M.A. Artists & so

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ARTISTS

Authentizität

Seit der Erfindung des Fotografie, welche erstmals im Jahr 1839 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hat sich die Fotografie stark verändert. Nach und nach versuchten Fotografen nicht mehr nur „Gemälde“ für die Elite fotografisch nach zu ahmen, sondern konnten – auch dank der technischen Entwicklung wie etwa kleineren Apparaten und kürzeren Belichtungszeiten – die Fotografie als eigene Kunstform etablieren. Neben Kunst wurde die Fotografie auch ein nicht mehr wegzudenkendes Zeitdokument, unabhängig von Manipulation oder Inszenierung. Situationen werden scheinbar greifbar, auch wenn sie einen unbekannten Ort oder fremde Menschen zeigen. Gerade der dokumentarische Charakter einer Fotografie lässt den Rezipienten „glauben“. Dieser fälschliche „Glaube“ an die Objektivität der Aufnahme und die Wahrhaftigkeit der Perspektive täuschen schnell, dem sollte man sich immer bewusst sein.

Auf den folgenden Seiten werde ich ausgewählte fotografische Haltungen mit erheblichem Beitrag zu dem heutigen Verständnis von Fotografie vorstellen. Bei der Auswahl der exemplarisch vorgestellten Fotokünstler*innen, habe ich versucht, einen kleinen Einblick in das fotografische Schaffen des jeweiligen Fotografens zu geben und habe gleichzeitig die Auswahl anhand meiner unterbewussten Einordnung von „Authentizität“ vorgenommen. So entsteht gleichzeitig ein Zugang zu meinem Verständnis von „authentischer“ Fotografie.

mit exemplarischen Arbeiten der Fotokünstler*innen
untersucht anhand fotografischer Haltungen & Fotokünstler*innen

Authentizität untersucht anhand fotografischer Haltungen

Die „Neue Sachlichkeit“ als neue Form der Fotografie.

Die „Neue Sachlichkeit“– entstanden in der Zwischenkriegzeit der 1920ern – unterschied sich von der bis dahin praktizierten Fotografie und sollte sich strikt von der Malerei als Mediem abheben. Mit ungewöhnlichen Perspektiven, überraschenden oder auch einfachen Motiven, starken Kontrasten und Detailgenauigkeit wurde ein schon fast dokumentarisch, realistischer Charakter erarbeitet. In diesem Zusammenhang konnten sich die Fotografen auch der Inszenierung bedienen, denn die „Neue Sachlichkeit“ verlangte nicht nach Objektivität.

Die strenge „Straight Photography“ kann der „Neuen Sachlichkeit zu geschrieben werden.

2014 formulierte es Kristina Lemke für das Staedelmuseum treffend: „[Die] Fotografien [der Neuen Sachlichkeit] laden den Betrachter dazu ein, das Reizvolle an scheinbar banalen Dingen zu entdecken.“

„Nude“ – 1939 „Cabbage Leaf“ – 1931
Edward Weston * 1886 +1958 – US Fotograf
„Charles Jourdan“ – 1978

Imogen Cunningham

* 1883 +1976 – US Fotografin

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„Glacial Lily“ – 1927 „Two Sisters“ – 1928 „Margaret Mather & Edward Weston“ – 1922 „Snake in a Bucket“ – 1920-1929 „The Unmade Bed“ – 1957 „Aiko‘s Hands“ – 1971

Die „Dokumentarische Fotografie“ als Zeit-Dokument.

In der „Dokumentarfotografie“ (seit etwa 1930) wird die zeitgenössische Wirklichkeit abgebildet, ohne vollste Objektivität zu erlangen. Der sozialkritische Faktor beeinflusst immer die Arbeiten subjektiv. Eine strenge Komposition, Bildschärfe und Detailtreue sind relevant. Der Fotojournalismus dahingegen entsteht aus dem tagesaktuellen Anlass und hat einen Auftraggeber im Hintergrund.

Die Fotoagentur Magnum – gegründet von Fotografen selbst – setzte sich als erste für das Urheberrecht der Fotografen ein und ermöglichte es den Mitgliedern ihren dokumentarischen Arbeiten nachzugehen, ohne sich dem journalistischen Druck der Illustrierten beugen zu müssen. Dabei begaben sie sich oft in gefährliche Krisengebiet, recherchierten und setzen sich oft wochenlang mit der Situation auseineander. Sie verstanden sich nicht nur als Reporter, sondern auch als Künstler und forderten angemessene Anerkennung für ihre Arbeiten.

Henri Cartier-Bresson

* 1908 +2004 – französischer Fotograf & Filmemacher

„Seville“ 1933 „Simiane-la-Rotonde, France“ – 1969 „Gathering of Delegations from all over the Soviet Union to celebrate the Day of Sports, Moscow“ – 1954 (Magnum Photo Mitbegründer)

Dorothea Lange

* 1895 + 1965 – US Dokumentarfotografin

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„May Day Listener at Rally“ – 1934 „Untitled (Church Service)“ – um 1953 „Brawley, imperial valley, in farm security administration (fsa) migratory labor camp“ – 1939 „Egyptian Village“ – 1963 „Migrant Mother“ – 1936 „James Roosevelt Campaigning“ – 1934

Während die Dokumentarfotografie den Fokus auf ein konkretes Motiv beziehungsweise Subjekt legt, wirft die Straßenfotografie eher einen zufälligen Blick auf eine Szenerie. Zusammenfassend sieht man also meist anonyme Menschen im öffentlichen Raum aus einer gewissen Distanz heraus. In der Straßenfotografie bleibt somit offen, wie der Fotograf zu seiner aufgenommenen Situation/Person steht und dem Betrachter der Fotografie steht es frei zu interpretieren.

Straßenfotograf*innen sind also abhängig vom Zufall entscheidender Momente, die es aufzunhemen gilt und müssen diesen im richtigen Moment und der besten Perspektive ab- und einfangen.

Im besten Falle bleibt der Blick des Rezipienten, ob durch die gestalterische Komposition oder einem überraschenden Motiv, auf der Fotografie haften und regt zum Nachdenken oder Schmunzeln an.

2000
– 1950
„Straßenfotografie“ ohne genaue Definition; und doch anders.
„New York City“ –
„Wilmington“
1993 Elliott Erwitt * 1928 – US Fotograf mit russischen Wurzeln
„Vatican City“ –

Gisèle Freund

* 1908 +2000 – Deutsch-französische Fotografin & Soziologin

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„Bismarck Monument“ – 1933 „Marcel Duchamp“ – 1966 „Henry Moore, Much Hadham“ – 1959 „Une rue à Paris“ – 1935 „Untitled“ – ca. 1960-69 „De Gaulle et Malraux“ – 1962 „Champion of the sheep contest“ Gisèle Freund „Evita Peron, Argentine“ Gisèle Freund

Ein Gefühl der Nostalgie durch den Fotojournalismus.

Kurt Schwarz hält in der Auswahl seiner Fotografien von 1958 bis 1990 die „Ost-Berliner Lebenswelten“ fest. Er arbeitete als freier Fotograf in der DDR und war sowohl als Fotojournalist als auch als Werbefotograf tätig. Ob für die „Berliner Zeitung“, Fotoreportagen für z.B. der „Neuen Berliner Illustrierten“ oder dem „Horizont“. Auf seinen Dienstreisen für die verschiedensten Kunden, hielt er seine Mitwelt fotografisch für die Nachwelt fest, so auch die Nachwendezeit.

1998 zog er von Berlin nach Mönkebude am Stettiner Haff. Durch seine Affinität zum Segeln wechselten seine Motive nun zu Meeres- und Küstenlandschaften. Erst seit dem Jahr 2011 fotografiert er digital.

Seit 2021 hat die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa eine online Auswahl seiner Arbeiten mit über 1.500 Fotografien auf der Seite „museumdigital“ ermöglicht.

Kurt Schwarz

* 1937 – Deutscher Fotojournalist

„Frau mit Sonnenschutz aus Zeitung“ – 1968 „Zwei Frauen auf Dachgarten des Alexanderhauses“ – 1967 „Seniorenin einem Altersheim“ – 1960
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Abriss des „HO-Warenhauses“ – 1968 „Kabine im Hotelschiff“ – 1968 „Frau wirft Geld aus dem Fenster“ – 1960er „Elefant vor Gaststätte Sternchen“ – 1965 „Kinderfrisiersalon Baumschulenweg“ – 1967 „Dompteurin Ursula Böttcher bei einer Eisbärenvorführung“ – 1975

Die „Wahrheit des Unsensationellen“ in einem stillen Land.

Roger Melis dokumentierte das Leben der Ostdeutschen drei Jahrzehnte lang. Teilweise unter Zensur oder Beobachtung des Staats, da er unter anderem mit verbotenen Künstlern in Verbindung stand. Er wurde durch seine Künstler- und Autorenportraits bekannt, aber aus heutiger Sicht ist er mit seinem Archiv mit mehr als 1.000 Werken, ein Zeitzeuge der alten DDR, besonders im Hinblick auf Atmosphäre und Symolik in der Gesellschaft. Roger Melis zeigt die Individuen, die Menschen hinter dem Kollektiv der DDR und gilt als Mitbegründer sowie Meister des ostdeutschen Fotorealismus.

Als einer der wenigen Ost-Berliner wurde Roger Melis im Jahr 1982 die Ehre zu Teil, für eine vierwöchige Studienreise, nach Paris zu reisen. Ohne wirklich die Stadt oder Sprache zu kennen und ohne Geld, wirft er sich in das dortige Leben. Er zeigt nicht nur den Wohlstand und Prunk der Reichen, sondern auch das (Über-)Leben der Mittel- und Unterschicht in Paris, der ominösen, geheimnisvollen Stadt. Das Pariser Alltagsgeschehen hält er in dem Band „Paris zu Fuß“ fest, welches eines der meistverkauften Bildbände der DDR wurde.

„In der Kantine“ – 1974 „Chemiefaserwerk Premnitz“ – 1975 „Ein Tag in Ost-Berlin“ – 1998 Roger Melis * 1940 +2009 – Deutscher Fotojournalist

„Hommage à Friedrich Seidenstücker, Almstadtstraße Berlin“ – 1978

„Neubaugebiet, Berlin Marzahn“

– 1983

„Sonntagnachmittag, Bitterfeld“

– 1974

„Null Uhr, Alexanderplatz Berlin“

– 1986

„...und London..., Oxford Street“

– 1988

„Parade zum Tag der Befreiung“

– 1965

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„Place de L‘Opéra, Paris, 1981“ Roger Melis

Zuerst war im Bauhaus Fotografie nur ein Medium, architektonische Werke zu dokumentieren und zu verbreiten. Mit der ersten kompakten Kamera 1925, der Leica, fand man auch an der Hochschule großes Gefallen an der Fotografie.

So wurde sich zu Beginn – unter Walter Gropius und László Moholy-Nagy –von festgelegten Kompositionen und Gestaltungsregeln gelöst. Das individuelle Experimentieren stand im Vordergrund, entgegen der „Straight Photography“, welche von den lehrenden Nachfolgern Hannes Meyer und Walter Peterhans am Bauhaus folgte. Sie unterrichteten Sachfotografie im Sinne der technischen Perfektion und dem akkuratem Arbeiten.

Nach der Schließung des Bauhauses 1933, umfasste das Baushaus Vermächtnis eine Fotosammlung von 117 verschiedenen Fotokünstlern.

„Komposition“ – 1926

Die Fotografie im „Bauhaus“: vom „Neuen Sehen“ zur angewandten Sachfotografie.
1897 +1960 – deutscher Fotograf
„Charles Jourdan“ – 1978 „Karfreitagszauber“ – 1929 Walter Peterhans *

László Moholy-Nagy

* 1895 +1946 – US-ungarischer Maler, Fotograf, Typograf & Bühnenbildner

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„Self-Portrait“ – 1925 „12 Fotografien“ – 1920-39 „Sans titre, Hongrie“ – 1925-27 „Lyon Stadium“ – 1929 „Snake in a Bucket“ – 1920-1929

Mit „The Americans“ schuf Robert Frank einen neuen ungestellten und „authentischen“ Blick auf die USA der 50er Jahre.

Robert Frank wuchs in der Schweiz auf, absolvierte dort seine Fotografenausbildung und arbeitete mit namenhaften Fotografen zusammen. 1947 zog er schließlich nach New York und erhielt 1954 das ,Guggenheim Memorial Foundation‘ Stipendium als erster Europäer. Mit diesem reiste er 1955 und 1956, jeweils für drei Monate, durch die USA. Es entstanden 28.000 Fotografien, von welchen 83 Abzüge für den Fotoband „The Americans“ ausgewählt wurden. In diesem zeigt er aus der Sicht eines Europäers den Seelenzustand der Amerikaner; niemals neutral, immer mit einer (kritischen) Haltung und zeigt das, was für andere unsichtbar bleibt. Er gilt als Wegweiser der Streetfotografie, auch als subjektivierende Dokumentarfotografie bezeichnet. Neu an seinen Arbeiten war die bis dahin nicht gekannte direkte, intensive Bildsprache mit Schnappschuss-Faktor. Im Fokus stand das Alltägliche, denn Robert Frank fotografierte spontan. „Er ließ sich so stark von seinem Instinkt leiten, dass er manchmal gar nicht durch den Sucher schaute. Er hielt die Kamera dann einfach an seiner Seite oder unter den Arm geklemmt und drückte ab“ (Westerbeck, S. 647, 1998).

„Butte, Montana“ – 1956
*1924 +2019 schweizerisch-amerikanischer
„Cadillac Showroom“ – 1955
Robert Frank
Fotograf & Regisseur
„NYC 5TH Avenue“ – ca. 1960
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„San Francisco“ – 1956 „Parade, Hoboken, New Jersey“ – 1955 „Mary Pablo Andrea“ – 1954 „Belle Isle, Detroit“ –1955 „Chicago“ – 1956 „Political Rally, Chicago“ – 1956

Während Lyons Geschichtsstudium an der University of Chicago, fotografierte und dokumentierte er die Proteste, Versammlungen, Verhaftungen und Trauerfeiern der ,Civil Rights Movement‘. Diese Aufnahmen wurden mit die wichtigsten der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Noch bevor der Film Easy Rider (1969) das amerikanische Leben mit dem Lebensgefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und Harley-Davidson-Klischees romantisierte, nahm Lyons den Betrachter mit in die hautnahe, schonungslose Welt des Chicago Outlaws Motorcycle Club. Bevor etwas den Mainstream erreichte, befasste er sich bereits mit der Thematik. So war er auch der erste Fotograf, der den Alltag der Insassen und Wärter des texanischen Gefängnisses festhielt. Vielleicht weil Danny Lyon sich vorrangig mit, zur jeweiligen Zeit, aktuellen sozialen Randgruppen und Subkulturen auseinandersetzte. Zum einen um die eigene Abenteuerlust zu stillen und zum anderen, um ein Gegengewicht zu den Massenmedien zu erzeugen. Er arbeitet mit einer subjektiven Form der dokumentarischen Fotografie, gibt sich in die Situation hinein und traut sich an die Menschen heran.

„Meine größte Stärke ist meine Empathie mit Menschen, die anders sind als ich.”
„Weight Lifters, Ramsey Unit, Texas Prison“ – 1968
Danny
amerikanischer
„From Dayton to Colombus, Ohio, The Bikeriders Portfolio“ – 1966
Lyon *1942
Fotograf & Filmemacher
„Nuevo Laredo, Mexico“ – 1996
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„Texas Prison Rodeo“ – 1968 „Civil Rights Series, Eddie Brown calmly being carried off,, – 1963 „Prison Series (9 Security Monitors on Wall)“ – 1968 „Civil Rights Series (Woman In Paddy Wagon)“ – 1963 „The Arrest of Taylor Washington, Atlanta“ – 1963 „Memories of the southern Civil Rights Movement“ – 1962 bis 1964

Kalvar ist Meister darin, die Banalität und die flüchtigen Absurditäten des Alltags im richtigen Moment einzufangen, so dass die abgebildete Situation unwirklich, gar ironisch wirkt.

Richard Kalvar sagt selbst treffend über seine Arbeit: „Ich bin nicht wild auf die Bezeichnung “street photography” um das zu beschreiben, was ich mache, weil meine Tätigkeit nicht notwendigerweise auf Straßen stattfindet. Die Bilder können auch auf einem Bauernhof entstehen, im Zoo, in einem Büro und so weiter. Die allgemeine Kategorie “ nicht gestellte Bilder von Menschen” trifft eher zu und dann die Unterkategorie “auf denen nichts Besonderes stattfindet”. [...] Das ist es, was ich gerne mache: Spielen mit der ganz normalen Wirklichkeit, wobei sich meine “Akteure” ihrer Rolle nicht bewusst sind, sich also nicht im Pose werfen in dem “Drama”, in dem ich sie einsetze. [...] So lange man das Geschehen nicht manipuliert durch bewusste Posen oder digitale Veränderung kann man Szene erschaffen die beides zugleich sind, glaubwürdig ebenso wie absurd. Sie alle sind Impressionen.“ Er lässt die Motive (die Menschen) unbeobachtet ihre eigenen Geschichten erzählen und zaubert durch seine Perspektive einen ganz neuen Blick sowie eine neue Geschichte ins Image.

„I think there‘s an important element of things just happening. There‘s a question of feeling.“
„Piazza della Rotonda. Rome“ – 1980 „New York City“ – 1969
Richard Kalvar *1944 – US-Fotograf in Paris lebend
„Via del Corso. Rome, Ityla.“ – 1981
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„Man looking for lost item behind park bench. Hamburg, Germany“ – 1973 „Foot, ice cream popsicle and guitar on West 4th street. USA“ – 1970 „Cat show at the Espace Champerret. Paris“ – 1985 „Warsop Vale, England“ – 1974 „Thanksgiving dinner. USA“ – 1976 „Hairdresser‘s. Rome, Italy“ – 1981 „New York City, USA“ – 1976 „Nîmes, France“ – 1989 „Vatican City“ – 1978 „Sunbathing woman, Bryant Park, New York, 1969“ Richard Kalvar

Zeitgenössischer Realismus in der Fotografie

Nan Goldin ist bekannt für ihre persönlichen Arbeiten gerade im Bezug auf die Themen Sex, Drogen und Gewalt. Sie dokumentiert sich und ihr Umfeld schonungslos und zeigt so auch die Subkulturen der LGTB Community besonders in den 1980ern.

Erst inspiriert durch die Modefotografen Helmut Newton und Guy Bourdin, unerschrocken vor Nackheit und Skurrilität. Später dann nahm sie sich etwa an dem Fotografen Larry Clark ein Vorbild, welcher vorwiegend durch seine Fotografien von sexuellen Handlungen und Drogenkonsum der Jugendszene bekannt wurde. Weiter beeinflusste Diane Arbus Nan Golden, mit ihren charakterstarken Porträtaufnahmen aus dem breiten Feld der Gesellschaft. Ein Auszug der Arbeiten beider Fotografen ist auf der folgenden Doppelseite zu finden.

Nan Goldins Arbeiten wirken wie Schnappschüsse aus „authentischen“ Dokumentarfilm, als wäre man ganz nah an der Situation und wird durch die emotionale Tiefe festgehalten hinzusehen und die Metaebene zu verstehen.

„French
– 1976 - 1977 „Pentax
– 1980
Vogue“
Calendar“
Guy Bourdin *1928 +1991 – französischer Modefotograf
„Charles Jourdan“ –
1978

Nan Goldin

*1953 – US Fotografin

„Swan-like

„Gilles and Gotscho in my hotel room“

– 1992; „Gotscho kissing Gilles“ & „Gilles in his hospital bed“

– 1993

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„Philippe H. and Suzanne Kissing at Euthanasia“ – 1981 embrace“ – 2001 „C.Z. and Max on the Beach, Truro“ – 1976 „Nan one month after being battered“ – 1984 „Max and Richard“ – 1983

Larry Clark

*1943 – US Fotograf/Filmregisseur

Untitled (from Tulsa) – um 1970 Untitled – 1963 Untitled (from Tulsa) – 1971 Untitled (from Tulsa) – um 1970 Couple (Tulsa) – 1971 Untitled (From Tulsa) – um 1963 - 1971

Diane Arbus

*1923 +1971 – US Fotografin/Fotojournalistin

„A young man and his girlfriend with hot dogs“ – 1971

„Woman with a veil on Fifth Avenue“ – 1968

„Woman at a counter smoking“ – 1962

„Retired man and his wife at home in a nudist camp one morning“ – 1963

„Topless dancer in her dressing room“ – 1968

„Two ladies at the automat“ – 1966

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Authentizität & Einzigartigkeit: Ein gesellschaftliches Konstrukt in Verbindung zu einer zugehörigen Gruppenidentität?

Die Fotografin Ari Versluis und die Stylistin Ellie Uyttenbroek haben im Oktober 1994 ihr Projekt “Exactitudes“ in Rotterdam gestartet. Das Projekt zeigt wie unser Wunsch, uns zu differenzieren, auch mit dem Bedürfnis einhergeht, einer bestimmten Gruppe anzugehören. Bis Heute mit mehr als dreitausend abgebildeten Menschen, isoliert vor einem neutralen Hintergrund fotografiert und in soziale Typen und Subkulturen kategorisiert. So basiert ihre Abreit auf der sorgfältiger Beobachtung, Isolierung, Kategorisierung und Dokumentation. Eine ähnliche Herangehensweise wählten bereits 1973 Bernd & Hilla Becher. In ihrer Fotoreihe zeigen sie eine systematische Dokumentation und Fallstudie zu verschwundenen architektonischen Relikten.

Der Stil des Paares hat eine ganze Generation von Fotografen geprägt, die jetzt als Düsseldorfer Photoschule bekannt ist. Zu den bekanntesten Schülern der Bechers gehören Andreas Gursky oder Thomas Struth.

„Framework House: Rensdorfstraße 1, Salchendorf“ – 1961 „Framework House: Konrad-AdenauerStraße 1, Niederfischbach“ – 1962
Bernd & Hilla Becher *1931 & 1934 +2007 & 2015 – deutsche Fotokünstler
„Framework House: Rensdorfstraße 5, Salchendorf“ – 1959

Versluis & Uyttenbroek

Das sich bestimmte Subkulturen anhand von Kleidung und Lebensstilen definieren ist garnicht mehr so einfach. Trends durchlaufen eine massive Globalisierung und so aussergewöhnlich sie erst scheinen, sind sie innerhalb kürzester Zeit im Mainstream angekommen. Jeder möchte seiner Indivualität Ausdruck verleihen, setzt sich aber nicht mit dem sozialen Hintergrund auseinander. So tragen etwa brave Charts-Hörer, T-Shirts bekannter (nie gehörter) Hard-Rock-Bands. Es wird durch verschiedene soziale Strömungen und das politische Geschehen immer Subkulturen geben, es gilt nur die zu finden, die ihre Einstelung authentisch leben.

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„What‘s up g“ - Rotterdam/Berlin – 2013 „Gabbers“ - Rotterdam – 1994
*1961 & 1965 – Niederländisches Duo
„Mohawks“ - Rotterdam – 1998 „Auntie never ever“- Rotterdam – 2010

Rausgehen & Ausprobieren: eine Freikarte für das Unerwartete.

Meyerowitz war früh ein begeisterter Maler und Comic-Zeichner. So besuchte er zunächst eine Kunstschule, gelang durch diese in die Werbebranche, aber widmete sich ab 1962 ohne formale Ausbildung der Fotografie. Im Stile der Straßenfotografie von Henri Cartier-Bresson dokumentierte er die Straßen von seiner Heimatstadt New York. So wurde er zu einem der einflussreichsten Fotografen der Gegenwart und (neben William Eggleston und Stephen Shore) Pionier der Farbfotografie. Die Experten ordneten diese zu Beginn bloß der Werbung, Magazinen und Privatalben zu. Aber laut Meyerowitz ist die Welt bunt, wieso solle man sie dann nicht so darstellen?

Sein Antrieb waren Experimentierfreude und der Reiz des Unbekannten, so erfand er sich stets neu. Laut Meyerowitz, ist eine Kamera zu tragen, wie eine Freikarte für das Unerwartete.

1970 widmete er sich der Landschaftsfotografie und inzwischen fokussiert er sich auf die Fotografie von Stillleben.

– 1965 „Fallen
– 1967
„New York City“
Man“
1993 Joel
*1938 – Us-amerikanischer Fotograf
„Jeff Mermelstein“ –
Meyerowitz

„New York City“ – 1975

„New York City“ – 1963

„Common Sense“ – 1995-99

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„Daisy, Provincetown“ – 1982 „New York City“ – 1963 „New Year‘s Eve“ – 1965 & „New York City“ – 1963
„Anawanda Lake, New York, 1970“
Joel Meyerowitz

Seiner Zeit weit voraus – durch ganz Amerika und zurück.

Stephen Shore wurde für seine Fotografie des banal Trivialen bekannt und ist einer der Fotografen der Gegenwart. Mit 12 Jahren verkauft er erste Bilder an Mütter am Spielplatz, mit 18 lernt er Andy Warhol kennen und verbringt viel Zeit in Warhols Künstler Factory. So sind auch seine Aufnahmen zwischen 1965 und 1967 im Katalog zu Andy Warhols Show zu finden.

Beim späteren Roadtrip findet er gefallen am alltäglich (banalen) Leben der Amerikaner. So alltägliche Dinge, dass sie in unserem Leben aus dem Fokus geraten.

Mit gerade mal 23 Jahren hat er als zweiter Künstler jemals eine Solo Austellung im MET (Metropolitan Museum of Art).

Seine Arbeiten wirken oft wie bloße Schnappschüsse. Dabei dokumentiert er den Wandel der amerikanischen Kultur. Gerade auch die neue Düsseldorfer Fotografie beeinflusste er sehr.

Seiner Meinung nach, ist die beste Fotografie, die die das Unmittelbare, Formalisitsche, Dokumentarische und die Äquivalenz verbindet.

„Untitled (from Yankees training)“ – 1978 „Room 125, Westbank Motel, Idaho“ – 1973
* 1947 – Us-amerikanischer
„Stampeder Motel, Ontario“ – 1973
Stephen Shore
Fotograf
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„Untitled“ – 1974 „Lee Cramer, Bel Air“ – 1983 „Ginger Shore“ – 1977 „Luzzara, Italy“ – 1993 „Self Portrait“ – 1976 Warhol‘s factory – ca. 1965 Andy Warhol & Lou Reed – 1966

„Ich hatte weder den Anspruch, Kunstwerke zu schaffen, noch neue Formen zu erfinden, sondern sichtbar zu machen, was mir am Herzen lag: der Mensch, seine Freuden und Leiden, seine Hoffnungen und Ängste.“

»Ich wollte Soziologin werden, weil mich die Vielfalt sozialer Probleme interessierte. Ich wurde aus Notwendigkeit Fotografin.«

Gisèle Freund

Zitate der deutsch-französischen Fotografin

„Sportflecken“ Wolfgang Tillmans

Zeitgenössischer Realismus in der Fotografie anhand vom Beispiel verschiedener Künstler

Ähnlich wie Nan Goldin dokumentierte Wolfgang Tillmans zu Beginn seiner Karriere die Jugend- und Popkultur sowie die Club- und Schwulenszene in London, wo er zu diesem Zeitpunkt studierte. Noch heute haben seine Arbeiten einen dokumentarischen Charakter, teils von seinem, teils vom Leben seiner Freunde.

Neben der eingesetzten Ästhetik und einem eher unkonventionellen Umgang mit der Fotografie, geht es Wolfgang Tillmans um gesellschaftspolitische Themen und schaffte es so einer der einflussreichsten zeitgenössischen Fotografen zu werden.

Sogar die Art des Ausstellens – mit gerahmten und ungerahmten, mal nur an der Wand fixierten Arbeiten, aus verschiedensten Fotografieabzügen und Drucken – waren stilprägend.

Neben vielen anderen Preisen wurde ihm im Jahr 2000 als erster Fotograf und auch als erster nicht-Brite der Turner Prize als wichtigster Kunstpreis für moderne Kunst in Großbritannien verliehen.

„Schneckenstillleben“ – 2004
Wolfgang Tillmans *1968
„Moby, London“ – 1993 „Domestic scene, Remscheid“ – 1991
– deutscher Künstler & Fotograf
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„Arms and Legs“ – 2014 „Man Pissing on Chair“ – 1997 „Astro Crusto“ – 2012 „Omen“ –1991

Thomas Struth

„Audience 6 (Galleria Dell‘Accademia)“ – 2004 „Stanze di Raffaello I“ – 1990 „Three White Water Lilies, N° 52“ – 1993 „Louvre 2“ – 1989 „The Rothko Chapel“ 2007 *1954 – deutscher Fotograf „Aquarium“ – 2013

William Eggleston

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„Greenwood“ – 1971 Untitled – ca. 1960 Untitled (three girls) – 1975 Untitled from True Stories – ca. 1986 „Sumner, Mississippi“ – 1970 „Winston – The Democratic Forest“ – 1983-86 *1939 – US Fotograf

Martin Paar als König der schon fast ironischen Authentizität.

Der Fotokünstler Martin Parr zeigt ironische Abbilder verschiedener gesellschaftlicher Realitäten. Er setzt sich mit dem vermeintlich unauthentischen/ langweiligen auseinander, wie Reichtum und Alltagssituationen. Dabei treibt er die Inszienierung mithilfe von Blitz und der Menschgemachten Perfektion, die in Imperfektion mündet, auf die Spitze.

Marc Tribelhorn formulierte es im Jahr 2013 im Artikel „Abgründe im Blitzlicht“ treffend für die Zürcher Zeitung: „(...)Schamlos und indiskret porträtiert er die soziale Wirklichkeit, den Materialismus und die Exzesse der Massenkultur. In den Bildern manifestieren sich aber auch Sympathien für das Nicht-Perfekte, das Kitschige, den menschlichen Makel.(...)“

Anders als zuvor genannte Fotografen, befasst sich Martin Parr auch mit Umfeldern, die er selbst nicht lebt.

„New Brighton, Merseyside from The Last Resort“ – 1983-85 „The Last Resort“ – 1983-86 „The Last Resort“ – 1983-86
Martin Parr *1968 – deutscher Künstler & Fotograf

„Woman‘s hand with cigarette“ – 1997-98 & „Small world Giza“ – 1993

„Not another Party!“ – 2004

„Ascot, Think of England“ – 1999

„Common Sense“ – 1995-99

„Ball of the Viennese Coffee Society“ – 2016

„Small world Giza“ – 1993

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„Japanese Commuters“ Martin Parr

Veronika Natter

* 1986 – Deutsche Stylistin, Fotografin & Art Directorin

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„Bavarian Reviera“ – 2020 „Hotel Rosi“ – 2019 „Plastic Cover Plane“ – 2014 „Hotel Rosi“ – 2019 „Vagina-Case at Midwife School“ – 2018 „Queen‘s Day Off“ – 2011

Zwischen Nostalgie und Trostlosigkeit.

Andrej Balco kommt aus Bratislava in der Slowakei. Als Absolvent am Institut für kreative Fotografie in Opava in der Tschechischen Republik, konzentriert er sich in seinen Arbeiten auf die Menschen selbst. Wie der Mensch mit seiner Umwelt interagiert und welche skurrilen Situationen ganz natürlich daraus entstehen.

Andrej Balco ist Mitbegründer und Mitglied des internationalen ostmitteleuropäischen Kollektivs „Sputnik Photos“. Das Kollektiv dokumentiert mithilfe der verschiedensten Film- und Foto-Künstlern die Transformationen in den unterschiedlichen Ländern des damaligen Ostblocks.

Die Menschen und ihe Umwelt wirken romantisch nostalgisch und gleichzeitig trostlos. In einer Zeit zwischen dem aufkommenden Wirtschaftswachstum und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen. Und für mich persönlich, der Frage nach Glück.

Andrej Balco

* 1973 – Slowakischer Dokumentarfotograf

„Pato, 52, has been unemployed for a long time. He just gets occasional jobs and lives in the rented flat with his wife and four children.“ – 2004

„Girls taking a sunbath in Pezinok“ – 2004 „Massage salon in Michalovce“ – 2004

„Domésticas: Rio de Janeiro, Rocinha“ – 2007

„Domésticas: Andrea“ – 2007

„A gypsy family is carrying home a slaughtered pig in their old Russian

„Daniela and Ladislav: unemployed

„At the border. Sunday wishes“ – ca. 2006

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couple smoking in a rented one-room flat. – 2004 Lada.“ – 2004

Mit 19 Jahren begann Jonas Bendiksen ein einjähriges Praktikum bei Magnum Photos in London. 2004 sollte er dort selbst als Fotograf beginnen, doch zuerst verschlug es ihn für eineige Jahre nach Russland und die ehemalige UdSSR. Er veröffentlichte seine dort entstandenen Arbeiten unter dem Titel „Satellites“ und konnte sich als Fotograf durchsetzen.

Im Jahr 2005 reiste er für drei Jahre durch vier verschiedene Slums weltweit, daraus entstand das Buch „The Places We Live“ sammt Ausstellung mit Projektionen sowie Sprachaufnahmen in einer dreidimensionalen Installation.

Bendiksen befasst sich mit der sozialen Situation von scheinbar isolierten Gemeinschaften, etwa von den Gastarbeitern in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Gentrifizierung von Slums oder dem vom Klimawandel bedingten Veränderungen. Dabei traut sich Jonas Bendiksen auf Gletscher oder in überschwemmte Gebiete um eben mitten im Geschehen zu sein und es festzuhalten.

„I love working on stories that get left behind in the race of the daily headlines.“
„Qatar“ – 2012 „UAE, Dubai“ – 2012
* 1977 – Norwegischer Fotojournalist
„UAE, Dubai“ – 2012
Jonas Bendiksen

„Asia’s biggest slum, Dharavi“

„Access to Life, Haiti“

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„Russian Summer“ – 2011 „UAE, Dubai“ – 2012 „The Coming Storm, Bangladesh“ – 2009 „The Big Melt, Tibet“
„UAE,
Dubai, 2012“ Jonas Bendiksen

Aufgrund der aktuellen Lage & dem Leid auf ganzen der Welt

Durch Bilder begreifbar machen, was nicht zu begreifen ist.

Angesichts der aktuellen Lage, dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, komme ich nicht umhin, micht mit dem Kriegsjournalismus auseinander zu setzen.

Zivilisten sterben an der unmittelbaren Grenze der EU. Menschen müssen flüchten, ihre Familien und ihr Zuhause zurück lassen. Sie sind einer Situation ausgesetzt, für die sie keine Verantwortung tragen.

Ins Land selbst reisen nur noch freiwillige Kämpfer, der ein oder andere Politiker und Kriegsjournalisten. Letztere haben es sich zum Beruf gemacht in Krisen- und Kriegsgebiete einzureisen und das dortige Geschehen für die Welt sichtbar zu machen. Kriegsjournalisten fangen die Emotionen ein, die man sich niemals und keinem anderen ebenso, wünschen würde. Sie schaffen einen Eindruck von einer Situation, von der es viel zu viele Sichtweisen und Schicksale gibt. Auch wenn die Fotografie es ermöglicht, des Geschehene einzufassen, ist sie niemals allumfassend. Der Kriegsjournalist kann also nicht dem Anspruch entsprechen, Gut und Böse heraus zu arbeiten, objektiv und neutral zu arbeiten sowie alle Facetten des Krieges abzubilden. Der Krieg ist ein Ausnahmezustand für alle Menschen, ihre Entscheidungen und ihre Tätigkeiten. Gut und Böse verschwimmen und nur Trauer, Hass, Elend, Zerstörung und Tod bleibt.

Gerade in den sozialen Medien verselbstständigt sich die Kriegsberichterstattung. Ansichten werden zu Selbstläufern, Desinformationen werden verbreitet und man selbst sitzt Zuhause und kann sich nur die Bilder anschauen um zu verstehen was passiert.

Hinter jedem dieser Bilder steht auch ein*e Fotograf*in, bewaffnet mit Kamera, um uns – den im Schutz des Alltags verharrenden Priviligierten – begreiflich zu machen, welches Außmaß herrscht. Das wir eben nicht unsere Augen vor dem verschließen können was passiert, ob an den Grenzen der EU oder auf der anderen Seite des Planetens.

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Die menschliche Zerbrechlichkeit, die uns zu Menschen macht.

2007 konnte William Daniels, dank eines Stipendiums, eines seiner ersten persönlichen Projekte in der noch jungen und fragilen Republik Kirgisistan beginnen. Seit dem Jahr 2013 beschäftigt er sich mit über zehn Besuchen mit der Zentralafrikanische Republik. Die Region ist auf Grund der damaligen französischen Kolonieherrschaft zersplittert. So leben Gemeinden noch heute unter gegenseitiger Anfeindung und Gewalt.

2014 wurde Daniels Arbeit als 100 Meter langes Fresko entlang der Seine in Paris ausgestellt, 2016 in ähnlicher Form in New York sowie 2015 in Dubrovnik.

Seit 2015 reist er regelmäßig in den russischen Osten über die Baikal-AmurHauptstrecke. Entlang dieser Eisenbahnstrecke dokumentierte er das Leben der Menschen, welche seit dem Fall der UdSSR vergessen wurde.

Daniels international ausgezeichnete Arbeiten befassen sich stark mit den Menschen, die aus einer kolonialen Vergangenheit zurück geblieben sind und die den Kolleteralschaden des Machtmissbrauchs leben.

„Central African Republic“ – ca. 2013 „Central African Republic“ – ca. 2013 „Central African Republic“ – ca. 2013
William Daniels *1977 Französischer langzeit Dokumentarfotograf

„Along the Baikal-Amur Magistrale“

„Along the Baikal-Amur

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„Lacanau“ – 2019 „Central African Republic“ – ca. 2013 Magistrale“ „Along the Baikal-Amur Magistrale“ „Faded Tulips“ – ca. 2010 „Faded Tulips“ – ca. 2010 „Faded Tulips“ – ca. 2010

Nach der Ausildung zum Luft- und Raumfahrttechniker, wechselte Marcus Yam dann doch in die Fotografie. Er arbeitet inzwischen als Auslandskorrespondent und Fotojournalist für die Los Angeles Times.

Marcus Yam möchte seine Zuschauer stets an die Front der aktuellen Konflikte und Kämpfe in der ganzen Welt mitnehmen. Mit Neugier und Beharrlichkeit wagt er sich an den Schmerz der Menschen oder in gefährliche Gebiete. Er gewann bereits den Robert F. Kennedy Human Rights Journalism Award für seine Arbeit am Gazastreifen. Ebenso wurde er für die Dokumentation der Terroranschläge in San Bernardino, Kalifornien, 2015 sowie dem tödlichen Erdrutsch in Oso, Washington, 2014 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Bereits im Jahr 2010 dokumentierte er etwa die haitianische Einwandererfamilie in den Vereinigten Staaten. Kurz vor der Abschiebung aus ihrem Zuhause begleitet er die Familie in Marcus Yams Reihe „Wither the dream“.

Trauer, Terror, Angst, Verlust und Kampf. „Exodus from Venezuela“ – ca. 2018 „Fall of Afghanistan“ – 2019
Marcus
„Fall of Afghanistan“ – 2019
Yam * 1984 Malaysischer Fotojournalist & Auslandskorrespondent

„Wither the dream“ – 2010

„Wither the dream“ – 2010

„Triple Murder in Cheshire“ – 2010

„California Burning“ – ca. 2019

„Great March of Return“ – ca. 2018

„Great March of Return“ – ca. 2018

„Pandemic in Tijuana“ – ca. 2020

„Pandemic in Tijuana“ – ca. 2020

„Great March of Return“ – ca. 2018

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Da die ersten Kameras sehr umständlich zu transportieren waren und zu lange Belichtungszeiten hatten und um bewegte Szenen zu dokumentieren, wurden in den Anfängen der Kriegsfotografie hauptsächlich Landschaftsoder Portraitaufnahmen gemacht.

Im amerikanischen Bürgerkireg wurden erstmals Fotografien von Toten Massenmedial verbreitet. Spätestens im ersten Weltkrieg etablierte sich dann der Kriegsjournalismus, welcher sich mit den Vorbereitungen, dem Krieg selbst und den Folgen der Gewalt befasst. Und bediente fortan das Verlangen des Publikums das unvorstellbare Ausmaß sichtbar zu machen.

Auch in den Anfängen des Kriegsjournalismus gab es bereits Bildmanipulation, etwa in der angezweifelten Aufnahme „Loyalistische Soldat im Augenblick des Todes“ von Robert Capa aus dem Jahr 1936. Dennoch bleibt das Bild ein symbolisches und in seiner Aussage unmittelbar. Es hat eine Wirkung auf den Betrachter und bleibt im kollektiven Gedächtnis. Auch hier ist es ein Dilemma der Inszenierung zwischen ästhetischer Distanz und unmenschlicher Distanzlosigkeit.

„Images.“
„The
„„Death
James Nachtwey
Das Dilemma zwischen Wirkung und Wahrhaftigkeit.
– 1996
Journey of Hope“ – 2015
of a City.“ – 1996
*1948 – US-Dokumentarfotograf, Kriegs- & Fotojournalist
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„The Poppy Poison“ – 2011 „New York“ – 2001 „Soweto, South Africa“ – 1992 „Soweto, South Africa“ – 1992 „Phoenix, Arizona, USA“ – 2004 „Karamoja, Uganda“ – 1986 „Bosnie-Herzégovine, Mostar“ – 1993 „Afghanistan, Kabul“ – 1996 „Afghanistan, Kabul“ – 1996 „Death Reigns on the Streets of Duterte‘s Philippines, 2017“ James Nachtwey

Das Dilemma zwischen Wikrung und Wahrhaftigkeit.

Geboren in Australien und aufgwachsen in Italien, studierte Patrick Tombola Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften. 2008 reiste er erstmals für eine dokumentarische Arbeit im Auftrag der ,Welt am Sonntag‘ nach El Salvador. Im lag bereits in seinem Studium die soziale Gerichtigkeit am Herzen und fand durch die Fotografie nicht nur ein Medium der Massenkommunikation, sondern auch eines für die Selbstbeobachtung.

Vor jeder Reise befasst sich Patrick Tombola mit den Bräuchen, der Geschichte und Politik des jeweiligen Ortes. Aber auch im Bezug auf Geschlechterverhältnisse, das Zusammenleben verschiedener Glaubensrichtungen sowie ethnischer Gruppen. Nicht nur um in keine heikle Situation zu geraten, sondern um visuell zu verstehen, was vor sich geht und das dann rechtzeitig einzufangen.

Gerade in Kriegsgebieten kann Tombola seine Kamera erst auspacken, wenn er die Situation gründlich überblicken konnte, auch wenn er zuvor an der selben Stelle war. In einer solchen Situation verändert sich ständig alles.

„Indonesian drug cycles“ „El Salvador“ „Gezi Park“ Patrick Tombola Italienischer-Dokumentarfotograf
65
„El Salvador“ „Gaza at war“ „Myanmar“ „Gods curse“ „Allepo‘s courts“

Ende der 1970er Jahre flohen William Keos Eltern vor dem Genozid aus Kambodscha nach Frankreich, andere Teile der Familie in die UdSSR, die Vereinigten Staaten, Australien oder nach Ost-Berlin. In dieser Zeit sei viel verloren und vergessen gegangen, damals wurde das Außmas nicht dokumentiert und auch heute redet man ungern über Völkermorde. Aus diesem Grund, meint William Keo, macht er Fotografien von Menschen, um die sich scheinbar niemanden kümmert.

Er dokumentiert Konflikt- und Krisengebiete, wie etwa seit 2016 die syrische Flüchtlingskrise und den Fall des Islamischen Staates, den ukrainischen Bürgerkrieg 2018, den anhaltenden Konflikt in Darfur und Bangladesch, aber auch die Unruhen im eigenen Land. Dabei sucht er aktiv alternative Position entgegen seiner eigenen Ansichten:„Die Geschichte wird niemals vollständig oder endgültig sein.“

„The Enclave : Inside Pro-Russian Territories in Eastern Ukraine“ – 2018 „In a migrant squat, a man gets a haircut to look presentable, France“ –2019 „Two suspected members of ISIS get arrested, Syria“ – 2021
William Keo *1996 –
„Everywhere I go, I learn a little more. [...] There is no absolute truth.”
französischer Fotograf

„Eastern

„Culture

„France“

„Egypt,

„France“

67
„France“ – 2020 – 2020 – 2018 of Violence, France“ – 2018 Memphis“ – 2021 Ukraine“ – 2018 „In a pediatric hospital in Zaporizhzhiam Milena, 13, is in an artificial coma after being shot in the jaw. Ukraine“ – 2022 William Keo „American Mirror“ – ca. 2020 Philip Montgomery

Kunstfotografie als Zeitdokument.

Philip Montgomery hält die amerikanische Politik, Kultur und Gesellschaft in Zeiten von Donald Trump als US-Präsident oder etwa der Corona Pandemie fest. In seinen Arbeiten verbindet er ästhetische Ansätze der Kunstfotografie mit der dokumentarischen Klarheit eines Zeitdokumentes. Seine Fotografien sind meißt in schwarz/weiß gehalten und weisen eine scharfe Klarheit der Motive auf. Teils wird die Wirkung durch einen hohen hell/dunkel Kontrast erhöht.

Montgomerys Fotografien wurden von der New Yorker, Vanity Fair, New York Times Magazine, TIME, Harper‘s, Guardian, Aperture, Foam Magazine oder dem Zeit Magazin verwendet.

Neben unzähligen Preisen wurde Philip Montgomery im Jahr 2016 von den LEAD Awards – einen der höchsten visuellen Auszeichnungen Deutschlands – zum Dokumentarfotografen des Jahres gekürt.

„American Mirror“ – ca. 2020 „American Mirror“ – ca. 2020
*1988 – US-Fotograf
„Faces of an epidemic“ – ca. 2020
Philip Montgomery
71
„Democracy by mail“ – 2020 „American Mirror“ – ca. 2020 „American Mirror“ – ca. 2020 „Faces of an epidemic“ – ca. 2020 „American Mirror“ – ca. 2020 „Democracy by mail“ – 2020

Sortierung in den Kategorien Film und Podcast sowie Literatur.

Quellenverzeichnis Film/Podcast

www.youtube.com/watch?v=qIMOo93fFG4

„Gisèle Freund - Interview mit der grossen Fotografin“ mit Georg Stefan Troller für Arte (Stand 31.01.22) - 1993

Literatur/Bildnachweise

www.nzz.ch/zuerich/zuercher_kultur/abgruende-im-blitzlicht-1.18115759

www.artnet.de

i-d.vice.com/de_ch/article/zmxnyx/ exactitudes-subkulturen-gabbermode-90er

blog.staedelmuseum.de/fotografieim-umbruch/

Marc Tribelhorn „Abgründe im Blitzlicht“ aus der Neuen Zürcher Zeitung über Martin Parr - 13. Juli 2013

Als Bildmaterial-Quelle der verschiedenen Fotografen.

Sarah Raphael „Dein Style ist nicht so einzigartig, wie du vielleicht bisher gedacht hast“ für das ID-Magazin - 07. November 2016

Kristina Lemke „Neue Sachlichkeit – Fotografie im Umbruch“ für den Städelblog des Städelmuseums - 21. August 2014

Joel Meyerowitz „Out of the Ordinary 1970 – 1980“ Hg. von Museum der Moderne Salzburg – 2007

nat.museum-digital.de/objects?style=grid&s=collection%3A6381

www.marcusyam.com

www.philipmontgomery.com

www.deichtorhallen.de/halle4/zwischen-den-fronten

www.iserlohn.de/kultur/staedtische-galerie/ausstellungs-archiv/ richard-kalvar

www.dieterjohannsen.de/fotografen/robert-frank/

www.positive-magazine.com/interview-with-patrick-tombola-reporting-from-cairo-egypt/ www.fotografie-in.berlin/co-berlindanny-lyon-message-to-the-future/

Digitale Fotografie-Sammlung Kurt Schwarz

Marcus Yam Portfolio Fotografie

Philip Montgomery Fotografie

Ulrich Rüter „Zwischen den Fronten“ über die Kriegsfotografie für das Online Magazin Halle 4 – 12. Dezember 2019

Stadt Iserlohn „Richard Kalvar Earthlings. Retrospektive“ – 2010

Dr. Evelin Fräntzel & Dieter Johannsen „Die Bedeutung des Fotografen Robert Frank“ – ca. 2020 Patrick Tombola Portfolio Fotografie

Positive Magazine „Interview with Patrick Tombola reporting from Cairo, Egypt“ – 2012

PiB „Message to the Future – Danny Lyon“ – 2017

www.patricktombola.net

www.jonasbendiksen.com

www.williamdaniels.net

Patrick Tombola Portfolio Fotografie

Jonas Bendiksen Portfolio Fotografie

William Daniels Portfolio Fotografie

Die thoeretische & gestaltungspraktische Arbeit wurde von Anna Pommer erstellt.

Matrikelnummer: 746204

Kommunikationsdesign im Sommersemester 2022

Prüfer: Prof. Christian Jendreiko & Torsten Goffin Hochschule Düsseldorf

Martin Parr Ramsgate, Kent, 1986

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