Karrierechance: E-Sport 13
inside society
Der E-Sport bietet viele Karrieremöglichkeiten Genau wie in herkömmlichen Sportarten hat sich ein Ökosystem mit vielen Jobs herausgebildet – als Spieler, Trainer oder Manager zum Beispiel.
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HELMUT PETERS ür E-Sportler ist das eigene Kinderzimmer das, was für Fußballer der Bolzplatz ist. Und so, wie viele berühmte Fußballer irgendwann angefangen haben, mit Freunden zu kicken, so beginnen auch E-Sportler zunächst, am heimischen Monitor zu spielen. Doch so, wie ein Leon Goretzka oder ein Joshua Kimmich nicht nur Spaß und Talent mitbrachten, sondern in einen Verein gingen, dort hart trainierten und dann irgendwann von Talentscouts entdeckt wurden, so können auch E-Sportler für eine Profikarriere entdeckt werden. Und auch für sie ist über ihr Hobby der Weg zu Ruhm, Erfolg und nicht zuletzt viel Geld inzwischen genauso möglich wie für die Stars auf dem grünen Rasen. Fast jeder dritte Jugendliche im Alter zwischen 16 und
24 Jahren träumt heute laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage von einer Karriere als E-Sports-Profi. Wer sich für eine solche Karriere interessiert, muss natürlich zunächst einmal über eines verfügen: Talent. Aber genauso wichtig sind Disziplin, Ehrgeiz oder Zielstrebigkeit und eine gute Unterstützung und Förderung. Eine gute Anlaufstelle für E-SportsTalente sind zum Beispiel Sportvereine mit einer eigenen E-Sports-Abteilung oder eine Organisation wie die esports player foundation. E-Sport bietet jedoch auch die Möglichkeit, andere Karrieren einzuschlagen: als Trainer, Manager oder Streaming-Anbieter zum Beispiel. Denn es gibt Ligen und Turniere sowie Spieler, die trainiert, gefördert oder betreut werden müssen. Längst hat sich ein eigenes Ökosystem herausgebildet und die Wachstums-
prognosen scheinen außerordentlich gut zu sein. So wächst der Bedarf an Profis auch im Umfeld des eigentlichen sportlichen Geschehens stetig an. Institutionen wie die Deutsche Sportakademie und die WINGS bieten daher eine Ausbildung zum E-Sport-
„Fast jeder dritte Jugendliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren träumt heute laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage von einer Karriere als E-Sports-Profi.“
Manager an. Diese berufsbegleitende Weiterbildung zeigt die spannenden beruflichen Perspektiven der Branche und die Wege dorthin auf. Absolventen erhalten Einblicke in die Systeme der Ligen und die Konzeption, Finanzierung und Organisation von E-Sport-Events. Ebenso gibt es eine Einführung in die rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekte. Rund um die E-Sportler gibt es zudem weitere Jobmöglichkeiten, zum Beispiel den des Trainers. Wer vielleicht selbst eine Karriere als Spieler hinter sich hat und anschließend junge Talente fördern oder schon erfolgreiche Spieler trainieren möchte, kann sich zum Coach weiterentwickeln. Last but not least spielen wie im herkömmlichen Sport auch die Medien eine Rolle im E-Sport. Hier handelt es sich bisher um Plattformen wie YouTube oder das auf Streaming spezialisierte Twitch. Auch hier lässt sich mit einem guten Konzept Geld verdienen. Man kann beispielsweise einen Kanal eröffnen, auf diesem Spiele veranstalten und für den Zugang Geld verlangen. E-Sport ist längst kein reines Freizeitvergnügen jugendlicher Zocker mehr, sondern ein Geschäft, das Karriere- und Verdienstmöglichkeiten bietet – eine Entwicklung, die erheblich schneller vor sich ging als in den herkömmlichen Sportarten.
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Foto: ESL Gaming Part Oerbekke
CS-Legende Fatih „gob b“ Dayik
Sie waren einer der besten und ersten Profispieler in Deutschland – was waren das für Zeiten? Die Zeit damals ist mit der aktuellen Zeit nicht zu vergleichen. Alles war viel kleiner, wie z. B. Reichweiten, Turniere und Zuschauerzahlen. Mein Ziel war es, mit der Bekanntgabe des „ersten Profispielers“ eine richtungsweisende Vision für die ganze Szene zu setzen. Wenn ich heute darauf zurückblicke, finde ich, dass ich das erreicht habe.
Heute arbeiten Sie als Headcoach – wie macht sich der Nachwuchs?
Fatih Dayik, besser bekannt als „gob b“, war einer der ersten Profispieler in der deutschen E-Sport-Szene. Heute unterstützt er mit seiner Erfahrung den Nachwuchs. Die Position des Headcoaches habe ich im Sommer aufgegeben, da sich für mich in einem neuen Spiel (Valorant) eine tolle Möglichkeit ergeben hat. Auch dort arbeite ich zusammen mit einem weiteren „Veteranen“ (Michele „zonixx“ Köhler) mit jungen Spielern. Generell lässt sich sagen, dass sowohl in meiner Zeit als Trainer als auch in-game-Leader (gleichzustellen mit einem Teamkapitän), der Nachwuchs sehr motiviert und lernbereit ist. Man wird oft schon früh in Stresssituationen mit hohem Leistungsdruck gebracht und ich finde, da hat der E-Sport dem Sport etwas voraus.
E-Sport ist längst kein Nischensport – wann wird das in der Gesellschaft wirklich vollwertig angesehen? Für uns ist der E-Sport schon lange kein Nischensport mehr, unabhängig von der gesellschaftlichen Anerkennung. Wir waren schon immer auf uns allein gestellt und haben uns auch ohne die fehlende Anerkennung prima entwickelt. Dies sieht man vor allem an den herausragenden Zuschauerzahlen bei den Topevents. Im Bereich der Aufklärung und Anerkennung haben wir
hier auch einen eigenen Verband, den ESBD (https://esportbund.de/), der stellvertretend für Profi- und Breitensport die Interessen von den Teams, auch besonders auf politischer Ebene, vertritt.
Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren? Ich sehe mich auf jeden Fall wieder später in der Headcoachrolle (unabhängig in welchem Game). Zudem möchte ich weiterhin mit meiner Erfahrung unsere Organisation (BIG) und den E-Sport generell nach vorne bringen.