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Foto: Orasis Industries Holding GmbH
Matthias Wolf, Christian Ramsauer, Markus Haidenbauer
Methodik zur Erstellung einer CO2-Bilanz der Orasis Industries Holding GmbH Mit dem Verkauf der Hirtenberger Defence Systems Sparte wurde aus der Hirtenberger AG nun die Orasis Industries Holding GmbH mit ca. 300 Mio. EUR Umsatz und 2.000 MitarbeiterInnen. Das Traditionsunternehmen aus Niederösterreich reagiert auf die Herausforderungen des Klimawandels und richtet sich verstärkt nachhaltig aus. Trotz einer hohen öffentlichen Aufmerksamkeit für das Thema Klimaneutralität und mittelfristig bevorstehender Auflagen im Umgang mit CO2, fehlt es in der österreichischen Industrie noch an einer einheitlichen und allgemein anwendbaren Methodik zum Erstellen von CO2-Bilanzen in Unternehmen. Das Unternehmen hat das Institut für Innovation und Industrie Management der TU Graz mit dem Projekt „CO2-Neutralität“ beauftragt. Das Projekt beinhaltet die Erstellung einer CO2-Bilanz und Energieflussanalysen, die Identifikation von Energieeinsparpotentialen und die Erarbeitung einer Kompensationsstrategie für verbleibende Emissionen. Klimaneutralität in der Industrie Die EU fordert in ihrer langfristigen Strategie Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Die mittelfristigen Klimaziele für das Jahr 2030 fordern eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes um 55 Prozent unter den Wert von 1990. Dazu muss der Übergang zu einer ressourceneffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft und die Entwicklung weniger umweltschädlicher und weniger energieintensiver Technologien (Steigerung der Energieeffizienz um zumindest 32,5 %) in der EU-Industrie vorangetrieben werden.1 Das Institut für Innovation und Industrie Management (IIM) der Technischen Universität Graz blickt auf eine lange Tradition im Bereich des betrieblichen Energiemanagements zurück. Durch die Identifika1 Europäische Kommission (2021) 48
tion von Einsparpotentialen in der produzierenden Industrie mittels Energieflussanalysen und die darauf aufbauende, gezielte Ableitung von Maßnahmen zur Optimierung der Nutzung von Energie (z.B. Elektrizität, Druckluft, Wärme) konnten viele Unternehmen der österreichischen Industrie bei der Einsparung von Primärenergie unterstützt werden. Der Fokus dieser Projekte lag zumeist auf einer Verbesserung des Betriebsergebnisses (EBIT) durch die Reduktion von Verschwendung. Unter den neuen Herausforderungen und Vorgaben im Hinblick auf industrielle Klimaziele erhält diese Kernkompetenz des IIM einen neuen Aufschwung, da sich eine Reduktion im Primärenergieeinsatz auch immer direkt positiv auf die Menge des emittierten CO2 auswirkt. So kann ein Beitrag zur
Klimaneutralität des Unternehmens geleistet werden. CO2-Bilanzierung in Industrieunternehmen Die Klimaneutralität von Unternehmen ist sowohl von hoher Relevanz für eine nachhaltige Entwicklung als auch ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dabei spielt die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen (THG) eine wichtige Rolle um Entscheidungsträger bei der Gestaltung einer passenden Strategie zu unterstützen. Das Hauptpotential zu Einsparung von THG-Emissionen wird hier vor allem auf der Unternehmensebene gesehen.2 Unternehmen haben deshalb begonnen, eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden und Praktiken der CO2-Bilanzierung zu nutzen 2 Günther, E. & Stechemesser, K., (2012) WINGbusiness 2/2021