zek Hydro - Ausgabe 1 - 2020

Page 54

HYDRO

Projekte

Fotos: zek

Die schon fast zur Ruine verfallene Gerberei Salzer in Eisenerz wurde seit 2004 unter der Federführung von Herbert Krump zu einem Gerbereimuseum restauriert. Im Herbst des Vorjahres wurde ein komplett in Eigenregie gebautes Kleinwasserkraftwerk mit einem klassischen Wasserrad an der Gebäudefront offiziell in Betrieb genommen.

EISENERZER GERBEREIMUSEUM GEHT DANK EIGENBAU-WASSERRAD EIN LICHT AUF In der steirischen Stadtgemeinde Eisenerz hat der umtriebige Herbert Krump gemeinsam mit einer Vielzahl von Unterstützern ein bemerkenswertes Werk geschaffen. Eine schon fast zur Ruine verfallene ehemalige Gerberei wurde seit 2004 in vielen Tausenden freiwilligen Arbeitsstunden in ein Gerbereimuseum verwandelt. Im Innern des Gebäudes befinden sich fast 100-jährige, inzwischen wieder restaurierte Maschinen und Geräte an ihren originalen Standorten. Diese geben Zeugnis vom hochangesehenen Handwerk der Rotgerberei aus vergangenen Tagen. Erst im Oktober des Vorjahres nahm der „Verein Gerberei Salzer“ eine komplett in Eigenregie gebaute Wasserkraftanlage offiziell in Betrieb. Mit dem neuen Wasserrad an der Gebäudefront, dessen Vorgänger einst die mechanischen Transmissionen der Gerberei in Bewegung versetzte, wird nun elektrischer Strom für die Beleuchtung des Museums gewonnen.

U

m das 7. Jahrhundert. n. Chr. begann die Besiedlung am Fuße des Erzbergs, dank der namensgebenden reichhalti­ gen Erzadern auch bekannt als „Steirischer Brotlaib“. Zumindest seit dem 11. Jahrhun­ dert ist der Abbau von Eisenerz – hauptsäch­ lich Siderit – nachgewiesen, andere Quellen datieren den Beginn der Ausbeutung der Erz­ lagerstätten noch etwa 400 Jahre früher. In der Gegenwart ist das markant rötliche Fels­ massiv der größte Eisenerztagebau Mitteleu­ ropas und gleichzeitig das größte Siderit­ vorkommen weltweit. In der ansonsten strukturschwachen Region bildet der Erzberg noch immer die wichtigste wirtschaftliche Grundlage. Mit insgesamt 230 Mitarbeitern werden im etagenförmigen Tagbau jährlich etwa 12 Millionen Tonnen Gestein gewonnen und zu 3 Millionen Tonnen Feinerz verarbei­

54

tet. Ein digitales Lagerstättenmodell gibt Auf­ schluss über die unterschiedlichen Erzqualitä­ ten vor Ort und unterstützt so die jährliche Abbauplanung. Vor dem Bahntransport zu den Großkunden voestalpine Stahl Donawitz GmbH & Co KG in Leoben und der voestal­ pine AG mit Sitz in Linz wird das erzhaltige Gestein noch vor Ort aufbereitet. Weitaus mühseliger ging der Erzabbau in früheren Zeiten vonstatten. Bis zum 16. Jahrhundert wurde das Erz oberirdisch gewonnen, danach folgte auf kaiserliche Anordnung die Einfüh­ rung des Stollenbaus unter Tage. Obwohl der Abbau ab 1720 mit der Einführung von Sprengmitteln deutlich effektiver wurde, blieb das bergmännische Handwerk eine mü­ hevolle und gefährliche Profession. Aus Tier­ häuten gewonnenes Leder bildete als Material für die Arbeitsschürzen der Bergknappen bis

hin zu Zaumzeug und Sätteln für die Arbeits­ pferde ein wertvolles Gut. Während das rohe Erz für viele Jahrhunderte direkt am Erzberg geschmolzen wurde, etablierten sich später in den Tälern sogenannte Radwerke, eine Früh­ form von Hochöfen. Radwerke wurden be­ vorzugt an Bächen und Wasserläufen errich­ tet, an denen Wasserräder die Blasebälge in Bewegung versetzten. Gefertigt wurden die Blasebälge ebenfalls aus Leder, welches aus den regionalen Gerbereien direkt vor Ort stammte. HANDWERK MIT LANGER TRADITION Am Trofengbach in der Gemeinde Eisenerz stammt die erste urkundliche Erwähnung ei­ ner Gerberei aus 1548, die Aufschrift an der Fassade „Ledererhaus Anno 900“ weist auf ein noch viel älteres Baujahr hin. Für viele Jahr­

Februar 2020

Projekt KW Gerberei Salzber zek Hydro 1_20.indd 54

11.02.2020 13:24:30


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.