B Ä R N B U N T, B E L Ä B T U B E W E G T | B E R N G E G E N R A S S I S M U S
Bern bewegt gegen Rassismus Text Luca Hubschmied, Journal B, Fotos Jana Leu www.janaleu.com
An die 4000 Personen demonstrierten Mitte Juni auf dem Bundesplatz gegen Rassismus und Polizeigewalt. Die Bewegung Black Lives Matter hat die Schweiz und auch Bern erreicht, wo sich verschiedene Organisationen mit dem Thema auseinandersetzen.
Rassismus auseinandersetzen. Der Stammtisch trifft sich einmal monatlich, um sich zu vernetzen und Erfahrungen austauschen. Daneben bringt sich die Gruppe in öffentliche Debatten ein und organisiert Veranstaltungen. So zuletzt Anfang Juni auf der Berner Schützenmatte. Unter dem Titel «Arena der Vielen» fand eine Art Gegenstück zur viel kritisierten SRF-Arena statt. Eingeladen dazu hat der Berner Rassismus Stammtisch.
Als die Black-Lives-Matter-Demonstration am 14. Juni durch Bern zog, war an der Kramgasse 12 die an der Fassade prangende Statue der «Zunft zum Mohren» ausnahmsweise eingepackt. Schon vor sechs Jahren war die Repräsentationsfigur der Zunft zum Thema eines Vorstosses im Stadtrat geworden: Die SP-Stadträte Halua Pinto de Magalhães und Fuat Köçer forderten im Mai 2014, anhand der Figur solle geprüft werden, inwiefern rassistische Relikte noch dargestellt werden dürften oder allenfalls entfernt werden müssten. «Wir wollten damals eine Debatte anstossen über solche unhinterfragten Symbole im öffentlichen Raum», erklärt Halua Pinto de Magalhães, «auch wenn solche Diskussionen für mich oft ambivalent sind.» Einerseits eröffne dies Möglichkeiten, über tiefer liegende Themen wie Kolonialgeschichte zu sprechen, andererseits komme es bei identitätsstiftenden Symbolen oft zu Polemik und Abwehrreflexen, die von den Medien stark aufgegriffen würden.
Nach wie vor gebe es viel aufzuarbeiten, gerade auch in Bern, sagt Pinto de Magalhães: «Wir sollten mehr darüber sprechen, was Berns Rolle im Kolonialismus und Frühkapitalismus war. Viele Strukturen, wie etwa die Burgergemeinde, sind ein heute noch existierendes Produkt dieser Zeit.»
Den Stammtisch umdeuten Pinto de Magalhães, der während acht Jahren im Berner Stadtparlament sass, engagiert sich nicht nur auf politischer Ebene gegen Rassismus und Diskriminierung. Anfang 2016 gründete sich der Berner Rassismus Stammtisch aus einer losen Gruppe von Kolleg/ innen, die sich bei der Arbeit oder ihrem politischen Aktivismus mit
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Kontrolliert aufgrund der Hautfarbe Dass ein Begriff wie Racial Profiling heute bekannt ist und diskutiert werden kann, ist unter anderem der Arbeit der «Allianz gegen Racial Profiling» geschuldet. Für grosses öffentliches Interesse sorgte der von der Allianz unterstützte Prozess um Mo Wa Baile, der sich 2015 bei einer Polizeikontrolle weigerte, seinen Ausweis zu zeigen. Er erlebte die Kontrolle als rassistisch motiviert und wehrte sich auf dem Rechtsweg gegen die erhaltene Busse. Der medial begleitete und viel dokumentierte Fall kam bis vors Bundesgericht, und nachdem dieses die Beschwerde abwies, zog Wa Baile sie weiter zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg. Dieser dürfte sich voraussichtlich Ende dieses Jahres damit befassen. «Mir geht es nicht darum, recht zu haben», sagt Wa Baile am Telefon, «aber mein Fall ermöglicht es, die Problematik des Racial Profiling öffentlich bekannt zu machen.» Die Allianz gegen Racial Profiling dokumentiert und unterstützt Gerichtsprozesse wie jenen von Wa