7 minute read

Serie: Das Wipptal im Zeitraffer

Das Wipptal im Zeitraffer

von Karl-Heinz Sparber (Teil 14)

16501700

Bürgermeisterliste Sterzing

(Fortsetzung)

1651: Wolfgang Laimprucher 1652, 1653: Caspar Lanner 1654, 1655: Adam Mohr 1656, 1657: Jacob Atzwannger 1658, 1659: Maxmillian Prez 1660, 1661: Hanns Schneider 1662, 1663: Isacc Torfner 1664, 1665: Paul Amorth 1666, 1667: Cristof Steyrer der Ältere 1668: Jacob Azwanger 1669, 1670: Cristof Steyrer 1671, 1672: Hanns Schneider 1673, 1674: Joseph Steyrer 1675, 1676: Georg Marckh 1677, 1678: Adam Niclaus Mor 1679: Paul Amorth 1680, 1681: Paul Laimbprucher 1682, 1683: Hanns Schneider 1684, 1685: Joseph Steyrer 1686, 1687, 1688: Adam Niclaus Mohr 1689, 1690: Paul Peintner 1691, 1692: Anthoni Steyrer 1693, 1694: Bartlmee Prez 1695, 1696, 1697: Paul Laimbprucher 1698, 1699: Christian Clausner 1700: Balthauser Peintner

481650 n. Chr. Erker 02/21 1657 n. Chr.

Die Gewerkenfamilie Fugger gibt Bergwerke an die Stadt Sterzing zurück. Nur am Schneeberg bleibt sie vorerst noch interessiert. 1663 übernimmt die Stadt auch die restlichen Bergwerke.

Zunft der Zimmerleute und Rohrbohrer in Sterzing gegründet

Die Handwerksordnung umfasst 31 Artikel und ist von Erzherzog Ferdinand Karl (1646 – 1662) im Jahr 1658 erlassen worden. Die erste Abrechnung des Zunftmeisters Oswald Hofmann bezieht sich auf das Jahr 1659 und ist sehr ausführlich und genau. Die Zunfttruhe der Zimmerleute und Rohrbohrer zählt zu den schönsten des Sterzinger Raumes. Das Handwerk der Rohrbohrer verliert jedoch zunehmend an Bedeutung, während die Zimmerleute weiterhin gebraucht werden. Nach der Umwandlung in eine Genossenschaft im 19. Jahrhundert wird diese schließlich 1908 aufgelöst. Mit diesem Jahr enden die Eintragungen im letzten Zunftbuch.

1658

Die gut erhaltene Zunfttruhe der Zimmerleute und Rohrbohrer (© Alberto Perini)

ANSITZ WILDENBURG IN STERZING

1672

Herr Johann von Wildt (ca. 1630 – 1684), Pfleger zu Reifen- und Sprechenstein, fügt die drei Häuser südlich des Jaufentores an der Hochstraße zu einem einzigen Komplex zusammen. Das mittlere Gebäude, früher Tänzl-FuggerHaus genannt, überragt die beiden anderen Trakte. Alle drei erhalten einen gemeinsamen Zinnengiebel, wie er im Fresko von 1739 im Grafenzimmer des Deutschhauses deutlich ersichtlich ist. Das südliche Haus des Gerichtsdieners Thoman Waldner, das mittlere Tänzl-Fugger-Haus und das nördliche des Lateinschulmeisters Paul Storch bilden seit 1672 die Wildenburg. Das markante große Gebäude befindet sich direkt an der alten Stadtmauer von Sterzing und verfügt über große Wiesen-, Acker- und Gartenstücke im hinteren westlichen Bereich.

1665 n. Chr.

Mit Erzherzog Sigmund Franz (1662 – 1665) stirbt die jüngere Tiroler Linie der Habsburger aus. Seit Herzog Friedrich IV. (1406 – 1439) ist Innsbruck Verwaltungszentrale und Residenzstadt der Tiroler Landesfürsten. Nun übernimmt Kaiser Leopold I. die Regierung Tirols. Vom 6. bis zum 13. November kommen 355 Wagen und 1.441 Pferde durch die Stadt Sterzing. Darunter befindet sich der Medici-Großherzog Cosimo III. von Toskana (1642 – 1723), der mit seinem Gefolge (65 Personen: Köche, Kammerjungen, Pagen, Pferdeknechte …) inkognito reist und auf seiner Studienreise über den Brenner muss. Dabei übernachtet der Prinz am 7. November im Gasthaus zur „Rose“. Er besichtigt den Ort und lässt sich vom Deutsch-Ordens-Priester durch die Pfarrkirche führen. Am nächsten Tag geht die Reise weiter Richtung Norden.

Auffallend sind die drei Häuser der Wildenburg mit den gemeinsamen Zinnengiebeln.

17. JAHRHUNDERT: „PLAN VON DER STATT STÖRZING UND DERSELBEN REVIER“

Die „Aquarellzeichnung von Sterzing im 16. Jahrhundert“ zeigt den Burgfrieden der Stadt und stammt aus dem 17. Jahrhundert (Kapuzinerkirche 1629).

Die heutige Form der Außengestaltung der Wildenburg stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

1667 n. Chr. 17.07.1670 n. Chr.

Ein heftiges Erdbeben verursacht den Einsturz des Haller Kirchturms, in Innsbruck kommt es zu starken Zerstörungen und auch im südlichen Wipptal wird das Beben verspürt (Epizentrum Hall).

Über das weitum bekannte „Pfeifer Huisile“ belegbare Fakten zu berichten, ist wahrlich nicht einfach. Im Wipptal und auch außerhalb (nördliches Wipptal, Sterzinger Raum, Meraner Gegend) ist die Figur des berühmten Ratschinger Hexenmeisters bekannt. Er wird in Verbindung gebracht mit einem, der sich dem Teufel verschrieben hat, einem Verwandlungskünstler, Flugakrobaten, Die Überreste von Pfeifer Huisiles Geburtshaus mit dem Hofnamen „Huisler“ oder „Huisl“ in Flading Lügenbold, Wettermacher, Bauerntratzer, einem, der Gewalt über Tiere, Menschen und Wetter hat. Aufgrund seiner zahlreichen märchenhaften, legendären oder auch wahrheitsgetreuen Taten und Ideen wird er gerne in Verbindung mit magischen Kräften oder gar dem Teufel gebracht. Sein Lehrmeister soll der „Lauterfresser“ Matthäus Perger (1587 – 1645) gewesen sein, den Huisile mit 20 Jahren kennenlernt. Somit verwundert es nicht, dass er den Obrigkeiten aufgefallen ist und schließlich auch als Ketzer hingerichtet wird. Tatsächlich ist Matthäus Pfeifer („Hänsele“ ist ein Schreibfehler von Chronist Pater Laurentius Paumbgartner aus Das Pfeifer Huisile soll bei seiner angeblichen Hinrichtung im Meran; er hieß siedenden Öl zu kalt gehabt haben, was die drei Kapuzinermön„Matheusen Hä- che sehr verwundert (Paul Flora, 1984). gele“, gemeinhin „Pfeiffer Heißele“) um 1620 in Flading auf dem Huisler-Hof geboren. Es ist dies einer der höchsten Höfe im Weiler Flading im hintersten Teil von Ratschings, die Bezeichnung „Marvladig“ wird bereits 1291 urkundlich erwähnt und wenig später als Siedlung „Marfladich“ oder „Marfladig“ benannt. Paumbgartner belegt, dass Mathaeus Haensele (vulgo Pfeiffer Hänsele) am 14. November 1685 in Meran wegen Zauberei zum Tode verurteilt worden ist („decapitationis et combustionis“ = durch Enthauptung und Verbrennung). Der Historiker Hansjörg Rabanser zählt seit 1485 für den Tiroler Raum 242 Hexenprozesse mit 420 Angeklagten auf; 72 Todesurteile sind dokumentiert. Bekannte Hexenprozesse sind jene gegen die Pachler-Zottl, den Lauterfresser und das Pfeifer Huisile. Bereits 1664 taucht der Wunsch auf, bei den Heiligen Kreuzen (eine Kreuzigungsgruppe) in der Nähe des Siechenhauses außerhalb der Stadt Sterzing eine neue Kirche zu errichten. Pfarrer Nikolaus Steiner (1660 – 1695) setzt sich in besonderer Weise für den Neubau durch den Bozner Kirchenbaumeister Peter Delai 1692 ein und erlebt noch die feierliche Einweihung am 22. April 1693. Im Testament vom 18. November 1695 verfügt er schließlich, dass er in „seiner“ Kapelle begraben werden möchte, wofür er eine Heilige Freitagsmesse um 800 Gulden stiftet. Der Wunsch wird ihm erfüllt.

Peter Delai hat die Kapelle im Stil des modernen Zentralbaues angelegt. Vorbild könnte die Grabeskirche am Bozner Kalvarienberg sein, welche die Brüder Peter und Andrä Delai zehn Jahre zuvor errichtet haben. Im Inneren befinden sich neben dem Altar noch auf vier Holzkonsolen vollplastische Gruppen mit Darstellungen der Dornenkrönung, die Verspottung Christi, die Geißelung und Ecce homo. Das Kreuzkirchl wird jedoch nicht lange genutzt, auch werden wohl nur wenige Messen gelesen. Die Pfarrkirche und auch das Kreuzkirchl sind für die Sterzinger (zu) weit entlegen und bei schlechtem Wetter nicht leicht zu erreichen, weshalb lieber die neue „Bürgerkirche“ St. Margarethen besucht wird. Am 16. April 1788 wird die inzwischen entweihte Kapelle öffentlich versteigert. Herr Johann Georg von Leitner, k. k. Bergverweser und Waldmeister zu Sterzing, zahlt dafür als einziger Bieter 60 Gulden und vererbt sie 1798 an seinen Sohn Johann. Nächster Käufer ist 1802 Anton Knollenberger, Gasthalter zu Freienfeld. Das ausgehandelte Kaufsgeld von 60 Gulden wird in blanker Münze ausbezahlt und anschließend eine tüchtige Jause abgehalten. Seither befindet sich das Kreuzkirchl im Besitz der Familie Knollenberger und dient als Aufbahrungskapelle. In den Kriegsjahren wird das Kreuzkirchl zum Lebensmittellager umfunktioniert: Die Sterzinger Kaufleute stellen sich mit ihren Handkarren vor der Kapelle an und lösen ihre Gutscheine für rationierte Lebensmittel ein. Das Öl beispielsweise wird in 200-Liter-Fässern mit einer Handpumpe umgefüllt und andere Waren aus großen Jutesäcken umgeschöpft. Dementsprechend sieht es im Kircheninneren aus. Nach 1945 wird die Kapelle wieder hergerichtet und dient weiterhin als Aufbahrungskapelle. Das Kreuzkirchl wird 1987 unter Denkmalschutz gestellt. Seit der Fertigstellung der neuen Friedhofskapelle bei der Pfarrkirche im November 1990 steht das Kreuzkirchl leer und ist somit seiner wichtigen Funktion als Aufbahrungskapelle enthoben. Im Jahr 2004 schließt der Museumsverein Sterzing einen Pachtvertrag auf 50 Jahre mit der Familie Knollenberger ab. Dadurch wird eine gründliche Restaurierung des verfallenden Gebäudes ermöglicht: Das Kreuzkirchl muss unbedingt trockengelegt und neu gedeckt werden. Am 21. September 2008 wird die neu restaurierte St. Salvator-Kapelle durch Kanonikus Paul Rainer neu geweiht und damit der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Ganz links im Bild das Kreuzkirchl von 1692 Das Dach wird 2005 neu (Fresko im Deutschordenshaus 1739) eingedeckt.

Fürstbischof Paulinus Mayr (1677 – 1685) legt den Grundstein zur neuen St. Margarethenkirche, die damit zur eigentlichen Bürgerkirche aufsteigt, für die ein eigener Priester angestellt wird. Erbauer ist Peter Delai, die Einweihung erfolgt 1681. Paulinus Mayr ist der erste Sterzinger (hier 1628 als Sohn eines Gerbermeisters geboren), der in der Diözese Brixen als Bischof wirkt. Der zweite ist Bischof Dr. Wilhelm Egger (1986 – 2008)

1680 n. Chr.

Weihe einer Kapelle in Brennerbad, Mariä Heimsuchung gewidmet

1681 n. Chr.

Daniel von Elzenbaum lässt die Heilig-Grab-Kapelle in Moos in Wiesen erbauen. Sie birgt im Inneren das Heilige Grab mit dem Leichnam Jesu und der Schmerzensmutter, begleitet von zwei lebensgroßen Grabwächtern, auch „Heilig-Grab-Juden“ genannt. Lawinenkatastrophe am Schneeberg: Eine Staublawine überrascht 70 Bergleute, wobei 19 Tote zu beklagen sind. Zum Gedenken daran wird die Kapelle „Maria im Schnee“ errichtet (1722).

1684 n. Chr.

Der Eisack überschwemmt Sterzing, ebenso 1693 und 1697, wobei der Ausbruch des Vallerbaches noch gefährlicher als der Eisack ist.

Ingenieur Johann Martin Gumpp besichtigt das Sterzinger Moos zur eventuellen Entsumpfung. Erst 100 Jahre später geht man an eine erste Regulierung der Wasserläufe und Austrocknung der Möser.

1691 n. Chr.

Die Hütte von Grasstein verschmelzt Erze vom Schneeberg, aus Pflersch, vom Telferberg und aus Gossensaß.

This article is from: