B IO R A M A N Ö
T R ANSITSTO P P
24
»WIR WAREN NICHT MAL AUF DER KARTE« Waldviertler BürgerInnen wie Anton Dorfinger aus Dobersberg wehren sich gegen den internationalen Lkw-Transit, der ihre Dörfer lautstark belastet.
Anton Dorfinger
BIORAMA: Wie ist es zu der Belastung durch den Transitverkehr gekommen? ANTON DORFINGER: Mit der Grenzöffnung vor fast 30 Jahren haben die Menschen im oberen Waldviertel gehofft, dass es für diesen Landstrich am Eisernen Vorhang wieder aufwärtsgeht. Leider wurde nach der Grenzöffnung in unserem Gebiet die Infrastruktur weiter abgebaut. Beim EU-Betritt Tschechiens 2004 wurde der nur für Lastwagen bis 3,5 Tonnen zugelassene kleine Grenzübergang Fratres zu einem Hauptgrenzübergang erklärt. Damit begann sich eine Lawine von Schwerstlastkraftwagen über kleine Dörfer wie Dobersberg zu ergießen. Die AnrainerInnen waren ab diesem Zeitpunkt Tag und Nacht der Wucht des Transitschwerverkehrs ausgesetzt. Besonders schlimm wurde die über Jahre ständig zunehmende Belastung der Bevölkerung vor Weihnachten 2020.
Sie haben damals verschiedene Aktionen gestartet und sich auch direkt an Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gewandt. Ich habe mich mit betroffenen BürgerInnen ans Gemeindeamt gewandt. Dort wollte man in
dieser Sache nichts unternehmen. Deswegen habe ich mich mit einem Brief an die Landeshauptfrau von Niederösterreich gewandt. Die hat mir geschrieben, dass sie die Angelegenheit an den zuständigen Landesrat weitergegeben hat. Man war sehr freundlich, aber wirklich geschehen ist bis heute nichts – außer, dass das Problem allmählich anerkannt wird. Was wird denn durch das Waldviertel transportiert? Mit dem Abholzen der Wälder im Norden der EU werden riesige Mengen Holz nach Österreich transportiert. Von Österreich wird das Holz bis in die usa und nach China exportiert. Gleichzeitig blieben die Waldviertler Bäuerinnen und Bauern auf ihrem Holz sitzen. Die kleinen ansässigen holzverarbeitenden Betriebe werden nicht mit Material beliefert oder erst zu späten Terminen und hohen Preisen. Das Anliegen der Petition ist daher Ausgewogenheit: Bei aller Wichtigkeit des Verkehrs sollten Menschen doch auch in Gesundheit und mit einer gewissen Lebensqualität leben können. Wir beklagen den Lärm, die Gefährdung durch
BILD MATTHIA S LE DWI NKA
INTERVIEW Martin Mühl