Führen am Berg
Der Alpenverein und das Führerwesen Vom Satzungsziel bis zum eigenständigen Verband Die Geschichte der Bergführer und des Alpenvereins ist die einer wechselvollen und vielschichtigen Entwicklung. Ein Rückblick auf die Ursprünge des Führerwesens lässt erahnen, weshalb uns heute mehr denn je gemeinsame Ziele und Zielgruppen verbinden.
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tellen wir uns den Alpenraum vor gut 150 Jahren vor: Städte und Dörfer sind noch mit Schotter straßen verbunden, auf denen Pferde fuhrwerke und -kutschen verkehren, im ländlichen Bereich sind Unterkünfte noch selten, Wege im heutigen Sinn verbinden Höfe, Streusiedlungen und Übergänge von Tal zu Tal. Die Region oberhalb von Wäldern und Almen ist
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Bergeerleben 01/21
für Einheimische nur als Jagdgebiet von Nutzen und damit nur wenigen Gamsjägern bekannt. Die Kenntnisse über die Bergregio nen der Alpen sind nur dürftig und nur wenige Reisende nehmen die Be schwerden einer Alpenreise auf sich. Mit dem Aufschwung der Städte und der Entwicklung eines kapillaren Eisenbahnnetzes erhalten die Alpen gebiete eine besondere Anziehungs kraft und erleben innerhalb weniger Jahrzehnte einen rasanten Struktur wandel. Der Alpenverein als Strukturhelfer Zur wirtschaftlichen, sozialen und kul turellen Veränderung des Alpenraums haben die Alpinen Vereine, so auch der
1862 als Österreichischer (ÖAV) und 1869 als Deutscher Alpenverein (DAV) gegründet, wesentlich beigetragen, wenn auch ursprünglich in unterschied licher Ausrichtung. ÖAV wie DAV hatten sich zwar dieselben Vereinszwecke und auch die Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele auf die Fahnen geschrie ben, doch während beim ÖAV sämt liche Fäden in Wien zusammenliefen, war in der Satzung des DAV bereits die „Herstellung von Wegen und Schutz hütten“ und insbesondere die Glie derung in „Sectionen“ verankert. Die Errichtung von Infrastrukturen und ein dezentraler Organisationsaufbau waren nämlich die wesentlichen Voraussetzun gen, die das Bergsteigen einer breiten Zielgruppe ermöglichen sollten.