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Titelgeschichte: Skigebiete in der Warteschleife

In der Warteschleife

Öffnung der Skigebiete weiterhin ungewiss/ Viele Wipptaler ohne Arbeit

Von Barbara Felizetti Sorg

Roßkopf: Ohne Weihnachtsgeschäft fehlen rund 30 bis 40 Prozent der Einnahmen.

Skifahrer haben es in dieser Saison schwer. Schnee in rauen Mengen, doch die geliebten Bretter müssen weiterhin im Keller verharren. Die Situation in den Wipptaler Skigebieten ist verheerend: Der Skibetrieb steht still, zahlreiche Menschen sind seit Monaten ohne Arbeit.

Ein Albtraum für jeden Skifahrer: Schnee, so weit das Auge reicht – doch die Liftanlagen stehen still, und das italienweit schon seit dem 26. Oktober. Waren die Wipptaler Skigebiete von dieser Maßnahme noch nicht unmittelbar betroffen, zeichnete sich bereits Anfang November ab, dass auch hier aus der geplanten Öffnung am ersten Dezember-Wochenende nichts werden würde. Zwar waren Sicherheitsprotokolle ausgearbeitet worden (u. a. tägliche Desinfektion der Aufstiegsanlagen, Einhaltung der Sicherheitsabstände, maximale Belegung von 50 Prozent …), doch die Politik schob eine definitive Entscheidung über Wochen vor sich her. Für die Skigebiete bedeutete das: keine Richtlinien, keine zeitlichen Rahmenbedingungen, null Planungssicherheit. Als einen „Wahnsinn“ bezeichnete etwa Markus Haller, inzwischen pensionierter Geschäftsführer der Ratschings-Jaufen GmbH, im November dem Erker gegenüber die Situation. Trotzdem mussten, wie geplant, die Pisten beschneit und gewalzt werden, um für eine etwaige Öffnung gerüstet zu sein – wann auch immer diese stattfinden sollte. Die Hoffnungen lagen auf dem 18. Dezember.

„Keine Rücksicht auf Weihnachten“

Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Noch Ende November wollte Italien in Absprache mit den alpinen Nachbarregionen eine Schließung der Skigebiete über die Weihnachtsfeiertage erwirken, doch Österreich und die Schweiz zeigten dem Ansinnen die rote Karte. Der italienische Vize-Gesundheitsminister Pier Paolo Sileri betonte: „Das Coronavirus nimmt keine Rücksicht auf die Weihnachtszeit. Wir dürfen keine übereilten Schritte machen und zu früh alles wieder öffnen” – man dürfe nicht denselben Fehler wie im August machen, als sich viele Italiener in den Ferien angesteckt hätten. Am 3. Dezember dann die definitive Entscheidung: Die Regierung Conte erließ ein Dekret, das die Bewegungsfreiheit an den Weihnachtsfeiertagen stark einschränkte. Staatsweit durfte die eigene Region zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Jänner nicht verlassen werden, ab dem 20. Dezember wurde eine zehntägige Quarantänepflicht für Reisende aus dem Ausland wirksam, die Öffnung der Skigebiete wurde auf den 7. Jänner verschoben. Die Hoffnungen lagen auf einer Öffnung für Einheimische.

Kein Sonderweg

Die Südtiroler Landesregierung peilte nämlich einen Sonderweg an und stellte trotz Contes Dekret eine Öffnung der Skigebiete über Weihnachten für Einheimische in Aussicht – andere Gäste waren unter den herrschenden Bedingungen ja kaum zu erwarten. Das hatte auch der Verband der Südtiroler Seilbahnunternehmer gefordert. „Aufgrund der Reisebeschränkungen wäre der Skibetrieb de facto auf die einheimischen Gäste beschränkt und damit überschaubar, gleichzeitig wäre das ein guter Probelauf für die Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen“, so Präsident Helmut Sartori. Voraussetzung sei allerdings, dass Rom endlich die Covid-19-Regeln für sicheres Skifahren erlasse und Bestimmungen für mögliche Entschädigungen definiere. „Wenn wir für die Südtiroler über die Feiertage öffnen, darf das nicht zur Folge haben, dass wir dann von den Entschädigungen ausgeschlossen werden. Grundlage für die Berechnungen müssen die realen Umsatzverluste sein“, forderte Sartori. „Nachdem die Regierung in Rom und andere europäische Regierungen ein Reiseverbot für diesen Zeitraum erlassen haben, sollten wenigstens die Landsleute Skifahren dürfen.“ Der Anteil der einheimischen Skifahrer belaufe sich – so Sartori – je nach Skigebiet auf 18 bis 25 Prozent. Doch die Landespolitik zögerte lange. Erst am Abend des 15. Dezember teilte sie ihre Entscheidung mit, die Aufstiegsanlagen auch landesweit bis zum 7. Jänner geschlossen zu halten, sowohl für Gäste als auch für Einheimische; lediglich Trainingsgruppen durften die Anlagen weiterhin nutzen, wie sie es bereits seit Anfang Dezember taten. „Es gilt, jedes weitere Risiko zu vermeiden, um die Infektionen zu drücken, damit wir ab Jänner wirtschaftliche Aktivitäten und den Präsenzunterricht in den Oberschulen garantieren zu können“, so Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Ratschings: Hätte am 18. Jänner für Einheimische geöffnet.

Herbe Verluste

Damit waren für die Skigebiete herbe Verluste besiegelt. Helmut Sartori, Präsident der Seilbahnunternehmer, sprach von einem Umsatzverlust von rund einem Drittel. Diese Zahlen entsprechen in etwa auch dem Umsatz in den Wipptaler Skigebieten. Am Roßkopf macht das Wintergeschäft von Anfang Dezember bis zum 6. Jänner rund 30 bis 40 Prozent und damit den Großteil der Einnahmen aus, in Ratschings über 20 Prozent; in Ladurns sind es etwa 30 bis 35 Prozent des Umsatzes, was rund 550.000 Euro entspricht.

Fehlende Sicherheitsmaßnahmen

Die Weihnachtsfeiertage vergingen, die Infektionszahlen schnellten in der Folge in die Höhe – und die Öffnung der Skigebiete am 7. Jänner fiel erneut ins Wasser. Die Sicherheitskonzepte sollten erneut überarbeitet und verbessert werden. Die Vorstellungen des technisch-wissenschaftlichen Komitees in Rom waren u. a. eine Halbierung der Sitzplätze in Aufstiegsanlagen und das Tragen von chirurgischen Atemschutzmasken. Schließlich unterzeichnete Gesundheitsminister Roberto Speranza am 2. Jänner eine Regelung, welche die Öffnung der Skigebiete auf den 18. Jänner verschob; die Regierung gab damit dem Druck des wissenschaftlichen Komitees nach, welches das Gesundheitsministerium im Umgang mit der Coronavirus-Epidemie berät; auch einige Regionen hatten angesichts der hohen Infektionszahlen die Verschiebung gefordert. Zwei Tage später wurde italien-

„Eine sehr schwierige Situation“

3 Fragen an Hannes Stofner, Präsident der Neuen Rosskopf GmbH

Erker: Herr Stofner, wie ist die derzeitige Lage am Roßkopf?

Hannes Stofner: Wir sind im Moment wie alle Skigebiete in einer sehr schwierigen Situation. Die Einnahmen sind seit Mitte Oktober gleich Null, Kosten entstehen aber trotzdem. Unsere Mitarbeiter sind im Lohnausgleich, Saisonmitar-

beiter konnten wir heuer erst gar nicht anstellen. Zudem fehlt uns allein durch das entgangene Weihnachtsgeschäft rund ein Drittel der Einnahmen.

Rechnen Sie mit Ausgleichszahlungen?

Ausgleichszahlungen wurden zwar auf staatlicher Ebene versprochen, bis dato gibt es dazu allerdings keine konkreten Informationen. Auch die Landespolitik hat Unterstützungsmaßnahmen angekündigt, auch dort wissen wir noch nichts Genaues.

Wird der Roßkopf – sofern der Termin nicht wieder verschoben wird – am 15. Februar seine Tore öffnen?

Auch das ist derzeit schwierig zu sagen. Die kostenintensiven Vorbereitungen wie die Beschneiung und das Aufstellen der Fangnetze wurden bereits getätigt. Die Pisten wieder herzurichten, wäre mit einem geringen Mehraufwand verbunden. Am 15. Februar würden wir deshalb eher schon als nicht öffnen, immer in Absprache mit den anderen Wipptaler Skigebieten.

Ladurns: Schnee, so weit das Auge reicht

weit der faktische Lockdown, der über die Weihnachtsfeiertage galt, bis Mitte Jänner verlängert und damit die Reisefreiheit zwischen den Regionen weiter eingeschränkt. Südtirol kokettierte erneut mit einem Sonderweg – aus einer früheren Öffnung am 11. Jänner wurde erwartungsgemäß schließlich doch nichts. Am 5. Jänner unterzeichnete Landeshauptmann Kompatscher die erste Corona-Verordnung des neuen Jahres, mit welcher der Handel und die Gastronomie ihre Tätigkeit wieder aufnehmen durften, die Öffnung der Skigebiete wurde allerdings auch in Südtirol mit 18. Jänner festgesetzt. Ein Südtiroler Alleingang wäre zu diesem Zeitpunkt angesichts der Coronazahlen undenkbar gewesen; als am 8. Jänner das Istituto Superiore della Sanità (ISS) und das italienische Gesundheitsministerium ihren neuen Monitoringbericht vorlegten, schien Südtirol darin als eines von zwölf Gebieten mit hohem Infektionsrisiko auf, als Grundlage wurden die Daten vom 28. Dezember bis zum 3. Jänner verwendet. Der nationale RTWert lag in diesem Zeitraum bei 1,03, jener in Südtirol bei 0,81 (berücksichtigt wurden ausschließlich PCR-Tests); die Alarmschwelle wurde sowohl bei den Intensivbetten (30 %) als auch bei den Krankenhausbetten (40 %) überschritten. Eine Intervention der Landespolitik in Rom brachte nicht den gewünschten Erfolg – Südtirol blieb auch nach einer Neuberechnung mit aktuelleren Zahlen rot. Valeria Ghezzi, Präsidentin des italienischen Verbandes der Seilbahn- und Skiliftbetreiber ANEF, hatte indes gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa bereits am 22. Dezember erklärt, dass eine Öffnung am 7. Jänner eine Utopie sei. Aufgrund der Corona-Lage mache es keinen Sinn, darüber nachzudenken. Nur bei sinkenden Infektionszahlen könne man eine Öffnung zwischen dem 20. und dem 30. Jänner ins Auge fassen, so Ghezzi.

Ohne Arbeit

Damit ging das Warten weiter. Aus dem heiß ersehnten Skispaß wurde wieder nichts. Aus dem fehlenden Spaß war in der Zwischenzeit jedoch für viele bitterer Ernst geworden. Zahlreiche Saisonarbeiter sind

mittlerweile seit Wochen ohne Arbeit, Fixangestellte im Lohnausgleich. Skilehrer warten vergeblich auf Kunden. Die vielen Angestellten in den Skiverleihen und Gastronomiebetrieben schlagen bei den Arbeitslosen noch einmal deutlich zu Buche. Auf dem Roßkopf sind allein beim Liftbetrieb 14 Fixangestellte und sechs Saisonmitarbeiter betroffen, dazu kommen rund 40 Personen der Skischule. „In der Hochsaison arbeiten in der Skischule Sterzing zwischen Skilehrern,

August Seidner: „Das Fass ist leer.“

Büroangestellten und Kinderbetreuern rund 40 Personen, sieben Skilehrer sind den ganzen Winter über hauptberuflich in der Skischule tätig“, so Skischulleiter Fabian Bernmeister. „Glücklicherweise sind nicht so viele Skilehrer im Hauptberuf in der Skischule tätig. Dennoch sind diese seit 9. März ohne Arbeit, einige sind zudem beim 600-Euro-Bonus im Frühjahr durch den Rost gefallen.“ Im Herbst habe man sich noch optimistisch auf die neue Saison vorbereitet, für die Weihnachtsgeschäft, das rund 40 bis 50 Prozent der Einnahmen ausmacht, stand alles bereit – doch mit dem Optimismus war es bald vorbei. „Jede Verschiebung war für uns eine neue ‚Watsche‘. Ich habe vollstes Verständnis für die Maßnahmen, die in einer Pandemie notwendig sind, doch diese Unplanbarkeit ist unerträglich – ich denke, die Politik hätte die getroffenen Maßnahmen durchaus anders kommunizieren können. So fühlt man sich einfach vergessen“, so Bernmeister. Die Skischule läuft seit Monaten auf Sparflamme und ist derzeit ein Ein-Mann-Betrieb, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Fixspesen wie Miete, Steuern, Kredite und Versicherungen müssen jedoch trotzdem bezahlt werden. „Unser Topf ist leer, im Moment warten wir auf eine Entschädigung durch Staat und Land, wie sie seit Wochen versprochen wird.“ In Ratschings ist die Lage nicht anders. „Wir haben zwölf Fixangestellte, die derzeit zur Gänze im Lohnausgleich sind; über 40 Saisonangestellte haben unter diesen Umständen erst gar keinen Arbeitsvertrag bekommen“, so Josef Schölzhorn, Präsident der Ratschings-Jaufen GmbH, auf Anfrage des Erker. Rund 70 Personen sind in der Skischule Ratschings betroffen, davon rund 40 Skilehrer, dazu Büroangestellte, Kindergärtnerinnen und Aushilfen. „16 Skilehrer arbeiten im Hauptberuf in der Skischule – und diese sind seit 9. März ohne Arbeit“, so Skischulleiter Armin Volgger. Einige hätten im Frühjahr Anrecht auf den 600-Euro-Bonus gehabt, was jedoch ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen sei. „Wir warten weiterhin auf irgendeine Form der Unterstützung, sowohl vom Staat als auch vom Land“, so Volgger. „Dazu möchte ich betonen, dass wir als Skischule seit 50 Jahren bis heute nie um eine Unterstützung bzw. einen Beitrag durch die öffentliche Hand angesucht und immer pünktlich unsere Steuern bezahlt haben. In der aktuellen Situation könnten wir deshalb auch einmal etwas zurückbekommen.“ In Ladurns sind bei den Bergbahnen sechs Personen fix angestellt, dazu kommen zehn Saisonarbeiter. „Die Fixangestellten sind im Lohnausgleich oder im Urlaub“, so August Seidner, Präsident der Bergbahnen Ladurns GmbH. Die Saisonarbeiter konnten in dieser Saison erst gar nicht angemeldet werden. „Das Fass ist leer und guter Rat teuer“, so August Seidner. „Wir haben alles vorfinanziert. Jetzt erwarten wir uns zumindest eine finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand.“ In der Skischule La-

durns hingegen sind insgesamt rund 50 Personen ohne Arbeit – und das, obwohl „wir eines der kleinsten Skigebiete Südtirols sind“, so Skischulleiter Ulli Schölzhorn. Fixangestellte und hauptberuflich tätige Skilehrer konnten im Frühjahr zweimal um den 600-Euro-Bonus ansuchen, seitdem gibt es keinerlei Unterstützung mehr. „Als Skischule haben wir im Frühjahr um einen staatlichen Beitrag angesucht, dieser ist angesichts der jährlichen Spesen, die wir haben, allerdings ein Witz“, so Schölzhorn, der für die nächste Zeit vor allem eines verlangt, nämlich Klarheit. „Es ist sehr schwierig, mit diesen kurzfristigen Entscheidungen umzugehen. Ich muss aber auch sagen: Wie überall bestimmen auch bei den Skischulen die Großen. Wir haben uns an alle Auflagen gehalten, haben die Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt, damit es im Skischulbüro nicht zu Menschenansammlungen kommt. Wir haben Plexiglasscheiben montiert sowie Desinfektionsmittel und Fiebermesser angekauft, was ja auch mit erheblichen Spesen verbunden war. Am Ende war aber alles umsonst.“

Josef Schölzhorn: „Für 15. Februar bereit.“

Stützungsmaßnahmen gefordert Genau eine Woche vor dem 18. Jänner forderten sechs oberitalienische Regionen – Aosta, Piemont, Venetien, Lombardei, Friaul Julisch Venetien und Trentino Südtirol – sowie die Apenninregion Abruzzen von der Regierung in Rom dringende Stützungsmaßnahmen für den Wintertourismus. Dass die Skigebiete nicht wie geplant am 18. Jänner öffnen würden, zeichnete sich da bereits ab. „Der Wintertourismus leidet wegen des fehlenden Umsatzes der Weihnachtsfeiertage. Nach Ende der Epidemie droht Gefahr, dass sich der Wintertourismus nicht mehr erholt. Daher sind sofortige Stützungsmaßnahmen für Betriebe und Saisonarbeiter notwendig”, hieß es in dem Schreiben der Regionen. Allein für den Neustart der Aufstiegsanlagen seien laut italienischem Verband der Seilbahn- und Skiliftbetreiber ANEF

Stützungsgelder in Höhe von 500 Millionen Euro notwendig. Dem Verband gehören 400 Betriebe an, die jährlich einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro generieren und 15.000 Personen beschäftigen. ANEF-Präsidentin Valeria Ghezzi unterstrich, dass die Skiliftbetreiber in Österreich bereits Stützungsmaßnahmen erhalten hätten. „In Frankreich sind auch Skilehrer mit 10.000 Euro netto für einen viermonatigen Stillstand

Fabian Bernmeister: „Seit Oktober auf Sparbetrieb“

entschädigt worden. Wir sind das Schlusslicht Europas”, so Ghezzi laut der italienischen Tageszeitung „La Stampa“. „Die Regierung ist darauf bedacht, einen so wichtigen Sektor wie den Wintertourismus zu erhalten und

zu unterstützen. Es wird im neuen Dekret Ad-hoc-Maßnahmen für Aufstiegsanlagen, Pistenbetreiber, Gaststätten und andere Lokale in den Wintersportorten geben“, hatte der Trentiner 5-Sterne-Unterstaatssekretär Riccardo Fraccaro bereits Anfang Jänner angekündigt. Mitte Jänner sprach Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri von einem neuen Paket mit Maßnahmen in der Größenordnung von 24 Milliarden Euro zur Stützung der Wirtschaftssektoren an, die am stärksten von der Krise betroffen sind. Bis Drucklegung des Erker war jedoch noch nichts Genaueres über die konkreten Unterstützungsmaßnahmen bekannt. Auch auf Landesebene wurden Hilfsmaßnahmen für den Tourismussektor gefordert – wie diese konkret ausschauen, war zu diesem Zeitpunkt noch offen.

Armin Volgger: „Erwarten uns Unterstützung.“

Kein Licht am Ende des Tunnels Eine Öffnung am 18. Jänner stand jedoch schon gleich auf wackeligen Beinen. Am 15. Jänner lief das Conte-Dekret aus,

Bilanz 2020

Die Skisaison 2020 nahm am 9. März ein abruptes Ende. Die Skigebiete mussten aufgrund steigender Infektionszahlen wie viele andere Betriebe schließen. Die Faschingszeit war gerade erst vorüber, aus dem Ostergeschäft wurde trotz bester Schneeverhältnisse, wie sie im Frühjahr kaum einmal herrschen, nichts mehr. Das Skigebiet Ratschings-Jaufen konnte am 30. Juni 2020 eine Bilanzsumme von knapp über 14 Millionen Euro ausweisen, etwa eine Million Euro weniger als im Jahr zuvor. Der Jahresfehlbetrag belief sich auf knapp 83.000 Euro. Ladurns verbuchte in seiner Jahresabschlussrechnung am 30. Mai 2020 Aktiva bzw. Passiva in Höhe von rund 7,9 Millionen Euro und damit rund zwei Millionen Euro mehr als 2019. Der Jahresüberschuss betrug rund 15.500 Euro. Die Bilanz des Skigebietes Roßkopf sollte im Februar dieses Jahres genehmigt werden. Der Termin wurde jedoch um 60 Tage aufgeschoben. als neuer Termin wurde der 15. Februar festgesetzt, auch das Reiseverbot zwischen den Regionen wurde vorerst bis zu diesem Termin verlängert. Hieß es in Südtirol anfangs noch, dass die Skigebiete wie geplant trotzdem öffnen könnten, wurde am 14. Jänner wieder zurückgerudert –

Ulli Schölzhorn: „Wir brauchen Klarheit.“

aus Angst, bei einem Alleingang bei den staatlichen Ausgleichszahlungen durch die Finger zu schauen. „Wir gehen davon aus, dass die Ausgleichszahlungen nur über Umsatzrückgänge berechnet werden können und in diesem Fall würde die Öffnung keine Rolle spielen“, so Landesrat Daniel Alfreider. Trotzdem würden etwaige Zweifel von den zuständigen Ministern in Rom nicht aus dem Weg geräumt, weshalb auf eine Öffnung verzichtet wurde. Im Wipptal hatten sich alle drei Skigebiete auf eine Öffnung vorbereitet. Doch auch diesmal schlug Südtirol einen Sonderweg vor: Wie Alfreider in einer Aussendung betonte, sei der Termin zwar wieder verschoben worden, es könne jedoch durchaus auch eine frühere Öffnung in Betracht gezogen werden, sofern die Infektionszahlen rückläufig seien. Eine von Anfang an utopische Vorstellung, die wohl eher den unbeholfenen Aktionismus der Landesregierung der vergangenen Wochen bestätigt. 15. Februar – dieser Termin steht nach wie vor im Raum, auch wenn mittlerweile niemand mehr daran glaubt. Ob dann eine Öffnung wirtschaftlich noch rentabel ist, vor allem wenn nach wie vor keine Touristen ins Land kommen dürfen? Mittlerweile haben bereits einige Gastronomiebetriebe angekündigt, ihre Tore erst zu Pfingsten zu öffnen. Angesichts der italienweit steigenden Fallzahlen wachsen in Rom ohnehin die Zweifel, ob der Neustart der Skisaison aus epidemiologischen Gründen überhaupt vertretbar wäre. Werden die Wipptaler Skigebiete zu diesem Zeitpunkt – es wäre die Faschingszeit – überhaupt noch öffnen? „Eher schon als nicht“ heißt es am Rosskopf. „Wir werden am 15. Februar im Rahmen der Möglichkeiten sicher öffnen, wie wir es auch am 18. Jänner getan hätten“, betont hingegen Josef Schölzhorn von der Ratschings-Jaufen GmbH. „Der Ausschuss muss natürlich noch den entsprechenden Beschluss fassen, da mehrere Faktoren eine Rolle spielen, u. a. die geschlossenen Gastronomiebetriebe. Wir würden aber auch Anfang März noch unsere Tore öffnen.“ In Ladurns steht die Diskussion über eine Öffnung zu Fasching noch aus. „Die Unsicherheit ist für uns ein großes Problem“, so August Seidner. „Wer garantiert uns, dass wir nach zwei Wochen nicht wieder alles zusperren müssen?“ Wie es weitergeht? Das steht derzeit noch in den Sternen. Unberechenbare Infektionszahlen lassen keine Planungssicherheit zu, sind die Skigebiete heute offen, können sie morgen schon wieder geschlossen werden, so wie es vielen Wirtschaftstreibenden in diesem besonderen Corona-Jahr ergangen ist. August Seidner von den Bergbahnen Ladurns bringt es auf den Punkt: „Diese Situation ist für alle anstrengender als eine Wintersaison, die auf Hochtouren laufen würde.“ E

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