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Aerosollöschfahrzeuge » Autor: Jörg Rothweiler
Hier kommt Daniel Düsentrieb
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Russen mögen es gross und auffällig. Im Stras senverkehr wie im Einsatz. Darum erfanden sie den Turbolöscher, eine Symbiose aus Panzer und Jet-Triebwerk. Heute stehen Lkw-basierte Aerosollöschfahrzeuge (ALF) im Dienst vieler Werkfeuerwehren.
» Der deutsche Aerosollöscher «Hurricane» blieb ein teures Experi ment – und steht heute im Feuerwehrmuseum Fulda.
Der Turbolöscher der «Schwarzen Pumpe»
Big Wind, Star des Irakkriegs
Einer der ersten Turbolöscher ausserhalb Russlands entstand 1980 am Institut der Feuerwehr in Heyrothsberge – auf Basis eines ADK-70-Allrad-Lkw mit sowjetischem KlimowWK-1-Turbojet-Triebwerk. Zwei dieser Löschfahrzeuge wurden 1982 durch die Abteilung Betriebsbauten des Gaskombinats «Schwarze Pumpe» in Betrieb gestellt. Eines davon, mittlerweile auf ein MAN-LKW-Fahrgestell mit geschlossener Kabine umgepflanzt, steht bis heute bei der Werk feuerwehr des Braunkohle-Kraftwerks «Schwarze Pumpe» im Einsatz – und leistet auch bei Waldbränden wertvolle Dienste.
Zehn Jahre nach den DDR-Ingenieuren, 1990, stellten ungarische Entwickler das Aerosollöschfahrzeug (ALF) «Big Wind» auf die Räder – sorry – Ketten: ein ferngesteuertes Monster auf Basis eines T-34-Panzers, garniert mit gleich zwei MIG-21-Triebwerken und sechs Wasserdüsen, die bis zu 830 Liter Wasser pro Sekunde speien können. Genug Lösch-Power, um zahlreiche der knapp 1’000 während des Irakkriegs (1990 und 1991) in Kuwait mutwillig entzündeten Ölquellen zu löschen! Mit diesem Erfolg läutete «Big Wind» den weltweiten Siegeszug der Turbolöscher ein.
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Wenn etwas so richtig deftig schiefgeht, darf man nicht zimperlich sein. Etwa, wenn ein Grossbrand tobt, der mit konventionellen Mitteln nicht zu löschen ist. Genau das geschah einst im Ural – und die Russen hatten eine zündende Idee: Sie schraubten das Strahltriebwerk eines Kampfjets auf das Fahrgestell eines Panzers – und bliesen das Feuer mit enorm viel Wasser und noch mehr Winddruck einfach aus. Der «Turbolöscher» war erfunden!
Ein teures Experiment Ein Erfolg, der die Russen ärgerte – und die Deutschen. Letztere liessen nämlich von Mai 1991 bis Juli 1993 durch die Erdöl-Erdgas Gommern in Neubrandenburg das Abgaslöschfahrzeug «Hurricane» mit MIG-21MF-Triebwerk und T-55A-Panzerfahrgestell aufbauen. Dessen Entwicklung, in die das Bundesministerium für Bildung und Forschung 750’000 Euro Fördergelder pumpte, dauerte aber viel zu lange – und so blieb das heute im Deutschen Feuerwehrmuseum Fulda ausgestellte ALF ein sündteures Experiment. » Der ungarische Abgaslöscher «Big Wind» mit zwei MIG-21-Triebwerken läutete den Siegeszug der Aersosollöscher ein. blaulicht | gyrophare bleu | girofaro blu
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