COVERSTORY
CASINO BERN Bern geht den Weg Luzerns: keine künstlerische Intendanz, mehr Gewicht auf Gastro und Event. Bespielen eines Hauses, das als Hülle verstanden wird. Ivo Adam soll es richten. Das 2019 wiedereröffnete, für 78 Millionen Franken renovierte Haus beherbergt das Berner Symphonieorchester und spielt in der nationalen Liga. Anders als Luzern. Trotzdem ein Ort mehr zum Hingehen.
DIE KONKURRENZ BLEIBT NICHT STEHEN
STADTCASINO BASEL SINFONIEORCHESTER BASEL Die Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron hatten den aus dem Jahr 1876 stammenden Musiksaal des Stadtcasinos Basel angefasst. Entstanden ist nach vier Jahren Bauzeit ein Saal, der Platz für 1500 Gäste bietet. Die Akustik überzeugt im Saal, der nach dem bekannten Schuhschachtel-Prinzip des 19. Jahrhunderts entworfen ist. Chefdirigent Ivor Bolton mit seinem Sinfonie orchester Basel beweisen dies Mal für Mal. Seit vergangenem Jahr ein ernstzunehmender Saalrivale für Luzern.
TONHALLE ZÜRICH Chefdirigent Paavo Järvi ist ein Experte für Neueröffnungen (siehe Philharmonie de Paris): Am 15. September hat der Este mit dem Tonhalle-Orchester nach einem vierjährigen Umbau die neue Tonhalle eingeweiht. Mahlers 3. Sinfonie floss durch die hellere Halle direkt in die Herzen der Zürcherinnen und Zürcher. 178 Millionen Franken hatten sich diese das totalrenovierte Haus am See kosten lassen. Foyer, Säle und eine attraktive Aussenterrasse laden zum Verweilen. Zudem klingt der Konzertsaal fantastisch. Zürich hat aufgeholt.
Auch wenn alles um das KKL Luzern bestens bestellt wäre: Der Wind weht schärfer. Andere Angebote stehen schon bereit – oder werden bald bereit sein. VON BRUNO AFFENTRANGER
«Salle Blanche». Der Weisse Saal. Er ist Höhepunkt und Kunstwerk zugleich im KKL Luzern. Hier musizieren Spitzenkräfte unter Spitzenleitungen. Die Akustik des zu früh gegangenen Russell Johnson ist nach wie vor eine Offenbarung. Der manchmal kauzige Meister der Stille und der Echo kammern, der während des Realisierens und der Ausbauphase auch schon mal zum Hörtest im Saal übernachtete, hat Ende der Neunzi gerjahre eine bis heute geltende Leitwährung für Konzertsäle in der Welt geschaffen. Doch die Konkurrenz holt auf. Baulich, konzep tionell, aber auch in der Qualität des Dargebrachten. Man kann die Radien ziehen, wie man will: Es lassen sich immer mehr aufgerüstete Mitbewerber finden, die im selben Publi kumsteich fischen.
CITÉ DE LA MUSIQUE GENF In Genf hat es die klassische Musik nicht einfach. Am 13. Juni hat die Stimmbevölkerung einer Cité de la Musique hauchdünn eine Abfuhr erteilt. 50,8 Prozent waren gegen das insgesamt rund 300 Millionen Franken teure Vorhaben. Grüne, Linksaussen und die SVP hatten sich verbündet. Ein überrissenes Projekt, zu viel für die Monokultur Klassik, so lauteten die Vorwürfe. 1580 Plätze hätte der Konzertsaal geboten. Doch noch ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, das Volksvotum ist in diesem Fall nicht bindend. Die Kantonsregierung hat es in der Hand. Kommt das abgespeckte Projekt mit einem Konzertsaal im Glasgebäude doch? Es wäre mit dem Orchestre de la Suisse Romande eine Konkurrentin.
TEATRO ALLA SCALA MAILAND 2030 Menschen haben im Teatro alla Scala in Mailand Platz. Die Scala, so der Kurzname, ist eines der bekanntesten und bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Man wird sich jetzt wundern: Ein Opernhaus als Konkurrenz für das KKL Luzern? Das 243 Jahre alte Traditionshaus bietet eben mehr als Schauspiel. Namen wie Daniel Barenboim oder Riccardo Chailly als Musikdirektoren garantieren Weltklasse mit Orchestern, deren Musikerinnen und Mus
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