zek Hydro - Ausgabe 1 - 2020

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HYDRO

Projekte

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as sowohl im Sommer- als auch während der Wintersaison als Urlaubsdestination beliebte Nockgebiet im Westen der Gurktaler Alpen hat neben seinen landschaftlichen Vorzügen auch in Sachen Ökoenergieproduktion eine ganze Menge zu bieten. Im Kirchheimer Graben etwa, der sich als markanter Bergeinschnitt zwischen den Kärntner Gemeinden Bad Kleinkirchheim und Radenthein erstreckt, hat die Stromgewinnung aus Wasserkraft am Gewässer Tiefer Bach eine lange Tradition. Insgesamt vier Kleinwasserkraftwerke nutzen das energetische Potential des Wildbachs. Zuoberst in der Kraftwerkskette befindet sich das KW Twengbach, danach folgen das KW Kleinkirchheim, das KW Tiefer Bach sowie die 1920 erstmals in Betrieb genommene Anlage KW Untertweng. Bis auf die Erstgenannte stehen die Anlagen mehrheitlich im Besitz des Kärntner Energieversorgers Kelag. Bei den Kraftwerken Kleinkirchheim und Untertweng ist die Kelag zu 100 Prozent der Eigentümer, an der dazwischen befindlichen Anlage Tiefer Bach ist man zu 30 Prozent beteiligt. Die restlichen 70 Prozent der Tiefer Bach Kraftwerk GmbH & Co KG hält Jakob Forstnig jun., seines Zeichen Hotelier des 4-Sterne-Hauses Trattlerhof in Bad Kleinkirchheim.

Das Regelarbeitsvermögen des Kleinkraftwerks Tiefer Bach konnte in Folge der Generalsanierung um 16,68 Prozent gesteigert werden. Maschine 1 im Vordergrund wurde vom Hersteller EFG bereits von Grund auf saniert, die Revitalisierung der kleineren Maschine 2 wird im heurigen Frühjahr abgeschlossen.

UNTERLIEGER 2015 NEU GEBAUT Schon der Großvater von Jakob Forstnig jun. hatte am Tiefer Bach ein Kleinkraftwerk betrieben. Sein Vater Jakob Forstnig sen. trieb die hydroenergetische Gewässernutzung noch weiter voran, dieser errichtete sowohl das Kraftwerk Kleinkirchheim als auch 2006 die Unterliegeranlage Tiefer Bach. Mit dem Bau des Kraftwerks Tiefer Bach änderten sich die Besitzverhältnisse des Oberliegers, dieser wurde von Forstnig an die Kelag veräußert, außerdem beteiligte sich der Energieversorger zu rund einem Drittel am Kraftwerk Tiefer Bach. Dessen Unterlieger, das Kraftwerk Untertweng, war von der Kelag bereits 2015 komplett erneuert worden. Im Zuge des Ersatzneubaus wurde der mehrere 1.000 m³ fassende Speichersee der Anlage aufgelassen und das Fassungsbauwerk in den Unterwasserkanal der Anlage Tiefer Bach integriert. Mit die-

FÖRDERTARIF IM VISIER Rund vier Jahre später war schließlich beim Kraftwerk Tiefer Bach die Zeit für eine Generalsanierung gekommen. Diese sollte vom technischen Aufwand allerdings deutlich geringer ausfallen, schließlich ging die Anlage erst im Jahr 2006 in Betrieb: „Weil der bei der Fertigstellung gewährte Fördertarif kurz vor dem Auslaufen stand, haben wir uns ab 2018

Detailaufnahme der von Grund auf sanierten Baugruppe Leitapparat. Verstopfungen durch organisches Material hatten die Funktionalität des Leitapparats stark eingeschränkt.

Projekt KW Tiefer Bach zek Hydro 1_20.indd 45

ser Variante wird das abgearbeitete Triebwasser des Oberliegers nun von einem länglichen Schachtbauwerk direkt übernommen, darüber hinaus erzielte man dadurch einen Fallhöhengewinn von mehr als 20 m. In Kombination mit dem Maschinentausch von einer vormals auf Spitzenstromproduktion ausgelegten Francis-Turbine auf eine Zwei-Maschinenlösung konnte ein Leistungsplus von rund 25 Prozent erzielt werden.

Foto: EFG

In der Kärntner Gemeinde Radenthein wurde das Wasserkraftwerk Tiefer Bach im Vorjahr grundlegend saniert. Damit die 2006 in Betrieb genommene Anlage im Zuge einer Effizienzsteigerung erneut den geförderten Ökostromtarif erhält, hatten sich die Anlagenbesitzer Jakob Forstnig jun. und der Energieversorger Kelag für eine umfassende Revitalisierung entschieden. Die durchgeführten Maßnahmen erstreckten sich von der Wasserfassung über die Druckrohrleitung bis hin zur Leittechnik sowie der Sanierung von Maschinensatz 1. Hauptverantwortlich für das erfolgreiche Projekt waren die Kärntner Turbinenbauer EFG sowie der für das Gutachten zuständige Erneuerbare Energien-Spezialist Christoph Aste. Bereits ohne die noch anstehende Revitalisierung von Maschinensatz 2 führte der Einsatz zu einer Steigerung des Regelarbeitsvermögens um beachtliche 16,68 Prozent.

Foto: EFG

LEISTUNGSSCHUB FÜR KÄRNTNER KLEINKRAFTWERK TIEFER BACH NACH UMFASSENDER REVITALISIERUNG

Februar 2020

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13.02.2020 12:48:56


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