgründung ver-

Muthaussaal Hardegsen in den 1980er Jahren

Jürgen Slopianka 1982 im Muthaussaal


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Publikum im Muthaussaal Hardegsen beim Konzert von Kolbe & Illenberger

Vollbesetzter Saal beim David Lindley Konzert in Sülbeck

Karibuni Josephine Kronfli und Pit Budde

Kari Bremnes aus Norwegen

Musiknacht Northeim 2019

suchten wir, die Zielsetzung zu erweitern und auch Ausstellungen und Lesungen ins Programm zu nehmen. Es hat sich aber bald gezeigt, dass dies nur bedingt gelingen würde. Wir verstanden uns als „Mitmachverein“, in dem es möglich sein sollte, in dem gegebenen Rahmen eigene Vorstellungen aktiv zu verwirklichen, sprich: selbst zu planen und sich darum zu kümmern. So blieb es schließlich bei einem kleinen Kreis von Menschen, die sich für Musik engagieren und Konzerte planen wollten. Gleichwohl kam es im Laufe der Jahre auch zu einigen Ausstellungen, Lesungen und besonderen regionalen Festen und Projekten. Die Zahl der im Verein organisierten ehrenamtlich tätigen Mitglieder hat sich mit Wechseln im Laufe der Jahre kontinuierlich erhöht. Von Anfang an dabei sind noch heute die beiden Gründungsmitglieder Andreas Kohrs und Klaus Hoheisel. Derzeit zählt der Verein rund 30 Mitglieder. Im den ersten zehn Jahren bis 1990 wurden rund 40 Veranstaltungen durchgeführt. Im folgenden Jahrzehnt 1991 bis 2000 waren es bereits rund 100. Seit 2001 bis heute sind jährlich jeweils 20 Veranstaltungen angeboten worden. 400 der insgesamt 600 Veranstaltungen fanden somit seit 2001 statt. Detaillierte Übersichten dazu finden sich am Ende des Buches. Musikalisch war das Spektrum sehr breit: von Gitarrenmusik verschiedener Richtung, modernem Jazz, Rock, Blues, Reggae, Folk und Weltmusik bis hin zu experimentellen Klängen und manchmal auch Klassik hat uns vieles interessiert. Aus all diesen Bereichen kamen die Musikerinnen, Musiker und Bands nicht nur aus Deutschland, sondern aus vielen anderen Ländern, wie z.B. USA, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Österreich, Frankreich, Portugal, Italien, Polen, Russland, Ukraine, Japan, Afrika, Jamaica, Brasilien, Australien und Südkorea. Oft standen die Künstlerinnen und Künstler am Beginn ihrer Karriere, manchmal gastierten aber auch solche mit schon „großen“ Namen. Immer wieder sind zudem Projekte mit Bands aus der Region realisiert worden. Im vorliegenden Buch werden wir unser Programm im Rückblick aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten. Generell lässt sich wohl festhalten, dass sich die Initiative Kunst & Kultur Northeim im Bereich sogenannter „Alternativer Kultur“ und der „Soziokultur“ bewegt, dass sie also vorrangig eher unterrepräsentierten Spielarten und Künstlerinnen und Künstlern einen Raum bieten wollte und will. In den 40 Jahren als Konzertveranstalter haben wir viele wunderbare Musikerinnen und Musiker kennenlernen dürfen. Mit manchen haben sich dauerhafte Kontakte und Freundschaften entwickelt. Das hat unser Leben bereichert und dafür sind wir dankbar. Bei allen Begegnungen und unserem Handeln sind uns Werte unverzichtbar: Weltoffenheit, Vielfalt, Gleichberechtigung, Menschlichkeit und ein respektvoller Umgang miteinander. Aus der Summe aller Beiträge unseres Buches wird eines deutlich: Das kulturelle Leben im Landkreis Northeim ist bunt und vielfältig. Ohne das Engagement der vielen Ehrenamtlichen und der Initiativen von privaten Kulturschaffenden wäre dies so nicht möglich. Das sollten wir erkennen, und es sollte für alle Verantwortlichen Antrieb sein, sich die Bedeutung von Kultur für die Gemeinschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben immer wieder bewusst zu machen. Dazu bedarf es dauerhafter, verlässlicher Strukturen im öffentlichen Bereich und der Unterstützung ehrenamtlicher Arbeit.


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Über Kunst, Kultur, Veranstaltungen und Künstler KLAUS HOHEISEL

K

ultur hat von jeher das Zusammenleben von Menschen geprägt. Welche Bedeutung hat dabei Kunst? Wir benutzen die Begriffe – aber was verstehen wir eigentlich darunter? Was sind kulturelle Werte und welche Bedeutung haben sie für unsere sozialen Beziehungen? Als wir vor rund 40 Jahren unserem neu gegründeten Verein den Namen „Initiative Kunst & Kultur“ gaben, haben wir darüber nicht wirklich nachgedacht. Wären wir gefragt worden, was das eigentlich ist, hätten wir sicherlich vermitteln können, was diese Begriffe für uns bedeuten, wofür sie für uns stehen und was wir wollen. Das hätte wahrscheinlich aber eher zu einer Aufzählung von Beispielen geführt als zu einer Definition der Begriffe. Versuchen wir eine Klärung. Kultur ist ein weites Feld. Wortgeschichtlich kommt der Begriff aus dem lateinischen Wort „cultura“ (Bearbeitung, Bestellung, Bebauung, Pflege). Er leitet sich ab aus dem Verb „colere“ mit den Bedeutungen: pflegen, bebauen, betreiben, bewirtschaften, (be)wohnen, (aus)bilden, schmücken, veredeln, verehren, anbeten. Es handelt sich also um etwas von Menschen Gemachtes, Gestaltetes und bezeichnet im weitesten Sinne alles, was Menschen selbstgestaltend hervorbringen im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Auf eine einfache Formel gebracht: Als Kultur kann alles bestimmt werden, was der Mensch von sich aus hervorbringt und verändert. Im Gegensatz dazu umfasst der Begriff Natur alles, was von selbst ist, wie es ist. Es geht also um Beziehungen, die der Mensch zu sich und seiner Umgebung hat. Erweitert wird der Kultur-Begriff auf die gesamte Lebenswelt des Menschen bezogen, zum Beispiel auf Sprache, Moral, Religion, Wirtschaft, Recht, Wissenschaften und Musik. Es ist zu berücksichtigen, dass sich Kulturen im ständigen Wandel und im Austausch befinden. Das Wort Kunst (lateinisch „ars“) bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf Wissen, Wahrnehmung, Übung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Kunst ist danach ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Ein Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber auch der Prozess, das Verfahren selbst, sein. Ein Kunstwerk ist gekennzeichnet durch das Zusammenwirken von Inhalt und Form. Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden als Künstler bezeichnet. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Kunst, die sich als Gegensatz zur Natur auf alle Produkte menschlicher Arbeit beziehen konnte, hat sich erhalten (wie z.B. beim Begriff Kunststoff). Wir verwenden den Begriff auch im Zusammenhang mit Fertigkeit und Geschicklichkeit (Handwerkskunst, Gartenkunst etc.). Seit der Aufklärung verstehen wir unter Kunst aber vor allem die Ausdrucksform der schönen Künste und der Ästhetik: bildende Kunst, darstellende Kunst, Theater, Tanz, Literatur und Musik. Der Begriff hat sich seit Beginn der Moderne verändert: Heute zählen auch Ausdrucksformen der neuen Medien, Fotografie und Ähnliches dazu. In diesem Sinne verstehen wir auch unsere Arbeit.

Aly Keita

Friedemann


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Marilyn Mazur

Kultur, Künstlerinnen und Künstler können unser Leben bereichern, beglücken und helfen, selbst kreative Potenziale in uns zu entdecken und zu entwickeln. Gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig Kultur, Musik und gemeinsame Erlebnisse für Menschen sind und welche Bedeutung Künstlerinnen und Künstler für uns haben. Kunst, Kultur und besonders Musik berühren uns. „Ohne Musik wäre alles nichts“ hat Wolfgang Amadeus Mozart gesagt und von Friedrich Nietzsche ist die Aussage überliefert „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Musik wird als die wahre allgemeine Menschensprache bezeichnet, als die Weltsprache, die nicht übersetzt zu werden braucht, als die gemeinsame Sprache der Menschheit. In diesem Buch befinden sich an verschiedenen Stellen kluge Worte und Zitate, die das ausdrücken. Sie sind Orientierung und Inspiration für unser Engagement.

Carrie Newcomer

Songwriter, Poet, Educator (Bloomington, Indiana, USA)

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eit 1979 veranstaltet die Initiative Kunst & Kultur Northeim beispielhafte, tiefgründige musikalische und andere kulturelle Veranstaltungen im Landkreis Northeim. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, in den Jahren 2014 und 2015 bei der Initiative Kunst-Kultur in Northeim aufzutreten. Auch erinnere ich mich, dass ich sehr beeindruckt war von den künstlerischen Vorstellungen der Initiative Kunst & Kultur und dem herzlichen warmen Entgegenkommen des Publikums. Ich habe die Zeit in Northeim genossen, als ich im Jahr 2014 ein Album bei dem hoch angesehen Label „Stockfisch Records“ aufgenommen habe und war erfreut, dass ich als Gastkünstlerin spontan ein Konzert in Northeim spielen konnte. Ich erinnere mich, dass ich nach dem Konzert über den wunderbaren Weihnachtsmarkt spazierte und wie herrlich ein leichter Schneefall vor dem Bürgersaal zu sehen war. Im Jahr 2015 wurde ich bei meinem Auftritt in Northeim von zwei sagenhaften Musikern begleitet, Ian Melrose und Urs Fuchs. Es war ein sehr besonderer Abend und ich erinnere mich an strahlende Gesichter sowohl bei den Musikern als auch beim Publikum. Sehr schöne Erinnerungen habe ich an ein gemeinsames Essen mit Anne und Klaus nach dem Konzert. Wir sprachen über ihre große Liebe zur Musik und Kultur und ihre Vorstellungen, besondere Künstler nach Northeim zu bringen. Zu meiner Freude entdeckte ich bei einem Blick in den Garten einen freundlichen und hübschen Igel! Ein Anliegen der Initiative Kunst & Kultur ist es, solche Kultur und Musik nach Northeim zu bringen, die Herzen öffnet und Raum für neue Begegnungen schafft. In Zeiten, die sich unsicher und uneins anfühlen, tragen die Initiative und ihr Publikum weiter dazu bei, Kunst zu unterstützen, die uns zusammenbringt und uns als menschliche Wesen verbindet. Ich danke Klaus und Anne für die Möglichkeit der Erfahrung einer bedeutungsvollen Verbindung zu einer schönen Gemeinschaft mit Northeim.


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Zusammenarbeit mit Partnern und Veranstaltungsstätten KLAUS HOHEISEL

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ass unsere Vereinsgeschichte auf der Burg Hardeg ihren Anfang nahm, war eher ein Zufall. Andreas Kohrs und Klaus Hoheisel hatten im Herbst 1979 die Idee zu einem Konzert mit dem Gitarristen Peter Finger. Einen Ort dafür gab es zunächst nicht. Andreas Kohrs hatte Kontakt zur damaligen Kassenwartin des Stadtjugendrings Hardegsen. Sie verfügte über eine gut gefüllte Kasse. Im Stadtjugendring gab es zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Akteure mehr, die damit etwas hätten anfangen können. Zudem gab es in Hardegsen den „weißen Saal“ in dem um 1300 fertiggestellten historischen Muthaus. So wurde das Konzert mit Peter Finger am 9. Dezember1979 die erste Kooperation. Auch die folgenden Gitarrenkonzerte dort wurden mit der finanziellen Unterstützung des Stadtjugendringes und der Stadt Hardegsen durchgeführt. Der Muthaussaal und auch der Gewölbekeller in der Burg Hardeg sind bis heute immer wieder für Veranstaltungen gewählt worden. Inzwischen gibt es mit der „Kultur-Initiative Hardegsen e.V.“ vor Ort einen sehr aktiven Verein, der die Burg Hardeg verwaltet und eigene Veranstaltungen durchführt. Auch als nach den ersten Veranstaltungen klar war, dass die Initiative Kunst & Kultur Northeim als gemeinnütziger Verein gegründet und ins Vereinsregister eingetragen werden sollte, ist eine eigene Spielstätte nicht angedacht worden. Stattdessen war der Plan weiterhin, je nach Konzert einen dafür geeigneten Veranstaltungsort im Landkreis Northeim zu suchen und bei der Planung, Organisation und Durchführung mit den Trägern und Unterstützern vor Ort zusammenzuarbeiten. So ist es bis heute geblieben, und dadurch sind über den langen Zeitraum vielfältige Kontakte entwickelt und gepflegt worden. Auf diese Weise ist ein weitreichendes Kultur-Netzwerk entstanden. Von den bislang insgesamt rund 600 Veranstaltungen sind 70 in Hardegsen über die Bühne gegangen, fast 120 haben in Einbeck-Sülbeck „Beim Esel“ und mit etwa 230 die meisten in Northeim stattgefunden. Ungefähr 150 Veranstaltungen sind in verschiedenen Spielstätten in nahezu allen Kommunen des gesamten Landkreises Northeim angeboten worden. Kooperationspartner waren fast alle Kommunen im Kreis, der Landkreis Northeim mit der Kreisjugendpflege und der Gleichstellungsbeauftragten, die Kreis-Volkshochschule und die Kontaktstelle Musik. Eine beständige Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung hat es insbesondere mit verschiedenen anderen Kulturanbietern in der Region in deren Veranstaltungsräumen gegeben. Gern haben wir auch viele Jahre die bemerkenswerten Angebote der Kreis-Sparkasse Northeim im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage als Werbepartner unterstützt. Gespielt wurde an mehr als 55 Orten. Dabei waren die Spielstätten sehr unterschiedlich. Unser Bestreben war, immer wieder neue Orte zu entdecken, die gut zu dem jeweils geplanten Konzert passten. Von der Atmosphäre im kleinen Töpfer-Café Klett in Moringen-Fredelsloh sind die Künstlerinnen und Künstler besonders begeistert gewesen. Diane Pon-

Stadthalle Northeim

Alte Brauerei Northeim

Gewölbekeller der Alten Brauerei Northeim

Büdi Siebert und Beo Brockhausen im Gewölbekeller der Alten Brauerei Northeim


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St. Blasien, Eingang zum Bürgersaal Northeim

Blick in den Bürgersaal Northeim

Vinothek Northeim, Konzert mit Falk Zenker

Waldbühne Northeim

Domfestspielbühne Bad Gandersheim / Naked Raven

zio kam aus New York, Muriel Anderson aus Nashville, und die fabelhafte Saxophon-Frauenband „The Billy Tipton Memorial Saxophon Quartet“ kam ebenfalls aus den USA. Auch Colum Sands aus Irland und Sally Barker aus London haben hier gespielt. Für alle galt im Café Klett das Motto „Ton für Töne“. Nach dem Konzert durften sich die Künstlerinnen und Künstler jeweils zusätzlich zur Gage ein Stück der wunderbaren Töpferwaren aus der Töpferei aussuchen. Gelegentlich haben wir bei erneuten Begegnungen mit diesen Künstlerinnen Jahre später gehört, wie gern sie Zuhause aus den mitgebrachten „Klett-Bechern“ trinken. Alle haben hier die besondere Nähe zum Publikum und die ausgesprochen familiäre Atmosphäre genossen. Die imposante Klosterkirche in Fredelsloh der Evangelischen Kirchengemeinde Leine-Weper ist aufgrund ihrer besonderen Akustik mehrfach Spielort für außergewöhnliche Konzerte gewesen. Die „KulturKirche“ hat mittlerweile schon ein Stammpublikum. Außergewöhnlich in Erinnerung sind auch die beiden Konzerte der australischen Gruppe „Naked Raven“ auf der Domfestspielbühne in Bad Gandersheim. In Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege Bad Gandersheim war es gelungen, die Bühne unmittelbar vor bzw. nach den Domfestspielen für unsere Konzerte zu nutzen. Das hat uns zwei sehr nachhaltige Konzert-Erlebnisse vor eindrucksvoller Kulisse beschert. Eine besondere Bedeutung für uns hat der Verein „Kultur im Esel e.V.“ in Einbeck-Sülbeck am Salinenplatz. Der Verein wurde 2007 gegründet. Zuvor hatten Jörg Bachmann und Birgit Berger über einen langen intensiven Zeitraum von 1990 bis 2010 in der Initiative Kunst & Kultur Northeim mitgearbeitet. Die Initiative Kunst & Kultur Northeim blickt mit gewissem Stolz auf den „Esel“, der sich heute als hervorragende und weithin bekannte Spielstätte in der Region präsentiert. Nicht umsonst hat der Verein „Kultur im Esel“ in den vergangenen Jahren mehrfach den Bundeskulturpreis „Applaus“ verliehen bekommen, der jährlich in verschiedenen Kategorien als Auszeichnung für die Programmplanung unabhängiger Spielstätten vergeben wird. Eine dauerhaft schöne Verbindung ist die zur Kultur-Initiative Hardegsen. Schon aus dem Grund, dass auf „ihrer“ Burg für uns alles angefangen hat, aber besonders auch deshalb, weil die Zusammenarbeit mit den Kultur-Aktiven in Hardegsen immer konstruktiv und angenehm ist und einfach Freude macht. Auch ergänzen sich unsere unterschiedlichen Angebote sehr gut. Northeim ist mit bislang rund 230 Konzerten der Hauptspielort des Vereins. In den achtziger Jahren haben einige „große“ Konzerte in der Stadthalle stattgefunden. Unvergesslich der ausverkaufte Abend (in der später abgebrannten) alten Stadthalle im Dezember 1981 mit der Dortmunder Folk-Rock Gruppe „Cochise“. Aber auch die Veranstaltungen im Rahmen der „Musiktage im Landkreis“ in Zusammenarbeit mit der Kreisjugendpflege Northeim und Konzerten mit Jazz-Größen wie Michael Sagmeister und Volker Kriegel, dem Auftritt von „René Bardets Poesie & Musik“ mit dem Programm „Vielleicht, weil ich ein Wilder bin“, „Friedemann´s Aquamarin Orchester“, der weltberühmten Jazz-Formation „Oregon“ aus den USA und das Konzert mit dem jungen koreanischen Gitarristen Sungha Jung sind in bleibender Erinnerung. Ein besonderes Erlebnis war die Zusammenarbeit vieler Akteure zur Wiederbelebung der Waldbühne Northeim im Sommer 2019. Die „Rocknacht“ sollte der Beginn für weitere derartige Events sein. Wir haben uns gern daran beteiligt. Angefangen bei der „Freilegung“ der weiten Waldbühne-Ränge, des Bühnenbe-


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reichs und der Zugänge vom Jahrzehnte gewachsenen Unkraut mit einigen Arbeitseinsätzen bis hin zur Programmbeteiligung mit der regionalen Band „YOYO“ war das eine gelungene Aktion mit viel Spaß in der Vorbereitung: Leider war das Ergebnis nicht erfolgreich. Es blieb bis jetzt bei diesem einen Versuch. Insgesamt wurden in Northeim über zehn Spielstätten vereinzelt oder regelmäßig für Veranstaltungen genutzt, so beispielsweise die Stadthalle, der Kulturkeller der Kreis-Volkshochschule, das Theater der Nacht, das Forum des Gymnasiums Corvinianum Northeim, die Neue Schauburg, zuletzt die „Vinothek“ mit der „WeinKlang“-Reihe und natürlich vor allen anderen die „Alte Brauerei“ und seit einigen Jahren der „Bürgersaal“. Allein in der „Alten Brauerei“ haben insgesamt mehr als 100 Veranstaltungen stattgefunden, sie ist so etwas wie die Heimstätte des Vereins. Die Aktivitäten in der Kreisstadt Northeim leben von der unkomplizierten und guten Zusammenarbeit mit der Stadt Northeim. Wir wollen auch die vielen anderen nicht vergessen, die uns Möglichkeiten gegeben haben, unsere Programme anzubieten, und auf die wir hier nicht im Detail eingehen können. Veranstaltungsstätten mit unterschiedlichen Kapazitäten und Stimmungen, angefangen bei den „Großen“, wie dem Bendow-Theater in Einbeck bis hin zur Scheune des Dorfcafés in Wachenhausen. Wir waren zu Gast in der charmanten „Weltbühne“ im kleinen Heckenbeck, im „Kaisersaal“ in Bad Gandersheim, im Klosterhof-Café Löning in Brunshausen, im Gasthaus „Tappe“ in Opperhausen, in Keese´s Bauernhof in Großenrode, im „Kaffeelino“ in Fredelsloh, im Museumsstübchen, im Forum Gymnasium und im Kulturbahnhof in Uslar, in der St. Martini-Kirche in Hardegsen, im Alten Rathaus , der Mendelssohn-Musikschule und der „TangoBrücke“ in Einbeck, in der St. Anna-Kapelle in Dassel-Eilensen, in der Marienkirche in Nörten-Hardenberg, auf der Burg in Katlenburg-Lindau und vielen anderen. Über 40 Jahre haben wir daran gearbeitet, die so breit gefächerte und anregende Kultur jenseits des „Mainstreams“ auch in unserer Region auf die Bühnen zu bringen und damit vielen wunderbaren Künstlerinnen und Künstlern den auch für sie so wichtigen Raum für Auftritte zu geben. Für Begegnungen braucht es Räume. Wir danken allen unseren Kooperationspartnern, dass sie uns dafür immer wieder ihre Spielstätten zur Verfügung gestellt haben und so zu einer vielfältigen Kulturlandschaft beigetragen haben.

Kaisersaal Bad Gandersheim

Scheune Dorfladen Wachenhausen / Front Porch Picking

Café Klett in Fredelsloh

Publikum im Muthaussaal Hardegsen

Naked Raven im Kurpark Hardegsen, 2004


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Mit Ausdauer und Engagement Über Ehrenamt, Planung, Finanzierung und Organisation KLAUS HOHEISEL

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Klaus Cohnert (Becker) – ehemaliger Vorsitzender

Ehemalige Vorsitzende Klaus Cohnert (Becker) und Susanne Adelmann

The Tiptons – Gruppenfoto mit Klaus Hoheisel

or einem kleinen Einblick und Überblick über all das, was mit der Planung und Durchführung von Veranstaltungen zusammenhängt, zunächst ein kleines Spiel zur zeitlichen Dimension: Gut 600 Veranstaltungen mit einer Zeitdauer von rund 3 Stunden je Veranstaltung incl. An- und Abreise. Wer also alle unsere Veranstaltungen besucht hätte, wäre mit geschätzten 1.800 Stunden dabei gewesen. Das sind 30 Tage. Auf 40 Jahre bezogen ist das nicht unbedingt viel. Richten wir den Blick nun auf die Organisation. Am Tag eines Konzertes sind wir für die Vorbereitungen in der Regel mindestens drei Stunden zuvor am Ort: Raumgestaltung, Bestuhlung, Aufbau von Instrumenten, Technik und ggfls. Licht, Soundcheck, Catering etc. Meist ist eine Stunde vor Beginn Einlass, dann müssen die Kasse und das Personal mit Karten, Wechselgeld usw. bereit sein. Nach der Veranstaltung heißt es: alles wieder abbauen, den Raum aufräumen und ordentlich hinterlassen, abrechnen und ggfls. Auszahlungen vornehmen. Im Normalfall bedeutet das für uns am Veranstaltungstag einen zeitlichen Einsatz von rund fünf Stunden. Bei 600 Veranstaltungen sind das für eine Person ca. 3.000 Stunden und somit schon 125 Tage. Im Regelfall sind wir bei Veranstaltungen mit fünf Personen am Start, die sich die Aufgaben teilen. Der Vorlauf für die Planung und Organisation liegt im Durchschnitt bei einem halben bis zu einem Jahr. Dazu gehören Terminabsprache mit den Künstlern, Auswahl eines geeigneten Raumes und ggfls. der Technik, Erstellung eines Finanzierungsplanes ggfls. mit Förderanträgen, Vorbereitung der Werbung für das Konzert (Plakate, Flyer, Eintrittskarten), Organisation des Karten-Vorverkaufs, Presseinformation und Öffentlichkeitsarbeit z.B. in den sozialen Medien, Buchung des Hotels für die Künstlerinnen und Künstlern, Kartenvorverkauf und Klärung aller üblichen organisatorischen Dinge. Dabei sind unsere zahlreichen Vorverkaufsstellen, die den Kartenverkauf in verschiedenen Orten mit übernehmen, eine große Unterstützung, für die wir dankbar sind. Nach Durchführung einer Veranstaltung gilt es, die diversen Abrechnungen vorzunehmen und buchmäßig zu erfassen: Gema-Gebühren, Künstlersozialkasse, bei ausländischen Künstlern Ausländersteuer sowie ggfls. Abrechnung von Fördermitteln. Dazu gehören auch die Jahreshaftpflichtversicherung, die Beschaffung von Bürobedarf und die Kosten für das Internet sowie die Bürotechnik. Klassische buchhalterischen Arbeiten also, die nicht unbedingt Freude machen, die aber zeitnah und sorgfältig erledigt werden müssen. Alle damit einhergehenden Tätigkeiten lassen sich je Veranstaltungsprojekt noch einmal mit durchschnittlich insgesamt mindestens zehn Stunden pro Veranstaltung veranschlagen. Das sind dann insgesamt noch einmal ca. 6.000 Stunden = 250 Tage. Jetzt liegen wir für eine Person schon bei insgesamt bei rund 375 Tagen á 24 Stunden, also mehr als einem Jahr. Rechnen wir das um auf eine übliche Tagesarbeitszeit von 8 Stunden, dann kommen wir auf eine stattliche Zahl von rund 1.125 „Arbeitstagen“, gleich rund drei Jahre!


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Bei dieser Betrachtung sind wir eher bescheiden herangegangen. So haben wir alle Tätigkeiten, die insgesamt in einem Verein anfallen und sich nicht ohne Weiteres im Detail einzelnen Veranstaltungen zuordnen lassen, großzügig bei den zugrunde gelegten Durchschnittszahlen eingerechnet. Das sind Tätigkeiten wie Projekt- und Förderanträge, Gesamtabrechnungen und Jahresabschlüsse, Umsatz-Steuererklärungen, Spendenbescheinigungen, Mitgliederversammlungen, Nachweis der Gemeinnützigkeit gegenüber dem Finanzamt und dem Vereinsregister usw. Nun ist es so, dass niemand von uns eine Veranstaltung allein plant und organisiert. Unser Prinzip ist, dass diejenige Person, die eine Veranstaltungsidee einbringt, sich zwar federführend um alles kümmert (bis auf die Abrechnung, das ist Aufgabe des Kassenwartes), aber bei allen Veranstaltungen natürlich auch andere Vereinsmitglieder beteiligt sind und mitwirken. Es ist also zu bedenken, dass noch eine erhebliche Zahl von Stunden der weiteren Beteiligten hinzukommt. Eine solche Betrachtung einmal anzustellen ist aufschlussreich. Niemand im Verein wird für seine Arbeit(szeit) bezahlt. Es gibt Entschädigungen wie die Erstattung von Aufwendungen und Fahrtkosten etc. Ansonsten arbeiten aber alle Vorstands- und Vereinsmitglieder im gemeinnützigen Verein ehrenamtlich. Die organisatorischen Aufgaben haben sich im Laufe der vier Jahrzehnte wesentlich verändert. In den Anfangsjahren musste aus heutiger Sicht noch recht umständlich gearbeitet werden. Wir kennen noch das Schreiben mit Schreibmaschine, Kohlepapier und zahlreichen Durchschlägen, umständlichen Korrekturen und die im Rückblick unprofessionelle Erstellung des Werbematerials. Gerade bei umfangreichen Abrechnungsverfahren von Fördermitteln, z.B. bei der damaligen Bezirksregierung, war das kein Vergnügen. Da hat sich mittlerweile mit Blick auf die heutigen elektronischen Kommunikationsmittel und Speichermedien doch vieles zum Besseren gewandelt. Was geblieben ist: das Plakatieren – eine nach wie vor wohl unverzichtbare Werbung für Veranstaltungen. Bei der Werbung für Veranstaltungen gilt heute wie vor 40 Jahren: Plakate, Flyer und vor allem eine gute Presse- und Öffentlichkeitsarbeit müssen sein. Am allerbesten wirkt aber die persönliche Ansprache. Was sich nicht geändert hat, sind die Kontakte zu den Kooperationspartnern und den Trägern der vielen von uns für Veranstaltungen genutzten Räume in den verschiedenen Ortschaften. Es galt und gilt, Kontakte aufzubauen, zu entwickeln, über die Jahre zu pflegen und unsere Erwartungen mit den Möglichkeiten vor Ort gut in Einklang zu bringen. Da wir über keinen eigenen Veranstaltungsraum verfügen, ist dies extrem wichtig für eine dauerhafte konstruktive, vertrauensvolle und einvernehmliche Zusammenarbeit. Das hat stets sehr gut funktioniert. Zur Organisation gehört auch, dass wir selbstverständlich eine ordentliche, angemessene Unterbringung der Künstlerinnen und Künstler gewährleisten. Das Angebot der Nutzung von (eigenen) Privatunterkünften hat es allenfalls in unseren ersten Jahren einige Male gegeben. Auch dann haben wir aber auf vernünftige Bedingungen geachtet. Wichtig ist uns, dass sich die Künstlerinnen und Künstler bei uns wohl fühlen. Wenn das so ist, wirkt sich das auch auf die gesamte Stimmung und den Verlauf der Veranstaltung aus. Besondere Herausforderungen gibt es gelegentlich. Bei der Anreise einer norwegischen Künstlerin mit der Bahn war ein Koffer abhandengekommen, in dem sich ihr Bühnenkleid befand. Natürlich sind wir behilflich gewesen und haben in einem lokalen Geschäft passenden Ersatz gefunden. Später konnte mit unserer Hilfe der Koffer auf dem Bahnhof in Hamburg gefunden und der Künstlerin zugeführt werden.

Mit Sally Barker im Café Klett Fredelsloh

Mit „Flook“ im Esel Sülbeck

Nach dem Konzert mit Christina Lux in Sülbeck

Mit Günter „Baby“ Sommer / Klosterkirche Fredelsloh 2019


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Jubiläum – 30 Jahre – Klosterhof Brunshausen

Klaus Hoheisel und Andreas Kohrs an der Kasse – Klosterkirche Fredelsloh

Klaus Hoheisel und Martin Labedet – auch Musiker – Waldbühne Northeim

Das Kunst & Kultur Team mit Büdi Siebert und Ralf Illenberger nach dem Jubiläumskonzert am 25.01.2020 in Hardegsen

Als wir einmal einen Musiker (auch aus Norwegen) in Northeim zu Gast hatten, haben wir mit ihm zusammen eine am Veranstaltungstag in der Northeimer Stadthalle stattfindende Ausstellungs-Eröffnung besucht und den Musiker einem Repräsentanten unserer Stadt vorgestellt. Der begrüßte ihn herzlich mit den Worten: „It´s always nice to have strangers in the city“. Eine wunderbare Episode! Denn so ist es: Künstlerinnen und Künstler, oftmals aus anderen Ländern, in unserer Region zu Gast zu haben, ihnen unseren Lebensraum zu zeigen und sich über ähnliche und unterschiedliche Kulturen auszutauschen, ist schön und anregend. Das gefällt den Künstlerinnen und Künstlern und uns auch. Und natürlich ist es eine besondere Freude, wenn unsere Konzerte gut ankommen und sich das Publikum wohlfühlt, auch im direkten Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern vor, während und nach den Konzerten. Ein wesentlicher Faktor ist natürlich die Finanzierung. In den letzten zehn Jahren haben wir jährlich bei durchschnittlich 15 bis 20 Veranstaltungen rund 35.000 bis 40.000 € umgesetzt. Unsere kulturellen Angebote jenseits des Mainstreams wären allein über den Eintritt nicht finanzierbar. Dabei legen wir Wert auf angemessene Gagen, die wir den Künstlerinnen und Künstlern nach sorgfältiger Kostenkalkulation garantieren. Abgesehen von besonderen Veranstaltungen soll niemand sogenannte „Hut-Konzerte“ spielen, es sei denn, dies macht wegen besonderer Umstände Sinn und die vereinbarte Gage lässt sich zuverlässig durch Aufstockungsbeträge absichern. Unsere Veranstaltungen werden in der Regel mindestens im Umfang von 50 Prozent über die Eintritte finanziert. Natürlich haben sich die Eintrittspreise im Laufe der Jahrzehnte verändert. Bei unserem ersten Konzert am 9. Dezember1979 mit Peter Finger betrug der Eintritt 4 DM (!). Heute liegen die Eintrittspreise im Bereich zwischen 10 € und 25 €. Natürlich gibt es auch Ermäßigungen. Ohne finanzielle Unterstützung wäre es uns nicht möglich, unsere Programme zu realisieren. Erfreulicherweise erhalten wir u.a. Förderungen vom Landschaftsverband Südniedersachsen e.V., von der KSN-Stiftung, der Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises Northeim, von den Stadtwerken Northeim und hier und da, je nach Veranstaltung, auch von den Städten und Gemeinden. Darüber hinaus können wir immer wieder auch weitere Förderer für unsere Projekte gewinnen. Auch private Spenden gibt es gelegentlich. Die Abrechnungsverfahren für Zuwendungen sind nicht zuletzt aufgrund langjähriger vertrauensvoller Zusammenarbeit ganz überwiegend unkompliziert. Allerdings haben wir die Erfahrung machen müssen, dass die Abrechnung von Projekten, die aus Bundesmitteln gefördert werden, manchmal extrem kompliziert ist. Bedauerlich bleibt beim Thema Unterstützung und Finanzierung, dass die Kommunen sich bei Veranstaltungen wie unseren leider nur begrenzt engagieren, sondern ihre Förderungen gern auf sogenannte große „Leuchtturm“-Projekte konzentrieren. Für die vielfältigen anderen kleineren Angebote jenseits des Mainstreams bleibt oft nur wenig übrig. Wir wünschen uns ein stärkeres und dauerhaftes kulturelles Bewusstsein in den Kommunen und eine bessere Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements. Die Kultur müsste unseres Erachtens in den Kommunen ein größeres Gewicht bekommen. Denn eines ist klar: Ohne das große ehrenamtliche Engagement wären anspruchsvolle kulturelle Angebote wie unsere und die vieler anderer ehrenamtlich organisierter Kulturanbieter in unserer Region deutlich teurer und daher wahrscheinlich nicht realisierbar.


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Nach dem Kari Bremnes Konzert 2004 im Muthaussaal Hardegsen

Uwe Kropinski Gitarrist, Komponist

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er kann sich vorstellen 40 Jahre lang Konzerte zu organisieren? Hätte man Klaus und Andreas vor 40 Jahren diese Frage gestellt, wären sie um eine Antwort wohl noch etwas verlegen gewesen. Heute, nach 40 Jahren ist diese Frage nicht mehr nötig, weil schon hinreichend beantwortet. Beide haben sich mit Energie und Liebe von Konzert zu Konzert gehangelt, jedes war das wichtigste und so vergingen die Jahre schneller, als es einem heute lieb sein kann. Was bleibt, ist die Erinnerung an viele Konzerte, die die Lebenszeit der Menschen im Publikum versüßt haben und den Musikern ein Podium boten, ihre Töne in offene Ohren zu schicken. Diese Konzerte, an denen ich einige Male beteiligt war, haben wieder einmal bewiesen, dass die Musik unendlich ist und „wer sich zu ihr flüchtet, lebt außerhalb der Jahrhunderte; die Zahl seiner Tage wird sein wie ein einziger Tag; und der Tod, der alles zernagt, verliert seine Macht über ihn.“ (Zitat: Romain Rolland aus Johann Christof). So machen wir einfach weiter..


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Kultur in der Fläche fördern Wie und mit wem geht das? OLAF MARTIN / LANDSCHAFTSVERBAND SÜDNIEDERSACHSEN E.V.

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tellen Sie sich vor, Sie haben gewisse Geldmittel und den Auftrag, die Kultur in der Fläche Südniedersachsens zu fördern. Malen Sie sich dann bitte auch aus, dass in einem solch ländlich-kleinstädtischen Gebiet wie dem Landkreis Northeim die Bühnen, Clubs und Ausstellungsräume nicht so dicht gepackt sind wie in einer großstädtischen Metropole. Wem würden Sie Ihr Geld geben? Sie werden feststellen: Hier ist eine Stadthalle, die Stadt ist aber gar nicht verantwortlich für die dortigen Veranstaltungen, sondern nur für die Vermietung. Die Veranstalter kommen teilweise von sonstwo her, die Qualität des Hallenprogramms ist sehr durchmischt, vieles zählt eher zur Freizeitgestaltung als zur Kultur. Wen wollen Sie da wie und wofür fördern? Dort ist ein Jugendzentrum, in dem von Zeit zu Zeit Bands auftreten oder andere Events stattfinden. Der Jugendpfleger ist Pädagoge und kein Kulturmanager. Die auftretende Band könnte Geld zwar brauchen, hat aber noch nicht mal ein gemeinsames Konto und unklares Entwicklungspotenzial, weil die Musiker im nächsten Jahr vielleicht schon in anderen Formationen oder gar nicht mehr auftreten. Da gibt es einen Dorfgastsaal mit morbidem Charme, in dem letztes Jahr ein Comedian für ein volles Haus sorgte, aber jetzt schon seit Monaten nichts mehr stattgefunden hat. Die Veranstaltung hatten damals ein paar örtliche Kulturfreunde aus Spaß an der Freude organisiert, sie haben aber keine Lust und Kraft, das häufiger zu machen. Sie finden schließlich einige Kultur- und Konzertvereine, Kantoreien, Kunstkreise und städtische Museen. Die nehmen Ihre Fördergelder gerne an, können auch ordentlich damit umgehen und mehr auf die Beine stellen als ohne Ihr Geld. Hier können Sie Ihren Auftrag erfüllen – aber „hier“, das sind jeweils die kleineren Städte der Region wie Northeim, Einbeck oder Uslar, das ist noch nicht „die Fläche“. Unzufrieden mit diesem Befund schauen Sie sich das Kulturangebot im Landkreis Northeim genauer an. Sie stellen fest, dass es da einige Veranstaltungsorte gibt, in denen nicht häufig etwas stattfindet, aber dieses Wenige so attraktiv ist, dass es auch Publikum aus weiterem Umkreis anzieht; dass dann Künstler auftreten, die vielleicht keine Stadien füllen, aber international unterwegs sind; dass hier originelle Programme geboten werden, die in den umliegenden Städten und auch in Göttingen nicht zu finden sind; dass das weder Stadtverwaltungen noch örtliche Kulturfreunde organisieren, sondern ein Verein, der nicht an einem Ort, sondern an vielen zuhause ist. Dann sind Sie auf die Initiative Kunst und Kultur Northeim gestoßen. Ein Verein, der ein stabiles Kulturnetz in und zwischen den Orten des Landkreises Northeim geknüpft hat. Der zum Teil Kulturorte erschließt, an denen sonst nichts Gleichwertiges stattfinden würde. Der Kulturenthusiasten, die vor Ort alleine dastünden, zu einem eingeschworenen Team zusammengeführt hat, für das die Künstler oft schon Freunde geworden sind. Diesem Verein geben Sie Ihre Förderung dann nicht häppchenweise mal für diese, mal für jene Veranstaltung, sondern für dessen ganzes Programm. Und nicht mal in diesem Jahr und in jenem nicht, sondern kontinuierlich, weil dessen Engagement auch ein kontinuierliches ist. Und jetzt verstehen Sie, warum die Initiative Kunst und Kultur Northeim seit 1999 jährlich einen Zuschuss des Landschaftsverbandes Südniedersachsen erhält.


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Verlässliche Kulturförderung auf neuen Wegen UTE ASSMANN / VORSTANDSVORSITZENDE DER KREIS-SPARKASSE NORTHEIM

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s muss gute Gründe geben, warum die Kreis-Sparkasse Northeim (KSN) die Initiative Kunst und Kultur seit dem ersten Konzert 1979 und noch vor Gründung des heutigen Vereins so verlässlich fördert. Und die gibt es. Aufgabe unserer Sparkasse ist es, die kreditwirtschaftliche Versorgung aller Menschen und Firmen in unserer Region sicherzustellen, um so die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Northeim zu fördern. Zu unserem Selbstverständnis gehört aber auch, einen Teil der geschäftlichen Erträge zur Förderung einer lebenswerten Region einzusetzen. Kurz gesagt: das Geld aus der Region bleibt in der Region. Unsere Kulturförderung ist kein Selbstzweck, sie muss Menschen erreichen. Bei der Initiative Kunst und Kultur gefällt uns besonders, dass die Konzerte an unterschiedlichen Orten quer durch den Landkreis stattfinden und örtliche Kultur-Anbieter einbezogen werden. Und natürlich das große ehrenamtliche Engagement, das die Verantwortlichen über einen so langen Zeitraum mit Freude und Begeisterung einbringen. For the times they are a changin‘ – mit Sicherheit hat Bob Dylan seinen Kultsong 1963 nicht auf die heutige Situation verfasst. Aber der Text passt. Zeiten ändern sich. Unser Leben verändert sich, wird digitaler. Dies eröffnet auch neue Wege und Chancen in der Kulturförderung. So hat das Co- und Crowdfunding-Projekt „Kultur-Aktiv-Northeim“ von PFH Göttingen, Landkreis Northeim und KSN zur Finanzierung dieses Buches beigetragen. Für Kulturveranstaltungen und für die Künstler wünschen wir uns das, was der Verein Initiative Kunst & Kultur Northeim e. V. seit 40 Jahren schafft: Begegnungen. Denn es sind immer Begegnungen mit Menschen, die unser Leben lebenswert machen!


„Sun slips into horizon Moon reaches for the stars Music is the healer No matter who you are No matter who you are…“ Aus dem Song: Walk in the Sky (Bonobo)


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