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Für die gesamte Branche wird 2022 die größte Heraus forderung darin bestehen, die Warenversorgung im Handel zu gewährleisten“
Landgard-Vorstand Robert Sauer „Für die gesamte Branche wird 2022 die größte Herausforderung darin bestehen, die Warenversorgung im Handel zu gewährleisten“
Als eine der führenden Vermarktungsorganisationen und Erzeugergenossenschaften Deutschlands kann Landgard auf gut 3.000 Betriebe zurückgreifen und somit nahezu den gesamten deutschen Obst- und Gemüsemarkt abdecken. Landgard-Vorstand Robert Sauer teilte uns mit, wie das Unternehmen mit Sitz in StraelenHerongen mit aktuellen Problemen wie den explodierenden Kosten umgeht, welche Trends sie beobachten und welchen Projekten sich Landgard widmen wird.
Im Bio-Bereich könne das Unternehmen aktuell zweistellige prozentuale Wachstumsraten aufweisen. Besonders die Corona-Pandemie habe zu einer Veränderung des Konsumverhaltens geführt. “Wir versuchen, die positiven Effekte in der Wahrnehmung der Verbraucher*innen möglichst weit mit ins laufende Jahr zu nehmen. Dazu muss die Wertigkeit und Nachhaltigkeit von Obst- und Gemüseprodukten insgesamt, und hier speziell von Bio-Produkten, weiter im Bewusstsein der Verbraucher*innen verankert werden. Bei den Bio-Produkten spielen bei uns aktuell insbesondere Bananen, Äpfel, Kürbis, Ingwer und Kräuter eine große Rolle. Regionale Schwerpunkte gibt es darüber hinaus bei Zucchini, Salaten, Rhabarber und Wurzelgemüse”, so Sauer.
„Unser Ziel ist dabei immer, möglichst nah an den Erzeugerbetrieben zu sein. Das entspricht auch der Erwartung des Handels an uns als Erzeugergenossenschaft. Darüber hinaus versuchen wir kontinuierlich, sowohl weitere Bio-Betriebe für eine Mitgliedschaft bei Landgard zu gewinnen, als auch konventionelle Landgard-Betriebe für die Umstellung auf biologische Produktion zu begeistern. Die Dauer der Umstellung von drei Jahren stellt dabei natürlich eine Herausforderung für die Betriebe dar. Mittelfristig ist unser Ziel, im Bio-Bereich eine vergleichbare Produktrange wie im konventionellen Anbau zu erreichen.“
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MEHRWERT DER GENOSSENSCHAFTEN
„Genossenschaften wie Landgard und vor allem die genossenschaftliche Vermarktung basieren auf einer Grundidee, die heute so aktuell ist wie vor 100 Jahren. Die Vermarktungsorganisation bietet den Mitgliedern Absatzsicherheit und Dienstleistungen, den Kund*innen zentralen Zugriff auf abwechslungsreiche und hochwertige Sortimente in großen Stückzahlen und mit großer Liefersicherheit. Diese Idee begeistert bei Landgard regional, national und international mehr als 3.000 Betriebe und schafft für alle Beteiligte in der Prozesskette einen erkennbaren Mehrwert – jetzt und in Zukunft“, so Sauer.
Landgard sehe sich ferner als „Bindeglied zwischen Handel und Produzent*innen“. So setze sich die Erzeugergenossenschaft für eine bessere Kommunikation und ein optimiertes Verständnis zwischen Handel und Produktion ein. Sauer meint, dass es langfristig zwar weniger Betriebe am Markt geben werde, diese aber umso stärker ausgebaut werden würden: „Dazu unterstützen wir die Betriebe dabei, sich weiterzuentwickeln, z.B. durch gezielte Anbauplanung oder den Produkt- und Sortimentsausbau. Diese Mitgliederbasis ergänzen wir an strategischen Punkten durch gezielte Warenbeschaffung, z.B. in Osteuropa und Übersee. Auf dieser breiten Basis können wir den Wunsch des Handels nach kompletten Jahresprogrammen erfüllen, die das gesamte Produktsortiment umfassen.“
PLANUNGEN FÜR 2022
Geplant seien ferner vertragliche Kooperationen mit weiteren Erzeugerbetrieben oder deren Zusammenschlüssen im In- und Ausland. Aktuell greife Landgard auf eine Produktionsfläche im Freiland sowie im geschützten Anbau von rund 10.000 Hektar zu. „Im Rahmen der künftigen nationalen und internationalen Entwicklungsstrategie strebt Landgard eine Verdoppelung der Fläche an.“ Sauer betont außerdem, dass Landgard den Freilandanbau weiterentwickeln möchte und daher aktuell Projekte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen plane. „Die starke Expansion im geschützten Anbau der letzten Jahre wird aufgrund der steigenden Energiekosten etwas abgeschwächter, aber kontinuierlich voranschreiten. Landgard wird den geschützten Anbau ebenso weiterentwickeln wie den Freilandanbau. Aber auch die östlichen Bundesländer sind im Fokus, um eine ganzjährige Warenversorgung im Lebensmitteleinzelhandel und Discount sicherzustellen.“
KOMPENSATION DER KOSTEN DURCH VERNÜNFTIGEN WARENSTROM
Sauer zufolge wisse Landgard auch mit den äußerst hohen Energie-, Gas- sowie weiteren Kosten umzugehen, mit denen die gesamte Branche zu kämpfen hat: „Als Erzeugergenossenschaft haben wir uns selbst die Herausforderung gestellt, effizienter und schlanker zu werden, um die gestiegenen Kosten im Markt für uns und unsere Erzeugerbetriebe bestmöglich zu kompensieren und so gemeinsam noch zukunftsfähiger zu werden. Der Warenstrom ist dabei für uns das entscheidende Stichwort. Er umfasst die zentralen Punkte bei Landgard Obst & Gemüse: Sourcing, Vertrieb, Dienstleistungen und Logistik. Das bietet auch eine gute Chance, um höhere Preise nicht komplett bis zu den Verbraucher*innen weitergeben zu müssen.“
LÖSUNGSANSÄTZE VON NEUER REGIERUNG GEFORDERT
Auch unter der neuen Regierung sehe Sauer weiteren Nachbesserungsbedarf für die Mitgliedsbetriebe und spricht hierbei unter anderem Maßnahmen zum Schutz vor Carbon-Leakage im Zuge der CO2Bepreisung im Gartenbau an. „Hier fehlt eine Ausrichtung auf klein- und mittelständische Betriebe, wie sie im Gartenbau typisch sind. Auch die Maßnahmen zur Klimaanpassung lassen die besonderen Belange der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Produktion außen vor. Daher gibt es durchaus die Befürchtung, dass für die Branche wichtige Themen durch die neue Regierung wenig Beachtung finden könnten, z.B. der Mangel an Erntehelfer*innen und die explodierenden Produktionskosten“, gibt Sauer zu Bedenken.
Derartige Probleme würden durch die Anhebung des Mindestlohns und steigende Energiekosten derart verstärkt werden, das dies gegenüber dem Handel und den Verbrauchern kaum noch umsetzbar sei. Sauer: „Im schlimmsten Fall droht die Schließung von Betrieben. Hier bedarf es Lösungen, die die heimische Produktion weiter unterstützen, damit sie auch in Zukunft in Hinblick auf die Preisgestaltung wettbewerbsfähig bleibt.“
GRÖSSTE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE BRANCHE
„Für die gesamte Branche wird 2022 die größte Herausforderung sicherlich darin bestehen, die Warenversorgung im Handel zu gewährleisten, so dass Konsument*innen zuverlässig, vollständig und umfangreich aus einem Ganzjahresprogramm frischer Produkte auswählen können“, meint Sauer. Bestehende Schwierigkeiten entlang der Wertschöpfungskette - von Logistik- und
Verpackungsdienstleistungen bis hin zur Personalbeschaffung - seien ebenfalls im Blick zu behalten. „Auch neue Marktbegleiter und die Kostensteigerungen in den Betrieben werden weiterhin für Bewegung sorgen. Andere wichtige Themen werden darüber hinaus – trotz der schwierigen Rahmenbedingungen – auch die Schonung natürlicher Ressourcen und eine nachhaltige bzw. biologische Produktion sein.“
info@landgard.de