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Chancen und Probleme für Papierlieferanten Maschinenbauer und Kartoffelpacker
Papierverpackte Kartoffeln: rationale Entscheidung für die Umwelt oder emotionale Entscheidung der Verbraucher? Chancen und Probleme für Papierlieferanten, Maschinenbauer und Kartoffelpacker
Einige Supermärkte sind voll engagiert, andere unternehmen die ersten Schritte und eine dritte Gruppe lässt die Finger davon: Papiertüten für Kartoffeln. Der Einzelhandel, die Verpackungsbranche und die Regierung ringen um eine Entscheidung zwischen Papier und Kunststoff. Papier scheint im Kommen zu sein, aber wird es in zehn Jahren wirklich die Regale dominieren? Papierlieferanten, Hersteller von Verpackungsmaschinen und Kartoffelpacker schildern im Folgenden ihre Sicht.
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Es ist nicht ganz klar, ob Papierverpackungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg umweltfreundlicher sind als die Kunststoffvarianten. Lassen wir den Umweltaspekt die treibende Kraft bei der Entscheidung für Papier sein, aber wer entscheidet darüber? Aus einer Umfrage unter den Verpackungsherstellern geht hervor, dass der Einzel- und Kleinhandel darauf drängen, und zwar nicht, weil sie von der Regierung (außer in Frankreich) oder durch unabhängige Untersuchungen dazu gezwungen werden, sondern weil sie sich an der Meinung der Verbraucher orientieren. Papier wird als besser für die Umwelt wahrgenommen als Plastik. In diesem Artikel werden wir nicht auf den Kern der Sache eingehen, der Gegenstand wissenschaftlicher Forschung ist. Wir werden jedoch einige interessante Punkte ansprechen und die Branchenpartner darüber reden lassen, warum sie sich für oder gegen Papier entscheiden und welche Erfahrungen sie bei der Arbeit gemacht haben.
Abgesehen von der Umweltthematik nennen die Verpacker im Allgemeinen die folgenden Minuspunkte von Papierbeuteln: Die Kosten sind doppelt so hoch (oder höher). Wenn man vollständig auf Papier umsteigen will, sind nicht genügend Rohstoffe verfügbar. Papier ist nicht so stabil wie Kunststoff und es läuft nicht so leicht über die Verpackungsmaschinen. Die großen Vorteile sind jedoch, dass die Kartoffeln nicht so schnell grün werden und der Vermarktungswert von Papier wesentlich höher liegt.
Molenaar Aardappelen en Groenten Groothandel aus Haarlem liefert seit 2016 Kartoffeln in Papierverpackungen. „Wir wollten innovativ sein, und zu dieser Zeit wurde der Ruf nach einer Welt ohne Plastik immer lauter. Eine konkrete Nachfrage danach war auch da“, sagt Felix Molenaar. „Wir haben beschlossen, uns an dieser Nachfrage zu orientieren und alle Verpackungen auf Papier umzustellen. Allmählich sehen wir, dass die Nachfrage steigt, worauf wir sehr stolz sind. Unsere verpackten Kartoffeln werden vor allem in den Gemüsefachgeschäften zu finden sein, weil die sich von den Supermärkten abheben wollen. Der Unterschied liegt
Papierverpackungen aus dem Hause Greydanus
nicht nur bei der Papierverpackung, sondern auch beim Inhalt. Wir füllen sie mit schmackhaften, traditionellen Sorten wie Friesländer, Bildtstar, Doré, Nicola usw. Das Angebot ist auf einer Website zu finden. Inzwischen haben sich unsere Verpackungen weiter in den Geschäften verbreitet. Seit Oktober 2021 verpacken wir auch Beemster Valéry. Astrid Francis hat ein eigenes Design für unsere bestehende Verpackung entworfen. Dieser Beemster Valéry in der Papierversion ist bei Dekamarkt und in Gemüsegeschäften erhältlich.“ Molenaar hat sich für fünf Farben entschieden, je nach Kochtyp. Das farbige Papier wird als Rolle geliefert und die 2- und 2,5-kg-Tüten werden auf einer vertikalen Form-, Füll- und Verschließmaschine geformt. Der Großhändler selbst druckt den Namen, die Merkmale und den Strichcode in schwarzer Farbe auf. „Es geht nicht sehr schnell, die maximale Frequenz bei uns beträgt 14 pro Minute, aber schneller muss es auch nicht gehen. Wir sind nicht so groß und es ist nicht wichtig, ob wir 400 oder 500 Säcke pro Stunde fertigen. Bei uns befindet sich das Netzfenster für die Belüftung auf der Rückseite, so dass, wenn die Tüte im Laden steht, wenig Licht einfällt und die Kartoffeln vor dem Vergrünen geschützt sind. Es sieht schön aus und die Verpackung kann zum Altpapier.“
Greydanus Aardappelgroothandel en Transport aus Heerenveen hat ebenfalls seit einigen Jahren eine 800-Gramm-Verpackung als Papierbeutel im Sortiment. „Wir verwenden diese Verpackung speziell für kleinere Kartoffeln im Exklusivsegment“, sagt Klaas Greydanus. „Der Großteil unseres Angebots besteht allerdings aus den höheren Gewichtsklassen in Kunststoffverpackungen. Ich erkenne auch keine direkte Nachfrage nach Papiersäcken.“ Die Papierkartoffelbeutel von Greydanus sind mit einem Kunststofffenster versehen. Wenn man gestanzte Löcher will, müssen diese eine bestimmte Form haben und das Papier braucht eine gewisse Stärke, sonst reißt es ein, so Klaas. „Kunststoff dagegen ist billiger und läuft besser über die Maschinen. Wir arbeiten seit etwa fünfzehn Jahren mit recycelfähigem Kunststoff. Und haben Sie schon mal einen Kartoffelbeutel in der Landschaft herumliegen sehen? Das wird immer schön sortiert.“
In Belgien hat sich der Einzelhandel früher als in den Niederlanden mit Obst- und Gemüse-Papierverpackungen beschäftigt. Auch jetzt ist das Angebot dort noch deutlich größer. Das im Hennegau ansässige Unternehmen Semoulin Packaging beliefert mehrere Kartoffelpacker mit vorgefertigten Beuteln und Papierrollen für unterschiedliche Branchen. „Wir stellen Standbodenbeutel her und schneiden und bedrucken Papierrollen auf Maß. Wir können bis zu zehn Farben drucken“, sagt Robert Schram, ein Niederländer im französisch-sprachigen Teil Belgiens. „Wir arbeiten hauptsächlich mit mehrlagigem Papier und Kraftpapier für unsere (halb) fertigen Produkte. Die Rollen können aus reinem Papier bestehen, aber auch aus Material mit einer umweltfreundlichen Beschichtung auf Wasserbasis, die notwendig ist, um die Beutel in der Form, Füll- und Verschließmaschine zu verschließen. Rollen für Beutel mit Netzfenstern sind sehr gefragt, und das nicht nur für Kartoffeln, sondern zum Beispiel auch für Zwiebeln und Karotten. Das Netzfenster sorgt für Belüftung, außerdem möchten die Verbraucher das Produkt gerne sehen. Das lässt sich auch mit gestanzten Löchern erreichen, was wir aber im Moment nicht so häufig machen. Unsere aktuellen Maschinen arbeiten am besten und schnellsten für die Produktion von Papierrollen mit Netzfenstern. Wir können bis zu 500 Meter pro Minute erreichen. Es ist auch nicht leicht, alle beim Perforieren anfallenden Papierabfälle abzusaugen. Aber wenn die Nachfrage da ist, machen wir das.“
Um eine Papierverpackung zusammen mit der alten Pappe als recycelbar zu deklarieren, dürfen in Belgien 15 Prozent der Verpackung aus papierfremdem Material bestehen. In den Niederlanden sind es nur 5 Prozent. „Wir fertigen Papierbeutel für ein und zwei Kilo Kartoffeln für einen Verpackungsbetrieb in den Niederlanden, der einen großen Supermarkt beliefert. Zunächst wurde eine Lösung mit einem Netzfenster in Erwägung gezogen, aber mit einem Netz aus Zellulosefasern, der Farbe und der Beschichtung zum Versiegeln des Beutels ist man schnell bei über 5 Prozent. Also sind es schließlich perforierte Beutel geworden,“ sagt Robert, der darauf hinweist, dass man mit Papier auf Rollen bis zu 2,5 Kilo gut verpacken kann.
„Darüber hinaus wird es jedoch schwierig. Schließlich fallen die Kartoffeln von oben herab, was die Verpackung aushalten muss. Nicht das Netz oder die Löcher sind problematisch, da das Papier ohnehin eine gewisse Dicke hat, sondern der Verschluss, der reißen kann. Bei vorgefertigten Beuteln ist dies kein Problem, da der Beutel einfach aufs Band gelegt wird, und das kann bis zu 20 Kilo tragen. In Irland zum Beispiel – und manchmal auch in den Vereinigten Staaten – gibt es Kartoffeln in Papierbeuteln von bis zu 10 Kilo.“
Robert zufolge werden in erster Linie BioKartoffeln von den Kartoffelpackern in Papier verpackt. „Bei Bio-Kartoffeln ist die Gewinnspanne größer, wodurch sich der höhere Papierpreis besser auffangen lässt. Ich habe auch einen Kunden, der auf Papier umgestiegen ist und zwei Millionen Beutel pro Jahr abnimmt.“ Abgesehen vom Kostenpreis, der seit Beginn der Coronakrise stark gestiegen sind, sieht Robert vor allem die Lieferzeiten als das größte Problem für die Branche. „Um sich darauf einzustellen, bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, Reservierungen für den Rest des Jahres vorzunehmen. Wir sorgen dann dafür, dass das Papier bestellt wird und richten unsere Produktionsplanung darauf ein. Wann die Lieferungen stattfinden, besprechen wir dann später.“
Semoulin liefert verschiedene Papierqualitäten (matt und glänzend). Die Qualität des Papiers entscheidet auch darüber, ob das Material auf einer Verpackungsmaschine glatt oder weniger glatt läuft, erklärt Robert. „Auf der Außenseite lässt sich ein Lack auf Wasserbasis auftragen, damit das Papier in den Maschinen besser gleitet. Und man braucht natürlich auch eine gute Maschine. Mit dem richtigen Material und der richtigen Technik kann man viel erreichen.“
Jan Strijbos, Verkaufsleiter von Rovema Benelux, einem Maschinenlieferanten für die Verpackungsindustrie, stimmt der Aussage zu, dass eventuelle Probleme beim Verpacken teilweise auf die Technologie und teilweise auf das Material zurückzuführen sind. Laut Jan bevorzugt ein Maschinenbauer Lösungen für perforierte Rollen, weil normales Papier leicht über die Maschine gleitet. Einzelhändler und Verbraucher bevorzugen hingegen ein Netzfenster wegen der Stabilität des Beutels und der guten Sichtbarkeit des Produkts: „Mit Mondi-Papier, perforiert von VDH Concept, haben wir auf der Interpom eine Maschine ausgestellt, die 120 Beutel pro Minute auf einem Schlauch formt und füllt. Es gibt übrigens nur wenige Wieger, die eine solche Geschwindigkeit bewältigen können. In diesem Fall handelt es sich um Kissenbeutel für 1 kg Kartoffeln. Das Endprodukt ist genauso ansprechend und straff wie bei Folie“, sagt Jan, der allerdings darauf hinweist, dass Papier anfälliger ist als Plastik. „Je dicker und stärker das Papier ist, desto schwieriger läuft es auf der Maschine.“
Neben Papierlösungen mit einer sehr dünnen Schicht eines sealfähigen Mediums am Beutelende oder auf der gesamten Oberfläche – eine lebensmittelechte PE-Schicht, die auch als Barriere gegen Feuchtigkeit wirkt – verfügt Rovema über die Technologie, die Enden mit Heißkleber verbindet, so dass reines Papier verwendet werden kann.
„Viele denken, dass Papier besser für die Umwelt ist, aber in Anbetracht der Auswirkungen auf die gesamte Kette bin ich überzeugt, dass ein perforierter PE-Sack besser abschneidet. Papier muss schließlich auch hergestellt werden, und Abfüllmaschinen verbrauchen in der Regel viel mehr Energie als beim Abfüllen von Plastikbeuteln. Aber es geht um die Wahrnehmung: Plastik ist zum Feind Nr. 1 geworden. Deshalb haben wir eine flexible Maschine entwickelt, die sowohl Papier als auch PE verarbeiten kann. Auf diese Weise können die Kunden je nach Marktbedürfnissen von einem Material zum anderen wechseln.“
VDH Concept aus Schoten druckt und stanzt Papierrollen. „Lassen wir das Thema beiseite, ob Papier umweltfreundlicher ist als Kunststoff, aber in der Wahrnehmung bekommen wir jeden Tag Anfragen aus ganz Europa, obwohl PE- oder OPPFolie billiger ist und auch bessere Lieferzeiten hat,“ sagt Jan Lode Van Den Heuvel. „In den Niederlanden wird noch weitgehend auf Plastik gesetzt, während in Belgien mehr Wert auf Präsentation und Erleben gelegt wird.“
Semoulin-Papierverpackungen
Verpackungsanlage und abgepackte Kartoffeln von Landjuweel
In Europa wird die Norm für Papierverpackungen bei 95 Prozent Papier als Rohstoff liegen, erklärt Jan Lode. „Wir arbeiten mit Perforationen, weil wir davon ausgehen, dass in einigen Jahren Monomaterial die Norm sein wird. Das heißt, dass es keinen Platz mehr für Netzfenster geben wird, sondern nur noch für Coating, um die Verpackung lebensmittelsicherer zu machen und zu sealen. Wir arbeiten mit zertifiziertem Papier von Mondi und bringen mit SQ-Papier unsere eigene Marke auf den Markt. Wir können auch sehr speziell perforieren und sorgen immer dafür, dass das Produkt gut sichtbar ist.“
VDH Concept verwendet 84-Gramm- und 136-Gramm-Papier. „Ich persönlich finde die zweite Option eigentlich ein wenig zu schwer. Es wird für größere Verpackungen verwendet und die Nachfrage ist geringer. Mit 84-Gramm-Papier schaffen wir es, bis zu 2,5 kg schwere Kissenverpackungen zu stanzen. Je dünner, desto besser für die Umwelt.“
Von Antwerpen nach Groningen. Dort ist Michiel Meijering vom Kartoffelspezialisten Landjuweel noch immer im Zwiespalt. „Kurzfristig erscheint mir das eine schöne und vielleicht auch nachhaltige Lösung zu sein, aber unsere Investitionsbereitschaft konzentriert sich in erster Linie auf zukunftssichere Verpackungstechniken.“
Michiel glaubt langfristig an die Verwendung von Kunststoff: „Papier kann höchstens siebenmal recycelt werden. Man braucht also jedes Mal neue Rohstoffe. Wenn sich die gesamte Verpackungsindustrie auf Papier konzentriert, müssen Millionen von Bäumen gepflanzt werden. Die haben allerdings eine lange Wachstumszeit. Das Angebot ist jetzt schon knapp, und das wird auf lange Sicht wahrscheinlich zu einem größeren Problem werden. Kunststoff hingegen können wir weiterhin recyceln, wenn wir das Verfahren weiter verfeinern und die Vorschriften dies unterstützen. Da die Ölvorräte endlich sind, ist auch Neukunststoff als Nebenprodukt der Ölraffination endlich, aber inzwischen gibt es so viel Kunststoff auf der Welt, dass die Rohstoffversorgung für das recycelte Material gesichert ist.“
„Selbst in der heutigen Zeit spricht einiges für Kunststoff, jedenfalls in den Niederlanden. Es wird geschätzt, dass weniger als 1 Prozent der Kartoffelverpackungen in unseren Supermärkten aus Papier bestehen. Ich sehe hauptsächlich lokale Produkte, Spezialitäten und Bioprodukte in Papier verpackt. Kunststoff ist billiger, bietet einen Mehrwert in Bezug auf die Haltbarkeit und erlaubt eine höhere Produktionsgeschwindigkeit für Verpackungen. Allerdings ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bevor die Technologie nachzieht. Auch hinsichtlich des Preisunterschieds sehe ich, dass die Gesellschaft allmählich bereit ist, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Ich gehe von einer leichten Zunahme von Papier aus, deshalb prüfen wir, ob wir unseren bestehenden Maschinenpark anpassen können. Wir wollen eine flexible Lösung.“ Gibt es Alternativen? „Nein, ich kann erst einmal keine erkennen. Jute ist nachhaltig, aber unglaublich teuer. Und bei losen Produkten gibt es das Problem der Haltbarkeit. Bei Kartoffeln sind das vor allem die Grünfärbung und die Tatsache, dass es schwieriger ist, sich mit einer Marke oder einer bestimmten Sorte zu unterscheiden. Verpackungsfrei ist zwar eine schöne Geschichte, aber die Zielgruppe ist klein.“ Stefaan Spriet von Spriet Potatoes in
Merelbeke hat vor kurzem eine neue
Maschine von Rovema gekauft. „Die
Maschine läuft gut, muss ich sagen. Seit letztem Jahr bieten wir Papierbeutel mit Netzfenster und Griff an. Es war eine Eigeninitiative, die nicht auf eine
Anfrage des Einzel- oder Fachhandels zurückging. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns sehr. Wir haben 2.400
Sonnenkollektoren und nutzen die Wärmerückgewinnung. Allerdings gibt es in mehreren Bereichen noch einiges zu tun, bevor Papierverpackungen zu einer
Erfolgsgeschichte werden können. Und ob es letztlich eine umweltfreundlichere Lösung ist als das dünne Kunststoff-
Monomaterial, das man bereits in vielen
Supermärkten findet, ist nicht immer klar. Beide Verpackungsarten haben ihre Pros und Contras. Wir bekommen jedoch positive Reaktionen von unseren Kunden, die sich freuen, dass sie ihren Kunden diese Verpackung anbieten können. Nach dem Sealen mit einer Beschichtung verschließt Spriet Potatoes seine Papier-Bio-Verpackungen in vorgefertigten Beuteln in der Nähstraße. Feuchtigkeit kann ein Problem sein. Vor allem in den Kühlzellen werden die Beutel feucht, aber sobald sie in der trockenen Umgebung des Supermarktes sind, härtet das Papier wieder gut aus“, sagt Stefaan.
Der Verpackungsspezialist Paardekooper aus Oud-Beijerland beliefert die Kartoffelpacker mit beschichtetem Papier des deutschen Papierherstellers Cartomat. „Wir haben sieben Jahre Erfahrung mit Beschichtungen und können relativ schnell liefern,“ sagt Ronald Borst. „Die Rollen können auf den meisten Form-, Füll- und Verschließmaschinen eingesetzt werden und erreichen eine hohe Taktrate pro Minute. Unser nassfestes Papier, für Kartoffeln und Zwiebeln unabdingbar, ist mechanisch und nicht chemisch verstärkt. Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit verwenden wir nur reines Papier. Recy-
Warnez-Papierverpackungen
clingpapier kann schließlich von überall her kommen. Am Anfang war die Begeisterung für die Papierrollen wegen des Kostenpreises nicht sehr groß. Jetzt belebt sich der Markt. Aber die Packer selbst sind meist nicht die Nachfrager, sondern der Einzelhandel, der aufgrund der Verbraucherperspektive ausdrücklich danach fragt. Kunststoff wird aufgrund der Plastiksuppe in den Ozeanen abgelehnt, aber einige Obst- und Gemüse-Produkte brauchen Plastik, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Allerdings müssen wir diese Sache vom Ende her betrachten. Auch bei der Herstellung von Papier wird viel CO2 ausgestoßen und es kann nicht ewig recycelt werden, weil die Fasern immer kürzer werden. 80 Prozent des von uns gelieferten Verpackungsmaterials ist nach wie vor kunststoffbasiert.“
„Unser Hauptprodukt ist das 100-GrammPapier für 2,5 kg-Verpackungen. Es sollte nicht zu dick sein, da Papier eine thermische Barriere für die Schweißschiene darstellt, während bei Kunststoff schon wenig Wärme ausreicht, um den Beutel zu verschließen. Die Rollen können mit dem wasserbasierten Lack nur an den Stellen bedruckt werden, an denen der Beutel gesealt wird, oder auf der gesamten Oberfläche beschichtet werden. Dies ist praktisch bei einer Papierrolle, die für mehrere Formate verwendet wird, denn dann ist die Beschichtung überall da, wo man sealt. Das Lochmuster ist einzigartig für uns. Dann braucht man kein Netzfenster, obwohl es auch die Möglichkeit eines abbaubaren Zellulosenetzes gibt, das dann vollständig im Recyclingprozess verschwindet. Wir sind jedoch der Meinung, dass reineres Papier besser für das Recycling ist,“ bemerkt Ronald.
So wurde Paardekooper Lieferant von Warnez in Tielt, als das Unternehmen auf Anfrage eines belgischen Supermarktes hin Rollenpapier für einen 2,5-kg-Sack suchte. „Vorgeformte Papierbeutel gibt es schon seit langem, und viele Verpacker arbeiten mit ihnen“, sagt Peter Van Steenkiste. „Auch wir haben vorgeformte Beutel von Semoulin. Seit März 2019 beziehen wir auf Wunsch eines anderen Kunden von diesem Lieferanten auch Rollenpapier für Verpackungen ohne Falz. Tests hatten gezeigt, dass Kraftpapier nicht stabil genug war. Es wurde weißes Papier benötigt. In Belgien waren wir die ersten, die im April 2021 mit einem 2,5-kg-Beutel von der Rolle kamen. Die Beschichtung wird nur dort aufgetragen, wo gesealt wird, um die 95-Prozent-Norm zu erreichen. Papier ist schwächer als Kunststoff, und es ist nicht auszuschließen, dass der Griff reißt, aber alles in allem ist die Tasche ziemlich stabil. Für den 2,5-kg-Beutel verwenden wir 100-Gramm-Papier, für die 1-kg-Verpackung 80-Gramm-Papier. Wir haben gestanzte Verpackungen und Beutel mit Zellulosenetz, die beide zum Altpapier können. Wir trauen uns zu, die Linie für die 1 kg-Säcke zu automatisieren, aber wir lassen die 2,5 kg-Pakete nicht von einem Roboter greifen, um sie in die Kiste zu legen. Es besteht schließlich immer die Gefahr des Zerreißens. Und selbst wenn es nicht oft vorkommt, 1 zu 500 schon zu viel.“
Im Papiersegment möchte Warnez komplett auf Rollenpapier umsteigen. „Mit vorgeformten Beuteln können wir nur eine Hubfrequenz von 12 pro Minute erreichen, ‚auf der Rolle‘ liegt die Geschwindigkeit schon mal bei x2. Aber unsere vorhandene Maschine für Papier auf Rollen kann noch nicht mit großen Kalibern umgehen. Wir sind gerade dabei, das Rohr und die Schulter der Maschine zu modifizieren, um vollständig von der Rolle verpacken zu können. Der Selbstkostenpreis spielt dabei auch eine Rolle“, sagt Peter, der angibt, dass er selbst nie für Papier auf Rollen werben wird. „Wir bieten es an, wenn die Kunden es wünschen. Vielleicht werden in Zukunft diesbezüglich auch behördliche Leitlinien erlassen. Hinsichtlich der Einnahmen ist es für uns ein Rückschritt, da wir die höheren Produktionskosten nicht komplett weitergeben können. Der Rohstoff ist nicht nur doppelt so teuer, auch die Produktionsgeschwindigkeit ist um 30 Prozent geringer und es ist mehr Handarbeit erforderlich. Außerdem sind die Lieferzeiten für Papier länger als für Kunststoff. Man muss also einen größeren Vorrat anlegen, der sich jedoch nicht unbegrenzt steigern lässt, da die Kunden jederzeit Änderungen am Design der Verpackung vornehmen können. Und ist Papier wirklich umweltfreundlicher? Auf der Grundlage des Circopack-Projekts in Zusammenarbeit mit der Universität Gent, bei dem wir eine spezifische wissenschaftliche Untersuchung zum Vergleich von 2,5-kg-Papierbeuteln mit PE und biobasiertem PE durchführen ließen, können wir durchaus feststellen, dass aufgrund erster Ergebnisse der derzeitigen LCAMethode Papierverpackungen für 2,5 kg Kartoffeln eine größere Umweltbelastung haben als PE und biobasiertes PE. Allerdings gilt dies speziell für 2,5 kg-Kartoffeln und darf nicht für andere Produkte oder Gewichtsklassen verallgemeinert werden.“
Aus Sicht von Warnez sieht Peter mehr Potenzial in biobasiertem PE. „Dieses Material wird zu mehr als 85 Prozent aus Zuckerrohr hergestellt und ist wie normales PE recycelbar. Es ist doppelt so teuer wie PE, aber immer noch billiger als Papier. Es läuft leicht auf den Maschinen, es ist dünn und spricht auch Kunden und Verbraucher an.“
Mark van der Kamp von Sarco Packaging, der in Gameren ILAPAK VFFS-Verpackungsmaschinen und verwandte Kunststoff- und Papierverpackungsmaterialien liefert, stimmt zu, dass bestehende vertikale Form-, Füll- und Verschließmaschinen oftmals für die Verarbeitung von Papierbeuteln angepasst werden müs-
sen. „Das ist nicht einfach Plug-and-Play. Nicht alle vorhandenen Form-, Füll- und Verschließmaschinen können für Papier verwendet werden. Oft muss ein neues Rohr montiert und ein Überdrucksystem an den Meißeln angebracht werden. Wer eine neue Maschine kauft, kann jedoch eine Linie erwerben, die sowohl mit PE als auch mit Hartkunststoffen (OPP/PP) und Papier umgehen kann. Wir sehen durchaus ein Interesse des Marktes aus Gründen der Nachhaltigkeit, wenngleich in diesem Sinne die Nachfrage nach dünneren Kunststofflösungen, die auf den vorhandenen Maschinen betrieben werden können, noch größer ist. Zum Beispiel bieten wir jetzt eine Lösung für 70-GrammPapier mit einem heißklebefähigen Lack auf Wasserbasis als Sealmedium an. Mit dieser Technik bleiben wir bei mehr als 95 Prozent Papier und das Material kann recycelt werden. Neben Papier von der Rolle und vorgeformten Papierbeuteln liefern wir auch Standardfolien sowie Folien aus nachwachsenden Rohstoffen (Green PE). Demnach haben wir einen breiten und guten Überblick über den Markt.“
„Papier ist ein wunderbares Material: Man kann es bedrucken, es hat ein sehr natürliches Aussehen, es fühlt sich angenehm an und ist auch sehr schön. Bei Kartoffeln blockiert es auch die UV-Strahlen, die für die Grünfärbung ursächlich sind. Aber die Rohstoffströme sind begrenzt, und wir sind als Branche noch nicht ganz so weit. Früher reichten die Rinde, die dünnen Sägeblätter und die Sägespäne aus der Holzindustrie aus, um Papier herzustellen. Jetzt werden ganze Bäume benötigt, um den Bedarf zu decken, und diese wachsen nicht ausreichend nach. Auch das treibt den Preis in die Höhe. Die Papierindustrie arbeitet bereits mit Tagespreisen, genau wie die Energiebranche. Der Markt ist unruhig. Der Kostenpreis eines Plastikbeutels für 2,5 Kilo Kartoffeln beträgt etwa 5 Cent, bei Papier ist er mindestens 2,5 bis 3 Mal so hoch. Alle Obst- und Gemüse-Verarbeiter und/oder -Verpacker, die Papier liefern, kämpfen mit dem Kostenpreis. Er wird aber von den Kunden nie vollständig erstattet, auch nicht die zusätzlichen Kosten durch mehr Personalstunden und geringere Produktionsgeschwindigkeit. Die Frage ist auch, wie nachhaltig das wirklich ist. Wie viele Liter Wasser braucht man für die Herstellung? Und welche Chemikalien sorgen dafür, dass es weiß wird? Es hört sich gut an, aber der Aufschwung entsteht in der Wahrnehmung der Verbraucher. Es liegt uns auch eher, Papier zu recyceln als Plastik. Das machen wir schon viel viel länger“, gibt Mark zu bedenken.
WO WIRD DIE BRANCHE IN 10 JAHREN STEHEN?
„Papier wird sicher weiterhin teurer bleiben als Plastik. Ich bezweifle, dass der Enthusiasmus innerhalb der Branche deutlich zunehmen wird. Mit Papier als Material lässt sich nun einmal schwer verpacken. In Frankreich sieht man bereits Verpackungen, deren Gewicht mit 100 Gramm über der Mindestgrenze für die Wiederverwendung von Kunststoff liegt“, sagt Mark. „Meine Prognose für die niederländische Supermarktlandschaft bleibt bei 80 Prozent PE-Folie. Dort hat der Preis Vorrang. In Belgien tippe ich auf ein Verhältnis von 60:40 oder sogar 50:50 zwischen PE und Papier, mit Großpackungen aus PE und kleineren Verpackungen und Bio-Produkten aus Papier“, prophezeit Jan Lode van den Heuvel von VDH Concept. „Papier wird nicht überwiegen, obwohl vieles von der europäischen Gesetzgebung über Verpackungen abhängen wird“, meint Ronald Borst von Paardekooper. „Das ist natürlich auch für mich die Schlüsselfrage!“ meint wiederum Michiel Meijering von Landjuweel. „Wenn ich die Antwort wüsste, könnte ich sofort entscheiden, in was ich investieren will. Aber um auf die Frage zu antworten: Ich erwarte mehr Papier, wobei das Massensegment bei PE bleiben wird.“ Robert Schram von Semoulin bezieht seit einigen Jahren folgenden Standpunkt: „Der Trend in Europa geht hin zu immer weniger Plastik. Bis 2025 müssen Tragetaschen abgeschafft werden. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Ich denke, dass mehrere Länder dem französischen Beispiel folgen und ein Plastikverbot für Obst und Gemüse mit einem Gewicht von weniger als anderthalb Kilo verhängen werden. Ich denke aber auch, dass die Regierungen die Umstellung durch Subventionen fördern müssen, damit ein Papierbeutel für Produkte, die in Papier verpackt werden können, nicht teurer ist als ein Plastikbeutel. Schließlich entscheiden sich die Verbraucher oft noch für die billigste Lösung. Und so wie sich die Kunststoffindustrie weiterentwickelt, so wird auch die Papierindustrie umwelttechnisch noch einen Sprung nach vorne machen. Die Wissenschaft bleibt nicht untätig, und das muss auch so sein.“
Die Rovema Verpackungsmaschine für Papier
info@molenaardappelen.nl info@greydanus.nl; robert.schram@semoulinpackaging.com jan.strijbos@rovema.nl jan@vdhconcept.com m.meijering@landjuweel.nl stefaan@sprietaardappelen.be; Ronaldborst@paardekooper.com peter@warnezpotatoes.be m.vanderkamp@sarcopacking.com