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Gut, dass es nicht mein erster Job in der Obst- und Gemüse-Branche ist“

Peter Stafleu und Ruud den Boer auf der Fruit Logistica

Ruud den Boer, Vertriebsleiter bei Oxin Growers: „Gut, dass es nicht mein erster Job in der Obst- und Gemüse-Branche ist“

Ruud den Boer hatte im letzten Oktober das Glück auf seiner Seite, wie man so schön sagt. Der neue kaufmännische Leiter für Gewächshausgemüse bei Oxin Growers konnte sofort anfangen, denn der Markt für Gewächshausgemüse war turbulent. Glücklicherweise kennt sich Ruud mit dieser Branche aus.

Bevor er zu Oxin Growers kam, arbeitete Ruud in der Verpackungsindustrie. In den letzten zehn Jahren war er in der Verpackungsindustrie der Obst- und Gemüse-Branche in verschiedenen Positionen tätig. „Damals habe ich meine Produkte an die Erzeuger verkauft, heute arbeite ich für die Erzeuger“, fasst er kurz zusammen. Ruud trat der Erzeugergemeinschaft bei, als die vor zwei Jahren begonnene Fusion von Van Nature und Best of Four noch in vollem Gange war. „Nach kurzer Zeit an einem Zwischenstandort sind wir seit März in unserem neuen Büro, wo der Zusammenschluss rasant voranschreitet.“ Mit den neuen Räumlichkeiten ist Oxin Growers nun wirklich Oxin Growers, fügt Peter Stafleu hinzu. Auf der Fruit Logistica, wo wir mit Ruud sprachen, saß auch der kaufmännische Leiter für Hart- und Weichobst, Bio- und Freilandgemüse mit am Tisch. Ruud: „Ich kannte bereits viele Erzeuger sowie die Handelsunternehmen, und auch bei Oxin Growers kannte ich schon viele Leute, wie etwa Peter. Jetzt befinden wir uns in einem Gebäude, auf einer Etage, mit einer Kantine, was die Wege noch kürzer macht. Es herrscht eine positive Stimmung.

Diese positive Stimmung ist im Moment bei weitem nicht überall in der Branche zu spüren. Es gibt zahlreiche Bedenken. Auf der Messe dreht sich das Gespräch bei fast allen um das Thema ‚Energie‘, und neben den Energiepreisen steigen auch die Kosten für viele weitere Produkte. In seiner neuen Funktion spricht Ruud zusammen mit seinem Team jeden Tag mit den Erzeugern darüber. Genau wie mit den Handelsunternehmen, denn Oxin Growers erfüllt auch für sie die Rolle des Sparringspartners, so Ruud. „Seit meinem Start habe ich schon einige schwierige Gespräche geführt.“ Er lächelt: „Es ist gut, dass dies nicht mein erster Job in der Obst- und Gemüse-Branche ist. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt.“ Dennoch ist die aktuelle Marktsituation auch für das Team von Oxin Growers extrem. „Wir sehen es so, dass das, was heute nicht möglich ist, an einem anderen Tag schon möglich sein könnte.“ Im Moment ist es auch bei Oxin Growers wichtig, sich mit allen externen Faktoren so gut wie möglich auseinanderzusetzen und innerhalb der gesamten Kette vernetzt zu sein, auch wenn niemand einen wirklichen Einfluss zu haben scheint. „Mit dem heutigen Wissen könnte man als Erzeuger auf einen Gaspreis von, sagen wir, 50 Eurocent drängen. Vor einem Jahr ganz sicher nicht.“

MEHRWERT

Die Entscheidung, als eine der wenigen niederländischen Erzeugergemeinschaften mit einem Stand auf der Fruit Logistica vertreten zu sein, war Diskussions-

Die Fruit Logistica war für Oxin Growers ein guter Anlass, sich als Erzeugergemeinschaft zu profilieren, nicht nur für Gewächshausgemüse. Oxin Growers bietet auch biologische Produkte, Feldgemüse, Hart- und Weichobst an. Mit dem Frühling treten Spargel und Erdbeeren in den Vordergrund. Der weiße Spargel wurde bei der Erzeugergemeinschaft in der Woche vor der Fruit Logistica auf den Markt gebracht. Oxin Growers hat keinen beheizten Gewächshausanbau und bietet Spargel aus Freilandanbau an. Neu in diesem Jahr sind neben weißem und grünem auch violetter Spargel. “Es gibt eine Nachfrage danach, deshalb hat eins unserer Mitglieder ein Beet mit violettem Spargel gepflanzt. Man kann sie bis zum Ende der Spargelsaison am 21. Juni in den Supermarktregalen finden.” Bei den Erdbeeren ändert sich laut Peter ‘wenig’. “Erdbeeren haben sich in den letzten Jahren kometenhaft entwickelt. Auch unsere Erdbeerfläche hat zugenommen.” Bei Erdbeeren betreibt Oxin Growers neben dem Anbau auf Stellagen auch Gewächshausanbau. “Wir setzen große Erwartungen in diese Saison und hoffen auf viel Sonnenschein. Das wird den Früchten gut tun.”

info@oxin-growers.nl

thema. Ruud und Peter sagen, dass sie mit ihrer Anwesenheit allen die Möglichkeit geben wollen, aktuelle Themen im direkten Gespräch zu diskutieren, vor allem jetzt, wo der Markt sehr emotional ist, und dass Oxin Growers vor allem zeigen will, welchen Mehrwert es zu bieten hat. „Wir haben einen Mehrwert. Denken Sie an eine gewisse Zahlungssicherheit, an garantierten Absatz, an die mögliche Suche nach neuen Kunden, wenn unverhofft einer ausfällt. Aber wir sind auch ein Diskussionspartner in der größeren Debatte, die im Gange ist.“ In diesem Moment läuft der kaufmännische Direktor Ton van Dalen vorbei. „Die jetzige Situation ist sehr politisch“, sagt er. Für einzelne Erzeuger, die bereits alle Hände voll zu tun haben mit Anbau, Energie und Verwaltung, kann die Hilfe von Oxin Growers eine willkommene Unterstützung sein. Ruud und Peter können nicht sagen, ob die aktuelle Krise die Erzeuger (erneut) in einen Verband ziehen wird. Aber sie weisen gerne auf die Vorteile eines Beitritts hin. Zunächst einmal natürlich im Bereich des Verkaufs. Die Erzeugergemeinschaft bietet dafür zwei Optionen: Die Erzeuger können sich mit dem Connect-Modell an einem Kollektiv beteiligen oder mit dem Unique-Modell unabhängiger arbeiten. Ruud erklärt den Unterschied: „Bei Unique bringen wir Erzeuger mit einem Handelsunternehmen zusammen. Im Rahmen dieses Verkaufsmodells treffen wir mit unseren Kunden erzeugerspezifische Vereinbarungen über Preis, Qualität und Menge. Die Erzeuger können hier mehr selbst machen, und es gibt einen umfangreichen Service für den Kauf von Materialien wie Dünger, Haken und Seile für den optionalen Einsatz.“ Beim Connect-Modell sind die Erzeuger über gruppenspezifische Vereinbarungen miteinander verbunden, erklärt Ruud. „Beide Modelle werden von Oxin Growers geleitet. Bei Connect verbinden wir Anbau und Erzeuger, die Garantien und Risiken werden geteilt. Im Rahmen des Connect-Modells findet außerdem ein gemeinsamer Einkauf von Verpackungsmaterial statt. Das ist auch meine Rolle. Ich bin unter anderem für den Einkauf von Anbaumaterialien und Verpackungen zuständig.“ Ruuds Hintergrund in der Verpackungsindustrie erweist sich hier also als nützlich.

AUSBLICK AUF DEN NÄCHSTEN WINTER

Aufgrund der Verlegung der Messe von Februar auf April wurden für diese Saison in Berlin keine Vertragsabschlüsse für Verkäufe mehr getätigt. „Für die reguläre Saison sind die Verträge bereits abgeschlossen. Gepuzzelt wird aber weiterhin. Die Diskussionen über die Kosten sind noch nicht abgeschlossen. Legt man alles

“Vor allem beim für das ganze Jahr fest oder baut man Flexibilität ein, wenn sich bei den Kosten etwas stark verbeleuchteten Anbau will ändert?“ In der Zwischenzeit ist das Augenmerk bereits auf den kommenden Winter gerichtet. man Klarheit vermitteln” „Die ersten Gespräche über die kommende Winterernte werden Ruud den Boer bald beginnen“, betont Ruud. „Wir werden mit Erzeugern und Kunden sprechen. Alle hoffen unter anderem auf mehr Klarheit über die Energiepreise. Niemand weiß, was passieren wird. Das ist das Problem. Vor allem beim beleuchteten Anbau will man Klarheit vermitteln. Das ist jetzt schwierig.“ Neben den Erzeugern und Abnehmern spielen auch die Verbraucher eine Rolle. „Letzten Endes müssen wir es alle zusammen tun, und zwar gemeinsam. Es geht um die gesamte Kette.“ „Ja, auch für die Verbraucher“, fügt Peter hinzu. „Auf die eine oder andere Weise werden wir die steigenden Kosten alle gemeinsam tragen müssen.“  info@oxin-growers.nl