WINGbusiness Heft 02 2021

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TOP-THEMA

Foto: Stadt Graz © Harry Schiffer

Werner Prutsch, Gert Heigl

Graz - Klimaneutrale Innovationsstadt Nur in einer globalen Anstrengung können Probleme wie Klimawandel, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, Rückgang der Biodiversität etc. bewältigt werden. Viele dieser Probleme sind auch bei uns bereits spürbar, wie z. B. häufige Extremwetterlagen. In zahlreichen Weltgegenden nehmen diese Veränderungen aber bereits existenzbedrohende Ausmaße in Form von Dürreperioden, Meeresspiegelanstieg und Erschöpfung von Trinkwasserreserven an. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an nicht mehr vermeidbare Veränderungen stellen besonders Städte und Gemeinden vor die größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Die Stadt Graz hat diese Themen seit langem auf der Agenda, bei vielen wie Abfallvermeidung, der Ökologisierung der Wärmeversorgung und ganz aktuell mit einem eigenen „Klimaschutzbudget“ setzt die Stadt Graz österreichweit und international Maßstäbe.

Vor jeglichem Vergleich von THGEmissionen ist die Frage zu klären, welche einer Kommune wie Graz zuzurechnen sind. Daraus lässt sich ermitteln, welcher Anteil des verbleibenden „Treibhausgasbudgets“ pro Jahr „abzubuchen“ ist. Diese Frage hat das Grazer Wegener Center in einer von der Stadt Graz beauftragten Studie untersucht /1/. Es gibt zwei mögliche Ansätze:

(b) Im konsumbasierten Ansatz werden die Emissionen jenen zugerechnet, deren Endnachfrage das emissionsintensive Gut umfasst, egal an welchem Ort (und damit egal wo in der Vorkette der Produktion und Wertschöpfungskette) die durch die Produktion des Gutes verursachten THG-Emission physikalisch angefallen sind, z.B. dem Haushalt in Graz, der ein Mobiltelefon kauft, werden alle Emissionen angelastet, die in der Produktion und bei der Lieferung entstanden sind.

(a) Im produktionsbasierten Ansatz der Bilanzierung werden die Emissionen jenen Akteuren zugerechnet, bei denen die Emissionen physikalisch anfallen, d.h. z.B. dem Betrieb, der zur Produktion von Gütern Erdöl verbrennt.

Ermittelt wurde produktionsbasiert für das Jahr 2015 ein Wert von 1.17 Mio t CO2äqu an Treibhausgasemissionen, dies entspricht einer Emission von 4,1 t CO2äqu pro Kopf und Jahr. Erstmals wurde für die Stadt Graz auch ein konsumbasierter Emissions-

Treibhausgasemissionen und „THGRest-Budget“

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wert erhoben. Hierfür liegen aus der Österreichischen Konsumerhebung keine allein für Graz spezifischen Daten vor, wohl aber jene für Städte Österreichs (außer Wien) mit mehr als 100.000 Einwohnern, somit also ein Wert, der die Städte Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck beschreibt. Mit diesem über diese Städte durchschnittlichen Konsummuster, sowie den sektoralen konsumseitigen Treibhausgasintensitäten im österreichweiten Schnitt ließen sich die konsumseitig bilanzierten Treibhausgasemissionen der Stadt Graz für 2015 zu 2.77 Mio t CO2äqu ermitteln, was einem Wert von rund 9,66 t CO2äqu pro Kopf entspricht /1/. Wird das Treibhausgasbudget nach – ab sofort – globaler Gleichverteilung der Stadt Graz zugeteilt, so steht der Stadt Graz (ab 2016) noch

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