Hotelière 06/22 E-Paper

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Kostenexplosion – es gibt echte Alternativen Wie soll der Preis für ein Hotelzimmer 2023 festgelegt werden? Jeder Hotelier fragt sich, wie er die höheren Kosten auf die Kunden umwälzen kann. Die Pricing-­ Experten wissen, wie man die herausfordernde Entscheidung anpackt und umsetzt. Gianluca Marongiu

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ie Energiekrise zwingt uns, das Pricing für 2023 zu überdenken. Sie fordert Hoteliers in der Praxis mit wichtigen Entscheidungen heraus. Soll man die Kosten auf die Kun­ den umwälzen und wenn ja, wie soll das in der Praxis aussehen? Das sind Fragen, auf die wir als Pricing-Experten Antwor­ ten haben.

Preis und Auslastung Wichtig ist dabei, das Verhältnis zwischen Preis und Auslastung im Auge zu behalten, ansonsten geht unser Hotel-Business-Case nicht mehr auf. Das Risiko von Preisauf­ schlägen sollte nicht unterschätzt ­werden, denn die Nachfrage garantiert uns nicht, dass wir bei höheren Preisen die gleiche Auslastung erzielen und somit unser Um­­ satzbudget erreichen.

Erstens gilt es zu unterscheiden, ob man im eigenen Betrieb über eine normale ­Teuerung spricht oder ob es sich um eine grobe Veränderung der Kostenstruktur handelt. Eine Teuerung kann man anhand der geschätzten Kosten mit Prozent-Auf­ schlägen auf die Zimmerpreisstruktur ­verteilen. Wir empfehlen, auf die tieferen Preise weniger aufzuschlagen und auf die Hochsaisonpreise einen grösseren Auf­ schlag einzuführen. Der Vorteil dabei ist, dass man während der Tiefsaison kon­ kurrenzfähig bleibt und in der Hochsaison mit Sicherheit mehr verdient.

Wir empfehlen deshalb, den Fokus auf den RevPar (Revenue per available room) zu legen, denn diese Kennzahl summiert die Auslastung und den Durchschnittspreis. Sie sagt uns, wie viel Umsatz wir pro ver­ fügbarem Zimmer pro Tag machen. Genau diese Kennzahl wird bei der Berechnung des Energiezuschlags entscheidend sein, denn die Energiekosten kann man sehr gut auf die verfügbaren Zimmer des Hotels hin berechnen.

Kurz gesagt, sind die Umsätze während der Hochsaison viel stabiler, während in schlechten Zeiten die Gäste viel preissen­ sibler sind. Als Hotelier möchte man ver­ meiden, in der Tiefsaison das gewünschte Volumen wegen mangelnder Konkurrenz­ fähigkeit zu verpassen. In der Hochsaison ist die Nachfrage sowieso da und das Über­ nachtungsvolumen grösser – so lassen sich ­Preisaufschläge besser umwälzen und das Volumenrisiko bleibt aus.

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Risiko: Strompreis-Explosion 2023 Die Branche erwartet wegen den Energie­ kostenzuschlägen eine weitere Krise, die sich ab Januar 2023 bemerkbar machen soll. Grund dafür sind die aktuell hohen Strompreise auf dem freien Markt. Wer für 2023 vertraglich nicht gedeckt ist und jetzt Offerten einholt, riskiert bis zu einer Verfünffachung der Stromkosten. In die­ sem Fall sprechen wir in der Praxis von einer groben Veränderung der Kosten­ struktur, die verschiedene Folgen mit sich bringt.

Eine leichte Preisanpassung aufgrund der Teuerung reicht nicht aus, denn eine Verfünffachung würde heissen, dass sich die Stromkosten von ca. 1 bis 2 Prozent vom Umsatz bis auf 10 Prozent erhöhen. Bei gleichbleibenden Umsätzen droht ge­­ wissen Hotels einen Konkurs, denn die Margen in unserer Branche sind zu gering, um diesen Kostenzuschlag abzuwälzen. Dazu kommt, dass sich die Hotels zum ­jetzigen Zeitpunkt gerade finanziell von der Coronakrise erholen und die Schuld­ kredite abzahlen müssen. Eine weitere Verschuldung liegt nicht drin und die ­ Reserven sind aufgebraucht. Was sollen Hoteliers in dieser Situation tun? Komplette Kostenstruktur hinter­ fragen Nebst den üblichen Energiesparmassnah­ men sollte sich jeder Hotelier gut über­ legen, welche Outlets rentabel sind und welche stromintensiven Bereiche man strategisch mittels Angebots- oder Struk­ turveränderung umgehen kann. Das kann zum Beispiel eine hauseigene Wäscherei sein, die man in Zukunft vielleicht besser zu einer Wäscherei-Firma auslagern sollte, um so teure Fixkosten mit variablen ­Kosten zu ersetzen. Wir sind der Meinung, dass eine solch grobe Veränderung der Kostenstruktur nicht nur mittels Preis­ erhöhung gedeckt werden kann. Man muss die komplette Kostenstruktur des Hotels erneut hinterfragen und versuchen, sich aufs rentable Geschäft zu konzen­ trieren.


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