«Schweizer Holz – ja, wir wollen es!»

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Aus Überzeugung massives Schweizer Holz Seit 1988 leitet der gelernte Schreiner Hannes Nägeli seine eigene Holzbaufirma im appenzellischen Gais. Infrastruktur und Personalbestand wurden über die Jahre angepasst, erneuert und aufgestockt. Vieles änderte sich über die Jahre, eines blieb bestehen: Die Liebe zum (Schweizer) Holz. Bei einem Telefongespräch durfte ich Hannes Nägeli einige Fragen stellen. Interview von Jörg Clavadetscher

Herr Nägeli, herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen für dieses Gespräch. Was fällt Ihnen ein zum Stichwort «Schweizer Holz»? Da fällt mir spontan natürlich ein, dass bei Schweizer Holz die Wertschöpfung in der ­Region bleibt. Angefangen bei der Waldwirtschaft, weiter bei allen Transporten, bei der Sägerei wie auch beim Zimmermann oder Schreiner – der Franken bleibt hier. Wenn ich mein Holz beispielsweise am Rand Europas einkaufe, so dauert das sehr lange, bis dieser Franken (wenn überhaupt je einmal) wieder in die Schweiz zurückkommt. Die aktuelle Ausgabe unserer Zeitschrift trägt den Titel «Schweizer Holz – ja, wir wollen es». Will es der Durchschnitts­ schweizer wirklich oder ist das ein Wunsch­ denken der Wald- und Holzbranche? Ja, ich denke, dass der Kunde Schweizer Holz will. Oft ist es aber auch so, dass der Kunde einfach davon ausgeht, dass er Schweizer Holz erhält, wenn er in der Schweiz einer Zimmerei oder Schreinerei eine Arbeit vergibt resp. dort etwas bestellt. Die Endkunden kennen die Wege und Vorgänge im Holzhandel gar nicht. Hier stehen bestimmt auch wir Unternehmer in der Pflicht, denn oft sind wir es, die einfach das Billigste einkaufen, um die Konkurrenz preislich unter Druck zu setzen.

Heisst das also, dass der Holzverarbeiter von seinem Lieferanten einfach das billigste Holz des gewünschten Sortiments erhält, wenn nicht explizit CH-Holz bestellt wurde? Ja, genau. Und das ist eigentlich auch das Problem. Auf der Rechnung steht dann wohl irgendwo «EU-Raum» oder «heimisch», aber heimisch geht ja bekanntlich auch weit über unsere Landesgrenzen hinaus. Viele Holzbaubetriebe glauben selber gar nicht, dass wir – wenn es richtig organisiert ist – mit Schweizer Holz bauen können. Fragen die heutigen Bauherren nach Schweizer Holz? Wie bereits erwähnt: Grundsätzlich glaube ich, dass CH-Holz gewünscht ist. Doch die Bauherrschaft befasst sich meistens zu wenig damit, um letztendlich sicher zu wissen, ob da wirklich CH-Holz drinsteckt. Es ist auch ein Problem des Labels. Ein Betrieb kann problemlos einen einzelnen Betriebszweig oder ein einzelnes Produkt mit dem CH-Holz-Label zertifizieren, gleichzeitig aber den Grossteil des Betriebs mit Importware von irgendwo betreiben. Für den Kunden sind diese Gegebenheiten undurchsichtig. Wer beim Eingang meines Betriebs das CH-Label sieht, nimmt an, dass der gesamte Betrieb entsprechend zertifiziert ist und so handelt.

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BuWa1905_050 50

02.10.19 11:37


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