Natürlich Oktober 2022

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gesund leben

natürlich

Hirntraining

So trainieren Sie Ihr Gedächtnis Architektur gegen Demenz

Die richtige Umgebung kann dementen Menschen helfen

Entspannt Arbeiten Die Arbeitswelt fordert uns. Aber es gibt Abhilfe.

Vergessen ist menschlich Warum wir gar nicht alles behalten können

Prostata

Wenn der Druck zum Überdruck wird

Gedächtnis

Schatzkammer des Lebens

Bewusst
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LIEFERT NATÜRLICHE ALTERNATIVEN.

Erinnern Sie sich noch?

Liebe Leserin, lieber Leser

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk! Jedes einzelne Organ ist an und für sich schon erstaunlich. Doch noch erstaunlicher ist, wie gut alles in einander greift und ohne unser Zutun funktioniert. Wir werden uns das oft erst dann bewusst, wenn für einmal ein oder gar mehrere Organe nicht mehr richtig funktionieren.

Für viele Menschen das wohl wichtigste Organ überhaupt ist unser Gehirn. Mit «Gehirn» ist dann vor allem das Gedächtnis gemeint. Dabei hat das Gehirn noch viele andere, spannende Funktionen, etwa im vegetativen Nervensystem oder auch bei der Steuerung des Hormonhaushalts. Das Gedächtnis aber wird allgemein als eine der höchsten Begabungen der menschlichen Natur gesehen. Wir tun deshalb gut daran, unser Gedächtnis fit zu halten. Ja, man kann unseren Gedächtnismuskel quasi trainieren. Wir zeigen, wie es geht.

Selbst jüngere Menschen nerven sich über sich selbst, wenn sie sich zum Beispiel für einmal nicht an einen Namen erinnern. Das ist aber noch lange kein Grund, sich Sorgen zu machen. Denn zu vergessen, gehört zu einem gesunden Gedächtnis dazu. Nein, und das ist kein Widerspruch zur Aussage, dass sich Gedächtnistraining lohnt. Denn auch ein gutes Gedächtnis vergisst bestimmte Dinge.

Im Alter dement zu werden ist aus den oben genannten Gründen für die meisten Menschen der blanke Horror. Wir gehen der Frage nach, wie man mit der richtigen Architektur dementen Menschen das Leben erleichtern kann.

Dann wollen wir Sie auch noch mitnehmen in die Natur. In den Herbstwald. Gross und Klein finden dort allerhand, was sich zum Anschauen und Spielen lohnt.

So, nun hoffe ich, Sie genug «glustig» gemacht zu haben auf das neuste «natürlich». Viel Freude beim Erkunden!

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GESUND SEIN

Gedächtnistraining Trainieren Sie ihr Gedächtnis und bleiben Sie fitt.

Vergessen gehört dazu Auch ein gutes Gedächtnis vergisst. Wir sagen, warum.

Sabine Hurni über … die beste Frucht der Welt

GESUND WERDEN

Heilende Architektur Die richtige Umgebung kann dementen Menschen helfen.

Inhalt

30 Entspannt arbeiten Stress bei der Arbeit ist nicht nowendig. 34 Hotspot Prostata Mutter Natur kann gegen Beschwerden helfen.

DRAUSSEN SEIN

50 Tiere aus Stein Die Natur bietet uns erstaunliche Bilder.

Blumendeko Gestalten Sie Ihre Blumendeko selber.

Draussen spielen Es muss nicht immer Plastikspielzeug sein.

Roland

POWER

STATT

„SAUER“

Unser Säure-Basen-Haushalt entscheidet

Sicherlich kennen Sie auch Sportler, die „dauersauer“ ihre Ziele nicht erreichen, stattdessen immer wieder verletzt pausieren müssen oder ihren geliebten Sport gar nicht mehr betreiben können.

Immer mehr Menschen sind aufgrund der üblichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten „chronisch latent übersäuert“. Säuren wirken dann im Körper wie „Sand im Getriebe“. Selbst professionelles Training und bereits der gut gemeinte sportliche Ausgleich zum alltäglichen Sitzen und zu den kleinen Sünden fördern schlussendlich nur den Verschleiss.

Dieses Buch gibt Antworten über die vermeidbaren Ursachen und Folgen einer Übersäuerung. Mit diesem Körperverständnis und der Beachtung der „drei Leitlinien gesunden, erfolgreichen Sports“ werden Sie lange Freude an Ihren Aktivitäten haben!

ISBN 978-3-933874-50-4 · 176 Seiten · 24.50 CHF Verlag Peter Jentschura

HEILKRAFT | GESUND SEIN
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Service
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03 Editorial / 06 Leben und Heilen / 18 Rezepte / 25 Liebesschule 46 Staunen und Wissen / 62 Hin und weg / 62 Neu und gut / 64 Rätsel / 65 Vorschau / 66 Eva unterwegs
Jentschura
youtube.com/VerlagJentschura Buchvorstellung von Roland Jentschura Jentschura (Schweiz) AG · 8806 Bäch/SZ www.jentschura-shop.ch

Leben & Heilen

GESUNDHEIT

Freie Füsse, gesunde Füsse

Barfusslaufen wirkt sich positiv auf den Körper aus. Die Körperhaltung verbessert sich, die Muskulatur wird gestärkt und die Fusssohlen werden mit der Zeit unempfindlicher. Auch auf die Psyche kann das Barfusslaufen positive Auswirkungen haben, schreibt «gmx.ch». «Wenn die Füsse frei sind, ist die Seele und der Kopf frei», wird Carsten Stark, Fussexperte und Autor von Büchern wie «Füsse gut, alles gut» (Südwest Verlag), zitiert. Barfuss zu gehen sei die günstigste und beste Möglichkeit, sich mental wieder in eine gewisse Freiheitsposition zu bringen – um Depressionen abzubauen und positiv zu denken. Auch organisch seien freie Füsse im Vorteil: «Wenn der Fuss freier ist, muss er mehr arbeiten, weil er weniger Dämpfung hat. Dadurch ist er besser durchblutet.» Richtiges Barfusslaufen sei jedoch nicht, sich mit nackten Füssen durch die Wohnung zu bewegen, sondern auf natürlichem Boden. ska

Ist Mikroplastik im Blut eine Gefahr für die Gesundheit?

Nationalrätin Sarah Wyss (SP, BS) will gemäss «medinside.ch» vom Bundesrat wissen, ob Mikroplastik weiterhin für die menschliche Gesundheit als «nicht bedenklich» eingestuft werden soll. In einer Interpellation verweist die SPPolitikerin auf mehrere Studien, welche unter anderem den Nachweis von Mikroplastik auch im menschlichen Blut ergeben haben, und erkundigt sich nach der (wissenschaftlichen) Einschätzung des Bundesrates. In seiner Antwort verweist der Bundesrat zunächst auf die stark gewachsenen wissenschaftlichen Publikationen in diesem Bereich. Die Ergebnisse einer Studie aus den Niederlanden lassen darauf schliessen, dass die Exposition des Menschen gegenüber Kunststoffpartikeln zu einer Absorption der Partikel in den Blutkreislauf führe und dass ihre Elimination aus dem Blut über Galle, Nieren oder Transfer in andere Organe möglicherweise langsamer erfolge als ihre Aufnahme ins Blut. Eine übergeordnete Einschätzung, ob und gegebenenfalls welche Mikrokunststoffe für die menschliche Gesundheit als bedenklich einzustufen seien, sei «auf der Basis des aktuellen Kenntnisstandes aber noch nicht möglich», hält der Bundesrat in seiner Stellungnahme schliesslich fest. Es sei aber eine Schweizer Gesundheitsstudie in Vorbereitung, in der auch Messungen von Chemikalien und auch Mikroplastik in Humanproben vorgesehen seien, sofern dies methodisch machbar sei. ska

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MIKROPLASTIK

Förderpreis für Therapeutisches Klettern

Der Förderpreis 2022 der SNE Stiftung für Naturheilkunde und Erfahrungsme dizin geht an die CAM-Therapeutin Ro seline Bestler aus Aarau. Der Preis wür digt gemäss einer Mitteilung das von ihr praktizierte «Therapeutische Klettern» als ganzheitlichen Heil- und Präventions ansatz. Alle, die schon mal an einer Klet terwand geübt haben, wissen, dass man nie zweimal genau gleich klettert. Ge lenke, Muskeln, Bänder, Sehnen, Faszien und Nerven werden jedes Mal anders beansprucht und stimuliert. Hinzu kommt ein klares Ziel – «nach oben» –und die Fokussierung mit allen Sinnen auf den Moment des Kletterns. Dass man an der Kletterwand wirkungsvolle thera peutische Arbeit leisten kann, verankert sich in der Schweiz erst allmählich im Bewusstsein. Ob Krankheit, Unfall oder Operation – die SNE-Preisträgerin von 2022, Roseline Bestler, weiss aus ihrer therapeutischen Praxis, dass Körper wahrnehmung, Koordination, Beweglichkeit und Kraft an der Kletterwand besonders viel bewirken können, wenn das Klettern therapeutisch begleitet wird. Roseline Bestler wird im Rahmen des diesjährigen SNE-Symposiums am 1. Oktober 2022 das Konzept des Therapeutischen Kletterns vorstellen; am Vorabend wird ihr feierlich der SNE-Förderpreis 2022 übergeben werden. ska

GESUNDHEITSPREIS

MAKRONÄHRSTOFF

Fett ist nicht gleich Fett

Der menschliche Körper benötigt den Makronährstoff Fett unter anderem für gesunde Zellmembranen und die Gehirnleistung, vor allem aber dient er als Energiespeicher. Fett ist eine Art Lebensversicherung für schlechte Zeiten. In Krankheitsphasen, nach Unfällen oder Operationen zehrt der Organismus von diesen Reserven. Ein gesunder Fettkonsum hängt nicht nur davon ab, welche fetthaltigen Nahrungsmittel, sondern auch wie viel Fett man zu sich nimmt. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist es daher sinnvoll, eher wenig, dafür aber hochwertiges Fett zu konsumieren, schreibt «br.de». Auf der einen Seite stehen Fettsäuren, die vorwiegend in tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch- und Wurstwaren oder Milchprodukten vorkommen: die gesättigten Fettsäuren. Auf der anderen Seite stehen die ungesättigten Fettsäuren, die vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind und sich in einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterteilen. Einfach ungesättigte Fettsäuren sind vor allem in pflanzlichen Ölen wie Oliven-, Raps- oder Sonnenblumenöl, aber auch in Avocados oder Haselnüssen zu finden. Zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren zählen die Omega-3-Fettsäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann und die deswegen als «essenziell» bezeichnet werden. Sie sind in Seefisch wie Lachs oder Makrele, aber auch in Leinsamen, Walnüssen und Maiskeimöl enthalten. Aus naturheilkundlicher Perspektive sollte man auch beim Konsum von Fleisch oder Milchprodukten differenzieren. Gesünder – gerade auch was den Fettanteil betrifft – sind die Tiere, die sich auf natürliche Weise, also nicht von Industriefutter, sondern von Gräsern ernähren. ska

GESUNDHEIT

Bund plant Riesenstudie zu Gesundheit

100 000 Personen in der ganzen Schweiz sollen zu ihrer Gesundheit befragt und medizinisch untersucht werden. Das plant das Bundesamt für Gesundheit (BAG), schreibt «watson.ch». Angedacht ist, dass bis zu 100000 Bewohnerinnen und Bewohner mit einem Fragebogen zu ihren Lebensgewohnheiten und zu ihrer Gesundheit befragt werden. Zudem würden sie in einem Studienzentrum medizinisch untersucht. Die sogenannte Schweizer Gesundheitsstudie soll aufzeigen, welche Auswirkungen Chemikalien, die Umwelt und der Lebensstil auf die Gesundheit haben. Das soll unter anderem helfen, die Prävention chronischer Krankheiten zu verbessern. Das BAG arbeitet dazu mit verschiedenen Partner*innen zusammen. Für eine Pilotphase hat der Bundesrat 2017 grünes Licht gegeben, nun soll die grosse Studie folgen. ska

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LEBEN & HEILEN

Schlafmangel macht weniger

hilfsbereit

Unter Schlafmangel kann nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Sozialverhalten leiden. Hirnareale, die wichtig für Empathie sind, sind im müden Zustand womöglich weniger aktiv, schreibt «spektrum.de». Sieben bis neun Stunden sollten Erwachsene pro Nacht schlafen. Das empfehlen Fachgesellschaften wie die US-amerikanische National Sleep Foundation. Wer weniger ruht, riskiert nicht nur, am nächsten Tag müde und erschöpft zu sein: Auch das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Herz-KreislaufErkrankungen und Diabetes steigt an, wenn der Schlaf dauerhaft zu kurz kommt. Ein Team von der University of California in Berkeley um Eti Ben Simon hat nun einen weiteren Nebeneffekt von Schlafmangel entdeckt: Offenbar verhalten sich Menschen nach einer kurzen Nacht anderen gegenüber auch weniger hilfsbereit, wie die Gruppe im Fachmagazin «PLOS Biology» berichtet. ska

WOHNUMFELD

Wie der Raum unsere

Gesundheit prägt

Unser Wohnumfeld beeinflusst unsere psychische und physische Gesundheit. Das aktuelle Heft «Forum Raumentwicklung» geht der Frage nach, wie Städte und Dörfer geplant sein müssen, damit wir uns gesund und wohl fühlen. «Attraktive Aussenräume sind wichtig für die Gesundheit, weil Menschen sich dort gerne bewegen und einander begegnen können», schreibt das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE). Die aktuelle Ausgabe des «Forum Raumentwicklung» des ARE setzt sich unter anderem mit der Frage auseinander, welche Lehren die Raumentwicklung aus der Covid-19-Pandemie zieht. In einem Interview sagt die Sozialwissenschaftlerin Sabina Ruff, die Projekte zur Siedlungsentwicklung leitet, welche Anstrengungen von Städten und Gemeinden sich bewährt haben und dazu beitragen, dass sich die Bevölkerung den Aussenraum aneignen kann. So haben etwa Anwohnende von Lichtensteig einen Rebberg gepflanzt und produzieren Wein. Der Schlüssel dazu heisst Partizipation: Die Bevölkerung bringt sich aktiv ein und trägt selber zu ihrem Wohlbefinden bei. ska

SCHLAFEN
BIO LOGISCH.
TATEN STATT WORTE NR. 111 Wir sind Bio-Pionierin und weltweite BioSpitzenreiterin mit 4’800 Bio-Produkten, davon 2’800 von Naturaplan.
KW 39/22
MACHT
TATENDRANG
TATEN-STATT-WORTE.CH

So trainieren Sie Ihren Gedächtnismuskel

Möglichst lange ein gutes Gedächtnis zu haben, das ist wohl für die meisten Menschen ein erstrebenswertes Ziel. Auch wenn das Gehirn kein Muskel ist, lässt es sich gemäss neuropsychologischen Erkenntnissen sehr wohl trainieren. Doch aufgepasst: Im gesunden Mass ist auch das Vergessen gesund.

Erinnern Sie sich noch, wann Sie am 11. August 2018 einen Anruf erhalten haben und was Sie am 19. März 2009 zu Mittag gegessen haben? Vermutlich können Sie diese Erinnerungen nicht mehr abrufen, was von einem gesunden Gedächtnis zeugt. Nur weil wir Dinge vergessen, können wir Gedächtnisinhalte strukturieren und das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen, damit wir den Alltag gut bewältigen können. So speichern wir vor allem jene Erinnerungen, welche für uns in der Gegenwart und Zukunft bedeutsam sein können. Das Erinnerungsvermögen passt sich immer an die Anforderungen der Umwelt an, in der wir uns bewegen. Würden wir alles behalten, würden wir von der Informationsflut überwältigt werden. Wie lange wir uns an erlebte Ereignisse erinnern können, ist unterschiedlich. Persönlich bedeutsame Ereignisse, die wir intensiv erlebt haben und über die wir uns oft mit anderen

Menschen austauschen, bleiben meist länger in Erinnerung. Dabei verändert sich die Erinnerung über die Zeit. Immer, wenn wir Gedächtnisinhalte abrufen, füllen wir Lücken in unserer Erinnerung wieder auf, indem wir Zusammenhänge generieren und das Erlebte neu interpretieren. So wird z. B. eine Urlaubserinnerung mit der Zeit oft immer schöner, je länger sie zurückliegt und je häufiger wir sie erzählt haben.

Menschen mit einem gesunden Gedächtnis sind in der Lage zu lernen, indem sie Informationen aufnehmen, behalten, ordnen und abrufen können. Dennoch klagen viele gesunde Menschen über Probleme wie das Verlegen von Gegenständen, das Vergessen von wichtigen Unterlagen oder das Verpassen von Terminen usw. In einem gewissen Mass ist Vergesslichkeit normal. So müssen Kinder oft viele Dinge auf einmal neu lernen, im Berufsleben sind häufig viele Aufgaben praktisch gleichzeitig zu erledigen und nicht zuletzt geht der gesunde Alterungsprozess mit Veränderungen der Lern- und Gedächtnisleistung einher. So wird beispielsweise im Alter die Weitergabe von Signalen zwischen den Nervenzellen verlangsamt und die Hirnmasse wird kleiner. Dennoch – auch wenn die Gedächtnisleistung mit der Zeit nachlässt, ist das Gedächtnis ein Leben lang formbar.

Trainieren Sie Ihr Hirn regelmässig

Unser Gehirn ist plastisch, das bedeutet, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen je nach Nutzung der damit verbundenen Funktionen gestärkt oder geschwächt werden. Diese sogenannte Neuroplastizität ist die Grundvoraussetzung für jede Form des Lernens und bleibt ein ganzes Leben lang erhalten. Durch ein regelmässiges Training der Gedächtnisfunktionen können somit Veränderungen im Gehirn erreicht werden, welche helfen können, Gedächtnisleistungen länger zu erhalten oder gar zu verbessern.

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GEDÄCHTNISTRAINING | GESUND SEIN
Wir speichern vor allem jene Erinnerungen, welche für uns in der Gegenwart und Zukunft bedeutsam sein können. »

Wie aber sollte nun so ein Gedächtnistraining aussehen? Grundsätzlich ist es wichtig, das Gedächtnis herauszufordern. Wenn man schon seit Jahren Sudokus oder Kreuzworträtsel löst und diese Übungen zur Routine geworden sind, bei denen man nicht mehr viel nachdenken muss, bringt dies nicht mehr so viel. Ideal ist es, immer wieder Neues zu lernen und zu entdecken. So kann man z. B. eine neue Sprache oder ein neues Musikinstrument lernen, neue herausfordernde Spiele entdecken usw. Das selbst gesteckte Ziel dabei sollte realistisch sein, besser ist es, sich kleine regelmässige Übungsphasen vorzunehmen und auch kleine Erfolgserlebnisse zu würdigen.

Zudem gibt es nebst der «Üben-üben-üben»-Strategie, welche viel Durchhaltewillen benötigt, auch das Training von Merk- und Gedächtnisstrategien. Hierzu gibt es eine Fülle von Strategien, die ein wenig Übung benötigen, mithilfe derer man jedoch z. B. Namen, Ein-

kaufslisten usw. leichter merken kann. Dabei machen wir uns zunutze, dass das Gehirn am liebsten in Mustern lernt. Verbinden wir die Dinge, die wir uns merken müssen, zu einer Art Muster, z. B. indem wir Verbindungen schaffen durch das Bilden von Kategorien, das Einbetten in Geschichten oder in eine Vorstellung usw., können wir unsere Gedächtnisleistung gezielt verbessern. Die Anwendung von Merk- und Gedächtnisstrategien eignet sich somit auch als Kompensationsmöglichkeit oder als kognitive Reserve, wenn die Merkfähigkeit nachlässt. Die kognitive Reserve besteht aus verschiedenen weiteren Faktoren wie dem Umfang der Schul-, Berufs- und Fortbildung, der Regelmässigkeit von kognitiven Aktivitäten (z. B. durch Lesen, Musizieren, künstlerische und kreative Beschäftigungen) sowie der Vielfalt von Interessen und der Mehrsprachigkeit. Diese Faktoren unterstützen Gedächtnis, Sprache und Aufmerksamkeit nachweislich und wirken präventiv. Noch verstärkt wird der Effekt, wenn beim Lernen verschiedene Sinne angesprochen werden und das Training Spass macht!

Nebst dem kognitiven Training, das hier angesprochen wurde, gibt es auch weitere gesundheitsfördernde und präventive Massnahmen, die die Gesunderhaltung des Gedächtnisses unterstützen. So zeigen verschiedenste Studienresultate, dass eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung, regelmässige Bewegung, ausreichend Schlaf, Verzicht aufs Rauchen, Stressbewältigung und soziale Aktivitäten das Gedächtnis nachweislich schützen. Dabei lassen sich schon im frühen und mittleren Lebensalter entscheidende Weichen für die geistige Leistungsfähigkeit im Alter stellen.

Sport trainiert auch das Gehirn

Ein regelmässiges körperliches Ausdauertraining (wie z. B. Radfahren, Laufen, Schwimmen) fördert nebst der körperlichen Fitness auch die Gedächtnisfunktionen. Dabei ist es wichtig, regelmässig in mittlerer und hoher Intensität zu trainieren. Mittlere Intensität bedeutet, dass man sich z. B. beim Joggen noch unterhalten kann. Aus verschiedenen Forschungsarbeiten wurden Empfehlungen abgeleitet wie das Trainieren von 150 Minuten pro Woche in mittlerer oder 75 Minuten in hoher Intensität, wobei eine Sporteinheit mindestens 10 Minuten, im Idealfall mindestens 30 Minuten betragen sollte. Ebenfalls ist ein zweimal wöchentliches Muskelkräftigungstraining sinnvoll. Berufstätige, die bei ihrer Tätigkeit viel sitzen, sollten zwischendurch Bewegungseinheiten durchführen. Auch wer erst im Alter mit regelmässiger körperlicher Ausdauerbelastung beginnt, kann noch zur Gesunderhaltung seines Gedächtnisses beitragen. Um die positiven Effekte zu intensivieren, helfen Koordinationsübungen (z. B. Bewegungsspiele, Tanzen, Jonglieren usw.) oder das Lösen

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Auch wenn die Gedächtnisleistung mit der Zeit nachlässt, ist das Gedächtnis ein Leben lang formbar. »

von Aufgaben während des Trainings, wie z. B. Ratespiele, Merkaufgaben, Gleichgewichtsübungen usw. Zu empfehlen ist auch, neue Sportarten zu lernen oder bestimmte Bewegungsfolgen ab und zu auf neue Art auszuführen (z. B. mit der ungewohnten Hand und auf einem Bein stehend die Zähne putzen usw.)

Auch eine ausgewogene und vielseitige Ernährung ist wichtig. Unser Gehirn besteht vor allem aus Wasser, Eiweiss und Fett. Daher benötigt es Baustoffe wie ungesättigte Fettsäuren und Eiweiss, zudem Mineralien und Vitamine, um die Hirnfunktionen aufrecht zu erhalten. Zucker kann der Körper zur Not selbst herstellen, sofern die Eiweissversorgung stimmt. Zusätzliches «Brainfood» nebst einer ausgewogenen Ernährung bringt keine Verbesserung der Denkleistung. Bei abwechslungsreicher Ernährung erhält das Gehirn sowieso die besten Nährstoffe nach Bedarf, bevor die anderen Organe versorgt werden. Somit ist es bei einer ausgewogenen Ernährung praktisch unmöglich, sich nicht gehirngerecht zu ernähren.

Gesundes Sozialleben gehört zur geistigen Fitness

Ein gesundes Leben benötigt ausserdem ein gesundes Sozialleben. Bei der Interaktion mit anderen Menschen werden wichtige Bereiche des Gehirns stimuliert. Bei Menschen mit kleinen sozialen Netzwerken, wenigen persönlichen Kontakten und geringem sozialem Engagement entwickelt sich der kognitive Abbau im Alter schneller. Ein aktives Leben und der Austausch in Familie und Freundeskreis, in Vereinen und Gemeinschaften usw. trainieren nicht nur das Gedächtnis, sondern senken häufig auch das Stressniveau, damit das Gehirn effektiver arbeiten kann.

Während die Pflege sozialer Kontakte der wichtigste Schutzfaktor darstellt, um unser Gedächtnis gesund zu erhalten, gibt es zusätzliche Faktoren eines gesunden Lebensstils, die sich positiv auf unsere Merkfähigkeit auswirken können. So kann regelmässige Meditation helfen, Stress zu reduzieren und den Blutdruck zu senken. Genügend Schlaf und Pausen zwischen Lernphasen werden benötigt, um Gedächtnisinhalte abzuspeichern und zu integrieren. Chronischer Stress ist zu vermeiden. Daher ist es sinnvoll, sich Strategien anzueignen, um mit Stress umgehen zu können. Mit positiver Stimmung lernt es sich besser, wir sind motivierter, kreativer und ausdauernder. Eine wichtige Komponente für die Gesunderhaltung des Gedächtnisses ist schliesslich die eigene Selbstwirksamkeit. Wenn ich mir zutraue, herausfordernde Situationen zu meistern und Ziele setze, die ich erreichen kann, hat dies einen grossen Einfluss auf meine Lebensgestaltung.

Somit lässt sich folgendes Rezept ableiten: Wir halten unser Gedächtnis gesund, wenn wir es auf vielfältige und neue Art herausfordern und stimulieren, mit allen Sinnen, in sozialer Interaktion und mit regelmässigen Wiederholungen Neues lernen, einen gesunden Lebensstil pflegen, uns dabei selbstwirksam zu erleben und Freude daran haben!

Dr. Katja Margelisch ist Neuropsychologin und Dozentin PH Bern, sowie fachlicher Beirat und Referentin beim Schweizerischen Verband für Gedächtnistraining (SVGT). Mehr über das ganzheitliche Gedächtnistraining oder über die Ausbildung zum Gedächtnistraining gibt es auf der Website www.svgt.swiss

« Bei der Interaktion mit anderen Menschen werden wichtige Bereiche
Gehirns stimuliert. » GEDÄCHTNISTRAINING | GESUND SEIN
des

Vergessen ist menschlich

Das Gehirn läuft auf Hochtouren. Einer Überlastung beugt unser Denkorgan vor, indem es Nebensächliches vergisst. Doch wie viel Vergesslichkeit ist noch normal?

Wo ist der Schlüssel schon wieder? Ist das Bügeleisen ausgesteckt? Und wie lautet der Pin für das Smartphone nochmal? Alle kennen sie, die kleinen Aussetzer, die einen täglich auf Trab halten. «In unserer schnell getakteten, informationsüberladenen und immer älter werdenden Gesellschaft kommen sie häufig vor», weiss Annelies Roncari, Gedächtnistrainerin und Co-Präsidentin des Schweizerischen Verband für Gedächtnistraining (SVGT), aus Erfahrung.

Unser Gedächtnis ist ein einmaliges, aber auch anfälliges Meisterwerk: Erschöpfung, Unkonzentriertheit, Aufregung, Stress oder ein Gläschen zu viel und es lässt uns im Stich, egal ob man jung oder alt ist. Bereits ab Anfang dreissig baut das menschliche Gehirn langsam ab. Ab dem 50. Lebensjahr lassen Denktempo und geistige Reserven merklich nach. Betroffen davon sind vor allem unsere Gedächtnisleistungen, die über das ganze Gehirn verteilt und miteinander vernetzt sind. Gleichwohl ist unser Denkorgan in der Lage, ein Leben lang zu lernen und bis ins Alter auf hohem Niveau zu funktionieren.

Unwichtiges vergessen

Das menschliche Gehirn arbeitet ökonomisch. Anders als eine Festplatte speichert es nicht einfach alles ab, sondern filtert, aktualisiert und mistet ständig aus. Wer also das Handy vergessen hat oder den Namen der Nachbarin nicht mehr weiss, muss nicht sofort zur Neurologin oder zum Neurologen rennen. Unser Denkorgan vergisst bewusst Gelerntes und Erfahrenes. Roncari erklärt das folgendermassen: «Das Gehirn trennt Wichtiges von Unwichtigem, fokussiert auf die Dinge, die für unser (Über-)Leben wichtig sind und speichert diese ab.» Durch ein Gleichgewicht von Vergessen und gespeicherten Informationen passen wir uns an neue Situationen an, werden flexibler und können Zusammenhänge erkennen. «Das Gedächtnis ist nicht dazu da, Informationen über eine lange Zeit zu erhalten», halten die Autor*innen einer Studie über die Dauerhaftigkeit von Erinnerungen rund um den kanadischen Neurowissenschaftler Blake Richards ergänzend fest. «Erinnerungen dienen viel mehr dazu, eine Grundlage für wichtige Entscheidungen in unserem Leben zu ermöglichen.»

Beim Einkaufen etwas zu vergessen ist nicht per se ein Zeichen für ein schlechtes Gedächtnis.

15 VERGESSEN IST MENSCHLICH | GESUND SEIN

Sie tun sich und Ihren Angehörigen Gutes, wenn sie Ärger und Streit auch mal vergessen.

Vergessen lernen – eine Anleitung

Vergessen ist keine schlechte Angewohnheit, die man mit allen Mitteln verhindern muss. Im Gegenteil: Sie schützt uns. Denn die Fähigkeit, Ereignisse aus dem Gedächtnis zu verdrängen, ist lebenswichtig. Wer sich alles merken kann, dreht ziemlich sicher irgendwann durch oder verkommt zum Neurotikeroder oder zur Neurotikerin. Nachstehend ein paar Tipps, die das Vergessen begünstigen können:

• Wer sich unnötig blamiert oder schlechte Erfahrungen gemacht hat, blöde Sprüche über sich ergehen lassen musste, an Liebeskummer leidet oder sonst wie drangsaliert worden ist, tut gut daran, sich den Schmerz von der Seele zu schreiben. Den entsprechenden Zettel kann man in der Folge feierlich verbrennen und mit ihm all die schrecklichen und unangenehmen Erinnerungen, die mit dem Geschriebenen einhergehen.

• Wer Stress und Streit am Arbeitsplatz, unter Freund*innen oder in der Familie hat, vergisst am besten die ganze Vorgeschichte, die dazu geführt hat und konzentriert sich auf das Naheliegende. In der Regel relativieren sich Zorn und Ärger von selbst, da man so lediglich einen Haufen liebenswerter Menschen vor sich sieht, die einfach etwas überreagieren und nerven. Diese Strategie lässt sich auf alle Probleme anwenden, die einen belasten. Es lohnt sich also, gelegentlich einfach den geistigen Reset-Knopf zu drücken.

• Man kann sich auch aktiv darum bemühen, etwas zu vergessen. Es gilt dabei lediglich, dem Verdruss eine positive Erinnerung im Gedächtnis entgegenzusetzen.

Jedes Mal, wenn einem die unangenehme Szene mit dem anderen in den Sinn kommt, denkt man an einen schönen Moment, den man mit diesem Menschen erlebt hat.

Vergessen schützt vor Ungemach «Geist und der Seele tut es gut, wenn wir ab und zu einfach vergessen können», sagt Roncari. Würden wir nämlich alles, was wir sehen, riechen und hören, und alle, denen wir im Laufe des Lebens begegnen, als Erinnerung abspeichern, hätten wir ein Problem, stellt Robert G. Koch, Allgemeinmediziner und Autor des Buches «Der Schlüssel zum Gehirn», fest. Vergessen ist ein wichtiger Prozess im Gehirn, der uns vor Belastungen schützt (siehe Interview mit Lutz Jäncke).

Auf die leichte Schulter nehmen sollte man eine anhaltende Vergesslichkeit dann aber doch nicht. Denn hinter permanenter Schusseligkeit könnten gut behandelbare, oder ernstzunehmende Krankheiten stecken. Annelies Roncari rät auf folgende Signale zu achten: «Wer anhaltende Gedächtnisprobleme hat, die das Arbeitsleben und den Alltag beeinträchtigen, sollte diese ärztlich abklären lassen. Dies etwa dann, wenn die Merkfähigkeit markant leidet und die zeitliche und räumliche Orientierung immer stärker eingeschränkt sind.»

Alle anderen, die ihrem zerstreuten Geist als Folge einer ganz normalen Form der Vergesslichkeit etwas entgegensetzen möchten, ist zu bewusstem, aufmerksamem und achtsamem Handeln geraten. Wer etwa bügelt, sollte das Bügeleisen nach getaner Arbeit bewusst und langsam wieder ausstecken. Aber auch regelmässiges Gedächtnistraining, wie es der Schweizerische Verband für Gedächtnistraining anbietet oder Meditation können die Aufmerksamkeit im Alltag und folglich die Lebensqualität fördern und verbessern.

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«Vergessen ist wichtig, mitunter wichtiger als Behalten»

«Wir müssen uns von unnötigem Erinnerungsballast befreien, und das bedeutet Vergessen», sagt Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität in Zürich. Zwar können wir schlechte und/oder traumatische Erlebnisse verdrängen aber nicht vergessen.

«natürlich»: Lutz Jäncke, was passiert im Gehirn, wenn wir uns erinnern?

Lutz Jäncke: Beim Erinnern rekonstruieren wir unsere Vergangenheit. Hierzu nutzen wir einzelne Erinnerungselemente, die in unserem Gedächtnis gespeichert sind und bauen um diese herum eine Erinnerungsgeschichte auf. Das bedeutet, dass wir unsere Vergangenheit interpretieren. Wir speichern sie nicht wie auf einer Festplatte ab, sondern wir gestalten sie. Deshalb ist unser Gedächtnis so fehleranfällig und vor allem subjektiv.

Wir speichern Informationen also nicht eins zu eins ab?

Wenn wir alles «eins zu eins» abspeichern würden, wäre unser Gedächtnisspeicher schnell gefüllt und wir könnten nichts Neues mehr aufnehmen und abspeichern. Der von mir oben angesprochene Rekonstruktionsmechanismus ermöglicht uns, anhand wenigen gespeicherten Informationen eine Vielfalt von Erinnerungen zu rekonstruieren. Die Mehrzahl der Rekonstruktionen ist einigermassen korrekt, aber eine nicht zu unterschätzende Anzahl von Erinnerungen ist auch falsch. Wir bezeichnen diese Erinnerungen als «false Memories», also falsche Erinnerungen.

Wieso erinnern wir uns vor allem an starke Gefühle? Unsere Erinnerungen werden, einfach ausgedrückt, in Netzwerken gespeichert. Dabei werden Gefühle, Wahrnehmungen und Fakten miteinander verwoben. Das führt dazu, dass beim Erinnern eines Teils dieses Netzwerkes die anderen Teile mitaktiviert und in den Erinnerungsprozess miteinbezogen werden. Gefühle sind oft sehr eindrücklich und essenziell für uns. Sie sind für unser Überleben sehr wichtig, denn sie signalisieren Bedeutsames. Deshalb verankern sie sich in unserem Gedächtnisnetzwerk, sind schwer zu löschen und leicht abrufbar. Gefühle können in den Gedächtnisnetzwerken auch als Verstärker fungieren. Das bedeutet, dass Gedächtnisinhalte, die an Gefühle gekoppelt sind, schnell erinnert werden.

Was und wieso vergessen wir? Vergessen ist sehr wichtig, mitunter wichtiger als Behalten. Wenn wir alles behalten und erinnern müssten, wären wir kaum noch lebensfähig. Alles erinnern zu müssen, ist pathologisch und ein Symptom verschiedener neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. Wir müssen uns von unnötigem Erinnerungsballast befreien, und das ist Vergessen. Unser Gedächtnisnetzwerk muss Platz und Gelegenheit haben, um die sinnvollen Erinnerungen zu speichern. Deshalb speichern wir vor allem jene Ereignisse, die für uns wichtig sind. Was wichtig ist, wird vor allem durch das wiederholte Auftreten der zu erinnernden Ereignisse festgelegt –Wiederholen ist die Mutter des Lernens. Aber auch die beim Lernen beteiligten Gefühle signalisieren, wie wichtig eine zu lernende Information ist.

Wie vergisst man schlechte oder gar traumatische Erlebnisse?

Das ist eine sehr gute Frage und bis heute nicht perfekt zu beantworten. Leider verankern sich traumatische Ereignisse wegen ihrer starken Gefühlsbeteiligung sehr stark und kaum löschbar in unseren Gedächtnisnetzwerken. Es wird derzeit sehr intensiv daran geforscht, um diese Verankerungen pharmakologisch und durch andere neurophysiologische Interventionen zu löschen. Die Befunde sind teilweise vielversprechend aber noch nicht geeignet, um eine flächendeckende Therapie einzuführen. Die meisten traumatischen Erinnerungen unterdrücken wir bewusst oder unbewusst in den Tiefen unseres Unterbewusstseins. Dort bleiben sie oft lange verborgen und können sich doch manchmal seine Wege ins Bewusstsein bahnen. Wirklich genau verstehen wir diese Phänomene bislang nicht. Wir wissen aber, dass sie vorhanden und für eine Reihe von psychiatrischen Erkrankungen verantwortlich sind.

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VERGESSEN IST MENSCHLICH | GESUND SEIN
Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich.
Interview

Heute in der Villa Kunterbunt

Nur was grosse und was kleine Kinder mögen, kommt hiermit auf den Tisch. Selbstgemachte Teigwaren, versteht sich. Schweizer Knöpfli sind jetzt angesagt. Doch mausgrau, das geht gar nicht. Schliesslich isst das Auge mit. Und echt muss alles sein, auch die Farben. Kürbis, Spinat und Randen: 1, 2, 3 – fantastisch ist die Zauberei.

Zutaten

Zubereitung Knöpfli

1. Mehle und Salz in einer Schüssel mischen, in der Mitte eine Mulde eindrücken.

2. Milchwasser und Eier verrühren und nach und nach unter Rühren in die Mulde giessen.

3. Mit einer Kelle mischen und solange klopfen, bis der Teig glänzt und Blasen wirft. Zugedeckt ca. 30 Minuten quellen lassen.

4. Den Teig in drei Schüsseln verteilen.

5. In eine Schüssel die gekochte, feingeraffelte Rande hinzufügen und alles gut verrühren. In die nächste Schüssel den gekochten und pürierten Kürbis dazugeben und verrühren. In die letzte Schüssel den fein gehackten Spinat einrühren.

6. Den Teig der Farbe nach portionenweise durch ein KnöpfliSieb direkt ins siedende Salzwasser streichen.

7. Sobald eine Portion verarbeitet ist, die an die Oberfläche steigenden Knöpfli mit einer Schaumkelle herausnehmen, abtropfen und auf einer Platte anrichten.

18
4 Personen
g Biofarm Halbweissmehl
g Biofarm Dinkelhalbweissmehl
TL Salz
dl Milchwasser (½ Milch, ½ Wasser)
Eier Salz
g Randen,
g
für
200
100
1
1.5
3
80
gekocht 100
Kürbis, gekocht, z. B. Knirps 80 g Spinat, fein gehackt Salzwasser siedend
REZEPTE DES MONATS

Bärner Öpfelchueche

Anna Husar Alpe-Chuchi Berner Oberland weberverlag.ch ISBN 978-3-03818-148-4 CHF 39.– / EUR 35.–

Zubereitung Berner Apfelkuchen

1. Für den Teig Mehl mit Salz und Butter mit den Händen fein zerbröseln. 60 ml Wasser dazugeben und schnell zu einem glatten Teig kneten, zwischen zwei Backpapierblättern ausrollen und im Kühlschrank ein wenig ruhen lassen (er soll nicht zu fest werden, sonst muss er wieder bei Zimmertemperatur etwas auftauen, damit man ihn in die Backform geben kann).

2. Eine Form mit dem Teig füllen, mit der Gabel mehrmals anstechen und für 5 Minuten zurück in den Kühlschrank stellen. In der Zwischenzeit Äpfel halbieren, entkernen und in Schnitze schneiden. In der Form verteilen, mit braunem Zucker bestreuen und bei 200 Grad 15 Minuten backen.

3. Für den Guss Eier mit Zitronensaft, geriebener Zitronenschale, Zimt, Milch und Rahm vermischen und über die Äpfel giessen. Bei 200 Grad weitere 15 bis 20 Minuten backen.

19 REZEPTE DES MONATS
eine Tarte-Form ø 24 cm 250 g Mehl 50 g brauner Zucker 125 g Butter Salz 400 bis 500 g Äpfel 2 Eier 1 EL Zitronensaft ½ Zitrone (Schale)
Prise Zimt 100 ml Milch 150 ml Vollrahm brauner Zucker
Zutaten für
1

Sabine Hurni über…

… die beste Frucht der Welt

Endlich! Die neuen Äpfel sind da. Diese alltäglichste, normalste Frucht in der Früchteschale ist zwar das ganze Jahr verfügbar. So richtig saftig, knackig und fruchtig schmeckt der Apfel jedoch nur in den Herbstmonaten, wenn er erntefrisch vom Baum in die Obstauslage kommt. Es gibt über 2000 Apfelsorten und immer wieder kommen neue Züchtungen auf den Markt. Was nicht heisst, dass alles was neu ist auch besser sein soll. Denken wir nur an den Golden Delicious Apfel, der makellos einheitlich gross, süss, mild und ziemlich langweilig das ganze Jahr im Supermarkt erhältlich ist. Da haben alte, lokale Sorten, wie Boskop, Gravensteiner oder Cox Orange, welche auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Obstbauer zu finden sind, geschmacklich eindeutig mehr zu bieten. Alte Apfelsorten sind so vielgestaltig wie wir Menschen. Mal grösser, mal kleiner, mal runder, mal kantiger, mal farbiger, mal heller. Und entsprechend breiter sind sie in ihrer Geschmacksvielfalt. Die Früchte benötigen weniger Pestizide als konventionelle Zuchtsorten, sind jedoch viel abhängiger von den Tücken der Natur. Mal ist die Ernte gut, mal fällt sie ganz aus.

Eine Frucht, die sich aus eigener Kraft gegen Pilzinfektionen und Insektenbefall schützen muss, baut entsprechend mehr Selbstschutz auf. Zum Beispiel mit dem sekundären Pflanzenstoff Polyphenol, der antioxidativ wirkt. Je mehr Polyphenole ein Lebensmittel enthält, desto wertvoller ist es für uns. Deshalb sind Äpfel so überaus gesund. Auch sie sind reich an Polyphenolen. Insbesondere die alten Sorten, die biologischen Äpfel und natürlich jene, die im eigenen Garten wachsen und kaum Pestizide gesehen haben. Sie benötigen alle etwas mehr Rüstaufwand und werden schneller braun nach dem Aufschneiden als Elstar, Jonagold und Golden Delicious. Sie sind jedoch prall gefüllt mit sekundären Pflanzenstoffen.

Der Apfel gilt seit jeher als Basis für eine gute Gesundheit. Immerhin hat sich der Spruch: «An apple a day keeps the doctor away» über Jahrzehnte gehalten und in gewissem Mass auch wissenschaftlich bestätigt, wenn man bedenkt, wie viele wertvolle Nährstoffe diese Frucht uns schenkt. Sie ist Gehirnnahrung, Verdauungshelfer, Dickdarmreiniger, Blutzuckerregulierer und Lymphflussverbesserer. Der Apfel befeuchtet, gleicht den Wasserhaushalt aus, versorgt uns mit fast allen Nährstoffen, die wir brauchen und unterstützt die Leber in ihren Aufgaben.

Wer ein paar Kilos verlieren möchte, isst den Apfel eine Viertelstunde vor dem Essen. Diese fruchtige Vorspeise sorgt dafür, dass der Heisshunger verfliegt und man weniger isst. Menschen die Medikamente einnehmen müssen, können sich mit dem täglichen Genuss von drei Äpfeln einen sanften Leberschutz aufbauen. Zudem kann die Darmflora mit Hilfe von Äpfeln in ein gesundes Gleichgewicht gebracht werden. Vor allem dann, wenn man die Mikroorganismen, die sich auf einem biologisch angebauten Apfel tummeln nicht entfernt, sondern den Apfel ungewaschen geniesst. Die Darmflora spielt eine zentrale Rolle in der Immunabwehr. Ist der Darm gesund, ist auch das Immunsystem stark und es können sich kaum Krankheiten entwickeln. Was den Apfel so darmfreundlich macht, sind Inhaltstoffe wie Ballaststoffe, Pektin und Polyphenole. Die Ballaststoffe dienen der Darmflora als Futter, das Pektin versorgt die Schleimhautzellen mit Feuchtigkeit und Energie und die Polyphenole wirken antioxidativ und entzündungshemmend.

Vorausgesetzt man isst die Äpfel roh und mit der Schale! Beim Verarbeiten zu Apfelmus, Kompott oder auf der Apfelwähe gehen die meisten sekundären Pflanzen-

20 KOLUMNE | SABINE HURNI

stoffe, also auch die Polyphenole, verloren. Der Apfel ist deshalb ein Lebensmittel, das wir bevorzugt roh, in unverarbeiteter Form geniessen sollten. Vor dem Essen, als Zwischenverpflegung oder frisch geraffelt morgens im Müesli. Und dies nicht zu knauserig! Greifen Sie ruhig bis zu dreimal täglich zum Apfel. Besonders jetzt, in der herbstlichen Erntezeit. Aufgrund der hohen Menge an Ballaststoffen, sollten Sie den Apfelkonsum eher langsam steigern, damit sich der Darm an die vielen unverdaubaren Fasern gewöhnen kann. Er wird sich darüber freuen, braucht aber eine gewisse Gewöhnungszeit. Wenn wir schon bei den Nahrungsfasern sind: Im Apfelsaft sind diese je nach Grad der Filtrierung weniger oder kaum mehr vorhanden. Zudem werden bei industriellen Säften oft Hilfsstoffe oder gar Zucker beigefügt. Deshalb ist die Frucht dem Saft vorzuziehen.

Der Apfel dient in verarbeiteter Form als Heilmittel. Ein weich gekochter Apfel wird im Ayurveda, der indischen Naturheilkunde, zusammen mit einem Teelöffel Butterfett Ghee, einer Prise Muskatnuss und einer Prise Kardamom bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Menschen mit Darmentzündungen, Magen- und Reizdarmproblemen sollten morgens einen gekochten Apfel zum Frühstück essen, gewürzt mit etwas Fenchelpulver und Ingwer. Gegen Heiserkeit kann ein gebratener Apfel mit Honig helfen und Apfelschalentee soll für starke Nerven und gegen geistige Erschöpfung nützlich sein.

Wenn Sie also Platz haben in ihrem Garten, dann pflanzen Sie einen Apfelbaum! Apfelbäume zierten bereits im Mittelalter die mitteleuropäischen Gärten. Ursprünglich stammt der Baum aus Asien und wurde in der Antike nach Europa gebracht. Die Blütezeit, eine weiss bis zartrosafarbene Pracht, dauert von Ende April bis im Mai. Aus diesen Blüten bilden sich im Spätsommer und Herbst die Früchte. Wenn Sie einen Apfelbaum pflanzen möchten, sollten Sie sich in einer Baumschule beraten lassen. Nicht jeder Apfelbaum passt in jeden Garten und nicht jede Sorte zu jeder Familie. Die verschiedenen Apfelsorten reifen im Zeitraum von August bis November. Die einen Äpfel eignen sich perfekt zum Kochen, andere zum roh essen, weitere kann man bis im Frühling lagern. Es lohnt sich also, möglichst verschiedene Sorten anzubauen oder mehrere Sorten auf einen einzelnen Baum zu pfropfen. So züchten Sie sich Ihren Winterbooster im eigenen Garten – biologisch, reich an Vitaminen und erst noch klimaneutral.

Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

Beratung

VERKLEBTE AUGEN

Seit einiger Zeit verklebt mein rechtes Auge mit einer gelben Flüssigkeit, vor allem nachts. Am Tag ist das Auge eher wässerig. Laut Augenarzt ist alles in Ordnung. Was könnte ich tun?

U. B., Zürich

Mit zunehmendem Alter werden die Augen trockener, ebenso die Haut und die Schleimhaut. Das lässt sich leider nicht ganz vermeiden. Eine wichtige Massnahme dagegen ist das Trinken. Füllen Sie morgens eine grosse Karaffe mit Wasser oder stark verdünntem Tee. Davon trinken Sie den grössten Teil am Morgen, gleich nach dem Aufstehen.

Den Rest am Nachmittag und Abend. Versuchen Sie auch den Brotkonsum zu reduzieren, indem Sie es am Wochenende geniessen, unter der Woche aber eher Speisen essen, die in Wasser gekocht sind. Es gibt einige gute Augentropfen, die sie problemlos über längere Zeit einnehmen können. Die von Ihnen erwähnten Malventropfen gehören auch dazu. Ebenso die Augensalbe, die Sie in der Apotheke erhalten haben.

Sie dürfen die beiden Produkte aufbrauchen. Die Salbe über Nacht anwenden, die Tropfen am Tag bei Bedarf. Wenn die Salbe mal offen ist, sollte man sie innert rund sechs Monaten aufbrauchen. Ansonsten müssen sie sich keine Sorgen machen wegen einer Überdosierung. Befeuchtende Augenpräparate werden Sie vermutlich in der Zukunft immer mehr oder weniger intensiv begleiten. Wenn Sie Ihre Produkte aufgebraucht haben, können Sie auch mal die Augentropfen von Wala probieren. Es ist, wie auch Weleda, ein anthroposophisches Präparat und enthält eine sehr interessante Wirkstoffkombination. Sie finden die Tropfen in Drogerien und Apotheken unter dem Namen: Wala Chelidonium/Terebinthina laricina comp.

KOPFSCHUPPEN

Meine Tochter hat an einer Stelle am Kopf Schuppen. Im Moment vermeidet sie Gluten und Laktose. Sie nimmt regelmässig von Schüssler Calciumtabletten ein und massiert die betroffene Stelle mit Teebaumöl. Bis jetzt leider ohne Erfolg. Haben Sie noch einen Rat? S. L., Worb

Schuppen werden oft durch eine verminderte Durchblutung der Kopfhaut verursacht. Am besten kauft sich Ihre Tochter ein Fläschchen Neem-Öl. Erhältlich oder zumindest bestellbar in Drogerien. Morgens und abends die schuppige Stelle damit massieren. In einem meiner Ayurveda Büchern habe ich soeben gelesen, dass Eiweiss empfohlen wird. Man nimmt das Weisse vom Ei, vermischt es mit etwas frischem Zitronensaft und streicht es auf die Schuppen. Eine halbe Stunde einwirken lassen und dann die Haare mit einer schonenden Seife waschen. So führt man der Haut Proteine zu, die sie widerstandsfähiger machen. Ob es hilft, kann ich nicht sagen, aber Sie dürfen mir gerne zurückmelden, ob es gewirkt hat.

Bei der Pflege wäre es gut, natürliche Produkte aus dem Regal der Naturkosmetik zu verwenden. Erhältlich in Drogerien und Reformhäusern. Ein Shampoo ohne Silikon, Duftstoffe und andere allergieauslösende Inhaltstoffe. Es gibt inzwischen auch sehr gute Haarseifen, die fast nur Öl und Wasser enthalten. Auf diese Weise reduziert man alles, was das Haar und den Kopfboden reizen könnte.

Die zusätzliche Einnahme von Kalzium ist eine gute Idee. Allerdings enthalten die Calciumtabletten von Schüssler Laktose. Sie sind mit Milchzucker gemischt. Wenn Ihre Tochter strikt auf Laktose verzichten möchte, sollte sie die Mineralsalze in flüssiger Form kaufen.

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APHTEN IM MUNDRAUM

Mein Partner leidet an Aphten und offenen Stellen im Mund. Er ist 66-jährig, Vegetarier. Er fühlt sich gesund und nimmt keine Medikamente ein. Spagyrik und tibetische Medizin brachten leider keinen Erfolg. Was kann er tun?

Es kann gut sein, dass Ihrem Partner gewisse Nährstoffe fehlen. Bei Aphten und Mundwinkelrissen sind es oft die B-Vitamine und das L-Lysin. Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn er den B-Vitamin und den L-Lysin Bedarf vorübergehend mit einem Supplement ergänzt. Ich habe soeben gesehen, dass es von Burgerstein ein Präparat gibt, das alles abdeckt. Aminosäuren und BVitamine. L-Lysin ist eine Aminosäure, die bei Menschen, die sich vegetarisch ernähren oft nicht gut abgedeckt werden kann.

Es sei denn, jemand isst täglich Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen und Linsen. Diese Lebensmittelgruppe ist sehr wichtig für Vegetarier*innen. Ihr Partner soll versuchen, vermehrt auch die Hülsenfrüchte in den Speisealltag zu integrieren. Hier ein Tipp, damit es einfacher geht: Hülsenfrüchte über Nacht einlegen, am nächsten Tag die Hülsenfrüchte in frischem Wasser kochen. Evtl. etwas Fenchel- oder Kreuzkümmelsamen mitkochen. In der Pfanne abkühlen lassen und portionenweise einfrieren. So haben Sie immer gekochte Hülsenfrüchte zur Hand und können die Linsen beliebig in einen Zwiebel-Gewürz-Sud geben und ein Curry kochen, eine Suppe zubereiten oder unter den Reis mischen.

Dann wäre da noch die Zahnpaste. Inhaltstoffe in herkömmlichen Zahnpasten sowie Fluor bringen die Mundflora durcheinander. Wechseln Sie auf eine Zahnpaste ohne Fluor. Das Angebot in Drogerien und Reformhäusern ist inzwischen ziemlich gross. Es gibt sehr gute Ayurvedische Zahnpasten, die ich sehr empfehlen kann, die Sole-Zahnpaste von Weleda oder ein ähnliches Produkt. Man muss sich anfangs etwas umgewöhnen, wenn die Zahnpaste weniger schäumt oder kräutiger schmeckt. Aber es lohnt sich, sich beim Zahnpasten-Angebot ein wenig durchzukosten.

Zudem kann Ihr Partner probieren, den Mundraum mit nativem Kokosöl zu pflegen. Einfach etwas Öl in den Mund nehmen und mit der Zunge überall verteilen. Das kühlt und beruhigt.

Süssholz

Es ist eine fast vergessene Erinnerung aus der Kindheit – das Süssholz. Das Heilmittel löst Schleim und unterstützt den Körper bei der Bekämpfung von Husten.

So hilft das Süssholz: Süss, herb und holzig schmeckt das Süssholz auf der Zunge. Es enthält grössere Mengen an Glycyrrhizinsäure, welche zusammen mit anderen Inhaltstoffen entzündungshemmend, schleimlösend und antibakteriell wirkt. Von dieser Wirkung profitieren Jung und Alt, wenn es darum geht, einen Husten zu kurieren. Zudem legt sich die Glycyrrhizinsäure wie ein Schutzschild über die Magenschleimhaut und schützt diese. Das ist ideal bei örtlichen Entzündungen oder während der Einnahme von starken Medikamenten, die den Magen reizen können.

Wie anwenden: Die einfachste Anwendung ist die Süssholzstange. Man kaut darauf herum und saugt den, mit Speichel vermischten, süssen Saft aus dem Holz. Wer es vorzieht, sich einen Tee zuzubereiten kauft das Süssholz im Fachhandel geraspelt. Mit kochendem Wasser überbrühen, auf Trinktemperatur abkühlen lassen, etwas Honig dazu geben und langsam trinken. Glycyrrhizinsäure kann den Blutdruck erhöhen. Deshalb nicht länger als sechs Wochen anwenden. Nicht geeignet bei Bluthochdruck und in der Schwangerschaft.

Weitere Tipps bei Husten:

• Viel Trinken! Damit sich der Schleim in den Bronchen verflüssigen kann, sollte man zur Unterstützung der Heilung rund zwei Liter Wasser und Tee trinken. Am besten heiss.

• Reduzieren Sie schleimbildende Lebensmittel wie Zucker, Milchprodukte und Weissmehl.

• Vermischen Sie Honig mit Ingwerpulver und gemahlenem Pfeffer. Diese scharfe Mischung wirkt schleimlösend.

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BERATUNG | GESUND SEIN
Gesundheitstipp

Potenziell falsche Behandlungen von medizinischen Fachpersonen können bei Patient*innen grosse Nöte auslösen. Egal, ob nun wirklich ein juristisch relevanter Behandlungsfehler passiert ist oder nicht, trägt das Verhalten der medizinischen Fachperson sehr viel zum weiteren Verlauf bei. So können beispielsweise nur schon Worte des Bedauerns durch beteiligte Fachpersonen für eine Deeskalation sorgen. Bleiben diese aus, kann das sehr belastend für Patient*innen werden, insbesondere, wenn sie einen gesundheitlichen Schaden erlitten haben. Sie fühlten sich dann weder wahr- noch ernstgenommen – und streben nicht selten umso vehementer eine Klärung durch Dritte an, um gegebenenfalls eine Entschädigung zu erhalten. Auch für die medizinischen Fachpersonen sind solche Situationen mitunter schwierig.

Rechtlich ist eine Entschädigung unter anderem daran gekoppelt, dass eine Sorgfaltspflichtverletzung nachgewiesen werden kann. Jedoch erschwert diese «Schuldorientierung» im Schweizer Haftpflichtrecht ganz grundsätzlich eine offene Kommunikation und belastet die Beziehung zwischen ärztlichen Fachpersonen und Patient*innen. Das müsste nicht so sein: In anderen Ländern bestehen zum Teil verschuldensunabhängige Modelle mit Patient*innenfonds, die manchmal sogar von Leistungserbringenden selbst für medizinische Zwischenfälle eingerichtet werden. Den meisten Patient*innen geht es nämlich um die Anerkennung und den Ausgleich eines Schadens – und nicht darum, die Ärzt*innen anzuklagen.

Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO

Mehr zum Thema Patient*innenrecht:

Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch

Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.

Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).

SCHMERZENDE HALSWIRBEL

Ich habe starke Nackenverspannungen mit Arthrose im Halswirbelbereich. Könnte mir Johanniskrautöl helfen? Was meinen Sie zu Teufelskrallenwurzelund Weidenrinden-Extrakt und Hagebuttenpulver?

Ja, Sie sollten Ihre Wirbelgelenke und den Nacken unbedingt regelmässig mit Johanniskrautöl pflegen. Den verspannten Nacken könnten Sie sogar mit einem warmen Johannsikrautöl-Wickel behandeln: Etwas Öl auf ein Stofftaschentuch, das Tuch auf einer Bettflasche wärmen, auflegen, mit einem Wolltuch abdecken und die Bettflasche oder ein Kirschkernsäcklein drauflegen zum Wärmen. Als Therapie wäre für Sie die Wirbeltherapie nach Dorn ideal. Dort werden die Wirbelkörper auf sehr sanfte Art an den richtigen Ort zurückgeschoben. Es gibt in der Schweiz viele Therapeutinnen und Therapeuten, die diese Therapieform anbieten. Solange die Wirbel in der Fehlstellung verharren, wird die Degeneration eher gefördert.

Innerlich wäre Grünlippmuschelextrakt sehr hilfreich, weil er dabei hilft, die visköse Knorpelsubstanz zwischen den Wirbelkörpern mit Wasser zu füllen, damit sie wie ein kleines Kissen die Schläge dämpft. Teufelskralle ist wärmend bei rheumatischen Themen, Weidenrinde wirkt schmerzstillend und Hagebuttenpulver entzündungshemmend. Alles gut, vermutlich nicht ganz befriedigend. Ich denke, der Grünlippmuschelextrakt käme dem Ziel am nächsten. Da er am eigentlichen Thema der Knorpeldegeneration mitarbeitet und gleichzeitig entzündungshemmend wirkt.

Und noch etwas: Es heisst, dass eine Gewürzmischung sehr erfolgreich bei Arthrose wirken soll. Das ist Kreuzkümmel, Koriander und Muskat. Alle drei Gewürze zu gleichen Teilen mischen und dreimal täglich einen halben Teelöffel davon in etwas Wasser gelöst trinken oder zum Kochen verwenden.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

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Behandlungsfehler – eine Entschuldigung bewirkt oft mehr als der Rechtsweg
GESUND SEIN | BERATUNG

In Liebe Schluss machen

Wann solltest du deine Beziehung beenden? Spätestens, wenn du in einer Abhängigkeitsbeziehung gelandet bist. Eine gesunde Beziehung macht beide schöner, lebendiger, selbstbewusster. Beide investieren in ihr Zusammensein und in ihre Entwicklung, trotzen ihren Ängsten, verändern sich miteinander und lieben gemeinsam die Welt. Sie fordern sich heraus, damit sie das Beste werden, das sie sein können. Eine Abhängigkeitsbeziehung ist das Gegenteil: Ihr separiert euch in eurer eigenen kleinen Welt, um euch gut zu fühlen. Darin lässt du dich von ihm benutzen, weil du denkst, dass er dann bei dir bleibt – du machst dich klein, damit er sich wohlfühlt – du machst ihn klein, damit er denkt, dich zu brauchen – ihr lasst euch einander wehtun im Austausch dafür, dass ihr nicht ansprecht, was am anderen unschön ist –du triggerst seine Schwachstellen und suggerierst ihm, dass du die Einzige bist, die ihn da auffangen kann. Sehr unschöne Strategien geschehen in einer Abhängigkeitsbeziehung. Warum tun wir uns das an – für das bisschen Nähe? Für das Prestige, einen Partner zu haben? Dafür, nicht mehr mit uns allein zu sein?

Dynamiken zu erkennen, ist noch kein Trennungsgrund. Es kommt darauf an, ob beide bereit sind, sie aufzugeben. Das heisst, sie sich in Liebe und Wahrheit anzuschauen, offenzulegen und zu verändern. Mit jeder aufgegeben Dynamik, jeder errungenen Wahrheit und echten Versöhnung entsteht aus der alten Beziehungskiste ein Liebestempel. Das ist die wichtigste Aufgabe jeder Liebesbeziehung.

Wenn dein Partner nicht mitzieht, wenn er – oder sie –nicht weitergehen, nichts verändern will, auch nicht für dich und eure Liebe … dann ist es die Aufgabe deiner Liebe, die Entscheidung deines Partners zu akzeptieren und deine Konsequenzen zu ziehen. Das braucht Mut, denn du stehst vor der Wahl: Liebe oder Beziehung? Du liebst ihn oder sie nach wie vor. Ihr habt das Schönste

und Tiefste erlebt, was man mit einem anderen Menschen erleben kann. Aber du erkennst, ihr werdet beide in der Beziehung nicht mehr wachsen. Die Liebe wird sterben – und der Liebestempel, den ihr zusammen aufgebaut habt, wird zerfallen. Ihr werdet eines jener Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben. Trennst du dich aber in Liebe, dann bleibt sie erhalten, auch wenn ihr nicht mehr zusammen seid. Dann wirst du den anderen schliesslich ausserhalb eurer Dynamik sehen, ausserhalb seiner Reaktionsmuster auf dich. Du siehst ihn – oder sie – so wie er wirklich ist. Das ist eine im besten Sinne ent-täuschte Liebe.

Nach der Trennung – ich empfehle einen sauberen Schnitt und wirklich eine Weile keinen Kontakt – werden beide auf sich selbst zurückfallen. Dort merken sie, was ihr eigener Anteil an Lieblosigkeit und Langeweile war. Eine schmerzhafte, aber wertvolle Zeit der Selbsterkenntnis. Wer bist du – wenn du nicht mehr alles auf deinen Partner schieben kannst? Welche Lebendigkeit, Kreativität, Kontaktfreude und Interessen aktivierst du auf dich gestellt? Welcher Schmerz, welche Einsamkeit hast du die ganze Zeit mit der Beziehung zugedeckt? Bist du bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen?

Wer jetzt nicht im Schnellschuss einen neuen Partner sucht, um all das nicht mehr fühlen zu müssen, wird früher oder später auf den eigenen Grund kommen – und Selbstliebe aktivieren. Von hier aus ist wieder alles möglich. Vielleicht sogar ein Neuanfang der Liebe.

Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.

25 KOLUMNE | LIEBESSCHULE
Leila Dregger
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Demenz –Heilende Architektur

Wohnen ist existenziell. Unser Zuhause ist ein intimer Ort, unsere Schutzhülle. Dies gilt umso mehr für demente Menschen, die ein hohes Mass an Geborgenheit und Orientierungshilfen brauchen. «Healing Architecture» widmet sich diesen Bedürfnissen.

In der Schweiz leben laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) schätzungsweise 146 500 demenzkranke Menschen. Jährlich – Stand 2021 – kommen rund 31 375 Neuerkrankungen hinzu. Anschaulicher ausgedrückt: Alle 17 Minuten erkrankt ein*e Schweizer*in neu an Alzheimer oder einer anderen Demenz. 66 Prozent der an Demenz Erkrankten sind Frauen, rund 5 Prozent aller Dementen erkranken vor dem 65. Lebensjahr. Der grösste Demenz-Risikofaktor ist das Alter. Demenz ist der Oberbegriff für verschiedene degenerative oder vaskuläre, die Blutgefässe betreffende, Hirnerkrankungen, wobei Alzheimer die verbreiteste Form ist. Die am häufigsten verwendete Schätzung zur Prävalenz, der Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt, von Demenz stammen von der schweizerischen Alzheimervereinigung (ALZ) und basiert auf Prävalenzraten aus europäischen Meta-Studien, quantitativ-statistischen Zusammenfassungen anderer Studien. Gemäss diesen Schätzungen waren im Jahr 2020 in der Schweiz insgesamt 144 337 Personen von einer Demenzerkrankung betroffen, was den oben genannten Zahlen des BAG ziemlich genau entspricht. Aufgrund der demo-

graphischen Entwicklung hat die absolute Anzahl Personen mit Demenz in den letzten Jahren stetig zugenommen. Die meisten Menschen mit Demenz sind über 50 Jahre alt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Demenz: Schleichende Veränderung Allgemein wird unter Demenz ein fortschreitender Zustand beschrieben, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses der Betroffenen stetig abnimmt. Erste Anzeichen können Kraftlosigkeit, leichte Ermüdung, Reizbarkeit, Verlust des Gesuchsinns, depressive Verstimmungen, Schlaf- und Wortfindungsstörungen sein. Komplexe Zusammenhänge werden nicht mehr erkannt, das Urteilsvermögen lässt nach.

Betroffenen fällt es bei allen Demenzformen zunehmend schwer, Neues zu behalten oder sich zu orientieren. Deshalb ist es für sie besonders wichtig, im Alltag einen Lebensraum zu haben, der sie anspricht, ihnen Halt gibt. «Healing Architecture» lautet ein wegweisendes Konzept im Gesundheitswesen. Der Begriff «Heilende Architektur», stammt aus den 1980er-Jahren und ist eine spezielle Disziplin des «Healing Environment», der «Heilenden Umgebung». Er beschreibt die Wechselwirkung zwischen Menschen und ihrer Umgebung sowie deren Auswirkungen auf den Genesungsprozess bei Patient*innen.

Healing Architecture vertritt die Auffassung, dass die gebaute Umgebung den Menschen psychisch und physisch beeinflusst. Für Pflegeheime gilt dies – gemäss Fachpersonen aus dem Bereich der Heilenden Architektur – besonders, denn besonders demenziell erkrankte Menschen sind in einem hohen Masse auf eine beschützende und vertrauenserweckende Innenarchitektur und Gestaltung mit – im Idealfall – dennoch anregender Wirkung angewiesen.

27 DEMENZ | GESUND WERDEN
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Demente Menschen sind auf vertrauenserweckende Architektur angewiesen.
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Krankheit Raum geben

«Der Krankheit Raum geben», fordert Prof. Dr. Tanja C. Vollmer. Die Biologin und Psychologin lehrt an der TU Berlin Architekturpsychologie. Vollmers Spezialgebiet: Gesundheitsbauten. In einem Interview auf aertzeblatt.de erläutert die vielgefragte Expertin, «Menschen neigen dazu, sich immer wieder auf denselben Platz zu setzen». Vollmer erklärt dieses Verhalten folgendermassen: «Wir haben den Wunsch, uns den Raum anzueignen und Schutz darin zu suchen.» Das ist das Konzept der Territorialität und «bei Kranken ist diese Schutzbedürftigkeit noch ausgeprägter, denn krank sein verändert die Raumwahrnehmung. Architektur wird zum zweiten Körper, wenn der eigene Körper nicht mehr den Schutz bietet, den wir als Menschen für unser verletzliches Inneres so sehr brauchen. Ein kranker Körper ist durchlässig bis zur Seele.»

In Gustav Rennertz' architektonischen Entwürfen steht der Mensch im Mittelpunkt, «Gebäude nehmen Einfluss auf die Menschen, die sie bewohnen», so der Geschäftsführer von «4+5», «die Architektur der Zukunft wird eine neue Achtsamkeit für die Belange von Menschen und Natur entwickeln müssen». Wie kam es dazu? Ein Auftrag vom Paritätischen Sozialdienst für ein Wohnprojekt stellte eine Reihe von besonderen Anforderungen: Die Demenzkranken sollen sich angenommen und geborgen fühlen. Sie sollen sich orientieren können, möglichst auch allein, und, sie sollen auch in dieser Phase ihres Lebens Freude haben. Der von Rennertz und seinem Architekt*innen-Team entworfene organisch geformte Foyer-Bereich empfängt die Anwohnenden und Besuchenden in warmen Farben und umschliesst sie sanft.

Maximal drei Farben

«Demenzkranke können sich Bilder einprägen, jedoch maximal zwischen drei Varianten unterscheiden», erfuhr Rennertz im Rahmen dieser Auftragsarbeit. Aus seiner intensiven Beschäftigung mit dem Krankheitsbild Demenz resultiert Rennertz' «Dreier-Rhythmus». Innenräume für Demenz-Patient*innen gestaltet sein Team mit maximal drei Farben in verschiedenen Kombinationen. Ferner sei es wichtig einen eindeutigen Raumeindruck als Orientierungshilfe zu geben, denn «ganz gleich, wo die Person im Raum steht, das Bild muss stets unverwechselbar sein», erläutert Rennertz. Die Anordnung der Türen spielt eine weitere Schlüsselrolle als Orientierungshilfe, «in den Wohngeschossen entwickelten wir eine Flurform mit herausgedrehten Zugängen zu den Bewohnerzimmern», erläutert Rennertz, «wir wählten drei Grundfarbtöne, die ein einem bestimmten Rhythmus in variierender Intensität angeordnet sind». Eine weitere seiner Beobachtungen: «Querlinien auf dem Boden vermeiden wir, denn sie werden von den Patient*innen als Bremse wahrgenommen.»

Healing Architecture schafft also eine klare, harmonische und beruhigende Innenarchitektur und dennoch inspirierender Atmosphäre. Idealerweise verfügen Pflegeheime über ein klares Wegeleitsystem. Weite Flure, wie etwa durch eine geschwungene Wand, bieten bewegungsaktiven Menschen sichere Spaziergänge, Rundgänge erleichtern die Orientierung und berücksichtigen die Bedürfnisse bewegungsaktiver Patienten. Ovale Handläufe mit einer breiten, flachen Oberfläche zum Armabstützen sind Ankerpunkte, erleichtern die

Auch bei der Aussengestaltung sollte den Bedürfnissen dementer Menschen Rechnung getragen werden.

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Gehbewegung. Fachpersonen empfehlen die Handläufe, die zum Ziel laufen mit taktilen Orientierungshilfen zu kombinieren.

Bilder und Fotomotive mit Text geben zusätzliche Orientierung und können wie ein Fenster in die Landschaft anmuten. Beim Auffinden des eigenen Zimmers in einer Pflegeeinrichtung können Fotos mit biografischem Bezug unterstützen.

Natur ins Haus holen

Demente Menschen verlieren die zeitliche Orientierung. Holen Sie – der Jahreszeit angepasst – die Natur ins Haus. Verwenden Sie zudem Textilien mit sinnlicher Haptik und grossen Mustern, wie etwa bei Fenstervorhängen. Schlechtes Sehen im Alter beeinträchtigt die Tiefenwahrnehmung von Räumen. Ein gutes Farbkonzept kann die Sichtbarkeit steigern. Dazu eignen sich pastellige und kräftige Farben aus dem warmen Ende des Farbspektrums, transluzente Wandanstriche, wie etwa Aquarelllasurtechnik mit Naturpigmenten. Ideal für Böden sind erdige Töne, sie geben zusätzlich Sicherheit. Ein deutlicher Kontrast zwischen Wand- und Bodenfläche steigert die Orientierungshilfe.

Ideale Sitzmöbel für demente Menschen zeichnen sich durch eine beschützende Ergonomie aus: Sofas mit hoher Rückenlehne oder ein Ohrensessel. Kissen, die sich farblich gut vom Sitzmöbel abheben, erhöhen das Wohlgefühl, denn demente Menschen drücken sie mitunter wie eine Puppe an sich. «Wesentlich für pflegebedürftige und demenziell erkrankte Menschen ist der Blick nach

draussen!», betont die Innenarchitektin Susanne Wagner in der Informationsbroschüre «Innenarchitektur im Gesundheitswesen» der curaviva.ch. Der Blick nach draussen ermöglicht den wichtigen Kontakt zum Umfeld, zur Umgebung und zur Natur. Bewusst gewählte Blickachsen im Innenraum tragen zu einer besseren Orientierung und mehr Sicherheit bei – sie helfen den Bewohnenden Räume, Zonen und Gebäude formal zu erfassen, sowohl durch das Sehen als auch durch das Bewegen im Raum.

Pastelltöne und schwarze WC-Brillen

Die Schweizer Verbände INSOS und CURAVIVA haben folgende weitere Gestaltungsvorschläge für Ratsuchende: Eine aneinandergereihte Zimmerordnung fördert Kontinuität und Erkennbarkeit. Ist ein Rundgang in der Pflegeeinrichtung nicht realisierbar, sollte bei einem Richtungswechsel gezielt ein Referenzpunkt, wie etwa architektonische Elemente und Alltagsgegenstände, gesetzt werden. Die Zimmertüren sollten sich farblich von der Wand gut abheben, eigene biografisch assoziierte Gegenstände können zusätzliche Ankerpunkte sein. Auch für die sanitären Einrichtungen haben sich klare Farbkonzepte in warmen und satten Pastelltönen und Farbkontraste bewährt sowie schwarze WC-Brillen.

Ein gutes Beleuchtungskonzept steigert das Wohlbefinden. Indirektes Licht sorgt für eine gute Raumausleuchtung, dimmbares Licht ermöglicht die Lichtverhältnisse dem Tagesablauf anzupassen und ermöglicht dementen Menschen eine zusätzliche zeitliche Orientierung. Leuchtkörper in Form einer Sonne, eines Mondes oder heimischer Tiere, wie etwa heimische Vögel, können darüber hinaus anregend wirken. Einige Anregungen der Heilenden Architektur lassen sich gut auch im häuslichen Umfeld umsetzen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Healing Architecture ist zukunftsweisend. Sie berücksichtigt die speziellen Bedürfnisse besonders schutzbedürftiger Menschen und gibt zudem der Würde der Betroffenen Raum.

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Ein gutes Beleuchtungskonzept steigert das Wohlbefinden.

Entspannt Arbeiten

Arbeit kann Spass machen. Doch oft befinden wir uns in einem Hamsterrad von Anforderungen und geraten in Stress. Unsere innere Einstellung entscheidet, wie wir herausfordernde Situationen meistern.

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Entspannter zu arbeiten, ist für viele Menschen ein grosser Wunsch. «Stress bei der Arbeit» ist – man höre sich nur im eigenen Bekanntenkreis um – eher die Regel als die Ausnahme. Das rechte Mass spielt dabei eine Rolle: «Stress ist ein Gewürz – die richtige Menge bereichert den Geschmack eines Gerichts. Zu wenig lässt das Essen fade schmecken, zu viel schnürt einem den Hals zu.» Unser Arbeitsleben scheint offenbar zu stark «gewürzt» zu sein.

Stress entsteht, wenn wir das Gefühl haben, mit unserem Wissen, den Fähigkeiten und in der zur Verfügung stehenden Zeit eine Aufgabe nicht erledigen können. Aber auch andere psychosoziale Belastungen wie Überwachung und Mobbing setzen den Menschen zu (Gesundheitsförderung Schweiz 2021). Häufig berichten Mitarbeitende über Beschwerden wie Müdigkeit und Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen oder leiden unter emotionalen Reaktionen wie Gereiztheit, Angst und Schwierigkeiten, am Abend abzuschalten. Schlafstörungen oder Erschöpfung sind ebenso häufige Folgen.

Bei sich beginnen Jedoch gibt es Auswege aus der Stressfalle. Dann, wenn wir erkennen, welche Ressourcen wir haben, um weniger gestresst zu sein. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass wir es zu einem grossen Teil selbst in der Hand haben, wie belastend wir eine Situation empfinden. Natürlich sind ständiger Zeitdruck, die Flut an Nachrichten, komplizierte Kundschaft, schwierige Mitarbeitende, Mobbing oder Lärm am Arbeitsplatz belastende Faktoren.

Bei sich selbst anfangen – dafür spricht aber viel: Erstens können wir das Meiste sowieso nicht ändern. Und sich aufzuregen über Dinge, die wir nicht ändern können, belastet uns nur zusätzlich. Wobei damit nicht eine fatalistische Haltung gemeint ist. Wir können aber damit beginnen, dass wir unseren Blick auf das richten, was in unserer Macht steht. Dadurch entsteht ein Gefühl von

Stress kann sich auch auf unsere Körperhaltung auswirken.

Selbstwirksamkeit, was wiederum ein Faktor für Zufriedenheit ist. Wir sind nicht das Opfer der Situation und ihr völlig ausgeliefert, sondern gestalten selbst zu einem wesentlichen Teil unsere Arbeit und unser Leben aktiv mit. Einen Satz in der Richtung für sich zu formulieren, kann schon eine positive Wirkung auf uns haben. Wir erkennen unseren Spielraum und unsere Eigenverantwortung, was uns handlungsfähig macht. Wir werden kreativer.

Eine Grundlage hierfür ist auch die Freundlichkeit mit uns selbst. Denn, wenn wir uns selbst «wichtiger» nehmen, einen gesunden Egoismus entwickeln, können wir auch erkennen, ob wir wirklich so perfekt oder pflichtbewusst sein müssen. Muss ich anderen gefallen oder kann ich im gesunden Mass meine Grenzen setzen, um nicht auszubrennen? Stress ist oft eben kein Zeichen von Wichtigkeit, sondern eher ein Mangel an Weitsicht.

Den Verstand trainieren

Wenn wir des Weiteren die Perspektive wechseln, in dem Sinne, dass wir den Fokus auf das Gelingende richten, können wir positive Aspekte sehen, die es in nahezu jeder Situation gibt. Wir verstricken uns weniger in übermässigem Widerwillen, der zusätzlich stresst. Widerstand macht vieles schlimmer. Lassen wir diesen los und nehmen bewusst eine positivere Haltung ein, kann dies helfen, klarer zu sein. Klarheit und Distanz ermöglichen uns, eine herausfordernde Situation leichter zu meistern. Mit einem klaren Geist können wir weisere Entscheidungen treffen, die förderlich sind für uns und unsere Arbeit. Ist unser Gehirn hingegen mit Stresshormonen wie Cortisol & Co. geflutet, können wir nicht klar denken. Das ist von der Natur her auch nicht vorgesehen. Denn in einer stressigen Situation sollen wir überleben, Klarheit ist nicht nötig. Eher der Tunnelblick. Unser evolutionär entwickeltes Notfallprogramm «Stressreaktion» rüstet uns für das Fliehen, Kämpfen oder Erstarren. Sinnvolle Entscheide treffen können wir dann so gut wie gar nicht.

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Mentale Stressbremsen etablieren: So gelingt entspanntes Arbeiten

Silent Start: Präsenz und Aufmerksamkeit sind wesentlich, um nicht in die Stressspirale zu geraten. Starten Sie den Tag mit einer Minute des Innehaltens. Und warum nicht eine Sitzung mit einer Stilleminute beginnen? Experimentieren Sie damit.

Zentrieren: Körper und Geist beruhigen sich, wenn wir auf unseren Atem achten oder die Fusssohlen auf dem Boden wahrnehmen. Mini-Auszeiten können Sie etwa nach einer längeren Mail, einem Telefonat oder beim Stehen vor der Kaffeemaschine einlegen.

Nichts hinzufügen: Achten Sie darauf, ob Sie der Arbeit noch etwas hinzufügen, wie Bewertungen, Grübeln, Vergleichen. Bleiben Sie in Kontakt mit dem, was Sie gerade tun.

Bei Termindruck: Entlastende Sätze wie «Ich darf Pausen machen» oder «Ich bin gut, auch wenn ich nicht alles schaffe» können hilfreich sein, und innerlich wiederholt, tun sie ihre Wirkung. Fangen Sie klein an.

Energie tanken: Machen Sie regelmässig eine Pause, etwa nach 45 Minuten konzentrierten Arbeitens. Am Mittag an die frische Luft zu gehen, seine Sinne zu öffnen, kann Wunder wirken, ebenso ein Powernap auf einer Matte im Büro.

Gespräche bewusst führen: Hören Sie aufmerksam zu. Lassen Sie sich und dem Gegenüber Zeit. Seien Sie interessiert und präsent. Entscheiden Sie sich vor dem Gespräch bereits, dass Sie auch Ihre eigenen Reaktionen beachten wollen.

Lächeln Sie: Schenken Sie sich selbst und anderen immer wieder ein Lächeln. Auch ein «gefaktes» Zulächeln hebt die Stimmung.

Dafür ist jedoch Training nötig, das bedeutet, die Schulung unseres Verstandes. Natürlich sind auch konkrete Tipps über das Pausen machen, den Umgang mit E-Mails, zum Zeitmanagement usw. sehr nützlich. Jedoch braucht es die Entwicklung von Bewusstheit für uns selbst, um zu erkennen: Was brauche ich in dieser Situation? Wie finde ich einen weisen Weg im Umgang mit dem Stress? Schliesslich geht es darum, Spielräume für einen neuen und bewussten Umgang mit uns selbst und unserer Arbeit zu schaffen.

Natürlich ist es auch notwendig, dass der Betrieb und die Führungskräfte dafür sorgen, dass Belastungen reduziert werden, die Arbeitsbedingungen angenehm sind sowie ein Klima der Wertschätzung herrscht. Jedoch können wir uns nicht darauf verlassen oder dies erwarten.

Neue Gewohnheiten etablieren

Wenn wir ruhiger und klarer arbeiten wollen, müssen wir in uns Ruhe und Klarheit entwickeln. Wenn wir stets gehetzt durchs Leben gehen, kann es nicht klappen. «Alles Leben wird von dem geprägt, was wir regelmässig tun. Je stärker wir eine neue Gewohnheit werden lassen, desto grösser ist auch die Chance, dass sie konstruktiven Einfluss auf unser Leben nimmt», schreibt Peter Steiner in seinem Buch «Das Zen des glücklichen Arbeitens».

Ein gewohnheitsmässig gestresster Mensch braucht eine stärkere Gewohnheit der Ruhe, um die Balance wiederzufinden. Steiner plädiert für regelmässige Meditation, etwa dem stillen Sitzen mit dem Fokus auf dem Atem. «Wer so viel meditiert, dass er in sich ruht, kann auch einiges an Stress ertragen, ohne sich gestresst zu fühlen.» Neue Gewohnheiten benötigten allerdings eine Basis wie geeignete Bedingungen und das Umfeld, so der Fachmann. Dafür braucht es eine Portion Eigenverantwortung, damit wir trotz «widriger» äusserer Umstände ein förderliches Umfeld suchen oder uns erschaffen. Und diese Verantwortung und Selbstfreundlichkeit entwickeln wir eher, wenn wir uns besser kennen und uns ernst nehmen. Dass Meditation gut gegen Stress wirkt, ist durch viele Stu-

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GESUND WERDEN | ENTSPANNTER ARBEITEN

dien erwiesen. Meditation wirkt positiv auf die Hirnregionen für Selbstwahrnehmung, Emotionsregulation und Mitgefühl. Teilnehmende einer Studie berichteten von einer Verbesserung im Stresserleben, was mit einer Abnahme der Dichte der grauen Substanz in der Amygdala einherging. Die Amygdala ist eine Struktur im Gehirn, die eine wichtige Rolle in der Verarbeitung von Angst und Stress spielt.

Freude im Tun

Sind wir bewusster, erkennen wir eher, was uns motiviert, wie wir unsere «innere Energiequelle» anzapfen. Immer öfter entwickeln wir aus uns heraus Stärke, die sich gegen die Hektik behaupten kann. Wir werden fähiger, zu entscheiden, was wichtig ist und was nicht. Das «Wie» ist der Schlüssel. Setzen wir den Schwerpunkt auf die Art und Weise, wie wir jede Arbeit erledigen, sei sie noch so langweilig oder mühsam, kann sie zufriedenstellend für uns sein. Wir tun es einfach. Freude entsteht im reinen Tun, zweitrangig ist, ob wir es mögen oder nicht. Unsere innere Motivation wird sich auf unser Handeln auswirken. So entsteht ein Gefühl von Sinn. Dass die innere (intrinsische) Motivation weitaus wichtiger ist als die äussere – die extrinsische Motivation wird durch das Umfeld hervorgerufen – verdeutlichen auch Umfragen (Gallup 2018): Viele Vorgesetzte können ihre Mitarbeitenden nicht ausreichend motivieren. Ein weiterer Punkt, der dafür spricht, dass wir uns um uns selbst kümmern müssen. Erwarten wir es nicht von aussen.

Mehr Effizienz

Effizienter arbeiten ist auch ein Schlagwort, das uns allein schon stressen kann. Wie kann ich «effizienter» arbeiten? Auch da ist kritisches Hinsehen hilfreich: Ist es effizient oder nicht, wenn ich jedes E-Mail lese, beantworte und meine Meinung zu jedem Entscheid mitteile? Was geschieht mit mir, wenn ich regelmässig auf mein Handy schaue? Hilft es mir, um konzentriert zu arbeiten? Und was passiert, wenn ich diesem Drang nicht nachgebe? Gewöhnen wir uns Dinge an, die uns unterstützen in unserer Aufmerksamkeit, werden wir auch entspannter arbeiten. Ungesunde Gewohnheiten werden sich langsam auflösen.

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Leistungsdruck?
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Wenn der Überdruck zum Druck wird

Eine gutartig vergrösserte Prostata schränkt die Lebensqualität ein. Vieles kann «Mann» selbst tun, damit sich das Harnverhalten verbessert.

Wenn ich abends auf dem Sofa ein Heizkissen ins Kreuz lege, muss ich nachts bedeutend seltener aufstehen zum Wasserlösen», erzählt Walter Müller. Er leidet an einer Prostatahyperplasie, einer vergrösserten Prostata. Wie sein Beispiel zeigt, gibt es in der Naturheilkunde verschiedene Möglichkeiten die unangenehme Krankheit zu lindern.

Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist etwa so gross wie eine Kastanie und umschliesst ringförmig die Harnröhre. Angesiedelt ist sie vor dem Enddarm, unmittelbar unter dem Blasenausgang. Mit der Pubertät beginnt die eigentliche Aufgabe der Prostata. Sie produziert ein Sekret, das die Samenzellen transportiert. Es ist milchig-trübe, dünnflüssig und leicht sauer. Neben zahlreichen anderen Stoffen enthält es spermienverflüssigende Enzyme. Ebenso Spermin, welches die Erbinformationen der Spermien schützt und dem Sperma seinen charakteristischen Geruch gibt.

Eine weitere Aufgabe der Prostata ist der Verschluss der Harnblase. Beim Wasserlassen verschliesst die Muskulatur von Prostata und Blasenhals den Spermakanal – beim Geschlechtsverkehr sorgt dieselbe Muskulatur dafür, dass kein Sperma in die Harnblase gelangt. Auch am Hormonstoffwechsel ist die Prostata beteiligt: Sie wandelt das männliche Geschlechtshormon Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) um. DHT ist die biologisch aktivste Form von Testosteron. Genau dieses Hormon ist im Zusammenwirken mit Östrogen – der Östrogenspiegel im Blut steigt bei Männern mit zunehmendem Alter an – vermutlich dafür verantwortlich, dass sich die Grösse der Prostata im reiferen Alter verändert.

Geduld ist gefragt

Walter Müller ist mit seiner Prostatahyperplasie kein Einzelfall. Bei jedem zweiten Mann über 45 Jahren wird ein übermässiges Wachstum der Prostatazellen

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festgestellt. Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der betroffenen Männer. Da die Prostata die Harnröhre umschliesst, beeinträchtigt die vergrösserte Prostata vor allem das Harnverhalten. Wie ein enger werdender Ring drückt die Prostata auf die Harnröhre. Dadurch sinkt der Druck, mit dem die Blase entleert wird und es dauert entsprechend länger, bis die Blase vollständig entleert ist. Oftmals bleibt ein Gefühl zurück, als ob noch nicht die ganze Blase entleert sei. Das führt dazu, dass schon nach kurzer Zeit erneut die Toilette aufgesucht wird – vor allem auch nachts. Gefährlich ist die Vergrösserung der Vorsteherdrüse nicht. Weil jedoch im fortgeschrittenen Stadium oftmals effektiv etwas Harn in der Blase zurückbleibt, können sich in der Blase Bakterien gut vermehren; ein feucht-warmes Milieu mögen Bakterien besonders gern. Das Risiko für Harnwegsinfekte nimmt deshalb bei betroffenen Männern zu.

Ein weiteres Problem, das, unabhängig vom Ausmass der Vergrösserung, entstehen kann, ist der sogenannte Harnverhalt. Die volle Blase kann nicht entleert werden. Weil der Rückstau zu einem Nierenversagen führen kann, muss die Blase mittels einer ärztlich durchgeführten Harnableitung erfolgen. Treten Beschwerden und Probleme beim Wasserlösen zum ersten Mal auf, ist eine hausärztliche Abklärung angezeigt. Mit Hilfe

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Oftmals bleibt ein Gefühl zurück, als ob noch nicht die ganze Blase entleert sei. »
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Das hilft zusätzlich bei Prostata-Erkrankungen

Wärme: Wärme wirkt entspannend auf Prostata und Blase. Gleichzeitig fördert Wärme die Durchblutung und somit den Selbstheilungsprozess. Empfohlen sind deshalb warme Fussbäder mit einem Zusatz von Ingwer, Kamille, Heublumen oder Zinnkraut. Auch warme Wickel, eine Bettflasche oder ein Heizkissen im unteren Rückenbereich sind sehr hilfreich und wohltuend.

Lebensweise: Langes Sitzen, Kälte oder Stuhlverstopfung können die Prostatabeschwerden verstärken. Generell empfiehlt sich ein Aufbau der Darmflora mit Hilfe von Probiotika wie Milchsäurebakterien oder Bierhefe. Ebenso das Anregen der Verdauungsleistung.

Ernährung: Pflanzliche Östrogene wie sie in Soja, Vollkorngetreide, Leinsamen sowie in Gemüse und Früchten enthalten sind, sollte ein betroffener Mann regelmässig konsumieren, weil Östrogene das Wachstum der Prostata hemmen können. Reizstoffe wie scharfe Gewürze sollten eher vermieden werden.

Genussmittel: Kaffee, Alkohol und schwarzer Tee wirken harntreibend und reizend auf die Harnwege. Das kühle Feierabendbier ist Gift für eine vergrösserte Prostata. Die erfrischende Belohnung am Abend verstärkt das nächtliche Wasserlösen und sollte deshalb mit Zurückhaltung konsumiert werden.

Massagen: Durch das Stimulieren der Hautreflexzonen im unteren Rücken wird das hormonelle System reguliert. Bindegewebsmassagen oder Schröpfbehandlungen können einen sehr positiven Effekt auf das Prostataleiden haben.

Kürbiskerne: Ob auf dem Salat, in der Kürbissuppe oder als Knabberei-Snack Kürbiskerne schmecken nicht nur gut, sie wirken dank den enthaltenen Phytosterinen und dem hohen Anteil an Selen auch beruhigend auf das Prostataleiden. Dieselbe Wirkung kommt auch mit dem Kürbiskernöl zustande.

von Ultraschalluntersuchungen und einer Urinflussmessung können Ärzt*innen erkennen, ob die Prostata vergrössert ist, oder ob ein anderes Problem vorliegt.

Wirksame Palmfrüchte

Eine der wichtigsten Heilpflanzen zur Behandlung von Prostatabeschwerden ist der Extrakt der Sägepalmfrüchte. Die Heilpflanze hat inzwischen sogar wissenschaftliche Anerkennung gefunden. Der Sägepalmextrakt (Sabal serrulata) beschleunigt den Abbau von Dihydrotestosteron (DHT) und hemmt die Bildung von DHT aus dem Geschlechtshormon Testosteron. Weil DHT wesentlich zur Vergrösserung der Prostata beiträgt, kann die Heilpflanze das Wachstum des Prostatagewebes reduzieren. So können der Urinfluss erhöht und die Blasenfunktion verbessert werden.

Zur Behandlung von Beschwerden infolge beginnender Prostata-Vergrösserung wird über die Dauer von mindestens ein bis zwei Monaten täglich eine Kapsel aus Sägepalmfrüchte-Extrakt eingenommen. Sollte nach vier bis sechs Wochen Behandlung keine Besserung der Symptome eintreten, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. Übrigens wirkt der Sägepalmextrakt auch sehr gut bei Frauen mit einer Reizblase. Die Sägepalme ist in Nord- und Mittelamerika heimisch. Sie verbreitet sich dort vorzugsweise in küstennahen Gegenden wie Carolina und Florida als niedrigstämmige Zwergpalme. Aus dem kriechenden Wurzelstock wachsen Blattstiele, die bis zu 1,5 Meter lang sind und scharf gezähnte Kanten haben. An diesen Blattstielen befinden sich die fächerartig angeordneten Blätter. Aus den Blattachseln wachsen kurze, dicht behaarte, rispig verzweigte Blütenstände. Die Beeren sind so gross wie Oliven, dunkelpurpur bis schwarz und haben einen erst süssen, dann scharf brennenden Geschmack. Aus diesen Früchten entstehen die Medikamente zur Behandlung von Prostatabeschwerden.

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GESUND WERDEN | PROSTATA

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Die Pionierin

Die Schlehe begleitet den Prozess des Kommens und Vergehens. Sie nimmt uns mit in die Dunkelheit des Winters und hilft uns, Teil des natürlichen zyklischen Kreislaufs zu sein.

Am 31. Oktober, zu Samhain, findet das dritte und letzte Erntefest des Jahres statt. Nach einer neunmonatigen Schwangerschaft gebärt die Mutter Erde im Herbst ihre Früchte, die sie uns in Form von Nahrung schenkt. Wir ernten, was wir im Frühling gesät haben – auf allen Ebenen. Nun nimmt die Kraft der Sonne ab. Der Sonnenkönig stirbt und kehrt zurück in den Schoss und in die Obhut der grossen Mutter Erde. Der eiskalte Frost legt sich über die Natur, die Üppigkeit der Vegetation vergeht und die Wandlung der Kräfte beginnt. Das Götterpaar Sonne und Erde zieht seine schwarzen Gewänder an und bereitet sich auf die kommenden drei Monate der Einkehr, Dunkelheit und des Loslassens vor. In der dunklen Jahreszeit ist der Schleier zwischen Leben und Tod dünn. In dieser Zeit sollen wir uns mit den Ahn*innen und der Vergänglichkeit auseinandersetzen und lernen, den Tod als Teil des Lebens zu betrachten. Der Tod bedeutet nicht das totale Ende. Er ist vielmehr Teil des natürlichen zyklischen Kreislaufes, welcher das Loslassen, die Transformation wie auch die Neuwerdung und die Wiedergeburt beinhaltet.

In der herankommenden Zeit der Stille und dem Abschied der Sonne steht dir die Schlehe zur Seite. Oft wächst sie nicht weit von den Häusern entfernt, an abendsonnenbeschienener Hanglage. Die Schlehe (Prunus spinosa), auch Schwarzdorn, Heckendorn oder Wildpflaume genannt, ist eine Pflanze, welche den Prozess des Kommens und Gehens kraftvoll begleitet. Der dornige, stark verzweigte Strauch wird bis zu fünf Meter hoch und kann bei geeigneten Verhältnissen gut 500 Jahre alt werden. Oft findet man ihn zusammen mit anderen Rosengewächsen in einem undurchdringli-

chen Heckengestrüpp. Sie wächst langsam, bildet ein hartes Holz mit schwarzer Rinde und zeichnet sich durch ein knorriges Wachstum aus.

Zwischen Leben und Tod

Die Schlehe besitzt kraftstrotzende «Pionier-Qualitäten». Das zeigt sich in ihrem äusserst vitalen, flachen und weitreichendem Wurzelwerk, welches viele neue Wurzelschösslinge hervorbringt. Das Wurzelwerk befähigt die Schlehe, die verdichtende und zusammenziehende Eigenschaft des Elements Erde in sich aufzunehmen. Die Heckenpflanze liebt sonnige, kalkhaltige Böden, Waldränder und Berghänge. Sie kann sich gut an Extreme anpassen und ist enorm beständig gegenüber Kälte, Hitze, Trockenheit und Wind. Oft findet man sie auch in geomantischen Störzonen, die sie gekonnt auszugleichen vermag. Wir kennen die Schlehe als dunkle, dornige Pflanze mit einem Gewirr aus schwarzen Ästen. So verkörpert sie die nahende Dunkelheit der schwarzen Winter- und Todesgöttin. Auch im stillen, meditativen Dialog mit der Schlehe, zeigt sich die Vergänglichkeit: «Ich bin die Hüterin des Todes und des Verlustes. Ich bin die unausweichliche Prophezeiung, der du nicht entfliehen kannst. Selbst mutige Held*innen sind nicht davor gefeit. Ich führe dich zu deinen inneren, dunklen Abgründen und stelle dich deinem eigenen Tod gegenüber. Die Arbeit mit deinen dunklen Seiten kann schmerzen und Furcht auslösen. Stell dich trotzdem dieser Herausforderung. Lauf nicht weg. Der eigene Tod ist die einzige zukünftige und unausweichliche Konstante, der du entgegen lebst. Meditiere mit mir und entwickle einen klaren Blick für deinen Platz in der Vernetzung der Dinge. Meditiere über die Auswirkungen deines eigenen To-

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des. So erhältst du ein deutlicheres Bild darüber, was der eigene Tod für dich, deine Ahn*innen und die Menschen, die zurückbleiben, bedeutet. Du solltest immer objektiv auf den Tod vorbereitet sein und ihn als eine weitere Facette des Lebens annehmen. Dies ist wichtig, um dich zu heilen und dich der inneren Manipulation aus ängstlicher Wut zu entziehen. Weise leite ich dich auf viele alternative Pfade. Löse auf diesen Wegen die schon lang schwelenden Konflikte und begleiche all deine Schulden. Erledige die Dinge, wenn sie getan werden müssen. Sprich Dinge aus, die gesagt werden müssen. Entwickle mit mir die innere Stärke, damit du sinnloses Kämpfen aufgeben und Totes wirklich beenden kannst. Denn schon im nächsten Moment könnte es vorbei sein.»

Die

Kraft des Feuers

Ende März, bei der wärmenden Liebkosung der ersten Sonnenstrahlen, verwandelt sich der Frühblüher in eine weisse Blütenpracht. Die zarte Schönheit und der Hauch von Vorfrühling sind jedoch sehr vergänglich. Nur drei bis vier Tage lang dauert die Blütezeit, während der die Schlehe einen lieblichen Mandelgeruch verströmt, der an Marzipan erinnert. Die Schlehe geht sparsam mit ihren blühenden Kräften um, welche geprägt sind vom wärmenden Feuerelement. Die Pflanze zieht diese Kräfte stattdessen in sich hinein. Durch diesen Prozess wird die Kraft gestaut, potenziert und in sich gehalten. Das Erdelement aus der Wurzel und das Feuerelement aus den Blüten sorgen für eine starke Verbindung, welche die Schlehe nutzt, um Seitentriebe mit festen Dornen zu bilden. Auch aus mythologischer Sicht ist die Schlehe stark geprägt von der Kraft des Vorfrühlings. Die weisse Blütenpracht symbolisiert die weisse, jungfräuliche Göttin, die im hellen Licht des Herzens,

der Hoffnung und der fruchtbaren Erneuerung erstrahlt. Gleichzeitig ist die Schlehe eine typische Schwellenpflanze. Sie steht an den Grenzpunkten der Welten, welche die Dunkelheit der Winter- und Totengottheiten in sich birgt. In dieser Jahreszeit verkörpert sie stark die Energiequalität der Morgana. Morgana besitzt viele Namen und Gestalten. Zum Beispiel Hüterin des Todes, Zauberin, oder Fee. Sie verkörpert gleichzeitig die Hässlichkeit wie auch die Schönheit des Lebens. Die Verführung, wie auch die strahlende Jungfräulichkeit. Morgana ist eine urwilde Kriegerkönigin, eine wahre Schlachtfurie, die Zerstörung und starke Wandlung mit sich bringt und die Seelen durch diese Zyklen führt.

Herbe Frucht

Erst lange nach der Blüte entwickeln sich im Mai die kleinen, ovalen Blätter, welche dem Strauch sein grünes Gewand schenken. Später, während der sommerlichen Glut, steht die Schlehe unbeirrt da und lässt sich Zeit mit der Bildung ihrer Früchte. Erst im Spätherbst reifen die haselnussgrossen, schwarzblauen Früchte heran. Es sind wilde Pflaumen mit hartem Kern, wenig Fruchtfleisch und herbem Geschmack. Die sehr lange Entwicklungszeit der Wildpflaumen, welche die Schlehe an senkrecht nach oben ragenden Ästen trägt, ist charakteristisch für die Schlehe. Um zu reifen, braucht die Schlehe die Kraft der Kälte. Deshalb entwickeln sich die Früchte über ein halbes Jahr hinweg, vom kalten März bis in den frostigen Oktober hinein. Der Frost muss die Wildpflaumen zuerst verbrennen, damit sie reif und süss werden können. Und auch im Reifestadium zeigt sich nochmals die innere Kraft der Schlehe – sie wirft ihre Früchte nicht ab, sondern hält sie bei sich und lässt sie lange am Strauch reifen.

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Aus den reifen Früchten der Schlehe lassen sich vitaminhaltige Köstlichkeiten bereiten.

Aus der wilden Pflaume lassen sich vitaminhaltige Köstlichkeiten herstellen. Zum Beispiel Säfte, Sirup, Liköre, Wein, Tinkturen, Ölauszüge, Tees, Trockenfrüchte und Marmelade. Schlehenprodukte wirken generell zusammenziehend, entzündungshemmend und stoffwechselanregend. Sie stärken mit ihren antioxidativen Eigenschaften das Immunsystem und helfen dem Körper bei der Regeneration nach Krankheiten. Die Schlehen sorgen für Ruhe und Kraft indem sie das Nervensystem beruhigen. Zudem können sie bei Kreislaufschwäche, niedrigem Blutdruck und Teilnahmslosigkeit unterstützend und anregend wirken. Durch die Steigerung der Magensaftsekretion regen sie den Appetit an, wirken magenstärkend und verdauungsfördernd. Verwendung findet die Schlehe bei Verstopfung, Bauchkrämpfen oder zur Linderung von Prostatabeschwerden. Gerade jetzt, zu Beginn der kalten Jahreszeit, kann die Schlehe helfen, gesund zu bleiben. Wir können unsere Abwehrkräfte stärken, indem wir selbst ein Gewirr aus dornigen, schwarzen Ästen bilden. So sind wir gewappnet vor Erkältungskrankheiten, Fieber und Grippe.

Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte. www.pflanzechreis.ch

Anwendungen der Schlehe

Schlehenlikör

• 200 bis 300 Gramm reife Schlehen, nach dem Frost geerntet. (Um den Frost nachzuahmen können unreifere Schlehenbeeren im Gefrierfach eingefroren werden.)

• Eine Flasche Wodka, Kirsch oder Weinbrand.

• Je nach gewünschter Süsse 50 bis 100 Gramm Kandiszucker.

• Je nach Geschmack Zimt, Kardamom, Pfeffer oder Nelken zum Würzen.

Zubereitung: Die Schlehen in grosse Gläser mit Schraubverschluss füllen. Kandiszucker, Alkohol und Gewürze beigeben. Die Gläser gut verschlossen und an einem warmen Ort lagern.

Mindestens zwei bis vier Wochen ziehen lassen. Je länger der Auszug dauert, desto besser wird das Aroma. Danach filtert man den Likör und füllt ihn in kleine Flaschen.

Anwendung: Als Genuss- und Stärkungsmittel ein bis zwei Schnapsgläser pro Tag trinken. Kann auch einem Tee aus getrockneten Schlehenbeeren zugefügt werden.

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Ende März verwandelt sich der Frühblüher in eine weisse Blütenpracht.
42 © Iscador AG

Mit viel Erfahrung, Forschung und Herzblut

«Die Patient*innen haben wieder Mut zu leben», schrieb Dr. Ita Wegman einst. Ihre Erkenntnisse prägen noch heute die Herstellung und den Einsatz von Mistelpräparaten für die ganzheitliche Krebsbehandlung, die den Menschen ins Zentrum stellt.

Vor über 100 Jahren, genauer gesagt 1917, entwickelte die Frauenärztin Ita Wegman für die Behandlung ihrer Krebspatientinnen zusammen mit dem Apotheker Adolf Hauser das erste Mistelpräparat «Iscar». Den Anstoss zur Erforschung der eigentümlichen Pflanze gab Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie. Dennoch war Ita Wegman federführend in der Umsetzung und als Frau ihrer Zeit weit voraus.

Ihre Ansprüche waren hoch: Erst Ende 1928 war Ita Wegman zufrieden mit dem Mistelpräparat, das 1926 unter dem Namen «Iscador» registriert wurde. Die Elemente der Herstellung nach den Anregungen von Rudolf Steiner waren ihr dabei besonders wichtig und zeichnen das Medikament noch heute aus.

In Arlesheim in der Schweiz wurden auf einer speziell konstruierten Maschine die ersten Mistelpräparate nach Steiners Idee hergestellt. Heute verbinden sich hier ursprüngliche Tradition und neuste Technik, um höchste Qualität zu gewährleisten. In der Erntezeit klettern die Mitarbeitenden in die Baumwipfel, um von Hand Beeren und Zweige der Mistel zu sammeln. Auch

in der weiteren Verarbeitung sind die meisten Schritte reine Handarbeit. Schutzanzüge und klinische Reinräume sind aber Standard, denn schliesslich wird aus der Pflanze ein wichtiges Medikament für die begleitende Krebstherapie.

Die Mitarbeitenden in Arlesheim sind stolz auf die traditionsreiche Geschichte und darauf, mit ihrem Wirken die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten zu verbessern. Das spürt man besonders in der Erntezeit, wenn alle mit anpacken: «Wir haben das Glück, von den wertvollen, langjährigen Erfahrungen unserer Vorgängerinnen und Vorgänger profitieren zu dürfen. Das hilft uns auch in herausfordernden Situationen. Die Stimmung ist jedes Mal etwas ganz Besonderes», beschreibt Miriam Weiss die Sommer- und Winterernte. Zwei Mal pro Jahr wird die Mistel in der Schweiz, Deutschland und Frankreich geerntet, um aus ihren Stängeln, Blättern sowie im Winter aus den Beeren Wirkstoffe für die Krebsbehandlung zu gewinnen. Viele Mitarbeitende sind schon Jahrzehnte dabei – wie Mirio Grazi aus der Botanik, dessen Vater sich bereits um die misteltragenden Bäume gekümmert und seinen Sohn oft mitgenommen hatte: «Schon als kleiner Junge habe ich ihm geholfen, die Bäume waren für mich wie Familienmitglieder.»

Die starke Verbindung mit der Natur und speziell der Mistel ist überall auf dem weitläufigen Areal in Arlesheim spürbar. Neben farbenfrohen Gärten begegnen einem auch die fünf verschiedenen Baumarten, deren Misteln verwendet werden: Apfelbaum, Tanne, Kiefer, Eiche und Ulme. Da Misteln erst nach etwa 10 Jahren zum ersten Mal beerntet werden können, werden die Bäume umsichtig und mit grosser Voraussicht gepflegt. Denn Krankheiten und der Klimawandel beeinflussen sie und dadurch auch die Mistel nachhaltig.

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Die Misteln werden zwei Mal jährlich von Hand ge er ntet: Im Sommer und im Winter. »

Ganzheitliche Krebsbehandlung mit Misteltherapie

Ganzheitliche Krebsbehandlung Erfahren Sie mehr über die Ursachen und integrativen Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen.

Mit ebenso grosser Sorgfalt wird die nach Rudolf Steiners Angaben konstruierte spezielle Apparatur zur Vermischung der Winter- und Sommerextrakte der Misteln instandgehalten: «Auf der Maschine findet der wesentliche Prozessschritt zur Herstellung des Wirkstoffes statt», erklärt Gerhard Schaller, Leiter Herstellung. Bei über 10 000 Umdrehungen pro Minute verbinden sich die Winter- und Sommersäfte zu dem, was sich Ita Wegman schon 1917 vorgestellt hat: Zu einer Unterstützung für von Krebs betroffene Personen, die ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgeben kann. Dafür sprechen auch zahlreiche Studien, wie die Ärztin Sarah Monz weiss: «Die Mistel ist eine der am besten untersuchten Heilpflanzen: Es gibt über 150 klinische Studien. Und wir hier in Arlesheim arbeiten täglich daran, diese faszinierende Pflanze noch genauer zu erforschen.»

Hier ist nicht nur Ita Wegmans Forschergeist spürbar, sondern auch der Wunsch, den Menschen mit seinen Bedürfnissen und Wünschen ins Zentrum zu stellen und ihm eine ganzheitliche Behandlung angedeihen zu lassen.

Die Mistel

Misteln wurzeln nicht in der Erde, sondern leben auf Bäumen oder Sträuchern. Von diesen lassen sie sich mit Wasser und Nährstoffen versorgen und werden dadurch in ihrer Entwicklung und ihren Inhaltsstoffen geprägt. Dies ist auch der Grund, weshalb verschiedene Präparate mit Misteln von unterschiedlichen Mutterbäumen hergestellt werden.

Für den Einsatz in der Krebsbehandlung sind zwei Stoffe in der Forschung besonders hervorgetreten: die Viscotoxine und die Mistellektine. Diese Eiweisssubstanzen werden in verschiedenen Formen von der Mistel gebildet. Ihre Zusammensetzung und Konzentration variiert je nach Unterart der Mistel, nach Jahreszeit und Baum, auf dem sie wächst. Viscotoxine erreichen z. B. ihre höchste Konzentration im Sommer in den jungen äusseren Blättern, die Mistellektine dagegen im Winter und in den älteren Stängeln im Zentrum des Busches. Durch die Ernte im Sommer und Winter wird der Gehalt dieser Mistelproteine ausgeglichen.

Broschüre bestellen: www.iscador.ch/gkb0922
Kostenlose

Die Stimme der Naturheilkunde

Liebe Leserin, lieber Leser

Es dauert schon gar nicht mehr so lange bis zum Jahreswechsel. Dementsprechend haben wir bereits für das nächste Jahr 2023 unsere Schwerpunktthemen geplant. Auch im nächsten Jahr bieten wir einen interessanten Themenmix rund um die Naturheilkunde sowie um weitere Themen aus dem Bereich Natur, Mensch, Mitwelt. Wir hoffen, Sie mit unserem Ausblick ins neue Jahr bereits jetzt «glustig» machen zu können und würden uns freuen, wenn Sie Ihr Abonnement erneuern oder allenfalls auch bereits ein Inserat fürs neue Jahr buchen würden. Für beides – Abonnement und Inserate – stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.

Und nun wünschen wir Ihnen eine schöne Herbstzeit!

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Themen 2023 01-02 Augen 03 Allergien/Intoleranz 04 Verdauung 05 Tier und Mensch 06 Harn 07-08 Berge/Kristalle 09 Heilkunde bei Kindern 10 Wickel 11 Psyche 12 Herz

Staunen &Wissen

UMWELT

Binding Preis für Biodiversität an Stadtgrün Bern

Das Projekt «Natur braucht Stadt» von Stadtgrün Bern gewinnt aus 22 eingereichten Projekten den mit 100 000 Franken dotierten und zum zweiten Mal ausgeschriebenen Binding Preis für Biodiversität. Das als Themenjahr organisierte Projekt war deshalb so erfolgreich, weil Stadtgrün Bern und seine Fachstelle Natur und Ökologie mit einem frischen und attraktiven Aktionspaket unterschiedlichste Institutionen, Organisationen und Menschen für ein gemeinsames Ziel – die Förderung der Biodiversität – gewinnen konnten, schreiben die Organisator*innen in einer Mitteilung. Ein wichtiges Teilprojekt waren auch die Aufwertungen im öffentlichen Raum. In Bern West wurden verschiedene Asphaltflächen aufgebrochen und mit einheimischer Flora bepflanzt. Beteiligt haben sich neben mehreren städtischen Stellen u. a. das Naturhistorische Museum, der Tierpark Bern, der Botanische Garten, verschiedenste Organisationen, aber auch viele private Balkongärtnerinnen und Gartenbesitzer. ska

GLÜCKSTRÄNEN

Hunde weinen vor Freude

Nicht nur Menschen können bei einem Wiedersehen vor Freude weinen – auch Hunden treiben solche Momente des Glücks Tränen in die Augen. Zu diesem Schluss kommen laut Schweizerischer Depeschenagentur Forschende aus Japan in einer im Fachmagazin «Current Biology» veröffentlichten Studie. Die Forschenden massen die Tränenflüssigkeit bei Hunden mit dem auch beim Menschen verwendeten Schirmer-Test, bei dem ein Teststreifen aus Filterpapier in den unteren Bindehautsack eingehängt wird. Als Grundwert wurde die Tränenproduktion beim normalen Umgang von Hunden mit ihren Besitzer*innen genommen. Wenn Hunde ihr Herrchen oder Frauchen nach einer Trennung von zwischen fünf und sieben Stunden wiedersahen, wurde eine deutlich gesteigerte Tränenproduktion gemessen. Die produzierte Tränenmenge war auch höher, als wenn ein Hund einen bekannten Menschen wiedersah, der nicht sein*e Besitzer*in war. Den Forschenden zufolge dürfte die erhöhte Tränenproduktion mit dem Hormon Oxytocin zusammenhängen, das auch als Liebeshormon bezeichnet wird. ska

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Licht zerstückelt die Natur

Die Lichtverschmutzung wurde von der Wissenschaft lange vernachlässigt, wird aber in letzter Zeit – in der auch vermeintlich umweltfreundliche Solarlampen für den Garten immer beliebter werden – zunehmend von internationalen Forschenden untersucht. Bioterra, die Organisation für den Bio- und Naturgärten in der Schweiz, wollte wissen, inwiefern das Kunstlicht, das nachts rund 50 Prozent der Schweiz erhellt, Chaos im Ökosystem anrichtet. Wissenschaftsjournalist Atlant Bieri ging der Frage für die aktuelle Ausgabe des Magazins Bioterra auf den Grund und sprach mit Eva Knop, Biologin an der Universität Zürich, über die jüngsten Forschungsergebnisse zum gestörten Tag-Nacht-Rhythmus in der hiesigen Tierund Pflanzenwelt. Eva Knop, die seit zehn Jahren zum Thema forscht, macht deutlich: Das Kunstlicht im Garten bedroht nicht nur Insekten, die davon wie magisch angezogen werden und oft bis zum Erschöpfungstod darum kreisen, sondern auch nachtaktive Tiere wie Fledermäuse, deren Revier von den künstlichen Lichtquellen zerstückelt wird. Jüngsten Untersuchungen zufolge hat der erhöhte Lichteinfluss aber auch gravierende Auswirkungen auf die Pflanzen. Einerseits fehlen ihnen die Bestäuber, die bei einer beleuchteten Wiese laut ersten Untersuchungen um 62 Prozent zurückgehen. Andererseits wurden bei einzelnen Arten schon Veränderungen in Blütenzahl und Blühzeitpunkten beobachtet. ska

BUCHTIPP

Praxisbuch Naturgucken

Vögel, Säuger und andere Tiere sowie Pflanzen und Pilze in unseren Landschaften beobachten – wie geht das? Im «Praxisbuch Naturgucken» erläutert ein Autorenteam rund um Stefan Munzinger und Gaby Schulemann-Maier – allesamt «passionierte Naturguckerinnen und Naturgucker» – wann, wie und wo sich unsere tierischen Mitbewohner aufspüren lassen, wie sie leben und wie man ihr Verhalten am besten interpretiert. Nach einleitenden Kapiteln zu Ausrüstung und Rechtlichem erläutert das Autorenteam, wie man ausgewählte Artengruppen am besten beobachtet, bestimmt und dokumentiert. Wieso ist es wichtig, auf die Unterseite der Flügel der Bläulinge zu schauen? Weshalb sollten Fotos von Pflanzen am besten auch die Blätter zeigen? Und bei welchen Amphibien kann uns die herzförmige Pupille beim Bestimmen helfen? Das Buch erleichtert den Einstieg in die Naturbeobachtung und stattet Leserinnen und Leser nicht nur mit dem ersten notwendigen, praktisch-methodischen Rüstzeug aus, um sich erfolgreich der Beobachtung der Natur zu widmen. Es finden sich darin auch Ausführungen zu den wichtigsten Tiergruppen (Säuger, Vögel, Reptilien, Amphibien, Spinnentiere und Insekten) sowie grundlegende Zusammenhänge unseres Ökosystems. So ermöglicht es ein vertieftes Verständnis der Tier- und Pflanzenwelt, die uns tagtäglich, aber meist völlig unbemerkt, umgibt. Ein Buch für alle, die sich auf Spurensuche begeben und Zusammenhänge verstehen wollen! ska

192 Seiten, ca. 150 Fotos und Illustrationen, gebunden CHF 29.90 (UVP) / EUR 25.00 ISBN 978-3-258-08266-0, Haupt Verlag

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STAUNEN & WISSEN

Schönwetterperiode im Oktober

Im Herbst gibt es bei uns fast jedes Jahr eine der schönsten und beständigsten Wetterlagen. Die Ursache dafür ist ein Hochdruckgebiet über Osteuropa, das trockene Luft nach Mitteleuropa führt. Das schöne Wetter dauert oft Tage bis Wochen an und reicht häufig noch bis in die ersten Oktoberwochen hinein. Diese Schönwetterperiode ist in den Wetterstatistiken seit ca. 200 Jahren nachweisbar und in den Bauernregeln ist sie seit je her als «Altweibersommer» bekannt.

Der Begriff «Altweibersommer» bedeutet nicht etwa Sommerwetter für ältere Frauen. Im Altdeutschen wurde mit «weiben» das Knüpfen von Spinnweben bezeichnet. An klaren Oktobertagen sind die Nächte schon ziemlich kühl, deshalb ist am Morgen der Tau an den Spinnweben sehr gut sichtbar. Diese seltsam glänzenden Spinnenfäden oder «Herbstfäden» erscheinen im Sonnenlicht wie lange, silbergraue Haare. Der Name Altweibersommer bezieht sich also auf die in der Luft treibenden zarten Spinnfäden von Jungspinnen, die in der milden Herbstsonne glänzen. Nach der Mythologie sind die Schicksalsgöttinnen, welche als alte Frauen erscheinen, für diese Fäden verantwortlich. Wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar einer jungen Frau verfangen hatten, galt dies früher als Zeichen für eine baldige Hochzeit. Nach altem Volksglauben werden diese Fäden auch als Gespinst der Elfen betrachtet.

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Wetterzeichen STAUNEN & WISSEN 33. Erlebnismesse und Kongress 06. - 09. Oktober 2022 / Messe Zürich-Oerlikon www.lebenskraft-messe.ch 3 Konzerte 70 Vorträge 2 Symposien 25 Workshops Live Channeling 35 Gastreferenten MesseHighlight En gelSymposium

Sternengucker

Partielle Sonnenfinsternis am 25. Oktober

Am 25. Oktober können wir um die Mittagszeit eine partielle Sonnenfinsternis sehen, sofern das Wetter mitmacht. Die Sonnenfinsternis beginnt um 11.14 Uhr. Dabei wird die Sonne langsam im oberen Teil vom Mond bedeckt werden. Das Maximum ereignet sich um 12.11 Uhr. Die Sonne wird dann zu diesem Zeitpunkt zu knapp 20 Prozent vom Mond bedeckt sein und sieht dann etwa so aus, wie auf dem Bild. Um 13.09 Uhr ist das Spektakel dann bereits zu Ende. Das Maximum dieser Sonnenfinsternis wird mit einem Bedeckungsgrad von 82 % im Norden Sibiriens nahe der Stadt Nizhnevartovsk erreicht werden. Da der Kernschatten des Mondes die Erde bei dieser Sonnenfinsternis verfehlt, da er in den Weltraum hinaus läuft, kann diese Finsternis an keinem Ort auf unserem Planeten als totale Sonnenfinsternis gesehen werden.

Für alle, die dieses Naturereignis gefahrlos geniessen wollen, ist es sehr wichtig, die Augen entsprechend zu schützen. Am besten beobachtet man das Geschehen mit einer speziellen Sonnenfinsternisbrille (in Optiker- oder Fotogeschäften erhältlich), die das Sonnenlicht so stark filtert, dass die Augen keinen Schaden erleiden. Normale Sonnenbrillen reichen dafür NICHT aus. Wer die Sonnenfinsternis durch ein Fernrohr beobachten oder mit einem Teleobjektiv aufnehmen will kann aus einer speziellen dafür geeigneten Folie einen Filter herstellen, der vor der Linse montiert wird. Auch diese Folie ist in einem Fachgeschäft erhältlich. Auf gar keinen Fall darf man mit einem Fernrohr, Feldstecher oder Teleobjektiv ohne Filter in die Sonne schauen. Die gebündelten Sonnenstrahlen würden die Netzhaut schädigen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.

Beta-Glucan

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Dr. Othmar Käppeli Pionier in Beta-Glucan Forschung und Herstellung

Beta-Glucan aus Hefe hat eine gut belegte immunstimulierende Wirkung! Präventiv eingenommen kann es Erkältungen und Grippe vorbeugen und stärkt allgemein das Immunsystem, insbesondere wenn es bereits beeinträchtigt ist.

Beta-Glucan verbessert die Resistenz gegen bakterielle und virale Infektionen. Dies haben zahlreiche wissenschaftliche und klinische Studien gezeigt.

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Von steinernen Fischen und Vögeln aus Holz

Wir alle haben es schon erlebt: In Gedanken versunken schlendern wir durch den Wald, geniessen die Stille unter dem grünen Dach aus Blättern und sind ganz bei uns selber.

Der Blick schweift, ohne an einem bestimmten Objekt hängen zu bleiben. Aber dann erregt unvermittelt ein abgestorbener Baum unsere Aufmerksamkeit. Die Astgabel dort oben erinnert uns doch an ein Lebewesen! Tatsächlich, bei näherer Betrachtung und mit etwas Einbildungskraft lässt sich der Kopf eines Fischreihers ausmachen. Oder ist es eine Hundeschnauze? Es scheint, als hätte der Zahn der Zeit an dieser hölzernen Leiche genagt und eine Skulptur erschaffen.

Im Kopf abgespeicherte Bilder Unser Erinnerungsvermögen hat verschiedene Ebenen. Das perzeptuelle Gedächtnis ist eine davon. Es hilft uns, Personen, Gegenstände und Orte wieder zu erkennen. Unser Hirn ist darauf programmiert, dauernd Vergleiche

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anzustellen, sei es mit Hilfe des Hörsinns oder mit dem Auge. Unbemerkt und unbewusst hat das Gedächtnis seit frühester Kindheit gespeichert, wie ein Baum, ein Ball, ein Eiszapfen – oder eben ein Tier aussieht, oder zumindest, wie es aussehen könnte. Der Hippocampus ist der Arbeitsspeicher unseres Gehirns und die Schaltstelle zwischen dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis, und damit eine zentrale Schaltstation des limbischen Systems. Er ist übrigens einer der wenigen Bereiche im Gehirn, wo ein Leben lang neue Nervenzellen gebildet werden können.

Achtsamkeit trainieren

Es lohnt sich in jedem Fall, in freier Natur seine Sinne zu schärfen. Wälder, Seen, Flussufer und Bergregionen bringen veritable Kunstwerke hervor, die es zu entdecken gilt. Seen und Flüsse, weil an deren Ufern nach ausgiebigem Regen Schwemmholz landet, Berge, weil Wasser, Hitze und Kälte besonders im Jura den Kalkstein zu skurrilen Gebilden formen.

Wer aufmerksam unterwegs ist, wird nach einem ersten Fund garantiert weitere Entdeckungen machen. Einfach Augen auf, und seiner Fantasie freien Lauf lassen, lautet das Rezept. Der Hippocampus hilft uns dabei.

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Wer aufmerksam unterwegs ist, wird spannende Entdeckungen machen. »

Tipp

Starten Sie im Kreis der Familie, unter Freund*innen und Bekannten einen Wettbewerb: Wer fotografiert bis Ende Jahr die originellsten Imitate von Tieren?

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STEINERNE GESICHTER | DRAUSSEN SEIN
Alle Steinobjekte wurden am Hang zum Chasseral im Berner und Neuenburger Jura gefunden, die Bilder mit Holzobjekten am Bielersee geschossen. Die Tierskulpturen aus Jurakalk wurden punktuell nachbearbeitet.

Mit Blumendekorationen bezaubern

Mit Blumen können wir unseren Mitmenschen gegenüber ganz viele Signale senden. An Geburtstagen, Hochzeiten und auch an Beerdigungen ist Blumenschmuck nicht wegzudenken. Wir klären Sie über die Symbolik der verschiedenen Blumen und ihrer Farben auf.

Durch ihren Farbenreichtum erfreuen Blumendekorationen Herzen, erfüllen zwischenmenschlich bedeutsame Funktionen und spielen auch in der nonverbalen Kommunikation eine wichtige Rolle. Dabei kann man natürlich auch unwissentlich falsche Signale senden. Bei der Auswahl im Blumenladen oder beim Zusammenstellen eines bunten Blumenstrausses als Geschenk im eigenen Garten ist es daher angebracht, einige Tipps zu beachten. Damit Sie mit dem nächsten Blumengeschenk voll ins Schwarze oder besser gesagt ins Bunte treffen, finden

Sie nachfolgend ein paar Anregungen zur richtigen Blumenauswahl. Sollten Sie selbst mit einem hübschen Blumenstrauss beschenkt worden sein, finden Sie hier einige hilfreiche Pflegetipps, um sich möglichst lange an der Blumenpracht erfreuen zu können.

Einen Kranz für den Sieg Dekorationen aus Pflanzen haben eine sehr lange Tradition. In der römischen Mythologie erfüllte beispielsweise der Lorbeerkranz eine wichtige Rolle bei der Siegerehrung. Die Corona triumphalis, nicht zu ver-

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Gabriela

wechseln mit einer weltweit verbreiteten Krankheit, galt im Römischen Reich als höchste Auszeichnung eines Feldherrn, welcher ihn zu Triumphzügen und an öffentlichen Veranstaltungen tragen durfte. In ägyptischen Gräbern wurden Blumengebinde gefunden, aber auch die German*innen und Griech*innen kannten bereits Blumenschmuck. Ab dem 16. Jahrhundert war der Blumenstrauss in unseren Breitengraden vor allem Adligen vorbehalten, hielt dann ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch im Mittelstand Einzug. Noch heute erinnert die Auszeichnung der besten Schwinger an Schwingfesten mit Kränzen an die uralte Tradition aus der Antike.

Heute werden verschiedenste Blumenarten als Schnittblumen ganzjährig angebaut. Sie sind als Dekoration in Form von Blumensträussen, Gestecken, als Kranz, Tischschmuck sowie als Grabschmuck nicht mehr wegzudenken. Sei es als Dankeschön, als Entschuldigung, als Genesungswunsch oder als Mitbringsel anlässlich eines besonderen Anlasses wie Geburtstag, Konfirmation, Jubiläum, Hochzeit, Valentinstag, Muttertag, Beerdigungen oder zu Weihnachten und vielen weiteren Gelegenheiten – Blumendekorationen finden immer Anklang. In der Floristik werden Pflanzen zu Schmuckund Werkstücken nach genauen gestalterischen Kriterien korrekt arrangiert. Dabei spielen die Symbolik und die Farben eine nicht unwichtige Rolle in der Blumensprache.

Schnittblumen und die Symbolik ihrer Farben

Weisse Blumen Weiss steht für Reinheit und Unschuld, für Anfang und Ende und für Vollkommenheit. Geschenke aus weissen Blumen eignen sich zu Geburten, zu Hochzeiten oder bei tiefer Trauer.

Rote Blumen Rot steht für Lebensfreude und Kraft, für Schönheit und Erotik. Mit roten Blumen drückt man tiefe Zuneigung und Liebe aus.

Gelbe Blumen Gelb steht für Sonne, Glück, Fröhlichkeit und Lebenslust. Gelbe Blumen passen in fröhlichen Momenten.

Orange Blumen Orange drückt Lebensfreude und Zuneigung aus. Sind Sie von einer Person sehr fasziniert, eignen sich orange Blumen.

Lila Blumen Lila bedeutet Treue, Zurückhaltung und Bescheidenheit. Sie können damit ausdrücken, dass es Liebe auf den ersten Blick war, oder Sie verbinden die beschenkte Person mit Eleganz.

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Bedeutung von Rosen als Schnittblumen

Die Rosen gelten bekanntlich als die Königinnen der Blumen. Ihre Farben haben eine spezielle Symbolik:

Rote Rosen Symbol für wahre Liebe und tiefe Leidenschaft

Weisse Rosen Zu Geburten, zu Trauungen oder zu tiefer Trauer

Gelbe Rosen Symbol für Freundschaft und Glücksmomente

Orange Rosen Zeichen von Wärme und Freundschaft, daher als Dankeschön unter Freund*innen gut geeignet

Rosa Rosen Symbol für zarte Verbundenheit

Die richtige Dekoration für den Anlass

Im Blumenladen der Gartenbauschule Oeschberg werden ganzjährig unzählige selbst kultivierte Pflanzen zum Verkauf angeboten. Aus einjährigem Sommerflor, vielen Stauden, Gehölzen oder Zwiebelpflanzen zaubern angehende Florist*innen unter fachlicher Anleitung liebevoll die richtige Blumendekoration für spezielle Anlässe. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zum einjährigen Sommerflor zählen beispielsweise die Gartenzinnie, Sonnen- und Witwenblumen, Leberbalsam, Fuchsschwanz, Kugelamarant, Dahlien und viele mehr. Diese werden im April von unseren auszubildenden Zierpflanzengärtner*innen ausgesät, pikiert, getopft, gegossen und gedüngt. Im Juni erfolgt das Auspflanzen in Freilandbeete. Unzählige Schnittblumen werden dort weiterhin sorgfältig gehegt und gepflegt. Regelmässig werden sie gegossen, verwelkte Blüten ausgeschnitten, Unkraut gejätet und bei Bedarf Düngergaben verabreicht. Im Sommer werden im Gewächshaus tausende junger Chrysanthemen ausgepflanzt, welche dann ab Ende September als Schnittblumen ebenfalls zum Verkauf bereitstehen. Im Spätherbst wird damit begonnen, verschiedenste Zwiebelpflanzen einzutopfen und zwischenzeitlich im Kühlraum zu lagern, um sie bis im Frühjahr der nötigen Kälteperiode auszusetzen. Dazu gehören Traubenhyazinthen, Narzissen, Hyazinthen und verschiedenste Tulpensorten, welche im Frühjahr die ersten Farbtupfer in Wohnzimmern oder auf Fensterbrettern geben.

Auch Stauden geeignet

Auch unzählige Stauden eignen sich sehr gut als langlebige Blumen in der Vase, im Gefäss oder im Kranz. Dazu gehören beispielswiese Frauenmantel, Fetthenne, Sonnenhut, Wollziest, Lampionblumen, Lavendel, Johanniskraut, Rittersporn und verschiedenste Gräser wie Plattährengras, Rutenhirse, Chinaschilf oder Zittergras sowie unzählige, duftende Kräuter. Staudengärtner*innen erlangen am Oeschberg in einer dreijährigen Ausbildung das nötige Wissen rund um Staudenkulturen.

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Dazu gehört unter anderem Wissen um Standortansprüche und nicht zuletzt um Verwendungsmöglichkeiten von Stauden, wozu eben auch Möglichkeiten in der Floristik zählen. Last but not least achten auch Lernende der Abteilung Garten- und Landschaftsbau ganzjährig darauf, noch brauchbares Schnittgut aus dem Park in die Abteilung Floristik zu transportieren, wo es upcycelt, also wiederverwertet wird. Aus geschnittenen Korkenzieherhaseln, Spiersträuchern, Magnolien, Efeu, Hortensien, Waldreben, Hopfen und Koniferen (Nadelhölzer), kreieren die Florist*innen zauberhafte Neukreationen, um Herzen im richtigen Moment und in richtigen Farbnuancen zu erfreuen. Einige Blumen werden saisonal bedingt an der Blumenbörse zugekauft. Blumen wirken jederzeit magisch und zaubern immer ein Lächeln ins Gesicht. Die Ansicht, eine ungerade Anzahl Blumen in der Vase sei zwingend, scheint übrigens veraltet zu sein. Hingegen sind immer noch viele Menschen der Überzeugung, die Zahl 13 bringe Unglück. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen zufriedenen und bunten Herbst und besonders viel Glück bei der Auswahl der richtigen Blumendekoration für einen geliebten Menschen.

Nachfolgend finden Sie einige Tipps und Anregungen, welche Ihnen die Auswahl beim nächsten Blumenkauf erleichtern oder bei der Pflege selbst erhaltener Blumendekorationen hilfreich sein können.

Tipps zur Pflege von Blumensträussen in Vasen

Auch frische Blumensträusse halten nicht ewig. Beachten Sie jedoch folgende Tipps, steigern Sie die Haltbarkeit der Blumen um einige Tage:

• Verwenden Sie eine saubere Vase. In verschmutzten Vasen befinden sich Bakterien, welche die Blumen schneller welken lassen. Meine Vasen fülle ich zum Reinigen über Nacht mit Essigwasser und spüle sie am nächsten Morgen gut aus. Verwenden Sie nicht zu enge Vasen. Sie könnten die Stiele quetschen und die Wasseraufnahme hemmen.

• Kürzen Sie die Blumenstiele mit einem scharfen Messer um einen Zentimeter schräg ein. Benutzen Sie keine Schere. Das könnte die Leitbahnen der Blumen zerquetschen und die Wasseraufnahme erschweren. Das gilt vor allem bei holzigen Blumenstängeln, wie z. B. bei Rosen. Tulpen halten länger, wenn die Stängel gerade geschnitten werden.

• Entfernen Sie die untersten Blätter der Blumen, so dass nur die Stängel im Wasser stehen. Blätter beginnen schnell zu faulen, Bakterien entwickeln sich schneller.

• Verwenden Sie in den meisten Fällen handwarmes Wasser für die Vase. Tulpen und Narzissen mögen jedoch lieber kaltes Wasser. Tulpen sind in nur ca. 8 cm tiefem Wasser länger haltbar, die meisten anderen Schnittblumen bevorzugen viel Wasser in der Vase. Werden Narzissen in der Vase mit anderen Blumen kombiniert, lässt man sie nach dem Anschneiden 1 Stunde liegen. Erst dann werden sie zu den anderen Blumen ins Wasser gestellt. Dieses Vorgehen verhindert das Verstopfen der Leitbahnen anderer Blumen durch den ausfliessenden Schleim.

• Stellen Sie Ihren Blumenstrauss, wenn möglich an einen kühlen, schattigen Platz und nicht in die Nähe von reifem Obst. Dieses gibt Ethylen, ein Reifegas ab, was die Blüten schneller altern bzw. welken lässt.

Gabriela Gerber, ist gelernte Staudengärtnerin, kaufm. Angestellte und dipl. Arbeitsagogin. Sie ist als Berufsbildnerin in der Vorlehre Integration an der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE tätig. In ihrer Freizeit sammelt sie gerne Pilze, kocht gerne und liebt die Natur.

• Wechseln Sie das Wasser täglich. Spülen Sie die Stängel gut ab, bevor Sie sie wieder ins frische Wasser stellen. Entfernen Sie vorgängig bereits verwelkte Blumen. Diese geben, wie auch reifes Obst, Ethylen ab und lassen weitere Blüten schneller welken.

• Schneiden Sie die Stängel der Blumen etwa alle 2–3 Tage wieder schräg an, damit die Leitbahnen gut gereinigt sind.

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Den Wald mit Kinderaugen neu entdecken

Spielen im Wald regt die Fantasie an und entschleunigt. Das tut nicht nur Kindern, sondern auch den Erwachsenen gut. Gleichzeitig bietet sich der Waldbesuch an, um mit den Kleinen über dessen Bedeutung zu reden, ihnen spannende Geschichten zu erzählen und beim fantasievollen Spielen die Zeit zu vergessen.

Therese Krähenbühl

In den Wipfeln ein sanftes Rauschen, Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach fallen, hie und da das Zwitschern eines Vogels und mitten darin der kleine Tim mit seinen Grosseltern. Sie suchen im Wald nach verborgenen Schätzen, Haselnüssen, Beeren, Steinen und Zapfen. Tims Oma ist pensionierte Lehrerin und weiss, wie gut ein paar Stunden im Wald nicht nur ihrem Enkel, sondern auch ihr und ihrem Mann tun.

Alle Sinne aktivieren

Obwohl Tim noch klein ist, ist er mit grossem Eifer bei der Entdeckungsreise mit dabei. Auf einem Baumstamm entdeckt er Moos und unter einem Busch finden er und seine Grosseltern Haselnüsse. Dieses bewusste Beobachten, Wahrnehmen, Tasten und Fühlen wirkt sich positiv auf das Nervensystem und hilft zur Ruhe zu kommen. Kein Wunder, dass sich das japanische Konzept des Waldbadens, Shinrin Yoku genannt, auch immer mehr im Westen durchsetzt. Diese Methode ist in den 1980er-Jahren entstanden. Ziel dabei ist es, sich zu entschleunigen, zu entspannen und von den täglichen Stressoren zu lösen.

Ein Haus für Zottel und Zia

Zum bewussten Waldbaden ist Tim noch zu klein. Nicht aber zum Bauen von einem Zwergenhäuschen. Seine Oma hat vorsorglich ein gutes Messer, eine handgesponnene Flachsschnur, die sich wieder zersetzt und das Zwergenpaar Zottel und Zia eingepackt. Die beiden sind kleine gefilzte Püppchen, die sich wunderbar in einem Rucksack oder zur Not auch einer Tasche in den Kleidern transportieren lassen. Manchmal hilft es Kindern in eine Geschichte einzusteigen, wenn sie dazu einen Anhaltspunkt wie eben eine Puppe oder ein Holztier haben. Das weiss Tims Oma aus ihrer langjährigen Berufserfahrung als Lehrerin. Bereits zuhause hat sie Tim erklärt, dass sie nun in den Wald gehen und für Zottel und Zia ein Häuschen bauen wollen.

Rinde, Beeren, Nüsse

Bei den Wurzeln eines grossen Baumes findet sich der passende Platz für das Bauprojekt. Aus frischem Moos entsteht der Boden für das Haus und vier Stecken bilden ein stabiles Gerüst. Aus grossen Blättern, die Tims Oma mit der Flachschnur zusammenbindet, wird ein grosses Dach gebastelt, das den Zwergen Schutz bietet. Tim und

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sein Opa finden im Wald ein Stück Rinde, aus dem sie einen Tisch für Zottel und Zia bauen. Frische Beeren und die Haselnüsse werden zum Festmahl für das Zwergenpaar.

Ulme und Esche

Während Tims Oma das Haus fertig baut und der Kleine neben ihr am Boden Steine für den Zaun sammelt, der das Haus umgeben soll, denkt sie an die Geschichte von Esche und Ulme. Laut der nordischen Mythologie entstanden die ersten Menschen aus Stämmen, die an Land gespült wurden. Der Göttervater Odin hauchte ihnen Leben ein und formte aus dem Eschenstamm den Mann und aus dem Ulmenstamm die Frau. Seine Brüder schenkten den beiden Verstand und Gefühl und gaben ihnen die fünf Sinne Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Wenn Tim etwas grösser ist, will seine Oma ihm die Geschichte der Bäume erzählen und bewusst mit ihm darauf achten, was im Wald zu hören, zu sehen, zu fühlen, zu riechen und zu schmecken ist. Später werden sie vielleicht an einem nebligen Tag zwischen den Baumstämmen auch nach Feen Ausschau halten. An diesem Tag reicht es, dass sie dem Kleinen von den Abenteuern von Zottel und Zia berichtet, dass die Zwei eigentlich Waldzwerge seien, sich zu ihnen ins Haus verirrt hätten und nun gerne wieder im Wald leben möchten.

Hoch in den Wipfeln

Nachdem die Zwerge sicher im Haus untergebracht wurden, wird Tim müde. Sein Opa hebt ihn hoch auf seine Schultern. Der Kleine ist fasziniert von den Blättern und wie sie sanft im Wind bewegen. Er ist gerade genug abgelenkt, dass seine Oma still und heimlich Zottel und Zia aus ihrem Häuschen holen und in die Tasche stecken kann. Denn sie werden sicher auch beim nächsten Waldbesuch wieder mit dabei sein.

Für den Waldbesuch mit Kindern

Wer mit Kindern zum Spielen in den Wald geht, kann die Zeit auch nutzen, um mit ihnen über die Bedeutung des Waldes zu sprechen und ihnen zu erklären, wie wichtig der Wald als Lebensraum für zahlreiche Tiere und auch für unsere Umwelt ist. Es ist sinnvoll sie darauf aufmerksam zu machen, dass nicht unnötig Schaden angerichtet, Blätter abgerissen oder in Bäume geschnitzt werden sollte. Auch das Thema Abfall kann angesprochen und Dinge, die von anderen liegengelassen wurde, können in einem dafür mitgebrachten Sack eingesammelt werden.

Neben diesem verantwortungsvollen Wahrnehmen des Waldes bietet sich auch das fantasievolle Spielen an. Auf einem Baumstamm wird ein Laden eingerichtet, in dem Steine, Schneckenhäuschen, Zapfen und bunte Blätter gekauft werden können. Aus Zapfen, in die Stecken hineingesteckt werden, wird eine kleine Tierherde und aus Blättern, die an einer Schnur zusammengebunden werden, entsteht ein hübsches Windspiel.

57 WALDBESUCH | DRAUSSEN SEIN

NAT-UR-SPRUNG –

Was Die Natur ermöglichen kann

Wo ist mein Ursprung? Wo springe ich hin? Wie lebe ich heute? Diese Grundfragen begleiten uns Menschen ein Leben lang. Barbara Hirzberger begleitet Menschen in diesen Grundfragen mit verschiedenen Angeboten in Verbindung mit der Natur. Denn im Dialog mit der Natur erfährt der Mensch, wer er ist und wer er sein kann.

Barbara Hirzberger-Hefti aus Goldiwil ist ein Naturmensch durch und durch. Die Natur bezeichnet sie als ihr wahres Zuhause. Schon als Kind war diese innige Beziehung da. Die Natur war der Ort, wo sie hingehen konnte und alles gut war. Bis heute ist damit das Staunen, Entdecken und Erforschen verbunden. Sie spielte als Kind am Bächlein oder kletterte auf hohe Bäume. Damals war ihr Zugang auch ein magischer, erinnert sie sich. Sie baute Häuschen für die Zwerge und hätte gerne gewusst, ob diese in der Nacht wirklich dorthin kamen.

Die Natur war aber nicht nur schön und lieblich, die Dunkelheit machte ihr Angst und es verging viel Zeit, bis Barbara Hirzberger auch draussen übernachten konnte. Prägend waren Ferien mit der Familie auf einer unbestossenen Alp oberhalb Gadmen. Dort lebten sie in sehr einfachen Verhältnissen, ganz elementar mit der Natur in Kontakt. Da ihr bei den Passfahrten im Auto jeweils übel wurde, sagte sie einmal vor der Heimkehr, sie wolle heimlaufen. Der Vater fragte sie,

wieviel Geld sie brauche. Und so lief sie über Engelberg, den Surenenpass, durchs Urnerland, Muotathal und Glarnerland bis Ziegelbrücke. Dort nahm sie den Zug heim nach Forch.

Das Lebensrad

Barbara Hitzberger betrachtet auch ihr eigenes Lebens im Bild des Lebensrades, mit dem sie in ihren Kursen arbeitet. In der Schilderung ihres Lebens erzählt mir Barbara Hitzberger vom Sommer, der Zeit des Entfaltens, Aufblühens und aktiven Gestaltens. Nach 6 Jahren Schuldienst wünschte sie sich damals als Abschiedsgeschenk einen Schlafsack um draussen zu übernachten. Danach war eine Standortbestimmung angesagt. Sie begann im Zentrum der Vereinigten Bibelgruppen in Rasa als Köchin zu arbeiten. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, sie heirateten und wurden Eltern von drei Töchtern. Als Frau eines Pfarrers ist sie bis heute aktiv in der Kirche tätig. Daneben absolvierte sie verschiedene Ausbildungen: zur Katechetin, Tanz- und Bewegungstherapeutin, für die

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Naturarbeit und zur Tai-Chi-Lehrerin. Diese ergaben sich organisch aus dem Lebensfluss, in dem sie unterwegs war und ermöglichten ihr die Verbindung verschiedener Interessen und Anlieben. Es ging ihr dabei nicht darum, Diplome zu sammeln.

Verbinden

Im Herbst des Lebensrades geht es um das Ernten und Sammeln. Hier wird in die Essenz gebracht, Früchte des Gelebten und Erarbeiteten sind herangereift. Es wird ausgewählt aus der Fülle, der Vielfalt, was wesentlich erscheint. Barbara Hirzberger vergleicht es mit dem Goldwaschen. Was ist mir wichtig genug, dass ich es weitergeben möchte? Für sie ist es das Verbinden. Mit ihren Angeboten möchte sie Menschen einladen, mit dem grossen Ganzen in Verbindung zu kommen. Mit dem, was uns ergreift, was uns staunen lässt. Sie möchte Menschen untereinander verbinden und ihnen ermöglichen, sich mit sich selber noch tiefer zu verbinden. Dafür bietet sie unterschiedliche Gefässe an: Kurse in Tai-Chi, in Naturarbeit, in Visionssuche, in Arbeit mit dem Europäischen Lebensrad und in vielen weiteren Bereichen.

Das Tai-Chi erlebt sie ähnlich wie einen Gottesdienst. Die Bewegungen entstehen aus dem Innersten des Herzens, sie sind verbunden mit dem Atem. Dabei wird man

durchlässiger für das grosse Ganze. Es ist ein ganzheitliches Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist.

In der Naturarbeit ist es für sie am offensichtlichsten. Wir Menschen leiden am Getrenntsein, von uns selber, von anderen Menschen, von der Natur. Durch den Kontakt mit der Natur kommen wir leichter in Verbindung. Für Barbara Hirzberger genau dies ihre Aufgabe: Räume zu schaffen, die Menschen Verbindungen ermöglichen. In ihrer Arbeit wird die Natur als ein Spiegel betrachtet, der uns selber und unsere Situation widerspiegelt. Man geht hinaus, streift umher, mit einer Aufgabe betraut: z. B. finde einen Baum. Der gefundene Baum zeigt etwas über uns: Jede Baumart hat ihren eigenen Charakter, eine Birke besitzt eine andere Ausstrahlung als eine Eiche. Wie und wo ist der Baum verwurzelt? Wo habe ich meine Wurzeln im Leben? Wie sieht seine Krone aus? Was wächst daneben und wie ist er damit verbunden?

Auch Begegnungen mit Tieren sind nicht zufällig. Sie zeigen uns etwas über uns selbst, was uns vorher noch nicht klar war. Tiere können uns eine Richtung weisen, wenn wir Fragen oder Probleme haben und mit ihnen in die Natur hinaus gehen.

Mehr Infos unter: www.nat-ursprung.ch Bildquelle: Barbara Hirzberger-Hefti

59 STEINERNE GESICHTER | DRAUSSEN SEIN

«Ohne Gedächtnis geht gar nichts»

Bei Laila Grillo läuft im Alltag fast alles über Erinnerungen – sei es auf dem Weg von A nach B, auf Reisen oder beim Nebenjob im Dunkelrestaurant blindekuh. Denn die junge Ostschweizerin ist seit ihrem sechsten Lebensjahr blind.

Die knalligen Farben aus den Kinderbüchern, und den Puzzles. Die sind Laila Grillo gut in Erinnerung geblieben. Und ein eindrücklicher Familienausflug auf den Säntis. «Unten war es ein grauer Tag, im Herbst, oder Winter», erzählt sie. Per Seilbahn reiste die Familie Höhenmeter um Höhenmeter nach oben, durchstiess schliesslich die Nebeldecke. «Das waren extreme Kontraste von hell und dunkel, und dann all die Dohlen, die oben auf dem Berg über unseren Köpfen ihre Kreise zogen!», lässt die 31-Jährige das Erlebnis aus ihrer Kindheit Revue passieren als wäre es gestern gewesen. Es sind Bilder, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt haben – und die ihr heute helfen, ihre Umgebung wahrzunehmen. Denn Laila Grillo ist blind.

Als sie 1991 zusammen mit ihrer Zwillingsschwester drei Monate zu früh und mit einer nicht vollständig entwickelten Netzhaut zur Welt kam, war die Frage nicht, ob sie ihr Augenlicht verlieren würde. Sondern wann. Bis im Alter von fünf Jahren konnte Laila noch sehen. «Aber nur zwei Meter weit», erzählt sie. Wobei sie selbst gar nicht gewusst habe, dass sie nicht die volle Sehkraft besässe. «Ich bin einfach an alles und alle sehr nah rangegangen. Und ab und zu irgendwo runtergefallen», holt

sie aus. «Aber das ist ja bei den meisten Kindern so», fügt sie lachend an.

Keine Zeit für Trübsal Sowieso ist Laila während unserem Gespräch in ihrem Basler Lieblingscafé viel am Lachen. Erzählt vom Wandern, vom Klettern, und von ihren Reisen nach Wales und Nepal. «Vor allem ältere Leute zeigen sich oft überrascht, dass ich so fröhlich und unternehmenslustig bin», erzählt sie. «Aber was soll ich denn, den ganzen Tag nur traurig sein und zu Hause sitzen, einfach weil ich nichts sehe?» Anders als in vergangenen Zeiten stünden doch heute auch blinden Menschen viele Türen offen – nicht zuletzt wegen moderner Technologien. Für die abenteuerlustige junge Frau sind sie ein bisschen Fluch und Segen zugleich. Denn sie ist wahnsinnig gerne unabhängig. Von anderen Menschen, aber auch von der Elektronik. «Ich ertappe mich zum Beispiel immer häufiger dabei, wie ich mich auf die SBB App verlasse anstatt mir die Informationen zu merken.» Dabei bleibe doch sowieso keine Zeit die App zu konsultieren, wenn es mal schnell gehen müsse. Bei einem kurzen Umstieg etwa.

«Mein Gedächtnis ist für mich sehr wichtig. Wenn ich das nicht mehr habe, wird’s schwierig. Fast noch

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Laila Grillo lässt sich von ihrer Sehbehinderung nicht ausbremsen. Die abenteuerlustige Ostschweizerin reist fürs Leben gern. Burgen und Schlösser haben es ihr besonders angetan.

schwieriger als ohne Gehör.» fasst Laila Grillo zusammen. Hält kurz inne, und relativiert: Nein, der Verlust wäre in beiden Fällen wohl etwa gleich einschneidend.

Jeder Weg wird verinnerlicht

Viel in Lailas Alltag hat mit dem Gedächtnis zu tun. Ständig speichert sie Information oder ruft sie ab. «Das wird einem schon in der Schule beigebracht. Lebenspraktische Fertigkeiten hiess der Unterricht.» Ganz zuoberst stand dabei das Gebot der Ordnung. «Wenn man nicht mehr sieht, ist es wichtig, dass man sich organisiert. Aufräumen, Ordnung halten, Fixpunkte kreieren. Dinge an bestimmten Orten ablegen und sich auch daran erinnern. Sonst musst du systematisch alles absuchen. Das dauert viel länger.»

«Wenn ich einen neuen Weg lerne, laufe ich ihn drei, viermal. Zuerst geht es um Grundlegendes; rauf, runter, links, rechts. Dann folgen die Strassennamen.» Und zuletzt merkt sie sich Fixpunkte wie etwa Geschäfte und Restaurants. «Damit ich jemanden danach fragen kann, wenn ich die Orientierung mal verliere.» Beim 4. Mal wird dann alles zusammengesetzt.

Im Zürcher Dunkelrestaurant blindekuh arbeitet sie als Springerin. Und ermöglicht damit sehenden Gästen ein ganz besonderes Esserlebnis.

Konzentrationsübung im Dunkelrestaurant

Eine grosse Rolle spielt die Merkfähigkeit, wenn Laila nebenberuflich im Zürcher Dunkelrestaurant blindekuh arbeitet. Menü zitieren, Bestellungen aufnehmen, sich Allergien und Wünsche merken; «Das verlangt für Vorspeisen, Hauptmahlzeit und Getränke bei einem Achtertisch schon einiges an Konzentration», hält sie fest. Durch ihre Arbeit ermöglicht sie Sehenden das spezielle Erlebnis einer Mahlzeit in kompletter Dunkelheit.

Auf dem ersten Arbeitsmarkt ist das Restaurant blindekuh – bzw. die Stiftung dahinter – die schweizweit grösste Arbeitgeberin für blinde und sehbehinderte Menschen. Laila Grillo würde sich wünschen, dass sie auch bei anderen Arbeitgebenden einer grösseren Bereitschaft für die Mitarbeit blinder und sehbehinderter Menschen begegnen würde. Die studierte Agronomin befindet sich gerade auf Stellensuche – und fühlt sich dabei oft unterschätzt. «Dabei ist mit der der heutigen Technologie doch so vieles möglich», findet sie. «Aber es braucht ein Entgegenkommen. Und danach suche ich noch.»

www.blindekuh.ch

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BLINDE KUH | DRAUSSEN SEIN

hin & weg neu & gut

WEITERBILDUNG

ErnährungsPsychologische Beratung IKP

Diese ganzheitliche Weiterbildung berücksichtigt sowohl die Aspekte einer Ernährungsberatung als auch die psychologischen Hintergründe des Essverhaltens. Sie erlangen fundiertes Ernährungsfachwissen, praxisnahe Kompetenzen in Ernährung und Psychologie und können mit einer ganzheitlichen Beratung Betroffene zu einem gesunden Essverhalten begleiten.

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& NATUR

Den milden Tessiner Herbst geniessen

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WECHSELJAHRE

Cool durch heisse Zeiten.

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KURS

Lehrgang Heilen

Jeder Mensch trägt das Potenzial zum Heilen in sich. Werden wir uns dieser Fähigkeit bewusst, kann sie sowohl als Stütze für den Alltag wie auch als Ergänzung zu therapeutischen Methoden angewandt werden.

4.–6. November 2022

Einführungswochenende (I/IV)

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AUSBILDUNG

Supervision Kompakt für kreative Beratungssequenzen

Durch Supervision werden Situationen, Szenen, Verwicklungen, Strukturen und ihre Dynamik aufgedeckt und verstanden und daraus Ressourcen aktiviert. Lernen Sie alternative Handlungsstrategien zu entwickeln, um ihre berufliche Rollenentwicklung zu begleiten. Start: 23. März 2023

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Info-Abend: 11. Jan.

3 Jahre, ASCA u. SGfB-anerk

Info-Abend: 23. Jan.

Körperzentrierte/r Psychologische/r Berater/in IKP Psychosoziale Beratungskompetenz kombiniert mit Körperarbeit (Erleben und Erfahren über den Körper), Entspannungsübungen, Sinnfindung und Ressourcenstärkung. Dipl. GanzheitlichIntegrative/r Atemtherapeut/in IKP Ressourcenorientierte Prozessbegleitung durch Atemund Körpertherapie 3 Jahre, EMR/ ASCA-anerk.

Beide Weiterbildungen können mit einem eidg. Diplom abgeschlossen werden.

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IMPRESSUM

41. Jahrgang 2022, ISSN 2234-9103

Erscheint 10-mal jährlich Druckauflage: 22 000 Exemplare Verbreitete Auflage: 20 182 Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2022)

Kontakt mail@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch

Redaktion, Herausgeber und Verlag Weber Verlag AG , Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun Tel. +41 33 336 55 55, leserbrief@natuerlich-online.ch www.weberverlag.ch

Verlegerin

Annette Weber-Hadorn a.weber@weberverlag.ch

Verlagsleiter Zeitschriften Dyami Häfliger d.haefliger@weberverlag.ch

Chefredaktor Samuel Krähenbühl, s.kraehenbuehl@weberverlag.ch

Leser*innenberatung Sabine Hurni, s.hurni@weberverlag.ch

Weitere Autor*innen

Katja Margelisch, Angela Bernetta, Sabine Hurni, Leila Dregger, Susanne Gedamke, Gundula Madeleine Tegtmeyer, Lioba Schneemann, Steven Wolf, Werner Bangerter, Gabriela Gerber, Therese Krähenbühl, Barbara Zanetti, Anita Suter, Eva Rosenfelder

Grafik/Layout: Shana Hirschi, Nina Ruosch

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung durch den Verlag. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Anzeigenleitung

Dino Coluccia, Tel. +41 76 324 64 45 d.coluccia@weberverlag.ch

Anzeigenadministration/Marketing Blanca Bürgisser, Tel. +41 33 334 50 14 b.buergisser@weberverlag.ch

Mediadaten unter www.natuerlich-online.ch/werbung

Aboverwaltung abo@weberverlag.ch, Tel. 033 334 50 44

Druck

Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen

Bildnachweise

Andrea Abegglen: Seiten: 3, 24

Sonja Berger: Seiten: 34-37

Andreas Walker: Seiten: 46-47

Walter Bühler: Seiten: 48-49

Angela Bernetta: Seite:19

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Einzelverkaufspreis Fr. 9.80

Abonnement 1 Jahr Fr. 89.–Abonnement 2 Jahre Fr. 159.–Preise inkl. MwSt. www.natuerlich-online.ch/abo

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Periode und Religion.

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65 SERVICE

Gaukler mit Strategie

Stoppelfelder, gemähte Wiesen. Krähen jagen sich gegenseitig Nüsse ab, verkünden lauthals den Herbst. Ein Zitronenfalter labt sich am letzten Nektar eines einsamen Rotklees. Ich schaue ihm eine Weile zu, bis er weiter über die karge Ebene gaukelt, träume mit ihm von blühenden Wiesen und Sträuchern. Warum nur wird im Herbst alles kahlgeschoren, wo doch Insekten so dringend Nahrung und Verstecke für ihre nächsten Generationen benötigen?

Falls unsere hiesigen Winter Kälte bringen, lässt sie den Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni ), wie auch den Kleinen Fuchs, den Admiral oder das Tagpfauenauge ganz einfach «kalt». Ganz anders als Schmetterlingsarten, die wie Zugvögel in den Süden ziehen, oder zuhauf als Raupe, Puppe oder Ei überwintern – sofern sie nicht samt Schnittgut «entsorgt» worden sind: Der Zitronenfalter schafft es als ausgewachsener Schmetterling sogar harte Winter ungeschützt im Freien zu überleben. Als Quartier genügt ihm eine Baumspalte, die Unterseite eines Brombeerblattes oder eines Grasbüschels. Schier unglaublich.

Sein Trick ist ein körpereigenes Frostschutzmittel: Bei Kälte scheidet er alles entbehrliche Wasser aus. Im Körper vorhandene Zucker-Alkohole wie Glycerin, Sorbit und Eiweissstoffe sorgen dafür, dass der Gefrierpunkt der Körperflüssigkeit heruntergesetzt wird. So übersteht das zarte Wesen gar Temperaturen bis minus 20 Grad Celsius. Schon wenige wärmende Sonnenstrahlen erwecken ihn zu neuem Leben, was dann problematisch wird, wenn noch keine Nahrung vorhanden ist.

Um Februar/März löst sich dieses Wunderwesen aus der Starre und nutzt seine Lebenszeit für Paarung und Eiablage. Leuchtend gelb fliegen die Männchen an Waldrändern und Feldwegen, allesamt auf Brautschau. Taucht eine dezent weisslich-grün gefärbte Schmetterlingsdame auf, wirbeln sie in wilder Jagd ihr nach. Sobald sie auf der Erde landet, kommt es zur Paarung, die bis zu drei Stunden dauern kann. Der deutsche Name «Zitronenfalter» bezeichnet genau genommen nur die Faltermännchen, welche selbst Lai*innen wie ich treffsicher erkennen.

Zwar gibt es einige andere gelbliche Arten wie den Weissklee-Gelbling, doch dieser ist deutlich kleiner als der Zitronenfalter. Die blassen Zitronenfalter-Weibchen hingegen werden gern mit den Weisslingen wie etwa dem Grossen Kohlweissling verwechselt.

Das Weibchen legt seine ca. 100 Eier im April einzeln oder zu zweien an Blättern, Triebspitzen und Zweigen, um ihre Brut versorgt zu wissen, und dann ihren Lebens zyklus zu vollenden. Bereits nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Raupen, sie sind schlank und dunkel mit hellem Seitenstreifen. Wenn sie schön vollgefressen sind, verpuppen sie sich je nach Witterung etwa drei bis sieben Wochen später.

Nach ihrer Puppenruhe schlüpfen die Falter meist Ende Juni bis Anfang August. Die «Jungspund»-Falter lieben rot und violett blühende Pflanzen wie etwa Kratzdisteln, Blutweiderich oder den als Neophyt verschrienen Som merflieder. Ein einziger Faulbaumstrauch (Rhamnus frangula) schafft im Garten gute Eiablageplätze und ist der Strauch für Gonepteryx rhamni

Bereits nach 14 Tagen fallen diese «Teenies» in den Som merschlaf, um erst im Frühherbst wieder munter zu werden. Dank ihrer Ruhephasen und dem jeweils stark vermindertem Stoffwechsel erreichen Zitronenfalter ein Alter von zehn bis elf Monaten – und sind damit unsere langlebigsten Tagfalter. Was Rhythmen und Ruhezeiten betrifft, gäbe es für uns gestresste Zeitgenoss*innen hier einiges abzuschauen. Nicht nur das: Leichtbeflügelt der Härte und Eiseskälte zu trotzen, ist doch echt ein gutes Konzept …

66 KOLUMNE | EVA UNTERWEGS
Eva Rosenfelder ist Autorin/Journalistin BR. In ihrer Serie schreibt sie über kleine und grosse Glücksmomente des Alltags. Mehr über die Autorin und ihre Angebote erfahren Sie unter www.natur-und-geist.ch
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