WINGbusiness Heft 02 2021

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TOP-THEMA

Foto: TBA llu 2017 © Z+B

Andreas Pfeiler, Sebastian Spaun

Das Gebäude der Zukunft: jetzt

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ie österreichische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen. Ein Zwischenziel auf diesem ambitionierten Weg ist es, den Strombedarf im Jahr 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Auch der Gebäudesektor muss zu diesen nationalen Klima- und Energiezielen wesentlich beitragen. Das bedeutet einerseits, dass nur mehr Gebäude mit niedrigem Energieverbrauch errichtet werden dürfen, deren Heiz- und Kühlbedarf dann zudem aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden muss. Mit fossiler Energie betriebene Heizungsanlagen werden schon bald der Vergangenheit angehören und müssen durch effiziente CO2-freie Systeme ersetzt werden. Die thermische Bauteilaktivierung (TBA) – mit der massive Betonbauteile zu Energiespeichern werden – ist ein System, mit dem Gebäude energie- und ressourceneffizient geheizt und gekühlt werden können. Dabei werden Rohrregister direkt in Betonteile eingebaut; besonders geeignet sind Geschoßdecken aus Stahlbeton. Beton ist aufgrund seiner hohen Materialdichte ein hervorragender Wärmespeicher und ein sehr guter Wärmeleiter. Durch die gute Wärme-

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leitfähigkeit kann die Wärme rasch in den thermisch aktivierten Bauteil eindringen (Kühlfall) oder umgekehrt im Heizfall über die große Fläche gleichmäßig abgegeben werden. Somit reichen kleinste Temperaturunterschiede zwischen dem aktivierten Bauteil und der Raumtemperatur, um Gebäude komfortabel in Form von Strahlungswärme heizen bzw. kühlen zu können. NutzerInnen empfinden diese Form des Heizens und Kühlens als besonders wohltuend und komfortabel. Zunehmende Bedeutung einer effizienten Raumkühlung Ein großer Vorteil der Bauteilaktivierung ist, dass mit ein- und demselben System geheizt und gekühlt werden kann, die Funktionsweise wird bestimmt durch die Temperatur der Flüssigkeit in den Rohrregistern. Mit der deutlichen Zunahme der Temperaturen im Sommer, aber auch der Zunahme von Tropennächten wird das Thema Vermeidung von sommerlicher Überwärmung immer wichtiger für die Bauwirtschaft. Die Kühlung über die Bauteilaktivierung trägt wesentlich zur Gewährung des sommerlichen Wohnkomforts bei, sie

erfolgt geräuschlos und ohne Zugluft und macht Klimageräte und die damit oftmals verbundene Lärm- und Wärmeabgabe, die besonders in Städten zu einer Verstärkung des „Urban Heat Island“-Effekts führt, überflüssig. Aufgrund der großen Übertragungsflächen können die Systemtemperaturen der Bauteilaktivierung sehr niedrig gehalten werden, die Differenz der Oberflächentemperatur zur gewünschten Raumtemperatur soll zwischen 1 und 6 Grad betragen. Dieser Betrieb in einem relativ niederen Temperaturbereich bewirkt, dass die Energie z. B. mittels Wärmepumpe mit sehr hohen Umwandlungswirkungsgraden erzeugt werden kann. Damit ist die Bauteilaktivierung für die Nutzung erneuerbarer Energien prädestiniert. Die Bauteilaktivierung ermöglicht es weiters, die sommer-

Bauteilaktivierung 3D Modell ©Z+B

WINGbusiness 2/2021


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