«Schweizer Holz – ja, wir wollen es!»

Page 45

Bündner Holzkette im Fokus Für den Kanton Graubünden hat der Wald seit jeher eine existenzielle Bedeutung – als prägendes Landschaftsbild, als Schutz vor Naturgefahren aber auch als Holzlieferant. Der natürliche und nachwachsende Rohstoff steht am Anfang einer bedeutenden Wertschöpfungskette. Christian Felix

Bündner Holz wird als Bau-, Werk- oder Brennstoff verwendet, ist die Existenzgrundlage für das holzverarbeitende Gewerbe und leistet einen wichtigen Beitrag an die Volkswirtschaft. Etwa 2100 Beschäftigte leben von der lokalen Holzindustrie und Forstarbeit. Rund 1500 Säger, Zimmerleute, Schreiner, Holzhändler und Transporteure sind in der Bündner Holzindustrie tätig. Zudem sorgen etwa 600 Forstingenieure, Förster, Forstwarte, Waldarbeiter und Lehrlinge im ganzen Kanton für eine professionelle Pflege des Waldes. «Bündner Spezialitäten» Die Forstwirtschaft Graubündens hat in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung im Schweizer Vergleich. Mit einer Waldfläche von etwa 200 000 Hektaren ist Graubünden der grösste Waldkanton der Schweiz. In den letzten fünf Jahren wurden in Graubünden durchschnittlich rund 400 000 Kubikmeter Holz pro Jahr genutzt. Knapp drei Viertel der Gesamtnutzung ist Stammholz für die Sägeindustrie, der Rest dient als Energieholz. Nur ein kleiner Teil geht in die Verwertung als Industrieholz zur Papier- und Spanplattenherstellung. Trotz schweizweit sinkenden Nutzungszahlen während der letzten Jahre sind die Nutzungsmengen in Graubünden konstant hoch geblieben. Dies hängt klar damit zusammen, dass Stammrundholz ein eigentliches Koppelprodukt von Waldpflegemassnahmen wie der Schutzwaldpflege ist. Das nach-

haltig verfügbare Potenzial an Rundholz wird aber dennoch nicht ausgeschöpft – im Wald wächst somit mehr Holz nach, als genutzt wird, sprich der Holzvorrat nimmt laufend zu. Bündner Bäume «gehen fremd» Bedauerlicherweise werden derzeit nur rund 10 Prozent des sägefähigen Stammholzes in Bündner Sägereien eingeschnitten. Die Bündner Sägereibranche ist geprägt von einer ausserordentlichen Kleinstrukturiertheit. Die kleinen Sägereien kämpfen mit hohen Produktionskosten und können im internationalen wie im nationalen Vergleich mit grösseren Sägereien nicht mithalten. In den letzten Jahren kam es deshalb zu zahlreichen Schliessungen von Bündner Sägereien. Der Rohholzabsatz in Graubünden ist somit stark vom Export abhängig. Fast 75 Prozent des Rundholzes reist zur Verarbeitung ins Ausland: Zwei Drittel der Ausfuhren nach Österreich und ein Drittel nach Italien. Die restlichen 25 Prozent werden vor allem in anderen Kantonen der Schweiz, aber auch im Kanton Graubünden selbst, verarbeitet. «Die Bündner Bäume gehen fremd» und werden auswärts weiterverarbeitet, um nachher teilweise als veredeltes, teures Bau-, Klang- und Furnierholz sowie als Schreinerware nach Graubünden zurückzukehren. So fliesst nicht nur Wertschöpfung aus dem Kanton Graubünden ab, es schafft auch ökologisch schwer verständliche Sachzwänge. Graubünden fehlt es an

45

BuWa1905_045 45

02.10.19 11:36


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.