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Die (nahe) Zukunft des Gartenbaus: Fragen und einige (vorsichtige) Antworten

Cindy van Rijswick, Obst- und Gemüse-Spezialistin bei der Rabobank: Die (nahe) Zukunft des Gartenbaus: Fragen und einige (vorsichtige) Antworten

Schon vor der Pandemie gab es sichtbare und weniger sichtbare Kräfte, die den Kurs unseres Produktionsmodells langsam verschoben haben, aber durch das Coronavirus scheint sich alles beschleunigt zu haben, und alle müssen sich als Menschen, Bürger und wirtschaftlich Handelnde von einem Tag auf den anderen neuen Herausforderungen stellen, die uns ein Klima außer Rand und Band und eine sich verändernde Gesellschaft auferlegen. Auch die Obst- und Gemüse-Branche steht vor ungeahnten Herausforderungen.

Wird es aufgrund des Klimawandels, der Betonung der lokalen Produktion oder von Fortschritten in der Anbautechnologie zu einer geografischen Verschiebung der bei uns angebauten Pflanzen kommen? Werden die Erzeuger aufgrund der hohen Gaspreise den Einsatz umweltfreundlicherer Energie verstärkt vorantreiben? Wird das Genossenschaftsmodell aufgrund der immer größer werdenden Anbaubetriebe und des Interesses von Investmentgesellschaften am Obst- und Gemüse-Sektor langsam verschwinden? Zu diesen und weiteren Fragen haben wir Cindy van Rijswick befragt, die als Obst- und Gemüse-Spezialistin bei der Rabobank arbeitet. Diese Bank ist nicht nur ein Hypothekarkreditgeber für den Verbrauchermarkt, sondern sieht sich auch als Partner für die Agrarbranche und als Vorreiter im Bereich der Energiewende.

„Zur ersten Frage: Es kommt tatsächlich zu einer Verschiebung bei den Kulturen, die in unterschiedlichen Ländern der Erde angebaut werden. In Spanien, insbesondere im Süden des Landes, werden die alarmierenden Berichte über Wasserknappheit immer lauter. Dort wird wahrscheinlich nicht mehr so viel Getreide angebaut werden, so dass andere Kulturen in den Vordergrund rücken. Es wird manchmal gesagt, dass wir in Europa auf lange Sicht bei der Lebensmittelversorgung stärker von Nordwesteuropa abhängig werden, aber wir sollten dies für unsere Region nicht zu optimistisch sehen. Vielleicht werden wir etwas höhere Durchschnittserträge als im Süden haben, aber die wiederkehrenden extremen Wetterbedingungen wie Dürreperioden oder Überschwemmungen machen uns zum Spielball des Klimas“, stellt Cindy fest. Nach Berechnungen des Umweltinformationsnetzwerks der andalusischen Regierung lagen die durchschnittliche Niederschläge in der südspanischen Region im hydrometeorologischen Jahr 2021/22 um mehr als 30 Prozent unter den üblichen Werten. Im November letzten Jahres wurden 80 Prozent des Einzugsgebiets des Guadalquivir offiziell zum ‘Gebiet mit außergewöhnlicher Trockenheit’ erklärt.“

MANDELBÄUME IN KALIFORNIEN

Die Obst- und Gemüse-Expertin der Rabobank vergleicht das Klima in Kalifornien mit dem einiger Mittelmeerregionen, und auch dort bestimmt der Faktor Trockenheit bereits die Agenda der Anbaubetriebe. „In Kalifornien gehen die Produzenten oftmals schon auf andere Kulturen über, vor allem auf solche, die im Regal mit einem höheren Preisschild ausgezeichnet werden und daher gewinnträchtiger erscheinen. Das Kuriose daran ist jedoch, dass ein Großteil dieser Kulturen auch viel Wasser verbrauchen. Beispielsweise ist man von Reis auf Mandeln umgestiegen. Dabei bedient man sich der Tropfbewässerung. Aber die Mandelbäume verbrauchen trotzdem viel Wasser, sie bringen eine Menge Geld ein“, sagt Cindy. Das Salinas Valley war mal ein großes Salatanbaugebiet, aber jetzt überwiegen die Erdbeerplantagen. Die attraktiven Einnahmen aus dem Erdbeeranbau ermöglichen es nämlich, weiterhin die höheren Bodenpreise zu zahlen. „Und es kann gut sein, dass langfristig auch die Erdbeeren von noch höherwer-

In Kalifornien entscheiden sich die Landwirte für Kulturen, die viel Ertrag bringen, aber auch viel Wasser verbrauchen.

tigeren Kulturen verdrängt werden, denn die immer noch im Freiland angebauten Erdbeeren stellen ja auch schon eine erhebliche Belastung für die Wasserressourcen dar.“ Das Thema Arbeit, das bei der Wahl der angebauten Pflanzen ebenfalls eine Rolle spielt, wird davon noch nicht einmal berührt. Nüsse können oft maschinell geerntet werden, Erdbeeren jedoch noch nicht.

Peru, das sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Avocado-Lieferanten für den europäischen Markt aufgeschwungen hat und dessen Exporte nach Berechnungen des Consultingbüros Inform@ cción im vergangenen Jahr um 28,2 Prozent gestiegen sind und in den kommenden Jahren weiter mit ähnlichen Raten wachsen könnten, läuft jedoch Gefahr, bis 2050 aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen zwischen 55 und 70 Prozent der für den AvocadoAnbau geeigneten Flächen zu verlieren, so eine im Januar in der Fachzeitschrift PLoS ONE veröffentlichte Studie. Im Moment hat Peru den Vorteil, dass aus den Anden viel Wasser in die Anbaugebiete eingeleitet werden kann.

TECHNOLOGISCHE FORTSCHRITTE

Um eine Verlagerung von Kulturen zu vermeiden, können die Erzeuger in einigen Gebieten zunächst versuchen, die Pflanz- und Erntetermine anzupassen. So können beispielsweise die Erzeuger in den Mittelmeerregionen versuchen, sich noch besser auf die Niederschläge im Winter einzustellen. Letztlich wird man aber auch technologische Fortschritte in Betracht ziehen müssen, um eine Antwort auf die Probleme des Klimawandels zu finden. „Wenn uns das Wasser wirklich bis zum Hals steht, auch wenn wir ironischerweise in erster Linie von Dürre sprechen, werden wir sicherlich noch Lösungen finden, um nicht sofort den Anbau umstellen zu müssen. Man kann noch viel tun, aber es wird Investitionen erfordern. Beispielsweise könnte sich der Einsatz von noch mehr Sensoren und Software lohnen, um den Wasserverbrauch entsprechend den Bedürfnissen der Pflanzen zu optimieren. Auch bei der Tröpfchenbewässerung wird derzeit oftmals noch dann verwendet, wenn die Pflanze es nicht wirklich braucht. Präzisionslandwirtschaft kann den Ausschlag geben.“

Cindy zufolge müssen Regierungen und Landwirte auch auf eine bessere Entwässerung achten. Das Wasser kommt zwar vom Himmel, fließt aber meist einfach ab. „Darüber hinaus können trockenheits- oder versalzungsresistente Sorten dazu beitragen, die Anbaukulturen an den jetzigen Standorten zu erhalten. Israel hat in dieser Hinsicht bereits einige Fortschritte gemacht. Salzwasser wird ja schließlich in vielen Ländern immer reichlich vorhanden sein. Das Problem besteht darin, dass diese Pflanzen noch nicht mit den traditionellen Sorten auf dem Markt mithalten können. Wir werden auch mehr und mehr Überdachungen sehen. Doch bevor wir wirklich praktikable und in großem Umfang anwendbare Lösungen haben, wird es zu Verschiebungen bei den Ernten kommen, die zum Teil durch höhere Versicherungsprämien in einigen Gebieten bedingt sind.“ Doch ein Wandel muss nicht immer dramatisch sein, meint Cindy. Das ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder passiert. Vor fünfzig Jahren wurden in Westland auch noch ganz andere Pflanzen angebaut.

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Regierungen und Landwirte sollten sich um eine bessere Entwässerung und Wassergewinnung bemühen.

Die Obst- und Gemüse-Spezialistin vertritt die Auffassung, dass nicht nutzbare Flächen letztlich einem anderen Zweck zugeführt werden können, beispielsweise als Fläche für Solarenergiefelder. Nach Angaben der spanischen Regierung hat die Solarstromerzeugungskapazität in Spanien 2019 im Vergleich zu 2018 um 93,2 Prozent zugenommen, und der nationale Energie- und Klimaplan (PNIEC) sieht für Spanien bis 2030 eine installierte Kapazität von 39.000 MW vor. „Böden, die eine Weile nicht mehr genutzt wurden, weil der Anbau aufgrund von Trockenheit unattraktiv ist, können sich mit der Zeit ebenfalls erholen. Es gibt viele mögliche Szenarien und es ist schwierig abzuschätzen, welchen Weg der Gartenbau in heißen und trockenen Gebieten einschlagen wird, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Technologie dabei eine wichtige Rolle spielen wird.“ Nachteilig sind allerdings die damit verbundenen Kosten.

AUSWEITUNG DES ANBAUS IN ALLEN LÄNDERN

Und welche Entwicklungen können wir in unserem eigenen Land erwarten? So wird es für ein Land wie die Niederlande wohl schwieriger werden, Güter wie etwa Äpfel weiterhin in den derzeitigen Mengen zu exportieren. Immer mehr Länder produzieren selbst. „Das ist übrigens nicht nur für uns ein Nachteil, sondern beispielsweise auch für Chile, das im Sommer Äpfel zu uns verschifft. Deren Export ist schon jetzt rückläufig, weil die nördliche Hemisphäre zunehmend selbst anbaut“, weiß Cindy. „Die Hinwendung der Verbraucher zu lokal angebauten Lebensmitteln unterstützt diesen Trend. Aber müssen wir uns auch hier in den Niederlanden mehr auf die lokale Lebensmittelversorgung konzentrieren? Das wäre doch befremdlich angesichts unserer Tradition als Exporteur vieler Gartenbauprodukte wie Kartoffeln und Zwiebeln. In diesem Sinne ist es eine sehr gute Sache, dass wir innerhalb der EU vom Freihandel profitieren. Äpfel hätten es dann jedoch schwer. Unsere Anbaufläche nimmt jedes Jahr ab, während der Anbau in Osteuropa und der Türkei kontinuierlich zunimmt, auch durch Innovationen im Hinblick auf die Sorten. Vielleicht werden wir mit der Zeit zu einem neuen Gleichgewicht finden, bei dem niederländische Äpfel in erster Linie für den lokalen Verbrauch bestimmt sind und dann einspringen, wenn es anderswo einen Mangel gibt. Bei Birnen ist das etwas anderes. Das ist immer noch ein ziemlich einzigartiges Exportprodukt. Die Zeiten, in denen wir Paprika per Flugzeug in die USA exportierten, sind auch weitgehend vorbei. Bei den hohen Gaspreisen ist das derzeit nicht möglich, aber in den USA werden auch zunehmend Gewächshäuser gebaut. Ich kann mir vorstellen, dass die Zukunft darin liegt, weiterhin in unsere umliegenden Märkte wie Deutschland und England zu exportieren.“

HÖCHSTPREISE FÜR GAS

Die hohe Nachfrage im Winter, die niedrigen europäischen Vorräte und die geopolitischen Spannungen treiben die Gaspreise in beängstigende Höhen. Probleme ergeben sich sowohl für Haushalte, die für ihre Heizungswärme auf Gas angewiesen sind, als auch für Wirtschaftszweige, die für ihre Tätigkeit von diesem Energieträger abhängig sind. Inzwischen wollen wir alle weg vom Gas und hin zu umweltfreundlicheren Energien. Dies zeigt sich zunehmend in politischen Entscheidungen. So hat die belgische Regierung Anfang Februar beschlossen, die Mehrwertsteuer auf Strom für Haushalte zu senken, nicht aber auf Gas. Können solche Maßnahmen der Energiewende einen Impuls geben, nicht nur für die privaten Haushalte, sondern auch für die Industrie? „Letztlich wird sich der hohe Gaspreis, der aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so schnell und so stark wieder sinken wird, unter anderem durch den Übergang zur Gasnutzung als Zwischenschritt hin zu weiteren umweltfreundlicheren Energieversorgung auf Innovationen in diesem Bereich auswirken. Aber derzeit versuchen die stark vom Gas abhängigen Unternehmer nur zu überleben, so dass für innovative Lösungen wie die Geothermie kein Geld zur Verfügung steht. Der hohe Gaspreis erscheint zunächst wie eine Gelegenheit, Investitionen in sauberere Energie anzuregen, aber wenn kein Geld da ist, muss die Regierung dort aktiv werden, wo der Bedarf am größten ist, um diese Zeit zu überstehen“, sagt Cindy.

Viele Gewächshausproduzenten in den Niederlanden mussten ihre Aktivitäten einschränken, weil sie in Zeiten hoher Gaspreise nicht rentabel sind, und sich damit abfinden, dass der europäische Markt nun mehr Produkte aus Spanien bezieht. Auch

Unsere Anbaufläche nimmt jedes Jahr ab, während der Anbau in Osteuropa und der Türkei ständig zunimmt.

wenn die Transportkosten für spanisches Gewächshausgemüse gestiegen sind, ist der Anstieg der Produktionskosten im kälteren Norden derzeit höher. „Ich hoffe natürlich, dass sich die Situation im nächsten Winter bessert, denn die niederländischen Erzeuger können dies nicht jahrelang oder gar monatelang durchhalten. Jetzt haben natürlich einige von ihnen noch feste Verträge, aber wenn die eines Tages auslaufen, wird es problematisch.“

AUCH HÖHERE VERKAUFSPREISE?

Alle Preise sind im letzten Jahr explodiert: Treibstoff, Verpackung, Dünger, Arbeit. In diesem Winter scheint Spanien, das schon in den vergangenen Jahren argwöhnisch zusehen musste, wie Marokko seinen Marktanteil in Europa zunehmend ausweitete, die Niederlande bei der Lieferung von Gewächshausgemüse zu übertreffen. Vielleicht können die derzeit höheren Transportkosten und der Fahrermangel diese Entwicklung etwas verlangsamen, aber Cindy zufolge scheint das letztgenannte Problem eher ein vorübergehendes Phänomen zu sein. „Na ja, andererseits hat niemand eine Kristallkugel, und vielleicht sind die hohen Gas- und Energiepreise auch nicht so strukturell.“

Sicher ist jedenfalls, dass die derzeit hohen Produktionskosten irgendwann zu steigenden Verkaufspreisen führen müssen. Das gilt nicht nur für die Erzeugnisse der niederländischen Erzeuger, sondern beispielsweise auch für das spanische und überseeische Angebot. Die Kosten für Container aus Südamerika haben sich zum Beispiel verdreifacht. In Verbindung mit den gestiegenen Rohstoff- und Verpackungspreisen wird dies unweigerlich zu einem Anstieg der Preise für exotische Früchte und Frischprodukte in der Nebensaison führen. Ein Kilo Bananen für 1 Euro im Laden lässt sich wohl nicht mehr halten. Fairtrade schlägt seit langem Alarm, und Mitte Januar beschlossen die Regierungen von sieben lateinamerikanischen Bananenländern, gemeinsam Druck auf die europäischen Abnehmer auszuüben, um so bessere Preise für ihre Erzeuger auszuhandeln. „Es scheint, dass wir uns an höhere Lebensmittelpreise gewöhnen müssen.“

ANTEIL DER BIOFLÄCHE BEI 25 PROZENT

Unterdessen verfolgt die Europäische Kommission weiterhin das bis 2030 angestrebte Ziel, 25 Prozent der landwirtschaftlichen und Gartenbau-Flächen in Europa biologisch zu bewirtschafteten. „Aber der Markt wird die Richtung vorgeben“, sagt Cindy. „Wenn es einen Markt für Bio gibt, dann wird das ein interessantes Geschäftsmodell werden. Wenn es keinen Markt dafür gibt, wird die Umstellung nicht so schnell erfolgen, ob mit oder ohne Subventionen. Ich habe meine Zweifel an dieser Zahl. 25 Prozent scheinen mir ein bisschen übertrieben zu sein.“ In den Niederlanden liegt der Bio-Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche derzeit bei lediglich 4 Prozent. „Für die niederländischen Erzeuger wird es schwierig werden. In anderen Ländern, in denen die Durchschnittserträge nicht so hoch sind wie bei uns, kann das allerdings eine gute Alternative sein.“

GENOSSENSCHAFTEN UND INVESTMENTGESELLSCHAFTEN

Wir sehen große Unterschiede zwischen den Unternehmen hinsichtlich des finanziellen Puffers, der Anpassungsfähigkeit an die derzeitige schwierige Situation, der Verhandlungsposition und so weiter. Im Allgemeinen scheint es für Unternehmen, die in einer relativ kurzen Kette eng mit ihren Abnehmern zusammenarbeiten, einfacher zu sein, Kostensteigerungen weiterzugeben als für jene Spieler, die nicht so nah an ihren Abnehmern sind. Oft sind es die größeren Spieler, die eine solche Partnerschaft eingehen, aber das ist nicht immer der Fall. Viele der kleineren Spieler sind bei Preisverhandlungen auf eine Genossenschaft angewiesen.

Wir sehen auch große Unterschiede zwischen den Genossenschaften, von denen es einige schwer haben. Es ist natürlich nicht einfach, eine große Gruppe unterschiedlicher Erzeuger dazu zu bringen, eine gemeinsame Linie zu verfolgen. In den letzten Jahren sind Unternehmen entstanden, die mehrere Kettenaktivitäten in die eigene Hand genommen haben, z.B. den Anbau, die Verpackung und den Verkauf. Diese Entwicklung ist eher auf Übernahmen und das Eingreifen von Anlagevehikeln zurückzuführen als auf organisches Wachstum. Vor allem in Spanien steht der Obst- und Gemüse-Sektor im Bann von Übernahmen durch Private-Equity-Fonds. Beispielhaft dafür ist die Gründung der größten europäischen Zitrusfrüchtegruppe Citri & Co durch Miura Private Equity und die anschließende Übernahme der Zitrusfrüchteunternehmen Martinavarro und Frutas Esther.

MEHRWERT BEI ANBAU UND VERPACKUNG

„Die Investoren interessieren sich weniger für Handelsunternehmen als für Anbaubetriebe, und zwar am ehesten solche mit eigener Verpackung und eigenem Handel. Denn die Wertschöpfung liegt im Anbau und damit auch in den größeren Gewinnspannen. In Spanien konzentriert sich das

Interesse auf größere Obstunternehmen und vor allem auf vertikal integrierte Unternehmen, in den Niederlanden auf Technologieanbieter für die Branche. Und das könnte auch eine Weile so weitergehen, da die Investoren noch viel Geld zur Verfügung haben. Außerdem ist Obst- und Gemüse aufgrund seines Nachhaltigkeitsimages und seiner guten, langfristigen Perspektiven interessant. Bei der Rabobank haben wir festgestellt, dass die Investoren seit etwa fünf Jahren ein Auge auf die Branche geworfen haben, und in den vergangenen zwei Jahren haben die Transaktionen enorm zugenommen. Früher hielten sie den Gartenbau für zu riskant, aber nach den Investitionen in allen weniger riskanten Branchen ist nun die Obst- und Gemüse-Branche an der Reihe. Dennoch müssen sie beim derzeitigen Geschäftsklima mit etwas niedrigeren Renditen als in den Vorjahren rechnen.“

CHANCEN FÜR NIEDERLÄNDISCHE ANBAUBETRIEBE

„Auch in den Niederlanden kann man eine Umfangszunahme der Anbaubetriebe beobachten, die teils aufgrund von Nachfolgeproblemen mit anderen Unternehmensstrukturen weitergeführt werden. Irgendwann wird die Nachfolge sicherlich ein Thema werden. Dann werden externe Anteilseigner in das Unternehmen einsteigen, und es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Anbaubetriebe, die jetzt Teil einer Genossenschaft sind, in Zukunft selbständig ausreichend große Kunden bedienen. Große Unternehmen werden auch aus Fusionen von Familienunternehmen hervorgehen. Ich sehe auch Chancen für Partnerschaften über Ländergrenzen hinweg. Das bietet den Vorteil eines ganzjährigen Angebots an frischen Produkten. Damit meine ich vor allem Partnerschaften mit Unternehmen aus südlichen Ländern wie Spanien. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere niederländischen Erzeuger dort sofort Niederlassungen eröffnen, denn unsere Methoden und Techniken sind nicht die rentabelsten, wenn man von ein paar Ausnahmen absieht. Vielleicht sollten wir den dortigen Anbau den lokalen Experten überlassen, und da bieten Partnerschaften eine gute Lösung. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass unsere Erzeuger Gewächshäuser in nördlichen Ländern wie England, Deutschland und vielleicht auch in Osteuropa und den USA errichten.“

VERTICAL FARMING

Klimawandel, steigende Nachfrage nach lokalen Produkten, höhere Transportkosten, umweltfreundlicherer Anbau... Könnte Vertical Farming die Lösung für Europa und den Rest der Welt sein? „Vertical Farming ist noch in der Entwicklungsphase und daher vorerst ein Nischenprodukt. Bislang gibt es nur wenige rentable Unternehmen, ein paar vielleicht in Japan, aber nicht in Europa oder Amerika. Wir werden sicherlich noch Unternehmen sehen, die aufhören, und einige werden auch erfolgreich sein. Das Geschäft selbst mag rentabel sein, aber die astronomischen Summen, die jetzt in einige Unternehmen investiert wurden, werden sich nur schwer wieder einspielen lassen. In Amerika wurden bereits Milliarden investiert, aber die Rendite ist derzeit eher dürftig. Im Übrigen ist jetzt eine Menge Geld vorhanden, aber das wird irgendwann einmal aufhören. Die Anleger wollen irgendwann mal etwas von ihrem Geld zurücksehen. Es gibt auch Fonds, die mit der Idee in den Obst- und GemüseSektor einsteigen, das Unternehmen an die Börse zu bringen und es dann mit hohem Gewinn weiterzuverkaufen, ohne im Laufe der Zeit viel daran verdient zu haben. Dann haben sie eben doch ein interessantes Geschäft gemacht. Aber auch das wird schwieriger“, sagt Cindy.

In den Vereinigten Staaten, wo die Entfernungen oft immens sind, erkennen große Anbau-

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betriebe durchaus die Möglichkeiten von Vertical Farms oder modernen Gewächshäusern als Ergänzung zu ihrem Freilandanbau. Das nimmt einen Teil des Drucks von den Transportkosten. Anstatt den gesamten Salat in Kalifornien anzubauen und ihn dann nach Chicago oder New York zu transportieren, wird ein Teil in Vertical Farms in der Nähe der Städte oder in den Städten selbst produziert. „Aber im Prinzip gibt es mancherorts in den USA viel Land, so dass man dort einfach ein Gewächshaus aufstellen kann, das sich auch gut automatisieren lässt“, differenziert Cindy. „In den USA gibt es auch Betriebe, die einfach im Freien Salat für den Einzelhandel anbauen und dann eine kleine Klimazelle für Spezialitäten bauen, mit Systemen, die nicht einmal besonders teuer sein müssen. Wir werden wohl auch immer häufiger wendige Unternehmen sehen, die einfach den richtigen Moment abwarten und dann zuschlagen: Sie kaufen für sehr wenig Geld in Konkurs gegangene Vertical Farms, um sie wieder rentabel zu machen. Früher oder später werden diese wohl Gewinn abwerfen. Ohnehin werden wir in den USA wie auch im Rest der Welt eine sehr viel größere Vielfalt an Anbausystemen erleben.“

An höhere Lebensmittelpreise werden wir uns gewöhnen müssen

WIE WIRD DER NIEDERLÄNDISCHE GEWÄCHSHAUSGARTENBAU IM JAHR 2050 AUSSEHEN?

Mit all diesen Überlegungen im Hinterkopf können wir eventuell eine Prognose für unseren eigenen Gewächshausgartenbau wagen. „Wenn wir nicht die Panik bei den jetzigen Gaspreisen hätten, würde ich sagen, dass die Anbauflächen mehr oder weniger gleich bleiben werden, aber mit viel weniger und daher größeren Unternehmen, die auch eine andere Struktur haben und wahrscheinlich einige andere Kulturen anbauen werden. Ich sehe kein Wachstum der Anbauflächen mehr, auch weil der Markt gesättigt ist und man sein Produkt dann wieder ins Ausland bringen müsste, wo man aber auch nicht die Hände in den Schoß legt“, sagt die Obst- und Gemüse-Expertin der Rabobank abschließend. 

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