TOPTHEMA TESTING & DIAGNOSE
Stresstests Wie lassen sich Kompensationen zuverlässig erkennen? Trainierende sind stets motiviert, ihre Leistung zu verbessern. Da Verletzungen diesem Ziel einen Strich durch die Rechnung machen, wurden in den letzten Jahrzehnten viele Konzepte entwickelt, um durch eine Standardisierung von Bewegungen Verletzungen vorzubeugen.
SIND KOMPENSATIONEN SCHLIMM? Jedoch zeigt das Konzept auch einige Schwächen. Diese beleuchtet Luise Walther in ihrem Artikel ab Seite 18 ausführlich. An dieser Stelle will ich daher nur auf das Thema „Kompensationen“ eingehen. Denn es wird immer wieder behauptet, dass sich Kompensationen mit dem FMS zu-
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verlässig erkennen ließen. Für die Durchschnittsbevölkerung mag dies zutreffen, doch wissen viele Trainer auch, dass insbesondere Athleten sehr gut darin sind, bei Bewegun-
FELIX KADE Der Personal Trainer mit dem Schwerpunkt Rückenschmerzen gibt in seinem Blog modernes und evidenzbasiertes Wissen weiter. Zusammen mit Sebastian Schäfer hilft er im Seminar „Assess & Correct“ Trainern und Therapeuten, selbstbewusster an den Eingangscheck heranzugehen. www.felixkade.de
gen zu „schummeln“. So können sie Endpositionen erreichen, ohne dass eine Kompensation sichtbar wird. Aber ist eine Kompensation überhaupt schlimm? Nein. Viele Sportler bringen sportspezifische Kompensationen mit; diese machen sie für ihren Sport besser. Würden wir ihnen diese wegnehmen, könnten wir die Leistung im schlimmsten Fall sogar verringern. So zeigte Usain Bolt einen „nicht optimalen“ Laufstil, war aber der schnellste Mensch der Welt.
VORTEILE VON KOMPENSATIONEN Kompensationen haben auch ihre Vorteile. So entlastet der Körper nach Verletzungen die betroffene Körperstelle automatisch. Dieser Mechanismus hilft bei der Regeneration, wenn du z. B. mit dem Knöchel umknickst und anschließend das Gewicht mehr auf den gesunden Fuß verlagerst, um
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Fotos: H_Ko - stock.adobe.com; Felix Kade
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as in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis nur schwer umsetzbar. So zeigt das bekannteste Assessment-Konzept – der Functional Movement Screen (FMS) – in der Praxis einige Stärken und Schwächen. Die große Stärke ist ganz klar die Einfachheit. Mithilfe der Durchführung von sieben einfachen Bewegungsmustern können Trainer die Bewegungsqualität von Trainees erfassen.