Zeitung Vinschgerwind 18-21 vom 09.09.2021 Bezirk Vinschgau Südtirol

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Vinschgerwind 18-21

09.09.21

Offene und Mobile Jugendarbeit Im Jahre 1983 wurde das Jugendfördergesetz vom Südtiroler Landtag genehmigt. Seit dieser Zeit ist die Jugendarbeit ein eigenständiger Bereich des gesamten Erziehungs- und Bildungswesens. Seit dieser Zeit gibt es in den Dörfern und Städten offene, selbstverwaltete Jugendräume, Jugendtreffs und Jugendzentren mit hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiter:innen. Im Vinschgau werden außerdem zwei Pilotprojekte durchgeführt: die Mobile Jugendarbeit Vinschgau und das Label „Junges Dorf“. v. l.: Tobias Stecher, Geschäftsführer vom Jugenddienst Obervinschgau, Michaela Platzer, Vize-Bürgermeisterin und Referentin für Jugend der Gemeinde Prad, Michael Kneissl, Geschäftsführer vom Jugenddienst Mittelvinschgau

Fotos: Heinrich Zoderer

Titelbild: Andrea Innerhofer von der Mobilen Jugendarbeit Vinschgau ist mit ihrem Camper im Vinschgau unterwegs, spricht Jugendliche auf öffentlichen Plätzen an, begleitet sie und führt mit Jugendlichen verschiedene Projekte durch. von Heinrich Zoderer

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nsgesamt gibt es derzeit drei Jugendzentren und 14 Jugendtreffs mit 22 hauptberuflichen Mitarbeiter:innen zwischen Reschen und Kastelbell und außerdem rund 10 offene, selbstverwaltete Jugendräume. Es gibt den Jugenddienst Mittelvinschgau mit Sitz in Schlanders und den Jugenddienst Obervinschgau mit Sitz in Spondinig. Wie Tobias Stecher, der Geschäftsführer vom Jugenddienst Obervinschgau und Michael Kneissl, Geschäftsführer vom Jugenddienst Mittelvinschgau mitteilten, übernehmen die Jugenddienste die ganze Personalverwaltung, machen Projekt- Lobby- und Netzwerkarbeiten, leisten Informations- und Beratungsdienste, kümmern sich um finanzielle Angelegenheiten und fungieren als Koordinierungsstellen zwischen den Gemeinden, den verschiedenen Jugendeinrichtungen und den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft und des Landes. Die Leiter:innen der Jugendtreffs und der Jugendzentren werden von den Jugenddiensten angestellt und mit 50% über das Jugendfördergesetz vom Land

bezahlt. Den Rest bezahlen die Gemeinden. Wie Kneissl erzählte, entstand der erste Jugenddienst Ende der 70er Jahre in Sand in Taufers, damals noch unter kirchlicher Führung. Überhaupt war damals die Kirche neben den verschiedenen Vereinen sehr aktiv bei der Jugendförderung. Heute gibt es noch Ministrant:innengruppen, die Jugendschar, die katholische Jugend und die Kolpingjugend. Sehr stark ist die Vereins- und Verbandsjugendarbeit. Nach der letzten Jugendstudie über Werthaltungen, Lebensformen und Lebensentwürfe der Südtiroler Jugend aus dem Jahre 2016 sind insgesamt 56% der Jugendlichen Mitglied bei mindestens einem Verein. Ohne die Mitgliedschaft bei den verschiedenen Sportvereinen sind immerhin noch 31,2% Mitglied bei einem Verein in den Bereichen Kultur, Jugend, freiwillige Feuerwehr, Soziales oder Umwelt. Michaela Platzer, die Vize-Bürgermeisterin und Referentin für Jugend in der Gemeinde Prad berichtete, dass es in Prad insgesamt 52 Vereine und zusätzlich 12 Sportvereine gibt. Davon betreiben 21 Vereine plus die Sportvereine auch spezielle Jugendarbeit.

Neben dieser Verbandsarbeit, die einen Großteil der Jugendarbeit ausmacht und sicherlich dazu beiträgt, dass Jugendliche ins Dorfleben hineinwachsen und sich daran aktiv beteiligen, findet seit 1983 eine Professionalisierung der Jugendarbeit statt. 1984 entstanden die Jugenddienste Mittelvinschgau und Obervinschgau. Die verschiedenen Jugendtreffs und Jugendzentren sind in den darauffolgenden Jahren entstanden, haben teilweise starke personelle Änderungen erfahren, wurden oft wieder geschlossen oder mussten nach neuen Räumlichkeiten suchen. In der Zwischenzeit ist die offene Jugendarbeit zu einer fixen Einrichtung geworden, alle Gemeinden haben Referent:innen für Jugend, die die Rahmenbedingungen für eine autonome und freiwillige Jugendarbeit schaffen. Die Corona-Pandemie und die Lockdowns waren nicht nur für Familien, Betriebe und die Schulen schwierige Zeiten, sondern auch für die Jugendlichen. Die Jugend hatte keine Stimme, wurde vielfach vergessen und vernachlässigt. Depressionen, Essstörungen, auch vermehrt Selbstmordgedanken, Vereinsamung, Zu-


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