EHEM. VLBER
EXKURSION
„Hier nimmt man sich Zeit für den Sud“ Zweimal im Jahr reisen Mitarbeiter der VLB Berlin zusammen mit den Studierenden des CertifiedBrewmaster-Kurses und den angehenden Meistern für das Brauer- und Mälzerhandwerk nach Thüringen, um im Hennebergischen Museum Kloster Veßra unter historischen Bedingungen einen „Museumssud“ zu brauen. Nach coronabedingter Pause fand die Exkursion in diesem Frühjahr endlich wieder statt.
Geschichte des ortsansässigen Kommunenbrauwesens 1734 erhielt die Thüringische Gemeinde Wolfmannshausen das Braurecht. Noch im gleichen Jahr errichteten die Bewohner ein Brauhaus westlich des Dorfes. Unter der Leitung eines gewählten Braumeisters schlossen sich mehrere Familien zusammen, die gemeinsam im Frühjahr und im Herbst ein „Gebräu“ (max. 2200 l) für den privaten Konsum bereiteten. Die Wolfmannshäuser hielten diese Tradition bis Ende der 1970er-Jahre aufrecht. 1990 konnte das Hennebergische Museum das kleine einstöckige Brauhaus mit dem noch verbliebenen Inventar erwerben.
(ew) Seit Anfang der 2000er-Jahre hat der Brauverein Henneberger Land das Recht, fünf Sude pro Jahr auf der Anlage des Hennebergischen Museums Kloster Veßra zu brauen. Die einzelnen Schritte vom Maischen über das Würzekochen, das Kühlen und Gären können dann am historischen Brauhaus miterlebt werden. Ein Sud im Frühjahr ist der sog. „Museumssud“, der auf verschiedenen Veranstaltungen im Hennebergischen Museum ausgeschenkt und verkauft wird. „Und genau bei einem solchen Sud sind wir normalerweise immer dabei“, erzählt Jan Biering, Leiter des VLBForschungsinstituts für Bier- und Getränkeproduktion und Betreuer der privat organisierten Exkursion. Volles Programm Am Freitag erfolgt die Anreise, auf dem Weg dorthin wird meist noch eine Mälzerei, z.B. die Rhönmälzerei oder die Erfurter Malzwerke, besichtigt. Am Samstag ist Brautag. Der geht für die Frühaufsteher mit dem Aufheizen des Brauwassers
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Brauerei Forum – April/Mai 2022
um 5.00 Uhr los. Der Rest darf dann um 7.00 Uhr zum Einmaischen kommen. „Wir maischen mit mehreren Maischgängen im klassischen Dekokt ionsverfahren“, erklärt Biering das Prozedere. „Gegen Mittag beginnt das Läutern, dabei werden etwa 10 bis 12 hl Würze gewonnen. Diese Würze wird dann gut eine Stunde mit Naturhopfen gekocht, bis der gesamte Sud auf das Kühlschiff ausgeschlagen werden kann. Im Laufe der Nacht, wenn die Anstelltemperatur von ca. 10 °C erreicht wurde, wird der Sud in den hölzernen Gärbottich gelassen und mit Hefe angestellt.“ Am Sonntag, nach getaner Arbeit, besichtigt die Gruppe entweder ein anderes Kommunenbrauhaus in der Umgebung
oder macht eine Wanderung durch den Thüringer Wald. Ein traditionelles Mittagessen mit Thüringer Klößen rundet das Erlebnis ab. Körperlich anstrengend Die Studierenden rühren Maische mittels Maischescheit oder heizen mit Holz. Dieser traditionelle Ansatz macht die Erfahrung so wertvoll. Denn die Bierherstellung unter historischen Bedingungen unterscheidet sich eklatant von den vergleichsweise geringen körperlichen Anstrengungen, denen moderne Brauer heutzutage in einer industriellen Brauerei ausgesetzt sind. „Ich möchte den Studenten zeigen, wie herausfordernd das Brauen in früheren Jahrhunderten
Fotos: VLB Berlin/Jan Biering
Mit historischen Gerätschaften brauten VLB-Mitarbeiter gemeinsam mit Studierenden des Certified-Brewmaster-Kurses den frühjährlichen „Museumssud“ im Hennebergischen Museum Kloster Veßra, Thüringen