Libelle September 2020

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BRO VECTOR – ADOBESTOCK

SERIENSTART: DIGITALE FAMILIE

Der digitale Mittelweg Spielen per App, Lernen mittels digitaler Plattform – nicht zuletzt die Coronazeit zeigt: Ohne digitale Geräte ist der Alltag unserer Kinder nicht mehr vorstellbar. Das wirft für Eltern, die medial ganz anders aufgewachsen sind, oftmals kniffelige Erziehungsfragen auf. Die Libelle startet eine Serie mit Informationen, Interviews, Tipps und Denkanstößen rund um die „digitale Familie“.

Text: Juliane Faller, Tanja Römmer-Collmann So fängt es an: „Mama, dürfen wir noch etwas schauen?“ Es ist kurz nach halb sechs und ein langer Tag liegt hinter den Kleinen. Die Chance, dass die nächste halbe Stunde in einträchtiger Geschwisterliebe verbracht wird, während Mama das Abendessen zubereitet, geht gegen null. Wie praktisch also, dass da dieser nette viereckige Kasten im Wohnzimmer steht oder auch das kleinere, flache Gerät auf dem Sofa liegt, die der ganzen Familie eine halbe Stunde Pause gönnen, in der die Kinder wie betäubt auf die bewegten Bilder starren. Wenn wir ehrlich sind, können wir uns ein Leben ohne sie oft-

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Libelle | September 2020

mals nicht mehr vorstellen, die digitalen Helfer, die für Suchtfragen des Kindes- und Juuns das Leben leichter machen. Und die allermeisten gendalters am Universitätsklinikum Kinder verfallen dem Sog der digitalen Unterhaltung Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach und wollen ab sofort möglichst oft und viel davon. Ab stieg bei Kindern und Jugendlichen im diesem Moment sind die Eltern dafür verantwortlich, Alter zwischen zehn und 17 Jahren die dass Tablet, Smartphone, Computer und TV altersge- durchschnittliche digitale Spieldauer recht eingesetzt werden und nicht zu viel Raum im werktags deutlich an: Während sie im Kinderleben einnehmen – und das wird mit zuneh- September 2019 noch bei knapp 80 Mimendem Alter der Kinder nicht einfacher. nuten lag, kletterte sie im April – also rund vier Wochen nach Beginn der Immer länger am Computer ... Corona-Beschränkungen – auf fast 140 In der Coronazeit, in der Sport- und Freizeitangebo- Minuten. Neben Kindern wurden in te und vor allem das Treffen mit Freund*innen lange der Untersuchung auch Erziehungsbeausfielen, zeigt sich: Die wöchentlichen Bildschirm- rechtigte in rund 1200 Familien befragt. und Computerspielzeiten von Kindern und Jugendli- Die Drogenbeauftragte der Bundesrechen sind drastisch in die Höhe geschnellt. Zu diesem gierung, Daniela Ludwig (CSU), sprach Ergebnis kommt eine Untersuchung zur Mediennut- angesichts der Zahlen von einem „hefzung der Hamburger Krankenkasse DAK-Gesundheit tigen Anstieg“, der so nicht weitergezusammen mit Forschern des Deutschen Zentrums hen dürfe. „Was wir brauchen, ist eine


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