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ie kann man Schönheit Dauer verleihen? Am besten mit Nadel und Faden. Die Maßschneiderin Helga Maria Lercher vermag, einen individuellen Stil zu kreieren, gepaart mit zeitloser Eleganz. Dabei trägt sie eigentlich den Doktorhut in modernen Sprachen. Frau Lercher, warum wählten Sie ein Leben hinter der Nähmaschine? Meine Mutter ist Schneiderin und setzt sich mit ihren 89 Jahren immer noch gern an die Nähmaschine. Von ihr habe ich die Passion fürs Nähen. Schon als Kind nadelte ich aus jedem Stückchen Stoffrest ein Puppenkleid. So war es naheliegend, dass ich nach der Schule eine Schneiderlehre machen würde. Das war aber noch nicht der richtige Zeitpunkt, das Nähen zum Beruf zu machen, denn mir schwebte ein Studium mit einem späteren Lehramt vor. Ich ging nach Verona und studierte moderne Sprachen. Nebenbei unterrichtete ich eine zeitlang als Supplenz an der Mittelschule in Bruneck. Obwohl mir das Arbeiten mit den Schülern gut gefiel, spürte ich, dass es auf Dauer doch nicht das Richtige für mich sei. Immer mehr erwachte in mir die Leidenschaft im Bereich Mode und so besuchte ich neben meinem Studium eine private, sehr kostspielige Schule für Modedesign in Verona. Ermöglicht hat mir dies durch finanzielle Unterstützung meine jüngere Schwester, wofür ich ihr bis heute dankbar bin! Anschließend entwarf ich als Designerin Kollektionen für verschiedene Modefirmen.
tirol- Vorentscheidung in Bruneck sowie im Rahmen eines Brunecker Stadtfestes.
Helga Maria Lercher aus Gais
“Der Sinn des Lebens ist, die eigene Begabung zu erkennen und sie weiter zu verschenken.“
In diesem Zusammenhang war ich dauernd unterwegs zu Modemessen von Florenz über München bis Paris. Es war eine traumhafte Zeit! Wie kamen Sie zum eigenen Atelier? In Verona entwarf und nähte ich auch Theaterkostüme und Abendkleider für Sängerinnen im Klassikfach, obwohl ich nie eine Schneiderlehre besucht hatte. Das Nähen mit dem Designen zu verbinden machte mir noch mehr Spaß und so entschloss ich mich, nach Südtirol zurückzukehren und ein Atelier zu eröffnen. Meine Grunderfahrung in
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Mutters Schneiderei sowie meine langjährige Mitarbeit im operativen Konfektionsbereich in Verona gaben mir den Mut dazu. In Bruneck sah ich eine gute Entfaltungsmöglichkeit und so eröffnete ich 1996 meine Damenschneiderei in Bruneck. Was fasziniert Sie so sehr am Schneiderhandwerk? Vom Entwurf bis zum letzten Knopf alles selber zu gestalten. Es gilt natürlich, auf den Typ und auf den Wunsch der Kunden einzugehen und sie zu beraten, aber man hat viel Spielraum, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Durch meine Arbeit in Verona habe ich Kontakte zu exklusiven Modeschauen, wo ich die Trends im Vorfeld von zwei Jahren erfahre sowie zu Herstellern von hochwertigen Stoffen. Ich besuche viele Messen, so ist Pitti in Florenz für mich immer die Inspiration Nummer Eins für neueste Farben, Schnitte und Linien. Gibt es ein für Sie besonders gelungenes Kleidungsstück? Jedes Stück ist für mich einzigartig, ob es nun ein Mantel, ein Abendoder ein Brautkleid ist. Spannend waren auch meine Kreationen im Zusammenhang mit einer Miss Süd-
Welcher Modedesigner inspiriert Sie am meisten? Ich bewundere Armani. Er kleidet die Frau so einfach wie möglich, aber mit Stil und Klasse. Die Aufgabe eines Modeschneiders ist es, Kleider so zu fertigen, dass sich eine Frau darin wohlfühlt. Erst dann kommen das Kleid und die Eleganz der Frau, die es trägt, richtig zur Geltung, sozusagen wenn das Kleid im Einklang mit der Person ist. Armani ist für mich ein großes Vorbild in seinen Kreationen, aber auch als Person. Trotz der Berühmtheit hat er seine Menschlichkeit, Bescheidenheit und Schlichtheit bewahrt. Vielen Menschen genügen T-Shirts und Jeans… Das Konsumdenken und die billigen Konfektionswaren verleiten, die Kleidung oft zu wechseln. Es gibt aber immer mehr Menschen, die lieber ein paar schöne Einzelstücke mit qualitativ hochwertigen Stoffen haben, die dann auch mehrere Jahre getragen werden können. Im Endeffekt kommt es kostenmäßig auf dasselbe. Wie haben Sie den Corona-Lockdown erlebt? Wegen der großen Nachfrage nach Mundschutzmasken begann ich, aus Baumwollstoffen einige Stücke zu nähen und ich verschenkte sie anfangs im Bekanntenkreis. Mittlerweile sind sie sehr gefragt und ich habe bereits mehrere hundert Masken genäht. Ich freue mich sehr, wenn ich mit Aufhebung des Lockdowns wieder meiner üblichen Schneidertätigkeit nachgehen kann. Diese Zeit hat die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft verändert. Ich wünsche mir, dass wir - bei aller Tragik und den schlimmen Folgen- aus dieser Pandemie auch lernen. Dass die Menschen etwas zufriedener und bescheidener werden und dass das Konsumdenken und das Streben nach Immer-Mehr, anderen Werten Platz machen möge. Und dass Zusammenhalt und Menschlichkeit sich ganz tief in unsere Herzen verwebt. (IB)