Prolog Juni 2020 | Wiener Staatsoper

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AU REVOIR, MANUEL LEGRIS G

Manuel Legris

eboren in Paris, erhielt Manuel Legris an der Ballettschule der dortigen Oper seine Ausbildung und wurde im Anschluss 1980 an das Ballett der Pariser Oper engagiert. Sechs Jahre später wurde er vom damaligen Ballettdirektor der Pariser Oper, Rudolf Nurejew, zum Danseur Étoile ernannt. Legris tanzte die großen Partien des klassischen und modernen Repertoires und trat in zahlreichen Uraufführungen hervor. Weltweit absolvierte er Gastspiele mit den renommiertesten Ballettkompanien sowie mit seinem eigenen Ensemble „Manuel Legris et ses Étoiles“. Im Mai 2009 gab er seine Abschiedsvorstellung als Danseur Étoile der Pariser Oper, seither ist er als Gastsolist an diesem Haus sowie an anderen Bühnen in Europa, Asien und Amerika aufgetreten. Häufig führte ihn sein Weg nach Wien, wo er am 27. Jänner 1985 in der Rolle des Béranger in Rudolf Nurejews Raymonda debütierte. Ein Vierteljahrhundert später sollte das Haus am Ring komplett zu seinem Lebensmittelpunkt werden: Mit 1. September 2010 übernahm Manuel Legris die Direktion des nunmehr unter dem Namen „Wiener Staatsballett“ firmierenden Ensembles sowie die künstlerischere Leitung der Ballettakademie der Wiener Staatsoper. In seiner ersten Spielzeit als Direktor des Wiener Staatsballetts präsentierte er die ungewöhnlich hohe Anzahl von insgesamt acht Premieren in beiden Häusern – Wiener Staatsoper und Volksoper Wien. Von Beginn an verriet seine Auswahl dabei spezifische Schwerpunkte, die das Jahrzehnt seiner Wiener Amtszeit ebenso durchgehend wie charakteristisch prägen sollten: ein besonderes Interesse an der Neoklassik, das sich v.a. in zahlreichen, den Choreographen George Balanchine, Jerome Robbins und John Neumeier gewidmeten Produktionen manifestierte, die Pflege der Ballettfassungen wie des Erbes von Rudolf Nurejew sowie des abendfüllenden Handlungsballetts im Allgemeinen, eine grundsätzliche Orientierung am Modell „Ballett der Pariser Oper“ und die Vergabe von Auftragschoreographien. Besonders die seinem Mentor gewidmete Nurejew Gala, die jährlich den Saisonschluss in der Wiener Staatsoper bildete und bei der Manuel Legris 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2018 und 2019 auch

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N° 239

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selbst als Tänzer mitwirkte, wurde rasch zu einer „Wiener Tradition“. Aus der choreographischen Feder Nurejews zeigte das Wiener Staatsballett unter der Leitung von Legris Don Quixote (Premiere am 28. Februar 2011), Der Nussknacker (P.: 7. Oktober 2012), Schwanensee (P.: 16. März 2014) und Raymonda (Wiederaufnahme am 22. Dezember 2016) sowie Ausschnitte (zum Teil gesamte Akte) aus sieben weiteren Balletten bzw. Fassungsvarianten der hier bereits genannten Abendfüller. Onegin (Choreographie: John Cranko), Marie Antoinette (2 Fassungen, Ch.: Patrick de Bana), Die Fledermaus (Ch.: Roland Petit), Max und Moritz (Ch.: Ferenc Barbay, Michael Kropf), Le Concours (Ch.: Maurice Béjart), Ballett: Carmen (Ch.: Davide Bombana), Giselle (Ch.: Elena Tschernischova), La Sylphide (Ch.: Pierre Lacotte), Dornröschen (Ch.: Peter Wright), Anna Karenina (Ch.: Boris Eifman), Romeo und Julia (Ch.: Cranko), Blaubarts Geheimnis (Ch.: Stephan Thoss), Manon (Ch.: Kenneth MacMillan), Ein Sommernachtstraum (Ch.: Jorma Elo), Ein Reigen (Ch.: Ashley Page), Mayerling (Ch.: MacMillan), Giselle Rouge (Ch.: Eifman), La Fille mal gardée (Ch.: Frederick Ashton), Die Schneekönigin (Ch.: Michael Corder), Cendrillon (Ch.: Thierry Malandain), Roméo et Juliette (Ch.: Bombana), Peer Gynt (Ch.: Edward Clug), Coppélia (Ch.: Lacotte) und Peter Pan (Ch.: Vesna Orlic) unterstreichen – alle in diesem Artikel vorgenommenen Reihungen erfolgen chrono­ logisch und mit verkürzten Angaben zur Choreographie – die von Manuel Legris geübte Pflege des abendfüllenden Handlungsballetts. Dabei steuerte er in Wien auch eigene choreographische Beiträge zur Gattung bei: Am 20. März 2016 gelangte seine erste abendfüllende Choreographie Le Corsaire in der Wiener Staatsoper zur Uraufführung, am 10. November 2018 folgte ebendort – als Koproduktion mit dem Teatro alla Scala – Sylvia. An kürzeren Choreographien von Manuel Legris waren – ebenfalls als Uraufführungen – Donizetti Pas de deux (P.: 29. Jänner 2011, Volksoper Wien), Ausschnitte aus Die Bajadere (P.: 27. April 2013, Volksoper Wien) sowie die 2018 in Japan uraufgeführte Zusammenstellung Nureyev Celebration zu sehen.


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