MENSCHEN & UNTERNEHMEN
NACHRICHTEN
Zwölf Freunde wollen insolvente Waldstadt-Brauerei zu neuem Erfolg verhelfen die neuen Biersorten werde man anheben. „Wir denken, diese Erhöhung ist vertretbar. Vor allem, weil wir unsere neuen Bierkreationen wie Lager, Pale Ale, IPA und Porter mit ganz besonderen, hochwertigen Zutaten brauen werden“, sagt Nathaniel Stott, Biersommelier und Mitbesitzer.
(F.) Unter der neuen Führung trifft Leidenschaft auf unternehmerische Erfahrung. „Unser Finanz experte hat die Gründe der vergangenen Insolvenz intensiv durchleuchtet. Ein Grund war, dass die Waldstadt-Brauerei vorher zu knapp kalkuliert hat“, beschreibt Thomas Kritzler aus dem Besitzerteam die Situation. Das hat moderate Preiserhöhungen zur Folge. Für das Waldstadt-Pils steigert sich der Preis pro Kasten um 2 €, die Lager-Biere kosten zukünftig pro Kasten rund 4 € mehr. Auch die Preise für
Erweitertes Angebot Der Herausforderung, eine insolvente Brauerei zu neuem Erfolg zu
führen, haben sich zwölf Freunde gestellt, die die Leidenschaft zur Bierbraukunst vereint – und die Hingabe, gutes lokales Craft-Bier herzustellen. Aktuell arbeiten zwei Vollzeit-Mitarbeiter und zwei Aushilfen in der Brauerei. Oliver von Wrede ist seit über 20 Jahren Brauer. Er war der gute Geist der Waldstadt-Brauerei und hat in Iserlohn mittlerweile zwei Insolvenzen mitgemacht: „Ich bin sehr froh, dass wir mit diesem neuen, engagierten Team durchstarten. Wir haben so viele tolle Ideen für neue Biersorten und können es kaum erwarten, diese bald vorzustellen“, freut sich von Wrede. Die Brauerei bietet aktuell u.a. Führungen mit Bierprobe an. Und wer sein eigenes Bier mit individuellem Label brauen will, kann das als sog. Gipsy-Brauer unter Anleitung tun. Die WaldstadtAkademie, ein Tag der offenen Tür sowie ein Bierfes tival sind in Planung. Foto: Waldstadt-Brauerei
Seit Februar 2020 läuft die Waldstadt-Brauerei in Iserlohn unter neuer Führung. Zwölf Freunde haben in die insolvente Brauerei im Sauerland investiert. Vier davon arbeiten neben ihren Hauptberufen aktiv daran, das kleine Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.
Pfungstädter Brauerei
Die hessische Privatbrauerei schlüpft unter den Schutzschirm zur Sanierung Die Pfungstädter Brauerei soll im Schutzschirmverfahren saniert werden. Das hat das Amtsgericht Darmstadt auf Antrag von Hessens größter Privatbrauerei beschlossen, um eine drohende Zahlungsunfähigkeit durch Umsatzeinbrüche in der Coronakrise abzuwenden. (F.) Die Pfungstädter Brauerei, die zuletzt 17 Mio. € im Jahr erwirtschaftete, setzte in der Corona-Krise rund 13 000 hl Bier weniger ab. „Diese außergewöhnliche Belas tung zwingt uns jetzt unter den Schutzschirm. Im Unter-
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Brauerei Forum – Juni/Juli 2020
schied zu einigen anderen Brauereien, die ihren Betrieb schon schließen mussten, können wir den Betrieb unter Aufsicht eines Sachwalters ungestört fortführen. Die Gehälter der rund 100 Mitarbeiter werden bis Ende August von der Arbeitsagentur übernommen. Unser Ziel ist es, die Brauerei zu sanieren und mit einem Investor möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, erklärte Stefan Seibold, Geschäftsführer der Pfungstädter Brauerei Hildebrand GmbH & Co. KG. Gespräche mit Interessenten In dem Schutzschirmverfahren wird die Brauerei von der Kanzlei Schiebe und Collegen in Darmstadt unterstützt, die schon zahlreiche
Unternehmen erhalten konnte. „Ein Schutzschirmverfahren erleichtert eine schnelle und nachhaltige Sanierung. Noch hat die Brauerei Luft und ist nicht zahlungsunfähig. Es wurden frühzeitig die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Deshalb sind wir zuversichtlich“, sagt Rechtsanwältin Annemarie Dhonau. Im Februar scheiterte die Übernahme durch einen Investor, der auf dem Schwimmbadgelände in Pfungstadt eine neue, hochmoderne Brauerei errichten wollte. Seither führt die 1831 gegründete Privatbrauerei Gespräche mit anderen Interessenten fort. „Diese Gespräche werden wir jetzt intensivieren“, erläutert Geschäftsführer Stefan Seibold die weiteren Schritte.