Dimensions 1/2020

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DIMENSIONS 1 2020 | WISSENSCHAFT

WISSENSCHAF T

Zusammenfassung

Akkermansia muciniphila in der Parodontitis-Behandlung*

Parodontitis, eine opportunistische Infektion, wird seit mehr als einem Jahrzehnt auch im bi­ direktionalen Zusammenhang mit systemischen entzündlichen Erkrankungen und Adipositas dis­ kutiert. Zur Unterstützung der Behandlung von Parodontitis und auch Adipositas wurden bereits Probiotika vorgeschlagen. Akkermansia muciniphila ist ein Symbiont, der im Colon von gesunden, schlanken Individuen gefunden wird und der als vorwiegende Kohlen­ hydratquelle das Muzin für seinen Stoffwechsel nutzt, wenn nur wenige andere Nährstoffe vor­ liegen. Da A. muciniphila am Epithel des Colons adhäriert und die Integrität der intestinalen Barriere verstärkt, ist er zu einem Marker für ein gesundes Mikrobiom geworden. Die Autoren machten es sich nun zum Ziel, herauszufinden, ob A. muciniphila als Therapeutikum eingesetzt werden kann. Schlanken und adipösen Mäusen wurden in vier Gruppen jeweils eine gepufferte Kochsalzlösung, P. gingivalis alleine, A. muciniphila alleine oder P. gingivalis und A. muciniphila zusammen auf den frontalen Schädelknochen injiziert. Nach fünf Tagen zeigte sich, dass die Grösse der Lä­ sion bei den schlanken und den adipösen Mäu­ sen bei der Kombination von P. gingivalis und A. muciniphila deutlich kleiner war und im Ver­ gleich zu den Läsionen, die durch P. gingivalis alleine entstanden sind, eine signifikant reduzierte Entzündung und Osteoklastenaktivität zeigte. Ebenfalls in schlanken und adipösen Mäusen wurden mit Ligaturen, die mit P. gingivalis ver­ setzt waren, innert drei Wochen eine experi­ mentelle Parodontitis verursacht. Danach wur­ den den Mäusen zwei Wochen lang täglich P. gingivalis und A. muciniphila per Sonde verab­ reicht. Wie erwartet zeigten die adipösen Mäuse nach den ersten drei Wochen mehr parodonta­

len Gewebeverlust. Durch die zweiwöchige Be­ handlung mit P. gingivalis und A. muciniphila in Kombination konnten der Attachmentverlust, die Entzündungszeichen und die Osteoklasten­ aktivität in allen Mäusen wieder signifikant re­ duziert werden. Um die Mechanismen dieser Effekte zu evaluie­ ren, wurden die Interaktionen zwischen P. gin­ givalis und A. muciniphila zusätzlich in einem kultivierten Biofilm betrachtet. Darin wuchs P. gingivalis schlechter und produzierte weniger Gingipaine, und A. muciniphila produzierte mehr Proteine auf ihrer Oberfläche, die zur Anheftung an ihre Umgebung dienen. Makrophagen, welche simultan P. gingivalis und A. muciniphila ausgesetzt waren, produzierten mehr entzündungshemmendes IL-10 und weni­ ger entzündungstreibendes IL-12. Zusätzlich exprimierte A. muciniphila vermehrt Zelladhäsi­ onsmoleküle, welche bei einer Infektion mit P. gingivalis die erste Verteidigungslinie der Wirts­ abwehr stärken. Die Autoren zeigten mit dieser Studie den pro­ tektiven Effekt von A. muciniphila und folgern, dass eine begleitende Therapie mit diesem Sym­ bionten in der Parodontitis-Behandlung in Er­ wägung gezogen werden wird.

LITERATUR * Akkermansia muciniphila reduces Porphyromonas gingivalis-induced inflammation and periodontal bone destruction Olivier Huck, Hannah Mulhall, George Rubin, Zev Kizelnik, Radha Iyer, John D Perpich, Nasreen Haque, Patrice D Cani, Willem M de Vos and Salomon Amar; Journal of Clinical Periodontology, doi:10.1111/ JCPE.13214

Dr. med. dent. Petra Hofmänner medi Bern


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