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Projekte
Foto: Troyer
Anstelle von sieben Pumpen, die als Turbinen betrieben wurden, sind nun im neu errichteten Kraftwerk Tannuwald zwei baugleiche 4-düsige Peltonturbinen des Sterzinger Wasserkraftspezialisten Troyer AG installiert worden. Dank dieser Optimierung wird das Kraftwerk im Jahr nun rund 22 GWh Strom erzeugen.
TECHNISCHER NEUSTART HEBT ENDLICH DAS GANZE POTENZIAL VON KW TANNUWALD Weder technisch noch wirtschaftlich war das alte Kraftwerk Tannuwald, gelegen im Simplon im Kanton Wallis, auf der Höhe seiner Zeit – und war es im Grunde auch nie. 1981 errichtet, wurde es mit sieben Pumpen für den Turbinenbetrieb ausgestattet, mit denen bis zuletzt nur ein suboptimaler Kraftwerksbetrieb möglich war. Der hohe Wartungs- und Instandhaltungsaufwand auf der einen und der miserable Wirkungsgrad auf der anderen Seite machten schließlich eine Kompletterneuerung durch die Betreiberin, die Energie Electrique du Simplon (EES), unumgänglich. Das Bauvorhaben konnte mit Sommerbeginn dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen werden. Mit zwei neuen Turbinen des Südtiroler Wasserkraftspezialisten Troyer AG erzeugt das frisch renovierte KW Tannuwald nun um knapp ein Viertel mehr Strom als zuvor, in Summe rund 22 GWh. Und dank Vergütung über das KEV zählt die Anlage heute zu den wirtschaftlichsten Neuanlagen der Alpiq, die mit knapp 82 Prozent Mehrheitseigentümerin der EES ist.
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as hat der schlechte Wirkungsgrad eines Wasserkraftwerks im Walliser Simplon mit einer Goldmine in Südafrika zu tun? So einiges, wenn man in der Geschichte der Ökostromanlage kramt, die 1980 errichtet und ein Jahr später in Betrieb genommen worden ist. „Zu dieser Zeit war der Strompreis extrem niedrig. Entsprechend schwierig war es, den Bau eines Wasserkraftwerks wirtschaftlich darzustellen“, erzählt Bernard Valluy, Leiter des Bereichs Projektmanagement & Innovation bei der Alpiq in Lausanne. „Dann eröffnete sich den Projektbetreibern die Option, Pumpen zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben. Diese waren ursprünglich für eine Goldmine in Südafrika vorgesehen, wurden aber nie bezahlt und somit auch nie dorthin geliefert.
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Man beschloss also, sieben Pumpen einzubauen und diese als Turbinen zu betreiben.“ Die vermeintlich „billige“ Lösung sollte sich aber über die Jahre als faktisch kostspielige entpuppen. Im Betrieb erwiesen sie sich als anfällig, der Wartungs- und Instandhaltungsaufwand war erheblich. Zudem seien sie nie über einen Wirkungsgrad von 80 Prozent hin ausgekommen, wie Bernard Valluy betont. Und noch ein weiterer Minuspunkt bereitete den Betreibern Unbehagen: „Die Generatoren waren Asynchrongeneratoren, die viel Blindleistung ins Netz speisten. Leider verlangt die Netzbetreiberin SwissGrid dafür saftige Pönalen“, so der leitende Projektmanager. Kein Zweifel: Es war hoch an der Zeit, das KW Tannuwald technisch fit für das 21. Jahrhundert zu machen.
NEUVERLEGUNG DER DRUCKROHRLEITUNG 2017 wurde das Projekt auf Schiene gebracht, nachdem die Verantwortlichen von EES den Baubeschluss für eine Totalerneuerung des Kraftwerks gefällt hatten. Nach Vorliegen sämtlicher behördlicher Genehmigungen konnte bereits 2019 mit dem Bau begonnen werden, wobei man sich in der ersten Phase vor allem auf die Neu-Verlegung der 2,8 Kilometer langen Druckrohrleitung konzentrierte. Während die 9 Meter hohe Staumauer des auf 1.759 m ü. M. gelegenen Speichers Fah unangetastet blieb, wurde die alte Rohrleitung DN800 rückgebaut. Entlang der bestehenden Trasse wurde in der Folge der neue Kraftabstieg realisiert. Die Frage nach dem idealen Rohrmaterial war für die Verantwortlichen zu Beginn noch nicht ganz klar, wie
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