ZUM 80. GEBURTSTA Eine Würdigung durch Stationen seines gerade durch Triumphe und Abstürze zutiefst menschlichen Lebens im Spiegel einiger seiner mark antesten So ngs. Ein Beitrag von Andel Müller Es gibt nur wenige Künstler, die noch Jahrzehnte nach ihrem Tod generationenübergreifend vermisst werden, weil ihr Werk zeitlos ist und ihre Persönlichkeit nichts von ihrem Charisma eingebüßt hat. Der vor allem als Beatles-Gründer und Musiker, aber auch als Literat, Zeichner und Friedens-Aktivist weltberühmt gewordene John Lennon gehört zu ihnen. Gerade jetzt, in unserer so vielfältig gebrochenen, gefährdeten, wie gefährlich tosenden Zeit könnte Lennons aktuelle Stimme für viele ein orientierender Anker sein. Mit seinen Songs, ihrer musikalischen und ideellen Kraft, ihrer menschlichen Wärme erreicht Lennon weiterhin Menschen in aller Welt. Seinen 40. Geburtstag sollte der am 9. Oktober 1940 in Liverpool geborene John Lennon gerade einmal um zwei Monate überleben. Am 8. Dezember 1980 wurde er vor dem Dakota-Building von einem Gestörten erschossen. Dabei war er mit Yoko Ono Ende 1971 wegen des dort legeren und voraussichtlich unbehelligten Lebens nach New York gezogen.
Start ins Leben Der Start in Lennons Leben war keineswegs verheißungsvoll: Vater Alfred war als Matrose auf den Weltmeeren unterwegs, Mutter Julia mit dem Kind überfordert. Daher wuchs der kleine John ab seinem 5. Lebensjahr bei seiner Tante Mimi auf. Die traumatisierende Kindheit prägte ihn sein Leben lang: „Mother, you had me / but I never had you / oh I wanted you – but you didn’t want me, So I got to tell you / Goodbye – Goodbye. / Father you left me / but I never left you / oh I needed you, but you didn’t need me / So I just got to tell
you / Goodbye – Goodbye./ Mama don’t go / Daddy come home.” Als Julia 1958 bei einem Unfall ums Leben kam, war die Episode der Wiederbelebung des Mutter-Sohn-Kontaktes zu Ende: “My Mummy’s dead / I can’t get it through my head.” Auf dem „White Album“ widmet John seiner Mutter einen Song: „Julia, seashell eyes, windy smile, calls me /…/ Her hair of floating sky is shimmering, glimmering / In the sun / Julia, morning moon, touch me / So I sing a song of love, Julia.”
Der Liebende Wieder einmal versteht es John Lennon seine Gefühle unter die Haut zu formulieren: Sein „Love“ wirkt zunächst textlich eher schlicht - doch ist die Aussage gerade wegen der Konzentration auf den Kern dessen, was Liebe existenziell werden lässt, von packender Intensität: „Love ist real, real is love / love is feeling, feeling love / love is
wanting to be loved /…/ Love is free, free is love / Love is living, living love / love is needing to be loved.” Kann man die Geheimnisse des Phänomens Liebe klarer, ergreifender, schöner offenbaren? Sicher hat ihm hier die intensive Beziehung zu Yoko Ono die Feder geführt.
Abkehr von der Machopose Yoko hat John auch für das Thema Feminismus sensibilisiert und zu „Woman is the Nigger of the world“ inspiriert, einer heftigen (auch Selbst?) Anklage gegen alle Macho-Männer: “Woman is the nigger of the world, yes she is / If you don’t believe me take a look to the one you’re with / Woman
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is the slave of the slaves / Yes she is, if you believe me, you better scream about it.” Für das Jahr 1972 sind das erstaunliche und leider heute oft noch immer aktuelle Sätze – die ihr Thema ebenfalls mit einfachen Worten besonders eindringlich schildern.