18 1+2/21 AUTO&SIE
Tomiko Takeuchi ist die Frau hinter Mazdas erstem vollelektrischen Modell, dem MX-30.
Isabelle Riederer, ir@awverlag.ch
Gute & schlechte Beifahrer
I
ch hoffe ja, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet. Seit das Virus uns in seinem Würgegriff hat – und vermutlich wird das auch noch ein bisschen so bleiben –, nutzen viele Menschen wieder lieber ein privates Auto als den öffentlichen Verkehr. Da ist man so schön allein, muss keine Maske tragen und kann tun und lassen, was man will. Zuhause geht das ja nicht mehr. Homeschooling und Home Office haben die eigenen vier Wände als Rückzugsort für viele zunichte gemacht. Also ab ins Auto. Neulich bin also wieder mal so durch die Gegend gefahren und dachte über das neue Jahr nach. Was kommt auf uns zu? Wird es besser? Oder gar noch schlimmer? Werde ich endlich ein guter Beifahrer? Ich bin ja der Typ «Besserwisser». Dieser Beifahrer-Typ hat Benzin im Blut, heisst es. Stimmt! Seine Ratschläge kommen meist ungefragt, zum Beispiel «Schalten wäre jetzt eine gute Idee», «Hier ist übrigens 60» oder «Oh, Tunnel! Licht einschalten!». Verkehrspsychologen halten nicht viel von solchen nett gemeinten Ermahnungen, dabei meine ich es doch nur gut. Leider gehe ich damit aber allen auf die Nerven. Dann gibt es da noch den «Entertainer», den «Schläfer», die «Quasselstrippe», den «Angsthasen» und den «Navigator». Der «Entertainer» sieht seine Aufgabe darin, den Fahrer vor Müdigkeit zu schützen und das vor allem mit Musik. Der «Schläfer» schliesst nach nur drei Minuten die Augen und lässt sich vom monotonen Motorengeräusch in das Land der Träume singen. Die «Quasselstrippe» redet dem Fahrer die Ohren blutig und der «Angsthase» hat Panik, kaum ist der Motor gestartet. Der «Navigator» macht mit Strassenkarten und Handy dem Auto-Navi Konkurrenz und weiss sowieso viel besser, wo es langgeht. Und welcher Typ sind Sie?
DIE TREIBENDE KRAFT Tomiko Takeuchi ist die Entwicklerin des ersten rein elektrischen Modells von Mazda – des MX-30 – und eine der b esten Testfahrerinnen des Unternehmens. Die Geschichte einer faszinierenden Frau. Bilder: Mazda
A
ls Tomiko Takeuchi 2015 zur ersten weiblichen Programm-Managerin von Mazda ernannt wurde, konnte sie nicht glauben, dass sie nach so vielen Jahren ihren Traum beruf erreicht hatte. Mit der Beför derung kam allerdings eine enorme Belastung auf sie zu. Sie musste die Verantwortung für die gesamte Entwicklung eines neuen Modells übernehmen, von der Planung und Gestaltung über das Marketing, die Logistik und den Verkauf bis hin zum Kundendienst. Auch die Erarbeitung eines profitablen Geschäftsplans war ihre Aufgabe. Takeuchi erinnert sich: «Mein Vorgesetzter informierte mich über die Beförderung, als ich gerade auf Geschäftsreise in Kagoshima war. Ich weiss noch, dass ich es im Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug zurück zum Mazda Hauptsitz in Hiro shima nicht geschafft habe, ein Nickerchen zu machen. Mein Herz schlug wie wild. Ich fand die neue Verantwortung ungemein aufregend, aber sie machte mir auch etwas
Angst.» Schliesslich würde sie in Kürze mit der Entwicklung eines für Mazda so bedeutenden Modells betraut werden. Aber ihr Chef war sicher, dass sie die Richtige für den Job war. Er meinte, die Wahl sei auch deshalb auf sie gefallen, weil sie Druck aushalten könne, «so gross er auch sein mag». Beharrlichkeit und Entschlossenheit waren zwei ihrer Tugenden, die ihr in den darauffol genden Jahren oft zugutekommen sollten. So begann ihre Karriere als Programm-Managerin für den Mazda MX-30, das erste rein elektrische Serienmodell aus dem Hause Mazda. Doch es war nicht das erste Mal, dass sie bei Mazda von sich reden machte. Erste weibliche Testfahrerin in der Geschichte von Mazda Als Takeuchi 1997 frisch von der Universität kam und beim Unterneh men einstieg, wurde man schnell auf sie aufmerksam. Schon nach zwei Jahren ernannte man sie zur ersten weiblichen Testfahrerin von Mazda. Rückblickend meint sie, diese Laufbahn sei für sie vorbestimmt
gewesen: «Meine Eltern hatten zwar keinerlei Interesse an Autos. Doch ich war seit meiner Kindheit immer begeistert von Flug- und Fahrzeugen. Ich schlug eindeutig aus der Art!» «Es war eigentlich ganz natürlich für mich, dass ich bei Mazda gelan det bin: Zum einen entdeckte ich meine Liebe zum Autofahren schon als Studentin, als ich mir mein erstes