TRAINER Magazin - Ausgabe 01/2022

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Dr. med. Torsten Schröder im Interview:

Blutzuckerschwankungen Ein stark schwankender Blutzuckerspiegel beeinflusst die Gesundheit, das Körpergewicht und das allgemeine Wohlbefinden negeativ. Dr. med. Torsten Schröder gibt Tipps, wie Sportler ihren Blutzuckerspiegel optimal beeinflussen können.

Der Facharzt für Innere Medizin, Diabetologe (DDG) und Ernährungsmediziner ist Chief Medical Officer der Perfood GmbH, wo er Konzepte zur personalisierter Ernährung weiterentwickelt. www.millionfriends.de

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Wie wirkt sich Stress auf den Blutzuckerspiegel aus? Stress bedeutet für unseren Körper erst einmal Lebensgefahr: jetzt schnell auf Flucht oder Kampf vorbereiten! Er re-

agiert unfassbar schnell, um Energie bereitzustellen unter anderem mithilfe der Hormone Cortisol und Adrenalin: Sie lassen die Herzfrequenz und auch den Blutzucker steigen. Erst einmal ist das nicht schlimm und ganz normal, ebenso wie ein gewisses Maß an Stress von unserem Organismus gut kompensiert werden kann. Wenn wir aber chronischen Stress haben, verursacht das auch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Das Tückische: Wir merken davon erst einmal nichts, aber der Körper hat nun noch mehr Stress, weil er mit einer hohen Insulinproduktion den Blutzucker in die Zellen schaffen will. Mit Bewegung können wir Stress übrigens in Power umwandeln und gleichzeitig unseren Cortisolspiegel senken. Aber Achtung: Wer es mit dem Sport übertreibt, löst wieder Stress aus und produziert mehr Cortisol. Wie hängt das Cortisol biochemisch mit dem Blutzuckerspiegel zusammen? Als Stresshormon stellt Cortisol im Körper Energie in Form von Glukose bereit, damit die Muskeln eine erwartete „Mehrarbeit“ verrichten können. Cortisol reduziert dafür die Empfindlichkeit der Rezeptoren für Insulin – das Hormon, das bei einem hohen Blutzuckerspiegel immer ausgeschüttet wird. Durch die vom Cortisol reduzierte Rezeptorempfindlichkeit ist das Insulin jedoch nicht mehr so gut in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu senken. Indem die Insulinempfindlichkeit in der Peripherie

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Foto: Dr. med. Torsten Schröder

DR. MED. TORSTEN SCHRÖDER

Wie kommt es zum Unterzucker und was bewirkt dieser bei Sportlern? Im Training geht auf einmal nichts mehr, man hat Schweißausbrüche, die Muskeln versagen und einem wird schwindelig: Ausdauersportlern ist dieses Phänomen als Hungerast bekannt. Wissenschaftlich ist das kein klar definierter Begriff. Doch was die Sportler spüren, deutet auf einen akuten Energiemangel in den Muskeln hin. Und Energie bedeutet für den Körper in erster Linie, auf einen Kraftstoff zurückgreifen zu können, der schnell verfügbar ist. Bei diesem Kraftstoff handelt es sich um Blutzucker bzw. Blutglukose. Für das Training bedeutet das: Bei starker oder lang anhaltender Belastung wird in der Muskulatur besonders viel Energie, sprich Blutzucker, benötigt. Ist im Blut irgendwann nicht mehr genügend Glukose vorhanden, schwenkt der Körper auf Energiereserven um – zunächst auf die Glykogenspeicher in Muskeln und Leber. Sind alle Glykogenspeicher aus Muskeln und Leber aufgebraucht und es kommt nicht genügend Nachschub über die Ernährung, z. B. über ein Glukosegel, und die Fettverbrennung kommt dem Energieverbrauch nicht hinterher, dann kann es zu einem Energiemangel kommen. Der gefürchtete „Hungerast“ entsteht.


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